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heit der Nacht bald die ganze Division in vereinzelte Flüchtlinge auf, welche nach der einzig noch offenen Seite, gegen Mareuil und la Roche sur Yon, dem Labyrinth des Bocage zu enteilen suchten. Kaum eintausendfünfhundert Mann entkamen in dem fremden, durchschnittenen Lande den nachsehenden Eingebornen; fast alle übrigen wurden der Rache geopfert, und die Sieger fanden bedeutenden Ersak für den Verlust ihrer lezten Niederlage in fast allem Geschüß, der Bagage und den Waffen des geschlagenen Feindes.

General Chalbos, welcher mit einem bedeutenden Corps in Fontenay stand, zog sich auf die Nachricht die4 M. f. 8. Luçon.ses Treffens schleunigst bis Niort zurück, und ohne die endliche Reife des großen feindlichen Operationsplans würden die Royalisten jest den lange vergeblich gewünschten Befit der Stadt Luçon und der ganzen südlichen Ebene ohne Schwertstreich haben erlangen können. Allein schon schleuderte das furchtbar sich thürmende Ungewitter, welches die Vendée bis auf Grund und Boden vernichten follte, seine ersten Blike, und ohne einen Augenblick zu verlieren, mußten sich die Sieger vom Schlachtfelde aus nach dem Innern zurückwenden, wenn sie dem Sturme noch zu rechter Zeit begegnen wollten. Bevor wir sein Wesen und seine innern Kräfte darlegen, sei uns ein flüchtiger Blick auf die lehten Ereignisse in der westlichen Vendée erlaubt *).

*) Moniteur p. 1084. 1103. Madame la Roche Jaq.

Eine vergebliche Unternehmung der Insurgenten des 10. August. Pays de Rek, unter la Cathelinière, gegen den befestigten Posten des Chateau d'Eaux, welcher nahe am linken Ufer der Loire die wichtigen Gießereien auf den Inseln

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bei Indret deckt, war der einzige Vorfall von einiger 1 M. w. Nant. Wichtigkeit, welcher in dem ganzen Zeitraum von Ende Juni bis Ende August im Norden der westlichen Vendée die Ruhe unterbrach. Im Marais soll Charette, wie Beauchamp erzählt, nach der Schlacht bei Luçon, Challans genommen und darauf St. Gilles vergeblich angegriffen haben. Allein keine andere Quelle erwähnt dieser Ereignisse, und da zugleich derselbe Geschichtschreiber auf derselben Seite eines spåtern Angriffs der Insurgenteng unter Charette auf Challans erwähnt, welcher nur desz halb verunglückt sei, weil die Bauern jeden Posten, vor dem sie einmal gescheitert wären, für unnehmbar gehalten, so lassen sich diese Begebenheiten bei der ohnedies so geringen Autorität des einzigen Schriftstellers, welcher ihrer gedenkt, nicht in die Geschichte aufnehmen. Dagegen ist außer Zweifel, daß Charette in Verbindung mit Joly und Savin am 26sten August einen ernstlichen Angriff auf la Roche sur Yon unternahm, wohin Ge- 4 M. n.d.Sabl. neral Mieskowsky, welcher jezt die Division von Sables d'Olonne befehligte, an demselben Tage vorgerückt war. Die Republikaner gingen nach kurzer Vertheidi

I. p. 209. 210. Beauchamp I. p. 307-309. Guer-
res des Vendéens II. p. 115-121.

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gung dem Feinde, welcher gleichzeitig von drei entgegen= gefeßten Seiten anrückte, angriffsweise entgegen, und warfen die - Avantgarden der drei Colonnen so rasch auf: die nachrückende Hauptmasse zurück, daß auch diese in Unordnung gerieth und fast ohne Widerstand das Feld räumte. Bei der kurzen Dauer dieses Gefechts- kostete es beiden Theilen nur wenig Menschen und blieb auch ohne andere wichtige Resultate, gleich mehrern andërn unbedeutenden Postengefechten zu Ende des August ́und in den ersten Tagen des September, welche Beyffer *)

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1.15

und die Besatzung von Nantes, theils unmittelbar vor 11⁄2 M. f. Naat. den Brücken dieser Stadt, theils in der Gegend bei: Vilz leneuve, den Insurgenten lieferten. Gleich nach diefens lehtern Gefechten nahm der erste Vernichtungsfeldzug feil å nen Anfang **),

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So lange im Innern Frankreichs der Royalismus in freier Flamme løderte, durfte keine Republikanerfaktion, ~ wie unbeschränkt sie auch über ihre Anhänger und Un terworfenen gebieten mochte, wie glücklich sie selbst den Krieg gegen die äußern Feinde bestand, auf Sicherheit

*) Beysser war in Folge seiner Erklärungen für die Girondisten

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entsegt, aber bald nach der freiwilligen Unterwerfung der Bür

gerschaft von Nantes von dem Convent ebenfalls wieder zu Gnaden angenommen worden.

**) Moniteur p. 970. 1038. 1050. 1056. 1074. Guerres des Vendéens II. p. 33. 71-79. Beauchamp I. p. 286. 303-307, Bouvier I. p. 141-145.

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und Dauer ihrer Herrschaft zählen.,, Die Vendée, mußte vernichtet werden; und mit dem ganzen energifchen Eifer, welcher alle Handlungen der Jacobiner des Berges be= zeichnet, gingen fie an das schwierige Werk. Der zweite Artikel der Capitulation von Mainz und der dritte der von Valenciennes verpflichtete die Garnisonen beider Städte, nicht gegen Preußen, Österreich und deren Alliirte zu dies nen; allein die französischen Royalisten waren in den Uugen des Convents Rebellen, nicht eine unabhängige Macht, auch war keine förmliche Verbindung zwischen ihnen und. den äußern Feinden Frankreichs bekannt. Der Kriegsminister erhielt daher Befehl, und drei Millionen zu dessen Ausführung, die Garnison von Mainz mit Extrapost zu der Armee gegen die Vendée zu schaffen, Schon in den lezten Tagen des August traf die Avantgarde dieses fechzehntausend Mann starken Corps gut disciplinirter, krieggewohnter Truppen bei Angers ein; was von der Garnison von Valenciennes nicht gegen, Lyon, gebraucht wurde, erhielt dieselbe Bestimmung, konnte sie indeß nicht eher als im Laufe des Monats October erreichen. Außer diesen Kerntruppen sendete man noch so bedeutende Verstårkungen an alten und neuen Linientruppen gegen die Vendée, daß zu Anfang des Septembers, mit Ausschluß aller Nationalgarden, eine regulaire Armee von wenigstens fiebenzigtausend Mann zur Eröffnung des Feldzu= ges bereit stand.

So ansehnlich diese Macht an sich erscheint, so follte sie nach der Riesenidee des Convents doch nur

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den Kern für die ganze streitfähige Bevölkerung aller umliegenden, Distrikte bilden, welche, gleichzeitig aufgeboten,' in unwiderstehlicher Menge die Oberfläche des in surgirten Landes nicht allein in seiner ganzen Ausdehnung überschwemmen, sondern demnächst in eine für immer unbewohnbare Wüste verwandeln würde. Nur durch die Vernichtung des Terrains selbst, welches, der Insurrection und ihrer beständigen Erneuerung so große Vortheile gewährte, glaubte man dieses hartnäckige Übel in seiner Wurzel ausrotten zu können, und schon am 31sten Juli gab ein Conventsdecret zu dieser unerhörten Operation folgende Detailvorschriften: Alle Wohnungen in der Vendée werden zerstört, alle Wälder, alle Bäume, alle Hecken niedergehauen, Heidekraut und Buschwerk verbrannt, die Erndte abgeschnitten und mit allem Vieh hinter die Armee gebracht. Vierundzwanzig neu zu er=. richtende Pioniercompagnien wurden insbesondere zu Ausführung der Zerstörungsmaaßregeln bestimmt; außerdem follte aber die ganze Armee zu diesen Zwecken benußt und namentlich mit Brandstoffen aller Art in großer Quantität versehen werden. Von der widerspenstigen Bevölkerung der dann unwirthbaren Wüste blieben die streitfähigen Männer dem Tode geweiht, Greise, Weiber und Kinder wollte man in das Innere der Republik abführen, nichts von der Vendée follte übrig bleiben, als der unzerstörbare Erdenklos, über welchen sich einst ihre blühenden und glücklichen Gefilde erstreckten. Zu vortheilhafterer Führung des harten Kampfes, welcher der

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