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Die Gefechte bei Dermbach.

(Neidhartshausen und Zella.

Wiesenthal und Roßdorf.)

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Jvision Goeben, die am 2. Juli Eisenach verlassen und am Abend desselben Tages das Scharmütel bei Immel.

born gehabt hatte, sette am 3. Juli ihren Marsch auf Fulda fort. Die Avantgarde Brigade Kummer ging auf Dermbach und nahm es nach kurzem Gefecht; Brigade Wrangel erreichte Dechsen, Brigade Tresckow (Reserve) Lengsfeld.

Die Disposition für den 4. lautete ursprünglich auf Fortsehung des Marsches in der vorgeschriebenen Richtung. Morgens 4 Uhr aber ging dem General v. Goeben der abändernde Vefehl zu,

durch einen kurzen Vorstoß die in der linken Flanke etwa im Anmarsch befindlichen feindlichen Colonnen zurückzuwerfen und die Division Abends zum weiteren Vormarsch auf Hünfeld-Fulda längs der Straße Dechsen Geisa staffelförmig aufzustellen.

General v. Goeben, nach Empfang dieser Ordre, beschloß seine Division in Dermbach zu concentriren und von lettgenanntem Orte aus den befohlenen »kurzen Vorstoß« in südlicher Richtung auf Kaltennordheim zu auszuführen. Ein gleichzeitiger Vorstoß nach links (östlich), in der Richtung auf Wiesen. thal Roßdorf zu, sollte jener Hauptbewegung lediglich die Flanke sichern.

Hieraus entstanden zwei Gefechte:

Die Offensivbewegung gegen Süden führte zu dem Gefecht bei Neidhartshausen und Kloster Zella.

Das Vorschieben einer Defensiv Flanke gegen Osten (links) führte zu dem Gefecht bei Wiesenthal und Roßdorf.

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Gegen Absicht und Erwarten nahm die zweite, nur der Defensive dienende Bewegung einen blutigeren Verlauf als die Offensiv - Bewegung.

Neidhartshausen und Zella.

Etwa gegen 9 Uhr Morgens hatte General v. Goeben seine Division bei Dermbach versammelt. Was noch nicht heran war, war wenigstens nah. Er verfügte, incl. zweier Bataillone vom Regiment Nr. 19, über

14 Bataillone, 9 Escadrons und 30 Geschüße.

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General v. Kummer (S. 69) erhielt Befehl, mit 4 Bataillonen seiner Brigade (Regiment Nr. 53 und Füsilier Bataillon vom 13.), 2 Escadrons und 12 gezogenen Geschüßen die eigentliche Offensiv Bewegung, also den Vorstoß in südlicher Richtung, auf Kaltennordheim zu, auszuführen. Die Ortschaften, die er bei diesem Vorgehen zuerst berühren mußte, waren Neidhartshausen und Zella.

Beide Dörfer, in geringer Entfernung neben einander gelegen, waren vom Feinde besetzt und zwar durch vorgeschobene Abtheilungen der dritten Division, Generallieutenant v. Zoller. In Neidhartshausen stand das 1. Jäger.

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Bataillon unter Major v. Göriz, in Zella das 2. Bataillon vom 14. InfanterieRegiment unter Major Dichtel. Schloß und Schloßgarten des lehtgenannten Ortes wurden durch eine Compagnie vom 6. Regiment vertheidigt. Zwischen Zella und Neidhartshausen stand das 1. Bataillon 14. Regiments.

General v. Kummer, das 53. Regiment vornehmend, avancirte in drei Colonnen.

Das Füsilier Bataillon (Major v. Rosenzweig) nahm die Mitte und ging auf Neidhartshausen;

das 1. Bataillon (Major v. Frankenberg) bildete die linke Flanke und zog sich über die östlich gelegenen Höhen;

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das 2. Bataillon (Major v. Gontard) hielt sich rechts und ging auf Zella.

Der Widerstand, auf den die beiden zuerst genannten Bataillone stießen, war nicht erheblich; Neidhartshausen wurde nach kurzem Gefecht besezt. Die bairischen Jäger zogen sich südlich.

Anders verlief der Kampf bei Zella, besonders in Schloß und Schloß. garten. Hauptmann König, der hier bairischerseits commandirte, hatte Befehl erhalten, mit seiner Compagnie vom 6. Regiment den Abzug des 2. Bataillons 14. Regiments unter Major Dichtel zu decken. Er unterzog sich dieser Aufgabe mit großer Bravour. Major v. Gontard, an der Spiße der Unfren, fiel; sein Bataillon stuzte; erst als die Füsiliere vom 13. mit eingriffen, wurde das Schloß im Sturm genommen. Hauptmann König, als er sich mit dem. Rest seiner Leute durchschlagen wollte, stürzte, von einer Kugel in den Kopf getroffen, zu Beden. Er war todt auf der Stelle. Lieutenant Hermann, der einzige unverwundet gebliebene Offizier, führte die bis auf 19 Mann zusammengeschmolzene Compagnie zu dem bei Diedorf stehenden Regimente zurück.

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Etwa um 11 Uhr war die ganze Position (Neidhartshausen-Zella) in unsren Händen; die Aufgabe war gelöst. Weiter gegen Süden hin vorzu. dringen, wäre gegen den strikten Befehl gewesen, der nur einen »kurzen Vorstoß« anordnete. Er verbot sich auch angesichts der bedeutenden Truppen. macht, die jetzt der Feind auf den vorgelegenen Höhen zu entfalten begann. Zweimal im weiteren Verlauf des Tages schien er, da unsrerseits kein Angriff erfolgte, seinerseits von Diedorf aus vorbrechen zu wollen, aber beide Male gab er den Versuch wieder auf, so daß die Fortsetzung des Kampfes nur noch seitens der Artillerie geführt wurde. *)

*) Ein würtembergischer Offizier, der während des Gefechts beim Prinzen Karl eintraf, beschreibt diese Kanonade wie folgt: .... Das bairische Hauptquartier war in Kaltennord. heim. Als ich ankam, fragte ich nach dem Prinzen. Es hieß, er sei soeben aufs Gefechtsfeld geritten. Ich bestieg das Pferd eines Unteroffiziers, jagte im vollsten Galopp dem Prinzen nach und holte ihn ein an einer Stelle, wo man gerade die Blize der preußischen Geschüße sah. Ich meldete mich und erhielt die Weisung in seinem Stab zu bleiben. Es war halb 12 Uhr.

Am Abend (wir kommen darauf zurück) führte General v. Kummer seine Bataillone nach Dermbach zurück. Der Verlust des Detachements betrug 4 Offiziere und 71 Mann. Major v. Gontard todt. Die Baiern hatten 7 Offiziere (3 todt) und 122 Mann eingebüßt.

Wir ritten vor ins feindliche Feuer; ich orientirte mich auf meiner Karte, troßdem daß eine Unzahl von Spizgranaten in und um uns her einschlugen. Der Prinz sagte: wir sollten aus einander gehen, es gäbe sonst zu große Verluste. In der That wurden einige Ordonnanzen und mehrere Pferde getroffen. Die Baiern kämpften vortrefflich; die Preußen konnten troß vieler Versuche nicht vordringen. Das Dorf Diedorf blieb in unfren Händen. Um 2 Uhr gingen wir aus dem Gefecht zurück, nachdem wir vorher eine Viertelstunde lang auf einer bolzgeraden Allee dem feindlichen Geschütz ausgesetzt gewesen waren. Alle Granaten schlugen links von uns ins Feld ein, oft ganz nah. Wir ritten im Schritt zurück, hinter uns die preußischen Kanonen. Es war gerade keine schöne Situation."

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