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dennoch unverjährbar sein würden. Denn die Steuern, welche dem Kaiser zum Zeichen der Unterwürfigkeit gezahlt werden, sind ebenfalls unverjährbar und ebenso müssen die Zehenten, welche Gott geschuldet werden, zum Zeichen der Unterwürfigkeit des Weltalls, unverjährbar sein 18).

Der Druck des Alphabetum aureum wurde am 7. März 1508 (ad nonas Martias) vollendet. demselben beigefügten Werke geben weiteren Aufschluß über die Anfechtungen, welche Petrus Ravennas in Köln. zu erdulden hatte.

Demselben ist nämlich beigedruckt 1) Ein Brief des Ortuinus Gratius, Professors der schönen Künste, an Petrus Ravennas, datirt aus Köln in der Bursa Knyk, 1. April 1508; 2) Eine Schrift desselben betitelt: Ad Petrum Ravennatem suae peregrinationis Criticomastix; 3) Ein Brief des Petrus Ravennas an Ortuin. Gratius,,,seinen Gönner und stets geliebten Freund."

Der Brief sub 1 spendet Petrus mit übertreibenden Worten Lob. Da derselbe,,unter allen Edlen der Gelehrteste und unter allen Gelehrten der Edelste" sei, habe Schreiber es nicht unterlassen können, die Tüchtigkeit nach Verdienst zu preißen und des Petrus Wanderschaft kräf tig zu vertheidigen, denn es seien unbillige, das Feld der Thorheit abweidende Tadler derselben aufgetreten. Die Schmähungen jener fanatischen Verkleinerer wolle Schreiber durch diese Kritikergeißel denn so nenne er das Buch - zurückweisen. Folgt summarische Inhaltsangabe des Buchs und die Bitte,,Johannes Gosius aus Schopingen,,den fleißigsten Nachschreiber der Werke“ des Petrus, lieb zu behalten.

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In dem Schreiben sub 3 dankt Petrus dem Ortuin für seine Criticomastix, ergeht sich in Lobeserhebungen

des Buchs und des Schreibers und fährt dann fort: ,,Was deinen Rath betrifft, hier zu bleiben, so habe ich ihn gerne gehört, aber es ist in Italien so großes Verlangen nach mir, daß ich mich demselben nicht länger zu entziehen vermag. Du hast das Schreiben gelesen, worin der Rector von Padua sich bestrebt, mich in's Vaterland zurückzurufen, du hast hier den Bischof von Schwerin (episcopum sverinensem) gesehen, welcher aus eigenem Antrieb und mit Briefen Vieler versehen, dasselbe erstrebte. Doch gedenke ich noch so lange hier zu bleiben, bis ich Jacob Hochstraten, dem sehr würdigen Professor der Theologie, auf die Einwendungen, welche er gegen einige meiner Rechtsmeinungen erhoben, geantwor tet haben werde. Ich will ihm aber so antworten, daß er sieht, ich sei ein Mann, er mißverkennt die Natur der Italiener, welche nichts auf sich sizen lassen. Ich habe ein Buch über Lehnrecht unter den Händen, mit diesem soll nächstens erscheinen, was sicher gegen die Säße des Magisters der Theologie durchdringen wird.“

In der Criticomastix erklärt Ortuin, Dankbarfeit treibe ihn zum Schreiben, dann folgt eine Schilderung des ersten Auftretens des Petrus in Cöln. Bemerkenswerth ist dabei die Andeutung, Petrus habe die Anstellung in Cöln um so mehr erfreuen müssen, als Gleiches vorher noch keinem Ausländer geglückt sei. Hierauf übertriebenes Lob des Petrus und der Italiener überhaupt. Von der Wirksamkeit des Petrus in Italien will Ortuin nicht erzählen, er will sich darauf beschränken, über die Wanderschaft desselben zu berichten. Petrus habe sich auf derselben großer Gunst hoher Personen zu erfreuen gehabt. Haben wir nicht, sagt Ortuin, gehört, daß Marimilian, unser Römischer König, öfter mit

Hintansehung wichtiger Regierungssorgen, die Unterhaltung des Petrus suchte? Hat nicht der König nächtlicher Weile im Lehnstuhl ruhend sich ausführliche und elegante Vorträge des Petrus über Materien des kanonischen und Civilrechts halten lassen? Das ist etwas Neues, ja Unerhörtes, dem Fürsten nicht minder, wie seinem Lehrer zu Ehren gereichend!" Auch der König von Dänemark hat Petrus in sein Land zu ziehen versucht. Folgt das Berufungsschreiben in extenso, jedoch, wie alle übrigen der Criticomastix wörtlich einverleibten Briefe, von Ortuin aus dem Gedächniß niedergeschrieben, da sein Stiel auch hier unverkennbar ist. Ferner wird erzählt, daß die Herzöge Magnus und Baltasar von Mecklenburg durch Abgesandte Petrus hätten einladen lassen, in ihren Nath zu treten.

,,Aber ich sehe schon Manche, fährt Ortuin fort, welche sagen werden, ich sei in Bezug auf das, was ich von den Fürsten schrieb, wenig glaubhaft. Denn Manche nennen,,ungewaschenen Mundes" Petrus einen Abenteuerer (hominem novum); Andere suchen ihn listig anzuschwärzen, indem sie sagen:,,,,Warum hat Petrus sein Vaterland verlassen, wie kommt er dazu, sich um die Deutschen zu bemühen, Nichtlandsleute zu lehren, seinen Wohnsitz zu ändern, Fremden mehr als den Seinigen zu vertrauen?"" Aber wissen sie nicht, die Thoren, unter welchen Auspicien, unter welchem Gestirne Petrus zu uns gekommen ist? Weil er sie an Gelehrsamkeit übertrifft, deshalb verfolgen sie ihn mit Haß. Während sie ihn herabzusehen versuchen, werden sie im Jnnern von Neid verzehrt. Zwar ist kein braver Mann, weder unter den Theologen, den Juristen, den Medizinern, den Artisten, noch unter den Vornehmen wie Gemeinen

dieser Stadt, der Petrus nicht wohlwollte. Dennoch ist es nothwendig, den Neidern zu antworten, denn aus kleinen Dingen entsteht oft großes Ungemach.

,,Also sein Wegzug aus Italien wird Petrus vorgeworfen. Doch indem die Gegner nach dem Grund desselben fragen, schlagen sie sich selbst, und eben das thun sie, wenn sie Petrus einen Abenteuerer nennen.“

Folgt nun eine ausführliche Erzählung, wie Herzog Bogislav X. von Pommern im Jahr 1497 nach Jerusalem gezogen sei und auf der Rückreise in Venedig im Kreise berühmter Gelehrter, Dichter, Redner wahrgenom men habe, wie viel seiner Hochschule in der Heimath fehle. Bogislav entschloß sich, für dieselbe einen tüch tigen Juristen als Lehrer und Ordner zu gewinnen. Petrus Ravennas wurde ihm empfohlen. Da schickte der Herzog Abgesandte nach Padua, um Petrus lesen zu hören. Als diese das Petrus in Venedig gespendete Lob begründet fanden, knüpfte der Herzog mit demselben. Unterhandlungen an, die endlich dahin führten, daß Petrus für Greifswald zusagte unter der Bedingung, daß der Doge von Venedig, Augustinus Barbadicus, seine Zustimmung ertheile. Der Herzog selbst begab sich zum Dogen, um diese Einwilligung zu erbitten. Der Doge erklärte es anfänglich für unmöglich, Petrus, der die eigentliche Stüße der Universität und in Venedig beliebter, als er (der Doge) selbst sei, ziehen zu lassen, endlich gab er dem Andringen Bogislavs nach. Wieder wird ein Schreiben des Dogen an den Herzog mitgetheilt, worin ausgesprochen ist, daß dem Petrus seine Lectura ordinaria in Padua bewahrt bleiben solle, bis er glücklich_in's Vaterland zurückkehren werde.

,,Petrus verließ nun Padua, welches einer großen

Frequenz fleißiger und gelehrter Jünglinge sich erfreut, er verließ das Vaterland, welches er liebte, er verließ seine Häuser, seinen Besit, seine Grundstücke, seine Freunde, Angehörigen, Mitbürger, die ihn verehrten, dieß Alles verließ er der Deutschen wegen und aus Trieb nach Ruhm. Er bestieg ein Schiff und unternahm das Wagniß einer Seereise. In Italien aber entstand gewaltige Trauer. Die Deutschen, welche zu Padua studirten, folgten ihm."

Nach glücklich beendeter Reise kam der Tag des Einzugs in Greifswald. Dicht gedrängt stand das Volk in den Straßen. An der Seite des Herzogs ritt Petrus in Greifswald ein.

Dort lehrte er einige Jahre, bis ihm der Tod seine Kinder entriß. Da kam ihm der Gedanke an die Heimkehr.

Hierauf wird erzählt, wie Petrus nach Wittenberg und von da nach Köln sich gewendet habe

Zu unserem Glück, wird fortgefahren, ist Petrus nach Köln gekommen. Seine Neider mögen aus dem Vorstehenden erkennen, wie unrecht sie thun, ihn einen Abenteurer zu nennen Mußte er nicht nach DeutschLand ziehen, um Viele aus träger Unwissenheit zum hohen Studium der Weisheit zu führen? Haben nicht vor ihm Viele dergleichen gelehrte Reisen unternommen, haben nicht Viele auch außerhalb ihrer Heimath Großthaten vollbracht? (Mehrere Spalten Beispiele aus alten Zeiten).

Petrus steht in seinem Vaterland in solchèm Ansehen, daß Alles seine Rückkehr erwartet und ersehnt. Ueber den Neid, der ihn verfolgt, darf er sich nicht beklagen, denn alle großen Männer traf der Stachel der Mißgunst (lange Ausführung).

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