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In der westlichen Vendée versuchte Joly am 24sten März vergeblich die Stadt Sables d'Olonne wegzuneh men. Ein zweiter Ungriff am 29sten, wobei auch Savin mitwirkte, ward ebenfalls zurückgeschlagen, und die Royalisten verloren dabei durch einen Ausfall der Besaßung die wenigen Kanonen, welche sie in dieser Gegend zu= sammengebracht und in nothdürftig brauchbaren Stand gesezt hatten *).

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Glücklicher waren Charette und la Cathiliniere am 29ften März in einem gemeinschaftlichen Angriffe auf Pornic, das ihnen der Feind nach kurzem Gefecht nebst drei Kanonen und vieler Munition überlassen mußte '**). Den Republikanern blieb nach diesem Verluste in der nördlichen Vendée nur noch Paimboeuf und die nächsten Umgebungen von Nantes; schon am Achenau standen die 2 M. f. w. Nant. Insurgenten des pays de Rek, im Lorour hatten Lyrot

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Nant.

und Prodhomme ihre Hauptposten bei La Loué und St. 1 und 14 M. d. Julien.

Jeht während der augenblicklichen Ruhe, welche in Folge dieser Ereignisse in den befreiten Gegenden eintrat, erfuhren erst die Insurgenten, was geschehen war. Die Häupter aneinanderliegender Distrikte fingen an, sich zu gemeinschaftlichen Zwecken zu verbinden; man verabredete

*) Moniteur p. 428. 441. Beauchamp I. p. 145-147. Guerres des Vendéens I. p. 120.

**) Bouvier I. p. 59. Beauchamp I. p. 124. Guerres des Vendéens I. p. 106. 107. Nach legterer Quelle ist Pornic schon am 27ften genommen worden.

Vertheidigungspläne, und alles ward aufgeboten, den Kriegsdienst in möglichst zuverlässigen und doch localgemäßen Formen zu organisiren. Jedes Kirchspiel mußte sich einen Anführer wählen; er kannte die streitfähigen Männer in demselben, hielt darauf, daß sie sich bewaffneten, und gebot der General eine Versammlung, so führten ihm diese Hauptleute die geforderte Anzahl Leute zu, und sorgten zugleich, daß jeder Soldat sich auf ei nige Tage mit Mundvorrath versah, indem anfangs noch keine Mittel vorhanden waren, solchen aus Magazinen zu reichen.

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Der glückliche Anfang im Bocage, besonders der Sieg bei St. Vincent, zog vorzugsweise nach dieser Gegend viele Edelleute und vormalige Offiziere, ausgetretene Conscribirte, Deserteure und andere Unzufriedene *).

*) Es verdient besondere Bemerkung, daß durch diese Gegenden. die Gränze zwischen denjenigen Provinzen lief, welche die niedrigste und höchste Salzsteuer (auf einer Seite neun Gro schen, auf der andern funfzehn Thaler für den Centner) zahlten. Dies gewährte Veranlassung zu einem einträglichen Schleichhandel, dessen lebhaften Betrieb man vergeblich durch starke Mauthlinien zu hindern suchte. Die Contrebandiers und vielleicht die Mauthbeamten selbst, deren Subsistenz jezt gleichmåßig gefährdet war, mußten schon aus diesem Grundè sehr geneigt sein, an dem Kampfe Theil zu nehmen, und waren jedenfalls in diesem Terrain die besten Soldaten. Vergl. Ge schichte der Staatsveränderung in Frankreich. I. Theil. S. 111. 112.

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Den ersteren übergaben die Generale das Commando über mehrere Kirchspiele als Unterabtheilungen ihrer Dis strikte; aus letteren fing man jezt schon an, einen Stamm von stehenden Truppen zu bilden, der beständig um den Anführer blieb und zugleich sein zuverlässigstes Werkzeug gegen den Feind, wie daheim das einzige Mittel ward, wodurch er im Nothfall Gehorsam erzwingen konnte. Lange entbehrte die westliche Vendée dieser Hülfe. Schüler und Bediente waren dort noch die tauglichsten Subjecte selbst zu den obersten Offizierstellen; es gab lange Zeit kein geübtes Truppencorps, das der undis ciplinirten Menge als Beispiel und Anhalt dienen konnte, und nimmer durfte der General auf Gehorsam und Orde nung in allen schwierigen Fällen des Krieges hoffen, so lange beides lediglich von dem guten Willen zusammengelaufener Bauern abhing.

Chavette war indeß der erste, welcher sich eine Reiterei zu bilden versuchte; bei ihrer Errichtung, gleich nach der Einnahme von Pornic, zählte sie jedoch nicht mehr als achtunddreißig Mann. Bald dachte man im Bocage ebenfalls darauf, allein es mangelte an allen Nothwens digkeiten, und obgleich in der Folge mehr als tausend Mann zu Pferde dienten, waren sie doch so schlecht geübt und versehen, daß man sie nur in dringendster Noth regelmäßiger Cavalerie entgegenstellen durfte. Gewöhnlich verrichteten sie den Dienst der Avantgarden und Patrouillen, im Treffen selbst hielt man sie zurück, bis der Sieg entschieden war; ihn zu benußen gegen erschrockene

Flüchtlinge, dienten sie so gut, als die beste Reiterei ihrer Gegner. Geschüß ward ebenfalls in Stand gesetzt, so viel man dessen habhaft werden konnte, da die Bauern anfangs großen Werth darauf fehten; indeß erbårmlich waren die ersten Artilleristen, und gut versehen galt eine Kanone, wenn sie zehn Schuß mit sich führte *). Noch lag der Vendée ganze inwohnende Kraft lediglich in den Schwierigkeiten ihres Bodens, in dem festen allgemeinen Willen der Einwohner, fich nimmer wieder dem Joche der Republikaner, am wenigsten dem Aushebungsgesetz zu fügen, und vor allem in dem religiösen Enthusiasmus, welchen die eidverweigernden Priester jekt mit dem Adel vogelfrei erklärt. durch alle Hebel der Religion und des Aberglaubens in dem bigotten Volke tåglich hōher zu entflammen wußten **).

So wie das Treffen bei St. Vincent großen Eindruck auf die Royalisten machte, erzeugte die Nachricht desselben auch in Paris die ersten ernstlichen Maaßregeln gegen die Rebellen. General Berruyer ward bestimmt, unverzüglich um die östliche Vendée eine Armee zu sammeln, wozu die Linientruppen aus den Niederlanden und von der Rheinarmee entnommen, die Nationalgarden und Freiwilligen aus den nahgelegenen Departements aufgebo

*) Madame la Roche Jaq. I. p. 95.

**) Madame la Roche Jaq. I. p. 87, 88. 95. Beauchamp I. p. 147. 148. 180. Turreau p. 56. Bouvier I. p. 90. 68.

ten werden sollten. Canclaur, Obergeneral der Küstenbesaßungen in Normandie und Bretagne, erhielt Befehl, so viel Linientruppen, als im Innern der leztern Provinz' und an den Küsten nur immer entbehrt werden könnten, mit der Nationalgarde in Nantes gegen die westliche Vendée zu vereinigen. Beiden Armeen gab man mehrerë Conventsdeputirte bei, welche die Civilmaaßregeln leiten, die Kriegsoperationen unter ihrer Aufsicht haben und, mit der ganzen Souverainetåt der Regierung bekleidet, selbst die Generale, wo sie es nöthig finden würden, ab- und einsehen sollten. Advocaten, Ökonomen und vormalige Geistliche waren die Personen, welchen man diese Dictatur über die Armee gegen die Vendée zuerst anvertraute.

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Als Berruyer in Angers eintraf, hatte Dumouriez die Niederlande geräumt, und Custine fing eben an, sich auf dem linken Rheinufer vor dem übermächtigen Feinde zurückzuziehen; statt aller von dort erwarteten Linientruppen erhielt daher die Armee nichts, als das Mörderba taillon der Marseiller aus Paris und die meuterischen französischen Garden, jeht Pariser Nationalgensd'armerie genannt. Beide Corps, bedeckt mit den gråuelvollsten Schandthaten der Revolution, dienten nur, Ungehorsam und Raubsucht immer weiter in einer Armee zu verbrei ten, welche, mit Ausnahme vier schwacher Linienbataillons und des Stamms vom 19ten Dragonerregiment, lediglich aus Nationalgarden oder dem noch weniger disciplinirten Schwarm besoldeten Pöbels bestand, den die Municipalitåten unter dem Namen von Nationalfreiwilligen zu

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