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Schutes, um sich, so wie die Vendée, in Masse gegen die Republik zu erheben. Mit dieser Antwort gelangte Tinteniac auf demselben Wege, den er gekommen war, glücklich nach England; vor der Hand waren indeß die Ausfichten, welche seine Sendung den Insurgenten eröffnete, noch zu entfernt, als daß sie Einfluß auf ihre nächsten Unternehmungen håtten haben können. Am 12ten August vereinigten sich nach der frühern Verabredung die drei Vendéeàrmeen gegen Luçon zu Chantonnay *).

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*) Madame la Roche Jaq. I. p. 198–206. Beauchamp I. p. 278-280.

Wesentlich weichen diese Quellen hier von einander ab. Indeß Frau von La Roche Jaquelein hat nach ihrer Behauptung wegen ihrer feinen leserlichen Handschrift selbst die Antwort an die englischen Minister geschrieben; sie versichert, Bonchamps und Elbée, ersterer durch seine Verwundung abge= halten, legterer mit Versammlung der Armee beschäftigt, hätten Tinteniac zu la Boulaye nicht gesehen, weil derselbe, um seinen Führer jenseits der Loire nicht zu verfehlen, nur im Ganzen vier Tage in der Vendée bleiben konnte, und der Stempel einfacher Wahrheit, welcher das ganze Buch dieser Schriftstellerin bezeichnet, ist jeder Zeile ihres Berichts von Tinteniacs Sendung höchst überzeugend aufgedrückt. Beauchamp legt dagegen gerade den abwesenden Generalen Elbéè und Bonchamps viele hochklingende Gründe und Gegengründe in den Mund, welche nebst seiner ganzen Erzählung dieser Verhandlung offenbar eine spåter folgende Stelle seines Buchs begründen sollen, die, nach allen übrigen Quellen, ausgemacht nichts als Unwahrheiten enthält.

So auffallend als merkwürdig beweist die Geschichte dieses Zuges, wie die gewöhnlichen Gefährten des Glücks, Eitelkeit, Neid und Pedanterie, auch in der Vendée in demselben Augenblicke eingezogen sind, wo die dringendste Gefahr nicht mehr jeden Gedanken und jede Kraft in Unspruch nahm. Mit Verachtung sah die große Armee auf die minder glänzenden Thaten der westlichen Insurgenten herab, und ruhmredig beleidigend äußerten sich diese und selbst ihr General Charette hinwieder über die leßten Unglücksfälle der östlichen Royalisten vor Luçon. Die Erwählung des Generalissimus, fast ohne alle Theilnahme der westlichen Chefs, war eine andere Veranlassung zu Unzufriedenheit und Neid, obgleich Charette und der größte Theil seiner Offiziere von selbst von der Wahlversammlung ausgeblieben waren. Beißende Worte und beleidi= gende Anspielungen fielen von beiden Seiten; indeß noch trug die Spannung mehr den günstigen Charakter, wel= cher Wetteifer erweckt, als den verderblichen Stempel der Zwietracht, und jedenfalls schien sie dieser Unternehmung noch weniger gefährlich, als die künstliche Schlachtdisposition, welche Lescure, 3ögling einer Militairschule, im Kriegsrath durchsehte. Er, der Mann, dessen kühner Heldenmuth zur Zeit der Noth an der Spike der Bauern, im rücksichtslosen Anlauf ihrer ganzen Masse, die glånzendsten Siege errungen hatte, kam jest bei mehrerer Muße auf den Gedanken, mit einem fünfunddreißigtausend Mann starken Bauernheere en Echelon vom linken Flügel anzugreifen. Tapfer wie sonst, begab er sich selbst mit zwei

tausend Mann zu Charette, welcher, wetteifernd mit der großen Armee, für sein sechstausend Mann starkes Corps das erste Echellon erbeten hatte. Royrand und La Roche bildeten die zweite, Elbée und Talmont die dritte Stufe.

In dieser Ordnung rückte die Armee am Morgen des 4 M. f. Chant. 14ten August in der Ebene von Luçon gegen das feindliche Corps unter Tung vor, welches dicht vor der Stadt, in zwei Treffen aufmarschirt, den Angriff erwartete. 2. Tung gehörte zu den anerkannten Gegnern des neuen Feldherrn der Armee von la Rochelle, und noch am Abend vor der Schlacht war, gleichzeitig mit einer Spionennach-richt von dem Anmarsch der Insurgenten, ein Decret des Kriegsministers in Luçon eingelaufen, welches den Divisionscommandanten seiner Stelle entsegte und dieselbe dem nächst ältesten General übertrug. Bourdon de l'Oise und Goupilleau de Montaigu *), Conventsdeputirte bei dieser Division, und beide mit den Gesinnungen des Generals gegen das Hauptquartier in Saumur einverstanden, erklärten, vermöge ihrer souverainen Gewalt als Volksrepråsentanten, den Befehl des Ministers unstatthaft, und decretirten ihrerseits, daß Tung sein Commando fort= führen solle; mit großer Wahrscheinlichkeit konnte indeß der General aus der bisherigen Handlungsweise der herrschenden Faction entnehmen, daß trotz dieses Decrets

*) Goupilleau aus Fontenay, der dritte Conventsdeputirte bei dieser Division, war abwesend, als das Absegungsdecret für Tung einlief.

jedes nachtheilige Gefecht ihm unausbleiblich den Kopf kosten werde.

Der erste Angriff des linken Flügelechellons der Royalisten war von glücklichem Erfolg. Charette bemächtigte sich gleich anfangs zweier Stücke; drei andere Kanonen wurden bald darauf genommen, und die westlichen Insurgenten sezten diesmal das Gefecht mit so viel Standhaftigkeit fort, daß sie, troß der hartnäckigsten Gegenwehr, zuletzt den ganzen rechten Flügel der Republikaner zum Weichen brachten. Das zweite Echellon litt in seiner mehr zurückgezogenen Stellung, während des Handgemenges des ersten, viel von dem feindlichen · Artilleriefeuer, und Elbée mit dem dritten hatte Mühe gehabt, seine Truppen, welche nach gewohnter Art das Treffen sobald als möglich abzumachen wünschten, in der vorgeschriebenen Entfernung zu halten. Als er endlich vorrücken wollte, bemerkte man in der durchschnittenen Gegend des Dorfes Corp hinter der rechten Flanke große Staubwolken; eine dorthin gesendete Patrouille glaubte Feinde entdeckt zu haben, und bei der Indisciplin und schlechten Übung der Truppen verursachte die Absonderung von dreitausend Mann, welche auf diesen völlig ungegrün= deten Rapport zur Deckung des Rückens und der rechten Seite gegen Corp detaschirt werden sollten, aufs neue langen Aufenthalt.

Mit Takt und Geistesgegenwart benußte Tunq diese Unthätigkeit der Insurgenten gegen seinen linken Flügel. Er zog fast alle Truppen desselben nach dem bedrohten

Centrum, und der weichenden Rechten, und während er dadurch lettere in den Stand seßte, Charette und Lescure wenigstens für den Augenblick aufzuhalten, begegnete die Mitte dem endlich erfolgenden Angriff des zweiten Echellons mit einem so wirksamen Flinten- und Kartätschenfeuer, daß nach wenig Augenblicken alle feindlichen Truppen auf diesem Punkte in unaufhaltsamer Flucht vom Schlachtfelde eilten. Das Corps unter Elbée, schon entmuthet durch die ungewohnte Verzögerung des Angriffs, wandte bei dem Anblick der Niederlage des links vor ihm fechtenden Echellons von selbst den Rücken, und als darauf Tunq alle Kräfte gegen Charette und Lescure vereinigen konnte, wurde auch diese Colonne nach kurzem Gefecht gänzlich auseinander gesprengt, so daß noch lange vor der Mittagsstunde die ganze Vendéearmee, in vereinzelte Flüchtlinge aufgelöst, über die Ebene dem schüßenden Bocage zueilte. Es war dieser ordnungslose Rückzug über die freie Fläche einer deutschen Meile, und gegen einen Fluß mit nur wenigen schmalen Brücken, welcher die Schlacht bei Luçon so mörderisch für die Royalisten, und zu der größten Niederlage machte, die sie noch erlitten hatten. Da die feindliche Reiterei keinen Pardon gab, so sind, selbst nach dem Geständnisse der Geschlagenen, fünftausend Mann von ihnen auf dem Plaße geblieben; Baudry d'Asson, der Mann, welcher zuerst als Anführer das Panier des Aufstandes in der Vendée erhob, war unter dieser Zahl. Siebenzehn Geschüße, als woraus fast die ganze Artillerie der Insurgenten auf diesem Zuge

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