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Maire von Bressuire, Namens Delouche, nach heftigem
Zank mit andern dortigen Beamten, aus der Stadt ge=

jagt, und erschien zu Moncoutant an der obern Sèvre 2 M. f. w. Breff. nantaise, um das Landvolk gegen seine Feinde in der

Stadt aufzuheben.

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Mehr als vierzig Gemeinden der Gegend bewaffneten fich in einem Augenblicke und zogen vereint nach dem nahgelegenen Schlosse des Herrn Baudry d'Asson, um ihn als vormaligen Officier zur Übernahme des Commandos zu bewegen. Gegen den Willen des Delouche führte Baudry die Insurgenten am 24sten August zuerst nach Chatillon sur Sèvre gegen die allgemein verhaßtes! M. n. Monc. Distriktsverwaltung, welche dort ihren Siz hatte. Man

fand sie entflohen, zog ohne Widerstand zu finden in die Stadt, und der Haufe verbrannte die zurückgelassenen 1 Archive der entwichenen Behörde.

Bressuire hatte indeß Zeit gehabt, zahlreiche Natio-3M. f. 8. Chat. nalgarden aus der benachbarten Ebene zur Hülfe herbeizuziehen. Als die Insurgenten, um nun auch des Delouche Wünsche zu erfüllen, vor dieser Stadt erschienen, fanden sie selbige so stark befeht, daß nicht nur ihr Angriff nach kurzem Gefecht abgeschlagen ward, sondern auch der ganze schlecht bewaffnete Haufe vor dem überlegenen Feinde auseinander lief, und sich vereinzelt in die nahe gelegenen heimathlichen Schlupfwinkel zerstreute. Hundert Bauern blieben auf dem Plate, 500 wurden gefangen. Ein Theil dieser Unglücklichen ward noch nach ́der Gefangennehmung mit empörender Grausamkeit von den

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Überwindern niedergehauen, zerfleischt, und die blutigen Glieder beim Rückmarsch auf den Bajonetten als Trophäen zur Schau getragen. Dreihundert, welche der Cannibalen Wuth entgingen, fanden zufälligerweise in Niort menschliche Richter, die sie als Verführte betrachteten und meist in ihre Heimath zurückgehen ließen; nur ein Adeliger, Namens Richeteau, ward in Thouars erschossen. Delouche entfloh nach Nantes, wo er erst spåterhin ergriffen ward. Baudry verbarg sich in einem unterirdischen Loche seines Schlosses, und entging darin durch Hülfe einer getreuen Dienerin, welche ihn mit Lebensmitteln versah, während sechs ganzer Monate den sorgfältig= sten Nachforschungen der revolutionnairen Behörden *).

Wie lebhaft auch Adel und Geistlichkeit einen allge= meinen Aufstand wünschen mochten, wie günstig der Augenblick dazu schien, wo alle Linientruppen den siegreich vordringenden Heeren der Alliirten in der Champagne entgegengezogen waren, so hatte doch der Unfall bei Bressuire den Muth der Landleute so allgemein niedergeschlagen, daß nach diesem Ereignisse nicht eine Spur von Insurrection sich mehr im Lande zeigte. Die Unzufriedenheit des Landmanns, mehr in Theilnahme und gekränkter Meinung, als in selbst erlittenem wesentlichen Nachtheil und Verlust begründet, vergaß er oft bei der ungestörten Arbeit zwischen seinen undurchdringlichen Hecken,

*) Madame la Roche Jaq. I. p. 48-50. Beauchamp I. p. 92-100. Guerres des Vendéens I. p. 60.

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bei unverkümmertem Genuß mit seiner Familie in der einsamen Hütte; nicht so hart und beständig drückte die Veranlassung, als daß man nach verrauchter Flamme des ersten Enthusiasmus bei wiedergekehrtem Nachdenken noch Leib und Leben, Glück und Eigenthum dagegen hätte auf das Spiel sehen sollen. Bald gaben die Siege der nun entschieden ausgesprochenen Republik über die Alliirten diesen Rücksichten noch mehr Stärke, und besser denn jemals schien die Ruhe gesichert, als selbst die empörénde Hinrichtung des Königs, ungeachtet des schaudernden Abscheues, den jede Bruft dabei empfand, nicht die mindeste äußere Bewegung veranlassen konnte.

So lag die Vendée, ruhig auf der Oberfläche, glühend im Innern, als das Conscriptionsedict vom 23sten Februar 1793 erschien. Auf eine in Frankreich bis dahin unerhörte Weise sollten die Freude, die Hoffnung, die 'nüßlichsten Mitglieder dieser Einsiedlerfamilien gewaltsam aus ihrer Mitte gerissen, in ungekannte Ferne geschleppt, dort einer Sache geopfert werden, die man mit dem glühendsten Haß verdammte, mit dem tiefsten Abscheu, verachtete. Keine Gnade, keine Rücksicht war zu hoffen, denn die erbittertsten Feinde des Landmanns, die Departements- und Distriktsverwaltungen, sollten das Decret vollstrecken, die Auswahl leiten, und diese Auswahl erstreckte sich über die ganze Population vom 18ten bis zum 40ften Jahre. Gegen diese Tyrannei schütte nichts, sie traf allgemein, sie endete nicht; die Wunden, welche fie schlug, mußten täglich, stündlich bluten; nur ein Mittel

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gab kes bagegen, und hunwillkürlich mit dem Übel selbst fühlte es jede månnliche Brust: man mußte das frischeste, beste Blut, das für die republikanischen Tyrannen fließen follte, kühn gegen fie versprisen.

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hat? Es war am 12ten März 1793, daß im Distriktsort St. Florent. aus der waffenfähigen Mannschaft des Pays dermauges das Conscriptionscontingent gewählt werden follte Bwar unbewaffnet, allein durchgängig mit dem starken Gefühl, sich nimmer im Guten der Wahl zu fügen, erschienen die Landleute. Als die Behörden durch harte Worte und Drohungen die sichtlich üble Stimmung zurückschrecken wollten, nahm die Gährung zu, so daß man sich endlich genöthigt glaubte, eine kleine Kanone, welche vor dem Distriktshause stand, gegen die unruhige Menge abzubrennen. Der Schuß fehlte. Alles warf sich hierauf wüthend auf die wenigen Gensd'armes und Nationalgarden, welche die Behörden schüßen sollten; sie wurden zerstreut, die Beamten mußten fliehen, und Herren des Schlachtfeldes, vernichteten die Bauern die verhaßten Archive, theilten die Distriktscaffen und freuten sich während der Nacht in den Wirthshäusern zu St. Florent jubelnde ihres Sieges. Als indeß am Morgen mit der Ruhe die Überlegung zurückkehrte, zog jeder heim, in Furcht und sinnend, wie er der Rache der schwer beleidigten Republikaner entgehen möchte.

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***ur Jacques Cathelineau, ein Maurer von Profession, der aber, als ein offener Kopf und des Schreibens mächtig, schon seit längerer Zeit als Fuhrmann einen vortheil

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Flor.

haften Woll- und Leinwandhandel trieb, stand am 13ten März des Morgens in seinem Hause zu Pin en mauges, & M. f. 8. St. und bereitete Brod für seine Haushaltung, als die Nachricht des Vorfalls in St. Florent zu ihm gelangte. Augenblicklich trocknet er sich die Hände, wirft einen Rock über und versammelt die Einwohner des Drts, um ihnen vorzustellen, daß das ganze Land verloren sei, wenn man bei dieser That stehen bleiben wolles nur allgemeiner Aufstand und offener Krieg, sogleich angefangen, könne die Thåter, wie das übrige Landvolk, gegen die Wuth und das jezt unerträgliche Joch ihrer unversöhnlichen Feinde schüßen.

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Cathelineau ward allgemein als ein frommer und kluger Mann geachtet. Einige zwanzig junge Leute schlies` ßen sich ihm an; mit ihnen geht er nach dem nahèn Dorfe la Poitiviniere. Die Sturmglocke versammelt die 3 M. s. Pin e.m. Einwohner, und da Cathelineau's Gründe auch bei ihnen Eingang finden, ist seine Truppe bald über hundert Mann stark. Er führte sie unverweilt gegen das Städtchen Jallais, wohin die Municipalität von Chalonne hundert 1⁄2 M. f. Poit. Nationalgarden mit einer Kanone, zum Schuß der Bürger, gegen die übelgesinnten Landleute schon vor mehrern Tagen geschickt hatte *). Auf dem Wege dahin, bis auf zweihundert Mann verstärkt, befiehlt Cathelineau in vollem Lauf anzugreifen, sobald er den Feind auf dem Hügel des Schlosses zu Jallais gegen sich aufmarschirt erblickt.

*) Vial p. 26-28.

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