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Ordnungsbande ausgezeichnet hatte. Westermann hatte ihn deshalb arretiren lassen, allein auf Verwendung der Conventsdeputirten bei dem Corps zu Saumur ward er durch ein Conventsdecret wieder befreit, und lediglich den fortgesetzten eifrigen Bemühungen dieser Beschüßer vetdankte er endlich seine Ernennung zum Oberbefehlshaber. Der größte Theil der Armee, vorzüglich alle Generale, fühlten sich in dieser Wahl tief beleidigt, und wenn auch die grausame Energie der herrschenden Faction die äußern Zeichen des Gehorsams für den neuen Feldherrn leicht zu erzwingen wußte, so ließ sich doch mit vieler Wahrscheini lichkeit vermuthen, daß so allgemeiner Widerwille, bei den ohnedieß der Subordination höchst ungünstigen Vers hältnissen dieser Armee, nicht ohne wesentlichen Nachtheil bleiben werde *).

Vor der Hand sollte nach den Befehlen des Comité de salut public die Armee von la Rochelle, wie die von Brest, in stricter Defensive beharren. Roffignol gab allen Generalen dazu die strengsten Befehle, und nichts ward in den Stellungen der Republikaner verändert, als daß die zu Tours und Chinon gesammelten Truppen, bis auf eine schwache Division, welche unter General Rey in lehterer Stadt blieb, wieder nach Saumur vorrücken mußten, und daß man die Division unter Tunq in Luçon bis

*) Moniteur p. 826. 905. Guerres des Vendéens I. p. 328-330. 352. 371. 375. Choudieu und Richard' 244. Beauchamp I. p. 263–266.

II. P.

Brücke.

auf neuntausend Mann guter Truppen verstärkte. Die Unternehmungen der Insurgenten an der Nordgränze ihres Gebiets beschränkten sich auf einen Angriff der Division 26. Juli. Bonchamps auf die Verschanzungen bei Erigné vor den Ponts de Cé, welcher so vollkommen glückte, daß die Royalisten, nach Eroberung der Schanzen, selbst für die M. n. der Brücke und bis auf eine Viertelmeile von Angers vordringen konnten. Als indeß die Garnison dieser Stadt gegen fie ausrückte, zogen sie sich nicht nur wieder über die Loire zurück, sondern auch das Schloß an den Brücken und der Posten Erigné auf dem linken Ufer wurden am 28sten Juli, nach einem leichten Kampfe, ihnen wieder entrissen. Die Republikaner, zufrieden Angers gerettet zu haben, benusten den erhaltenen Vortheil nicht weiter, fie verließen sogar bald darauf Erigné von selbst wieder, und beschränkten ihre Vertheidigungslinie in dieser Gegend ausschließlich auf die Loire, indem sie die Brücke über den Stromarm vor dem Schlosse ganz abbrachen. Östlich des Bocage kamen La Roche Jaquelein und Stofflet am 4ten August mit einem Streifcorps bis Doué und drangen selbst weiter gegen Saumur vor; Roffignol, jezt mit seinem Hauptquartier in lezterer Stadt, ließ dreitausend Mann, darunter dreihundert Reiter, gegen sie ausrücken, und in Folge eines lebhaften Gefechts am 5ten August, in welchem auch Stofflet verwundet wurde, nachdem La Roche schon Tages vorher in einem unbedeutenden Scharmüßel noch schwerer verlegt worden war, mußten die In24M. w. Saum. surgenten selbst Doué wieder råumen. Die siegenden

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Republikaner, ihrem Operationsplane treu, kehrten gleich nach dem Treffen wieder nach Saumur zurück. In glei chem Sinne ließ Rossignol dem General Rey, welcher ohne sein Vorwissen mit eintausendvierhundert Mann am 14ten August zu einer Expedition gegen Chollet von Chinon aufbrach, auf halbem Wege Halt gebieten. Der Befehl wurde zwar befolgt, allein bitter beschwerte sich der Divisionsgeneral über denselben, indem, wie er meinte, die Abwesenheit der Insurgenten zu ihrer großen Expedition gegen Luçon, den glücklichen Erfolg seiner Unternehmung, und damit, außer wichtiger Beute, die Befreiung dreitausend gefangener Republikaner in Chollet fast unfehlbar gesichert hätte. Wir erwähnen übrigens vieser nicht ausgeführten Expedition nur der Vollständigkeit wegen; fie ereignete sich, wie bemerkt, später, als der dritte Angriff der Royalisten auf Luçon, und schon aus den frühern, eben erzählten Ereignissen an der Ost- und Nordgränze des Bocage konnten die Insurgentengenerale mit Wahrscheinlichkeit schließen, daß der Feind so wenig von diesen Seiten, als in dem westlichen Gebiet, ihre Plane gegen Luçon stören werde *). Als Generaliffimus entbot Elbée

*) Moniteur p. 909. 945, 952. L'an II. p. 574. 583. Madame la Roche Jaq. I. p. 215. 216. Guerres des Vendéens I. p. 419–425. II. p. 13. 29–31. Philippeaux Réponse p. 30-36. Choudieu und Richard II. p. 247-251. Beauchamp 1. P. 270

273. 287.

f. St. Malo.

zu dieser wichtigen Unternehmung nicht nur die Armee des Centrums und die große Armee, sondern auch Charette mit den westlichen Chefs sollte daran Theil nehmen; die Division Bonchamps ward ́ gegen die feindlichen Truppen in Angers und Saumur, die Abtheilung unter Stofflet gegen Thouars, und die Divisionen im Lorour und Pays de Rek gegen Nantes zurückgelassen. Zu Chantonnay follten alle zum Angriff bestimmte Abtheilungen der drei Insurgentenheere zusammentreffen.

Um diese Zeit, und zwar genau während der Vorbereitungen zu dem Zuge gegen Luçon, erschien der erste Emissair der englischen Regierung in der Vendée. Es war der Chevalier Linteniac, Emigrant aus der Gegend von Rennes. Von Jersey aus bei St. Malo an das Land gesezt, erreichte er zu Fuß, mit Hülfe der vielen königlich gesinnten Landleute in Bretagne, in fünf Nachtwenigstens 22m. mårschen die Loire gegenüber dem Lorour, und kam in einer kleinen Barke glücklich durch die feindlichen Kanonierbôte auf das linke Ufer. Zu la Boulaye, einem Schlosse unweit Chatillon, überreichte er den Vendéegeneralen seine Depeschen, die er als Pfropf in einer Pistole mit sich ge= führt. Unterzeichnet von dem englischen Staatssecretair Dundas und dem Gouverneur zu Jersey, enthielten fie mehrere Fragen über den Zweck, die Ausdehnung und die Kräfte der Insurrection, welche so klar als die Capitulationspunkte von Mainz und Valenciennes bewiesen, daß die äußere Coalition gegen die Republik noch ohne alle nähere Kenntniß über den Bürgerkrieg im Innern war.

Man wußte nicht, focht die Vendée für die alte Verfass fung, für die Constitution von 1791, oder für die Giron disten; aus der Wichtigkeit der Kriegsvorfälle, deren im Convent von Zeit zu Zeit Erwähnung geschah, mochte sich das Gerücht gebildet haben, daß vierzigtausend Mann Linientruppen den Stamm der Insurrection ausmachten, und indem das englische Schreiben selbst an den eingebildeten General Gaston gerichtet war, enthielt es zugleich die Voraussehung, dieser Gaston sei mit dem Republikaneroffizier gleiches Namens, welcher als Commandant von Longwy diese Festung den Alliirten übergeben hatte, eine Person. Demnächst bot das englische Cabinet den Royaliften in allen Fällen Hülfe an, und überließ ihnen, die Art derselben, und wie sie ihnen zukommen könne, vorzuschlagen. Die Vendéegenerale schilderten in der Antwort treu ihren Zustand, erklärten, daß ein Corps Emigranten, befehligt von einem Prinzen des Hauses Bourbon, ihnen die zweckmäßigste Truppenunterstühung sein würde, und schlugen Paimboeuf oder St. Gilles zu Ausschiffungspunkten vor, da man sich dieser Orte weit leichter bemächtigen könne, als der entfernten und stärker befestigten Håfen Lorient, la Rochelle und Rochefort, welche von den Engländern dazu in Vorschlag gebracht worden waren. Mit dem gelandeten Corps regulairer Truppen werde man zwanzigtausend junge Leute aus der Vendéearmee vereinigen, und sie leicht zu einem entfernteren Zug auf das rechte Ufer der Loire bewegen können; die ganze Bretagne warte nur einer solchen Veranlassung und eines solchen

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