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Wiesenthal. Am Nebelberg. Roßdorf.

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EGEN Neidhartshau sen und Zella ging der Offensivstoß; auf Roßdorf zu ging die assistirende Bewe gung, die dem Offensivstoß die Flanke decken sollte.

Hier in der Flanke der Linie DermbachNeidhartshausen stand die 4. bairische Di

vision unter Generallieutenant v. Hartmann. Sie hielt die parallel laufende Linie Roß dorf Hümpfershausen mit zwei Brigaden

(7. und 8.) besetzt und hatte ihre Avantgarde bis Wiesenthal vorgeschoben. Die Vertheilung der Streitkräfte war folgende:

Avantgarde: 3. Bataillon vom 9. Infanterie-Regiment und 6. Jägerbataillon in Wiesenthal.

Gros: 1. und 2. Bataillon vom 9. und zwei Bataillone vom 4. Infanterie-Regiment zwischen Wiesenthal und Noßdorf. Reserve: 7. Brigade (Generalmajor Faust) hinter Noß. dorf, mit dem linken Flügel in Hümpfershausen.

Der Kampf, der, wie schon angedeutet, an dieser Stelle nicht beab. sichtigt war (wenigstens nicht in der Ausdehnung, die er annahm) entschied

sich auf dem Terrain zwischen Wiesenthal und Roßdorf. Hier läuft, mehr noch in Flanke als in Front des leßtgenannten Dorfes und dieses theilweise umspannend, ein Höhenzug hin, dessen einzelne Theile verschiedene Namen führen: das »Horn«, der »lange Rain«, der »kurze Rain« u. a. m. Am Südausgange der Hügelkette erhebt sich ein isolirter Bergkegel, 400 Fuß über dem Plateau, mit bewaldeter Kuppe: der Nebelberg, der Hauptschauplatz des Kampfes. Hinter demselben, fast am Fuße des Berges, liegt Roßdorf.

Etwas später als Generalmajor v. Kummer sein Detachement gegen Neidhartshausen und Zella führte, erhielt Generalmajor v. Wrangel Befehl, auf Wiesenthal zu seine Flankenbewegung auszuführen. Sein Detachement bestand aus folgenden Truppentheilen:

1. Bataillon (v. Borries)
2. Bataillon (v. Dürre)

1. Bataillon (v. Böcking)

2. Bataillon (Gozkow)

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2. Bataillon (Rüstow) vom 15. Regiment,
3 Escadrons Husaren,

4 pfündige Batterie Cöster,

12pfündige Batterie Eynatten II.

Das Bataillon Rüstow hatte die Tête und ging auf der Chauffee gegen Wiesenthal vor. Noch war das Dorf nicht erreicht, als die vordersten Compagnieen mit Geschüß- und Gewehrfeuer empfangen wurden. Der starke Regen verhinderte anfänglich jede Uebersicht, troßdem blieb alles im Avanciren und der Feind wurde nach dem verbarrikadirten Wiesenthal hinein- und alsbald nach den dahinter gelegenen Höhen hinaufgetrieben.

Die Unfren folgten. Als sie das Dorf (Wiesenthal) im Rücken hatten, klärte sich das Wetter etwas auf und gestattete eine Umschau. Die aus Wiesenthal hinausgedrängten Avantgarden - Bataillone des Feindes zogen sich, zwischen den Bergen hin, auf Roßdorf zurück; in Front des Nebelberges aber standen 4 frische Bataillone, bereit, unser Nachdrängen zu hindern. Zwischen ihnen und den Unfren lag ein Wiesengrund.

Generalmajor v. Wrangel nahm drei Bataillone in die Front und beschloß den Feind über den Berg und nach Roßdorf hinein zu werfen.

Das 2. Bataillon (v. Dürre) 13. Regiments nahm den rechten, das 2. Bataillon (Rüstow) 15. Regiments den linken Flügel; das 2. Bataillon (Gozkow) 55. Regiments attakirte im Centrum. Gleichzeitig wurde die 4pfündige Batterie Cöster vorgeholt, um, von den nordwestlich von Wiesenthal gelegenen Höhen aus, den Angriff zu unterstügen.

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Die ausgezeichnete Wirkung dieser Batterie, wie nicht minder das ungestüme Vordringen unsrer Colonnen,*) veranlaßten bald, daß drei Bataillone des Feindes sich vollständig auflösten und in die bewaldete Kuppe des Nebel

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berges hineinliefen. Das vierte Bataillon des Feindes ging nördlich, ebenfalls aufgelöst, um den Bergkegel herum. Die feindliche Artillerie nahm eine mehr rückwärtige Stellung, die Cavallerie verschwand ganz.

Unaufhaltsam drangen die diesseitigen Tirailleurschwärme dem wei

*) Bei diesem Vordringen, das unsrerseits erhebliche Opfer, namentlich auch an Offizieren kostete, wurde Major Rüstow tödtlich getroffen. Wir geben vorstehend sein Portrait. W. Rüstow schreibt: Mein Bruder Cäsar, 40 Jahr alt, fiel bei Dermbach. Zuerst erhielt er eine Flintenkugel in den Unterleib; von seinen Soldaten zum Verbinden hinter einen Heu haufen getragen, erhielt er dort noch eine Kugel in den Kopf. Nun war er augenblicklich todt; diese lezte Kugel befreite ihn von unnüßem Leiden. Wie mein Bruder Alexander, der bei Königgräß fiel, erst im Anfang des Jahres 1866 sein Commando über die Batterieen der 5. Division übernommen hatte, so Cäsar das Commando über das 2. Bataillon des 15. Jn. fanterie-Regiments. Viele haben Freunde verloren, Niemand hat zwei einzige Brüder verloren, die sich bereits einen Namen erworben und sich als Männer bewährt hatten."

chenden Feinde nach, nahmen erst die Lisière des Waldes, dann den Bergwald und die Kuppe, und dehnten sich endlich an beiden Abhängen, in Front und Rücken des Nebelberges aus. Ihnen zu Füßen lag Roßdorf. Die Unsrigen schickten sich eben an, auch dahin zu folgen, als der Feind unsrem Angriff zuvorkam.

In Roßdorf war um diese Zeit die östlich und südlich vom Dorf in Reserve gehaltene 7. Brigade (Regimenter 5 und 13) eingetroffen. General v. Hartmann besezte mit diesen frischen Truppen, sie vorläufig noch aufsparend, die zunächstgelegenen Positionen, sammelte dann die zurückgegangenen Regimenter 4 und 9 der 8. Brigade und führte sie persönlich vor, um uns den Höhenzug zwischen Roßdorf und Wiesenthal, speziell den Nebelberg wieder zu entreißen. Mit großer Bravour avancirten die schon

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hart mitgenommenen Bataillone aufs Neue; General v. Hartmann, nachdem er zwei Pferde verloren, stellte sich zu Fuß an die Spitze der vordersten Colonnen; »Neuner, ihr müßt die Höhe wieder nehmen; Vorwärts!« und sie folgten mit lautem Hurrah den Hang hinauf. Aber von unsern Kugeln überschüttet, erwies es sich als unmöglich, den Kamm des Berges zu erreichen. Die noch vorwärts befindlichen Plänkler wurden in ihrer linken Flanke immer mehr gedrängt und warfen sich auf die ohnehin schon schwankenden Truppen; alle Bemühungen der Generale v. Hartmann und Cella, alle Anstrengungen der Offiziere waren vergebens; »die Bataillone konnten nicht mehr.« Auch die Batterie Hang mußte ihre Stellung verlassen.

Zu dieser Zeit traf Generalmajor Faust mit einem der in Reserve gehaltenen Bataillone (dem 1. des 5. Infanterie-Regiments) auf dem Gefechtsfelde ein und gab Befehl, zur Deckung des allgemeiner werdenden Rückzuges einen Angriff gegen die Höhe zu versuchen. Beim Ausgange aus dem Dorfe wurde das Bataillon heftig beschossen und durch die zurückgehende

8. Brigade aufgehalten. Generalmajor Faust übernahm jezt persönlich das Commando und ging tapfer vorwärts; aber nach wenig Minuten schon ward er durch einen Schuß in den Kopf und gleich darauf sein Ordonnanz - Offizier v. Ausin (der schon anfänglich verwundet worden war) durch einen Schuß in die Brust getödtet. Das Bataillon, das, von zwei Seiten beschossen, bereits beträchtliche Verluste erlitten hatte, kam ins Schwanken und begann zu weichen. Nun wurde sämmtlichen Abtheilungen der 8. Brigade der definitive Befehl ertheilt, hinter Noßdorf zurückzugehen. In Roßdorf selbst wurden 'in größter Eile durch Offiziere Leute aller Abtheilungen gesammelt, die Eingänge verbarrikadirt und die Lisière beseßt; im Kirchhofe, dessen Lage die Umgebung einigermaßen beherrscht, hatten sich Jäger vom 6. Jäger-Bataillon eingenistet. Unter dem Schuße ihres Feuers gelang es dem Feinde, seine Bataillone, deren taktische Eintheilung gelöst und deren Wiederverwendung also für den Augenblick sehr problematisch war, wiederum zu ordnen und östlich von Roßdorf gesammelt aufzustellen.

Die Unfren, zu deren Unterstüßung inzwischen die in Reserve gehaltenen Bataillone v. Borries und v. Böcking eingetroffen waren, hielten den entscheidenden Punkt, den Nebelberg fest.

Schon schickten sie sich an, in Ausnutzung des Erfolges, gegen Roßdorf selbst vorzudringen, als erneuter und bestimmter Befehl eintraf, Halt zu machen und das Gefecht abbrechend, auf Dermbach zurückzugehn.

Die Bestimmtheit des Befehls ließ keine Wahl. General v. Goeben in Person vorsprengend, wußte ihm Nachdruck zu geben. Mit schlecht verhehltem Unmuth gehorchten die Bataillone, die sich verbissen hatten und das Ziel ihrer Anstrengungen vor sich liegen sahn.

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Aber sie gehorchten. Das Bataillon v. Böcking nahm am Fuß des Verges (nach Wiesenthal zu) eine Aufnahmestellung, die nunmehr den beinah ungestörten Abzug der im Gefecht gewesenen Truppen gestattete. Um 4 Uhr war der Kampf zu Ende. Das Detachement ging auf Dermbach zurück¡ - das Bataillon Böcking folgte.

Die Verluste waren auf beiden Seiten bedeutend. Das Detachement Wrangel verlor 10 Offiziere (5 tødt, 5 verwundet) und 260 Mann. Schwerer war der bairische Verlust:

Todt: 9 Offiziere 43 Mann.

Verwundet: 18 Offiziere 274 Mann.
Vermißt: 59 Mann.

Die größte Einbuße hatten jene vier bairischen Bataillone erlitten, die, nachdem sie die Position am Nebelberg verloren hatten, vom General v. Hartmann von Roßdorf aus abermals vorgeführt worden waren, um die verloren gegangene Position wieder zu erobern. Unter den todten

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