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II.

In den letzten Wochen des Juni 1530 verließ Johann Apel Wittenberg, etwa am 10. Juli kam er in Königsberg an. Eben damals war Paul Sperat zum Bischof von Pomejanien ernannt worden. Mit ihm, der zur nämlichen Zeit wie Apel in Würzburg gewirkt hatte, war letzterer durch alte Freundschaft verbunden 131). Unter dem 29. Juli benachrichtigte er den Bischof brieflich von seiner Ankunft. Er bedauert, daß sein Weg ihn nicht über Marienwerder, wo Sperat wohnte, geführt, er sei in Begleitung seines Verwandten Smidner gereist, und dieser habe über Danzig gewollt. Luther, der ihm von Coburg aus geschrieben, lasse Sperat! grüßen. Sperat antwortete unter dem 26. August, gratulirt Apel zu seiner Ankunft und zu seinem hohen Amt, das um so ehrenvoller sei, als er sich nicht darum bemüht, sondern dasselbe erst auf vieles Bitten angenommen habe.

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Der Briefwechsel zwischen Apel und Sperat wurde fortgesezt und ist uns, wie es scheint, ziemlich vollständig erhalten 132). Sperat hat bald in einer Ehesache sich Raths zu erholen, bald dieß, bald das durch Apel an den Herzog zu bringen, besonders scheint es ihm am Herzen gelegen zu haben, eine Schenkung von wüsten Ländereien, welche ihm Markgraf Albrecht gemacht hatte, durch Vermittelung des Kanzlers in beßter Form Rechtens gesichert zu sehen. Mitunter heißt es wohl auf der Adresse Apello etc. amico facile primo 133) und auch

Präsente werden zum Zeichen der Dankbarkeit ge= macht, so am 24. Januar 1532 ein Biberfell 134).

Außer Sperat fand Apel noch andere alte Freunde in Preußen. Crotus Rubeanus zwar scheint damals schon seine Rückreise nach Deutschland angetreten zu haben, aber es wirkten in Königsberg Brismann, Poliander und Andere, die Apel von Wittenberg oder Nürnberg her kannte. An Poliander trägt Luther in einem Brief an Apel vom 7. November 1530 135) Grüße auf. Luther hatte von Apels glücklicher Ankunft in Königsberg noch auf der Koburg Nachricht erhalten. Jezt be nugt er eine Gelegenheit, welche sich durch die Reise Peter Wellers, eines von Herzog Albrecht unterstüßten Studenten, bietet, um Apel zu gratuliren, sowol zu sei= ner Ankunft, als zu seiner ehrenvollen und auskömmlichen Stellung. Es heißt in dem Brief:,,Gott möge Dir endlich seinen Troft verleihen und einen Manasse aus Dir machen, der aller früheren Prüfungen und Leiden nicht mehr gedenkt". Auch mit Sebald Münsterer in Wittenberg stand Apel in Briefwechsel 138).

Die amtliche Stellung, welche Apel einnahm, war eine sehr einflußreiche und wichtige. Der Kanzler von Preußen war Mitglied des geheimen Naths des Herzogs uno hatte in diesem das Referat in Justizsachen. Da nun der Herzog damals die Gerichtsbarkeit in zweiter und zum Theil auch in erster Instanz persönlich ausübte, war ein Hauptgeschäft des Kanzlers die Ausfertigung der auf seinen Vortrag von dem Herzog ertheilten rechtlichen Bescheide. Apel hat für sie mit Antritt seines Amtes ein besonderes Buch angelegt, welches noch vorhanden ist 137). Seine Urteile zeichnen sich durch Kürze und Deutlichkeit aus, sie haben eine gewisse Aehnlichkeit

mit alten Schöffensprüchen, gelehrte Ausfürungen und Citate sind durchweg vermieden. Doch war die Bearbeitung der Justizangelegenheiten nicht das Einzige, was dem Kanzler oblag. Alle Regierungsfachen, die eine juristische, oder überhaubt gelehrte Bildung vorausseßen, fielen in sein Ressort. Als Dirigent der herzoglichen Kanzlei hatte er auch für alle Erpeditionen zu sorgen, namentlich die in lateinischer Sprache selbst zu concipiren. Es würde zu weit führen, wollte ich auf die inneren Regierungshandlungen Herzog Albrechts näher eingehen, welche in die Amtszeit und unter den maaßgebenden Einfluß Johann Apels fallen. Als Angelegen= heiten von höherer zum Theil bis in die Gegenwart hereinragender Bedeutung erwähne ich die Berathung und theilweise Feststellung (13. Dec. 1533) der Landesordnung 138), die Stiftung und Bewidmung des großen Hospitals im Löbenicht (1531) 139), die Maaßnahmen gegen die sich mächtig ausbreitende Secte der Wiedertäufer 140).

Ueber die lezteren spricht sich Apel in einem Brief an Seperat vom 18. Aug. 1531 folgendermaßen aus: „Es ist das Gewissen beschwerend, daß wir gegen ihren hartnäckigen Irrthum uns so nachsichtig bezeigen, zumal da es klar am Tage liegt, daß die Phantasieen jener Leute erstens in sich Widersprüche enthalten, ferner der heiligen Schrift geradezu widerstreiten, endlich nicht mit der Gesammtüberzeugung, um mit Horaz zu reden, stimmen. Ich ermahne Euch daher, ehrwürdiger Vater, was ihr auch immer in dieser Sache thun möcht, mit Nach druck und Eifer zu handeln".

Apel hatte sich das Vertrauen seines Fürsten bald erworben. Seine Nathschläge, seine Empfehlungen gal

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ten viel, ja es verknüpfte den von ächter Humanität durchdrungenen Herzog und seinen Kanzler nicht bloß das kalte Dienstverhältniß: aus der Zeit, wo dieses schon gelöst war, besißen wir Zeugnisse, wie es das Band wahrer Freundschaft war, welches sich um den Fürsten und seinen Diener geschlungen hatte. Das wußte man im Lande wohl, und auch Männer wie Sperat, die selbst in hoher Stellung und großer Gunst standen, verschmäh ten es nicht, Apel um seine Fürsprache anzugehen, wenn sie etwas bei dem Herzog erreichen wollten.

Die Lage Markgraf Albrechts war keine beneidenswerthe. Ueberall trat ihm bei dem Bestreben, seinem Land die Segnungen einer höheren Cultur zu verschaffen, die Rohheit und der widerspenstige Sinn seiner Unterthanen entgegen. Dazu offene oder noch gefärlichere heimliche Feinde ringsum. Nicht ohne Sorge blickte der Fürst auf die Anstrengungen der deutschen Herren, das verlorene Ordensland wieder zu gewinnen 141). Die im Jahr 1532 wider ihn erkannte Reichsacht war ihm keineswegs gleichgültig. Bedenken verursachte auch das Verhältniß zu der Krone Polen. Wohl hatte Albrecht sein Land von ihr zu Lehen genommen, um einen Rechtstitel für seinen Besiß und einen mächtigen Schuß gegenüber dem Orden zu haben, aber er war keineswegs gewillt, dadurch seiner Selbstständigkeit oder seiner Ehre etwas zu vergeben. Nun waren aber zur Zeit, von der wir handeln, Dinge vorgekommen, welche einestheils bewiesen, daß man in Polen die Hoheitsrechte Albrechts nicht hinlänglich respectirte, anderntheils aber zeigten, daß man ihn mehr als Inhaber einer unterworfenen Provinz, wie als Herrscher über einen zwar selbständigen, aber doch gleichberechtigten Bestandtheil des Reichs be

trachtete. König Sigismund I. hatte im Jahr 1529 von den Polnischen Ständen seinen Sohn Sigismund August zum König wählen lassen, ohne Albrecht zuzuziehen 142). Der Herzog verlangte deshalb vor Allem bezüglich der Königswahl Zusicherung von Sitz und Stimme 143). Zugleich brachte er zwei andere Beschwerde punkte vor. Es war geschehen, daß Unterthanen Albrechts von dessen Urteilen an den Polnischen Hof appellirt hatten und daß die Appellationen angenommen worden waren; ferner, daß der König von Polen Widersachern des Herzogs freies Geleit ertheilt hatte 144). Auf zwei Polnischen Reichstagen waren die Wünsche und Beschwerden Albrechts unbeachtet geblieben. Aber auch als der Herzog im Januar 1533 eine besondere Gesandtschaft 145) an den Reichstag in Petrikau abfertigte, in welcher sich Johann Apel befand 146), ließ sich nichts erreichen. Die Gesandten, mit allen ihren Anträgen zurückgewiesen, kehrten unverrichteter Sache zurück 147).

Apel machte auf dem Reichstag die Bekanntschaft des Königlichen Generalsecretärs Jan z Choinie Choinski, Iz Bischof von Przemys(148). Er widmete ihm nachmals jeine Methodica dialectices ratio,,allein darvmb, das er mit seiner person (dem Herzog Albrecht) ethwas mehr freuntschaft haben möcht. Den wie ich inen an sich (wie ich ihn ansehe). so wirt er in der kron (Polen) vill werden" 149).

Dies führt mich zurück zu Apels schon vorhin ge= schildertem Werk 150). Das Dictat, über welches ich berichtete, war vielfach abgeschrieben und auch über Wittenberg hinaus verbreitet worden. Den Autor mahnten seine Freunde, an die Herausgabe zu denken, sonst sei Gefahr, daß irgend ein habsüchtiger Drucker zum Nach

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