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Avantgarde auf demselben Höhenzuge, auf dem früh am Morgen das Regiment Cambridge Dragoner Vorposten bezogen hatte. Das Gros der Hannoveraner sammelte sich in und bei Langensalza.

Generalmajor v. Flies sezte seinen Rückzug von Henningsleben bis Warza fort. Seine Leute waren todmatt. Ebendaselbst (in Warza) traf am Morgen des 28. auch das linke Seiten Detachement ein, das am Nach mittag des 27., bald nach 4 Uhr, in Thamsbrück den Ausgang des Gefechtes erfahren und im Ganzen wenig belästigt, über Ufhofen und Grumbach seinen Rückzug bewerkstelligt hatte.

Ein Antrag des hannöverschen Commandirenden (Generallieutenants v. Arentschildt) auf einen mehrtägigen Waffenstillstand zur Beerdigung der Todten, mußte, um der daran geknüpften Bedingungen willen, abgelehnt werden.

und 13 Mann, ich trat mit der Fahne hinzu, und nun gings Marsch, Marsch zurück. Hinter dem Gehölz mußten wir über einen Abhang, der von Artillerie bestrichen war. Im stärksten Laufe rannten wir durch diese Schußlinie, kamen glücklich hinüber, hatten aber nur eine große wellige Fläche vor uns, wo nun die uns verfolgende Cavallerie und Artillerie weiten Spielraum hatte. Alles war zu Tode gehezt. Niemand konnte mehr laufen, fast kein Mensch hatte den ganzen Tag recht was genossen und bei der Hige hatte man einen Durst zum Nasendwerden. . . . Kaum waren wir 1000 Schritte geschlossen marschirt, so hielten ein paar Hundert Schritt von uns 2 Schwadronen Dragoner und forderten uns zur Uebergabe auf, widrigen. falls wir zusammengehauen würden. Da antwortete unser Führer (Major des Barres vom Schlesischen Grenadier-Regiment Nr. 11): »Herr Kamerad, Sie können wohl nicht verlangen, daß ich meinen Degen abgebe; Quarré fertig!« Jezt kam die wilde Jagd heran. Feuer! Wir sahen sie stürzen. Einer der Reiter sprengte in den dichten Knäuel hinein und riß sogleich eine ganze Section nieder. Das Pferd überkugelte sich, der Reiter wurde 6 bis 8 Schritte ins Quarré, natürlich auf die Bajonete, geschleudert, und nun brachen mehr Reiter hinein und machten eine Unordnung in der Mitte, welche eine grausenhafte war. Beim zweiten Anprall stürzte eine vor mir stehende Section auf mich drauf, ich mit der Fahne drunter, Pferde und Menschen über mich; fast verlor ich die Besinnung. Aber die Cavallerie kriegte uns doch nicht. Sie bekamen von der Front und der Queue, weil der Anprall auf der linken Flanke war, einen solchen Kugelhagel, daß sie zurück mußten. Kaum der vierte Theil kam davon. Pferde, tødt und verwundet, lagen in unserem Quarré, wälzten sich vor Schmerz, schlugen aus, ohne Reiter liefen sie zu Dußenden auf den Feldern umher. Und wieder vorwärts gings. Wir hofften die Unfren erreichen zu können. • Das Terrain ist dort aber so hügelig, daß wir keinen Preußen sahen, Niemand nahm uns auf, und nun, Berg auf Berg ab, durch Roggenfelder, die vorher so blühend standen, durch Ackerland, Kartoffeln und Weizen. Die Kräfte schwanden auf Null. Es stürzten Leute vor Anstrengung, die, chne Wunde, sofort todt waren. Das Leben gilt in einem solchen Moment gar nichts. Eine Gleichgültigkeit tritt ein, die ein Anderer wie der, der so Etwas durchgemacht hat, nicht kennt. Apathisch, hin und her schwankend, schleppten wir uns weiter, bis wir endlich, wie wir nach rechts hin Aussicht bekamen, unsere Bataillone marschiren sahen. Hurrah! Wir waren gerettet!<<

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ter 30 Offiziere; und 33 Vermißte. Gesammtverlust: 846. Außerdem fielen, nach hannöverschen Angaben, 907 Preußen, darunter 10 Offiziere, in Gefangenschaft; zwei Geschütze und eine bedeutende Anzahl Gewehre wurden erbeutet. Preußischerseits ist die Zahl dieser in Gefangenschaft Gerathenen nicht festgestellt worden, da sie, wie eine Anzahl blos versprengt Gewesener, schon am 28. wieder bei ihren Truppentheilen eintrafen. Uebrigens liegt durchaus kein Grund vor, die hannöverschen Angaben zu bezweifeln. Am meisten hatten die beiden Linien Regimenter (11. und 25.) gelitten; das leztre, nur zwei Bataillone stark, verlor 15 Offiziere, 4 todt, 11 verwundet. Oberstlieutenant v. Westernhagen, vom Regiment Coburg-Gotha, erlag seiner Wunde.

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Viel höher beliefen sich die Verluste der Hannoveraner. Sie büßten 102 Offiziere ein (22 todte und 80 verwundete; unter diesen 10 Stabsoffiziere) und 1327 Mann, darunter 356 todt. Gesammtverlust: 1429. Am härtesten war die Brigade de Vaux, die von Anfang an, an der entscheidenden Stelle, im Feuer stand, betroffen worden. Sie verlor 24 Offiziere und 492 Mann; außerdem das Regiment Cambridge Dragoner (das dieser Brigade ebenfalls zugehörte) 5 Offiziere und 51 Mann.

Die Hannoveraner hatten unbestreitbar einen Sieg davongetragen, einen Sieg (wir kommen später darauf zurück), der ihnen noch in zwölfter Stunde ein Entkommen nach dem Süden möglich gemacht hätte; aber sie beuteten ihn nicht aus und so darf man sagen, daß beinah unmittelbar nach diesem Erfolge, durch Unterlassung hier, durch verdoppelte Nührigkeit dort, jene Dinge sich vorbereiteten, die aus dem Sieg in die Niederlage führten.

Die letzten Züge um die Mühle zuzumachen« geschahen mit Blizes. schnelle. Schon in der Nacht vom 27. auf den 28. wurden unsre bei Warza stehenden Truppen um 7 Bataillone und 2 Batterieen verstärkt; am Vormittage des 28. standen 11 weitre Bataillone bei Eisenach und am Abend des eben. genannten Tages (28.) trafen die Generale Manteuffel und Korth, von Norden her vorgehend, in Groß- Gottern, Welsbach und Kirchheilingen ein. Dadurch war der Kreis geschlossen. Die Hannoveraner waren von mehr als 40,000 Mann Preußen umstellt, zum Theil auf nächste Distance. Die Entfernung zwischen dem Manteuffelschen Corps und dem hannöverschen Gros in und um Langensalza betrug kaum eine halbe Meile.

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Unter diesen Umständen der rechte Zeitpunkt war versäumt blicb der hannöverschen Armee nichts übrig, als auf eine ehrenvolle Capitulation bedacht zu sein. Es wurde nöthig, dem König Georg dies

vorzustellen. Die Generale und Brigadiers einigten sich endlich zu folgender Erklärung an den König:

Wir Unterzeichneten erklären hierdurch auf unsre militairische Ehre und den unsrem Könige und Kriegsherrn geleisteten Eid vor Gott und unsrem Gewissen:

1. daß Mannschaften und Pferde der hannöverschen Armee durch die seit dem 19. d. M. mit ursprünglich mangelhafter Ausrüstung, ununterbrochenen großen Marschstrapazen, bei meistens mangelhafter Verpflegung, sowie durch den gestern stattgehabten hartnäckigen Kampf, welcher einen die Diensttauglichkeit beeinträchtigenden Verlust an Offizieren und Unteroffizieren herbeigeführt hat, in hohem Grade erschöpft sind, so daß ohne vorhergegangene Ruhe eine Fortsetzung der Operationen nicht zulässig ist;

2. daß die Munition, bei gänzlichem Ausschluß alles weitren Ersatzes, nur noch zu etwa einem ernstlichen Gefechte ausreicht;

3. daß es nach den gemachten Erfahrungen und nach den Mittheilungen der Intendantur unmöglich ist, die nöthigen Lebensmittel in ausreichender Weise herbeizuschaffen;

4. daß an mehreren Seiten feindliche Truppen in bedeutender Uebermacht herangezogen sind, die hannöversche Armee umzingelt haben, und auf eine baldige Aenderung der militairischen Lage durch Succurs befreundeter Truppen nicht zu rechnen ist.

Unter diesen Umständen müssen wir jeden Kampf und Widerstand für ein gänzlich unnüßes und erfolgloses Blutvergießen halten und können nach pflichtmäßiger Ueberzeugung Sr. Majestät dem Könige nur anrathen, den Widerstand aufzugeben und eine Capitulation anzunehmen.

Langensalza, den 28. Juni 1866.

v. Arentschildt, Generallieutenant, v. Wrede, Generalmajor, v. d. Knesebeck, Generalmajor, v. Bothmer, Generalmajor, v. Bülow Stolle, Oberst, de Vaug, Oberst, Dammers, Oberst, v. Stolzenberg, Oberst, v. Geyso, Oberst, Cordemann, Oberst.

In Folge dieser Erklärung wurde Generallieutenant v. Arentschildt vom Könige ermächtigt eine Capitulation abzuschließen. Auf die hierüber erhaltene Meldung entsandte General v. Falckenstein spät Abends den Major Wiebe mit den Capitulationsbedingungen in das hannöversche Hauptquartier, die hier mit einem einzigen Zusage angenommen wurden. Generallieutenant v. Arentschildt hatte nämlich in Erfahrung gebracht, daß

Generallieutenant v. Manteuffel von Berlin aus zum Abschlusse der Capitulation designirt worden sei und machte hierauf hin den einen Vorbehalt,

»daß, falls dieser General zu günstigeren Bedingungen ermächtigt sei, die mit Major Wiebe getroffenen Vereinbarungen keine Geltung haben sollten.<<

Am 29. Morgens traf Generallieutenant v. Manteuffel als ein Spezial Bevollmächtigter des Königs im hannöverschen Hauptquartier ein. Er fand bereits eine abgeschlossene Capitulation vor. Da er indeß, wie es die Vorbehalts - Klausel gehofft hatte, wirklich »zu günstigeren Bedingungen ermächtigt war«, so wurden diese milderen Zugeständnisse der ursprünglichen, bedingungslosen Capitulation als ein Zusaß Artikel beigefügt. Dieser lautete:

Se. Majestät der König, mein Allergnädigster Herr, hat zu der von dem General der Infanterie Freiherrn v. Falckenstein und dem commandirenden General der Königl. hannöverschen Armee, General v. Arentschildt, heute Morgen geschlossenen Capitulation folgende Zusäße und Erläuterungsbestimmungen gegeben.

Vor allem haben Se. Majestät der König befohlen, Allerhöchst Seine Anerkennung der tapfern Haltung der Königl. hannöverschen Truppen auszusprechen.

Dann stelle ich die nachstehenden Punkte auf:

1. Se. Majestät der König von Hannover können mit Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen und einem durch Se. Königl. hannöversche Majestät auszuwählenden Gefolge Allerhöchstihren Aufenthalt nach freier Wahl außerhalb des Königreichs Hannover nehmen. Sr. Majestät Privatvermögen bleibt zu Allerhöchstdessen Verfügung.

2. Die Herrn Offiziere und Beamten der Königl. hannöverschen Armee versprechen auf Ehrenwort, nicht gegen Preußen zu dienen, behalten Waffen, Gepäck und Pferde, sowie demnächst Gehalt und Competenzen (Gesammtbezüge) und treten der Königl. preußischen Administration des Königreichs Hannover gegenüber in dieselben Rechte und Ansprüche, welche ihnen bisher der Königl. hannöverschen Regierung gegenüber zustanden.

3. Unteroffiziere und Soldaten der Königl. hannöverschen Armee liefern Waffen, Pferde und Munition an die von Sr. Majestät dem Könige von Hannover zu bezeichnenden Offiziere und Beamten ab und begeben sich in den von Preußen zu bestimmenden Echellons mittelst Eisenbahn in ihre Heimath mit dem Versprechen, gegen Preußen nicht zu dienen.

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