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keinen Ausweg, als Tod oder Gefangenschaft. Schon hatte la Roche die Mauer erstiegen, als ein Parlamentair an Elbée Capitulationsvorschläge brachte; man nahm sie an, und noch vor Abend war das ganze Corps mit zwölf bespannten Kanonen und zwanzig Munitionswagen in der Gewalt der Insurgenten. Der unglückliche Quetineau wollte weder dem Erbieten der Vendéegenerale, ihn bei sich zu behalten, noch ihren Prophezeihungen Gehör geben; um sich wegen der Capitulation zu rechtfer= tigen, kehrte er als Gefangener auf Ehrenwort zu seiner Partei zurück. Im März des folgenden Jahres strafte die Guillotine sein Unglück, seine Rechtlichkeit und sein Vertrauen *).

Nur wenige Tage widmeten die Royalisten in Thouars den materiellen Verbesserungen, welche ihnen dieser wichtige Sieg gewährte. Was sich von den Gefangenen freiwillig anwerben ließ, ward eingestellt; die übrigen mußten, in Ermangelung eines sichern Verwahrungsorts, unter dem Versprechen, nicht wieder gegen die Vendée zu dienen, nach Hause entlassen werden. Ge

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schük, Waffen und Munition nahm man sogleich in Ge3 M. d. Thou. brauch, und nachdem ein Detachement nach Loudin abge

*) Moniteur p. 568. 582. Madame la Roche Jaq. I.

p. 88-96. 100. 111. 112. 120-127. Guerres des Vendéens I. p. 206-212. Beauchamp I. p. 161–165. Turreau p. 80. Richard und Choudieu I. p. 132. Mémoires sur la Vendée p. 39.

schickt worden war, um dem Feind für Tours und Poitierss M. f. Thou. Besorgnisse einzuflößen, brach die Armee gegen Parthenay

auf, und nahm diesen Ort, ohne Widerstand zu finden,

in Besit. Am 13ten bemächtigte sie sich des Fleckens la 54 m. w. Parth. Chataigneraie nach einem lebhaften Gefechte gegen dreitausend Republikaner, die ihn vertheidigen wollten, und

als am 16ten mehrere Insurgentencolonnen von Vouvant 3 M. f. la Chat. herab in die Ebene gegen Fontenay debouchirten, klärte sich endlich der lehte Zweck des Plans auf, welchen die Vendéegenerale zu Benuhung des Sieges bei Thouars entworfen hatten.

Chalbos war nicht eher als durch den Angriff auf la Chataigneraie auf ihre Absichten gegen ihn aufmerksam geworden, so daß die Truppen aus St. Mairent, welche er gleich nach diesem Ereignisse zu sich beordert hatte, erst am 15ten Abends in Fontenay eintreffen konnten; 64 m. w. St. er glaubte sich indeß durch sie hinreichend verstärkt, um das Gefecht mit der Hoffnung glücklichen Ausgangs in der Ebene vor der Stadt annehmen zu können *).

Mair.

*) Die Stärke der Republikaner in diesem Treffen ist nirgend angegeben, da indeß Frau von la Roche Jaquelein (I. p. 135.) für das zweite Treffen bei Fontenay die Armee unter Chalbos zehntausend Mann stark annimmt, so sind die Republikaner in dem ersten Gefecht wahrscheinlich nicht bedeutend schwächer gewesen, denn man findét nirgend einer Verstärkung in der Zwischenzeit erwähnt. Da übrigens keine officielle Angabe der Stärke für beide Treffen existirt, so läßt sich nur aus dem

Vergeblich hatten die Insurgentenchefs gehofft, das Gefühl des Sieges werde in den Bauern die Begierde nach der Heimath wenigstens für die kurze Zeit zu dem Zuge gegen Chalbos mäßigen. Schon nach dem Treffen bei la Chataigneraie fehlte der größte Theil der Armee; selbst Bonchamps hatte seinen Leuten als den entferntesten folgen müssen, und nicht zehntausend Mann zählten die Royalisten, als sie am 16ten Mai Mittags, den linken Flügel an den Vendéefluß gelehnt, den rechten frei in die Ebene ausgedehnt, gegen die Republikaner vorrückten.

Während Chalbos sich gegen ersteren bloß vertheidigte, nahm er seine ganze Reiterei und fiel damit dem Feinde in die offene rechte Seite. Die Royalisten hatten schon Contenance genug, diesen ersten Angriff auch in der Ebene zurückzuweisen. Chalbos ließ darauf zwei Escadrons gegen ihre rechte Flanke stehen; mit den übrigen zog er sich mehr links, so daß er ihnen in den Rücken kam, und wiederholte nun den Angriff gleichzeitig von allen Seiten. Dieser Unfall war entscheidend. Der ganze rechte Flügel der Royalisten zerstreute sich, ihr Geschüß auf dieser Seite ward vor den nahen Defileen in ihrem Rücken genommen, und obgleich Lescure und la Roche, welche den linken Flügel befehligten, Terrain gewonnen und ihre Gegner schon bis an die Stadt zurückgedrångt hatten, so mußten doch auch sie nun eilends weichen, und

vielen Geschüß der Republikaner im zweiten Treffen schließen, daß obige Angabe nicht zu hoch ist.

nur ihrer persönlichen kaltblütigen Tapferkeit verdankte es dieser Flügel, daß er noch in ziemlicher Ordnung und mit seiner ganzen Artillerie vom Schlachtfelde entkam. Vierhundert Todte ließen die Royalisten auf dem Plake, sechzehn Kanonen fielen den Siegern in die Hånde, dagegen ward die Flucht der zerstreuten Bauern durch die Nähe des Bocage so wesentlich begünstigt, daß Chalbos selbst nur vierundachtzig Gefangene von ihnen angibt. Zu schwach, um den erfochtenen Sieg bis in das Innere des insurgirten Landes zu verfolgen, begnügten sich die Republikaner mit der Wiederbesehung des verlornen Landstrichs bis zu dem Flecken la Chataigneraie *).

So niederschlagend diese erste große Niederlage auf die Landleute wirken mußte, so wenig erschütterte sie den Muth ihrer Führer. Alle dachten nur auf Mittel, die Scharte auszuweßen; daß es schnell geschehen müsse, und zwar gegen denselben Feind, der ihnen eben so furchtbar geworden war, ergab sich klar aus den Maaßregeln und dem Zustande ihrer Gegner.

Seit dem 30ften April hatte der Convent die Eintheilung seiner ganzen Kriegsmacht in Eilf Armeen verordnet, von denen die Armee der Küste von la Rochelle in dem Raume zwischen Saumur und Sables d'Olonne, die der Küste von Brest längs der Loire die Vendée be

*) Moniteur p. 613. 618. Madame la Roche Jaq. I. p. 129-131. 135. Guerres des Vendéens I. p. 219223. Beauchamp I. p. 166. 170–172.

kämpfen sollten. Lehtere erhielt keine Verstärkung, und fie blieb daher nach wie vor außer Stand, ihre erst errungenen wichtigen Vortheile zu verfolgen, erstere hingegen sollte mit der größten Anstrengung baldmöglichst zu solcher Überlegenheit gebracht werden, daß man von ihrer kråftigen Offensive mit Zuversicht die schleunigste Beendigung des Krieges hoffen durfte. Die Stadt Paris stellte dazu ein Corps von zwölftausend Mann aus ihrer Nationalgarde, welches ihr Commandant Santerre befehligen sollte; Westermann, ein anderer Führer der Vorstädte am 10ten August, hatte in den Niederlanden aus Ausländern die Legion du Nord, auch Legion germanique genannt, errichtet, welche zweitausend Mann stark, schon um diese Zeit in Tours eintraf. Aus der Nordarmee wurden sechs Mann per Compagnie gezogen, um daraus in Orleans den Stamm für fünfundzwanzig Bataillone Conscribirte zu bilden; acht andere neue Bataillone marschirten von Grenoble nach der Vendée; und da man der bedeutenden Masse dieser Corps, vereint mit den Truppen, welche bereits gegen die Insurgenten standen, noch durch zehntausend Mann Linientruppen Nerv und Haltung zu geben gedachte, so durfte sich der Convent allerdings von dem General Biron, welchem er das Commando der Armee von la Rochelle übergab, große Resultate versprechen *).

*) Moniteur p. 543. 549. 566. 568. 586. Philippeaux Réponse p. 40. Berthre p. 104. Turreau p. 72. Richard und Choudieu II. p. 220. Guerres des

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