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von einem ganz besonderen Mißgeschick heimgesuchten Königin - Husaren. Regiments) schien momentan die allgemeine Vorwärtsbewegung ins Stocken bringen zu sollen; aber nur auf Augenblicke; in rasch wieder hergestellter Ordnung gingen Abtheilungen aller 4 Brigaden, theils mit Hülfe der Brücken, theils neben denselben, über die verschiedenen Flußarme und warfen, überall mit starker Uebermacht auftretend, die Unsrigen aus den an der Salza und am Fuß des Judenhügels gelegenen Positionen hinaus. Com. pagnieen des 2. und 3. hannoverschen Regiments, unterstüßt durch das 2. Jäger Bataillon und das 2. Bataillon des Garde-Regiments, nahmen Kallenbergs Mühle; das 1. Bataillon 5. Regiments nahm die Rasen. mühle; das 1. Bataillon 4. Regiments die Gräsersche Fabrik; das 1. Bataillon des Garde-Regiments das Lazareth und die Ziegelei.

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Alle Positionen links von der Chaussee waren nunmehr in Händen des Feindes, unsre linke Flanke (durch Vordringen des Feindes in Langensalza selbst) bereits ebenso umgangen wie der rechte Flügel, so wurde denn,

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*) Zwei Escadrons dieses Regiments, unter Major Cordemann, waren um eben diese Zeit, von Mergleben aus, gefolgt und hielten neben und auf der Salza. Brücke, mitten im Defilé, auf dem eben jezt die halbe hannoversche Armee mit allen Waffengattungen vorwärts wollte. Die beiden Escadrons hatten kaum diese Stellung eingenommen, als die noch erübri genden 2 Schwadronen eben dieses Regiments neben und zwischen der Infanterie nachstürmten und inmitten des aufgewirbelten Staubes nicht wahrnehmend, was vor ihnen auf der Brücke hielt, die hier bereits stehenden Husaren Sectionen über den Haufen warfen. Eine ganze Anzahl wurde von der Brücke in den Fluß gedrängt. Die Verwirrung war grenzenlos. Ziemlich genau dieselbe Scene wiederholte sich eine Stunde später. Die Königin Husaren (nun das ganze Regiment) hielten in demselben Defilé an der Salza. Brücke, als gegen 4 Uhr die Reserve. Cavallerie vorgezogen wurde. Das Regiment Garde du Corps hatte die Tête, und ebenfalls nicht ahnend, was es vor sich hatte, brach es in gleicher Weise in die dichten Reihen der Husaren ein. Doch scheinen bei diesem zweiten Zusammenstoß die Verluste geringer gewesen zu sein.

auch im Centrum, der Rückzug beschlossen. Oberst v. Fabed erhielt Befehl, mit 4 Compagnieen des Regiments Coburg-Gotha den Judenhügel so lange festzuhalten, bis sich die Artillerie und die in der Front noch zerstreut fechtenden Truppen abgezogen hätten. Dieser Befehl (34 Uhr) wurde aus. geführt. Die Batterieen - übrigens nicht ohne einen Versuch feindlicher Cavallerie, diesen Rückzug zu hindern — gingen in eine Aufnahmestellung füdlich Langensalza zurück. Generalmajor v. Flies sammelte ebendaselbst die aus dem Gefecht zurückkehrenden einzelnen Abtheilungen seines Detachements. (4 Uhr.)

Der Rückzug. Angriff der Reserve. Cavallerie. Die Quarrés des Barres und Rosenberg.

Alle Positionen (auch der Judenhügel, nachdem unsere Artillerie zurück war, war von den vier Compagnieen Coburg-Gotha aufgegeben worden) waren in Händen des Feindes; nur eine nicht. Das rechts neben der Chaussee gelegene, vom 1. Bataillon des 11. Regiments, von 3 Compagnieen 25 ern, vom Landwehr Bataillon Potsdam und von 1 Compagnie des Ersat

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Bataillons Nr. 71 vertheidigte Badewäldchen wurde noch von den Unfren gehalten. Ob ihnen der Befehl zum Rückzug nicht zugegangen war, oder ob sie, ohne genaue Kenntniß dessen, was sich links und rechts neben ihnen vollzogen hatte, glauben mochten, die Position aus eigner Kraft halten zu können, gleichviel, der Rest des Detachements stand bereits im Rücken von Langensalza, als die genannten Abtheilungen noch, in Front und Flanke der Stadt, das Bad und das Badewäldchen besetzt hielten. Auf beide Punkte

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richtete sich nunmehr die Gesammtmacht des Feindes; von heftigem Kartätschfeuer einer in der Flanke aufgefahrenen hannöverschen Batterie unterstüßt, ging die Infanterie des hannöverschen Centrums zum Sturme vor und warf die Unfren, trot hartnäckiger und tapfrer Vertheidigung, unter großen dies seitigen Verlusten, namentlich auch an Gefangenen, aus dem hartbestrittenen Wäldchen hinaus. Die Hannoveraner sammelten sich auf dem Judenhügel ; nur das zuleht aus der Reserve vorgezogene 1. Bataillon des Leibregiments folgte unsren zurückweichenden Abtheilungen.

Diese dirigirten sich zunächst auf den Siechenhof. Es war eine harte Aufgabe, ihn zu erreichen. Alle Kraft war hin; dazu überall im Bereiche des feindlichen Feuers. Ganze Sectionen sanken vor Durst und Hiße ohn. mächtig nieder. Aus den Gräben und Wasserläufen, die hier das Terrain durchziehen, wurde in Kochgeschirren Wasser herbeigeholt, um die ohnmächtigen Leute zu beneßen. Sie erholten sich, tranken in vollen Zügen und wieder weiter ging's. So wurde der Siechenhof erreicht. Die Auseinanderge kommenen sammelten sich; einen Augenblick Rast und wieder traten die Trümmer Bataillone an, um, über das Plateau fort, die drei Jllebener Wege durchschneidend, ihren Marsch auf Henningsleben fortzusehen.

Als sie den unteren Julebener Weg (den ersten der drei) überschritten hatten, schienen sie gerettet; die Entfernung zwischen ihnen und dem nachrückenden Bataillon des Leibregiments war immer größer geworden. Aber in demselben Augenblick fast, in dem sie sich außer Gefahr glaubten, sollten sie ihres Irrthums inne werden. Feindliche Reiterei, die anfänglich der abziehenden Hauptmasse des Detachements Flies auf der großen Straße gefolgt war, hatte eben jezt eine weitere Verfolgung aufgegeben und plößlich Kehrt schwenkend, schwärmte sie nunmehr in Körpern von 1 und 2 Schwadronen auf dem Plateau umher. Es war die Reserve Cavallerie-Brigade, die schönen Regimenter Gardes du Corps und Garde-Cürassiere; außerdem die in unsrer rechten Flanke vorgegangenen Cambridge Dragoner. Alle suchten sie jeßt unsren zurückgehenden Abtheilungen den Weg zu verlegen.

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Diese hatten sich inzwischen in zwei Colonnen formirt, eine größere und eine kleinere. Die kleinere (Hauptmann v. Rosenberg) bestand aus den Trümmern der 3. Compagnie 11. Regiments, aus versprengten 25 ern und Resten der 9. und 12. Compagnie vom Landwehr-Bataillon Potsdam. Alles in allem 120, höchstens 150 Mann. Bei dieser Colonne war die Fahne vom 1. Bataillon 11. Regiments; die zerschossene Seide mahnte, sie werth zu halten, wie die Väter sie werth gehalten hatten.

Die größere Colonne (Oberst Lieutenant des Barres) marschirte 700 Schritt weiter östlich. Bei der Coupirtheit des Terrains, das hier überall Hebungen und Senkungen zeigt, verloren sich beide Colonnen aus

dem Auge, so daß sie, troß der geringen Entfernung von einander, selbstständig operirten. Die größere Colonne, die, wie auch die kleinere, eine Anzahl Ver. wundeter mit sich schleppte, bestand aus den 3 übrigen, starkgelichteten Compagnieen des 1. Bataillons 11. Regiments, aus 25 ern, 71 ern (vom Ersaß. Bataillon) und aus Resten der 10. und 11. Compagnie vom Landwehr-Bataillon Potsdam. Jm Marschiren sich ordnend, ging die Colonne über das Plateau hin.

Die kleinere Colonne sah sich zuerst umstellt. Als sie in einer Terrainsenkung hinschritt, die, nach allen Seiten hin, einen nur engen Ueberblick gestattete, erblickte Hauptmann v. Rosenberg auf einem 200 Schritt westlich sich ziehenden Höhenzuge das Regiment Gardes du Corps und wenige Minuten später auch in seiner linken Flanke (südöstlich) einzelne Escadrons der Cambridge Dragoner. Die Gardes du Corps, die zweifeln mochten, ob die anrückende Colonne Freund oder Feind sei, begannen in weitem Bogen unsre rechte Flanke zu umreiten, plößlich aber, als sie fast schon im Rücken unsrer Colonne waren, schwenkten sie ein und attakirten. Auf 80 Schritt commandirte Hauptmann v. Rosenberg Feuer. Ein Theil brach zusammen; der Rest machte in sich Kehrt (zu einem eigentlichen Abschwenken gebrach es an Raum) und warf sich dann, um Schuß vor einer zweiten Salve zu finden, an die unsrem Feuer entgegengesezte Seite der Hälse der Pferde. ®)

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*) Bei diesem Angriff, seinem Zuge vorauf, fiel auch Willi v. Marschalk, Seconde lieutenant im Regiment Gardes du Corps. Ueber seinen Tod vernehmen wir Folgendes: Während des Infanteriekampfes, der bis nach 3 Uhr um das Merglebener Defilé tobte, saß er, den Gang des Gefechtes verfolgend, auf einem Grabenrand, in lebhaftem Gespräch mit seinen Kameraden. Nach einer halben Stunde hieß es Aufgesessen!" Marschald rief: Jest kommt die Garde du Corps; seit Waterloo hat sie nicht mehr

Noch waren die davonstiebenden Reiter dem Auge unsrer Colonne nicht entzogen, als, von der entgegengesezten Seite her, eine Schwadron Cam bridge Dragoner unsre linke Flanke zu fassen trachtete. Doch schien dieser Angriff weniger ernsthaft gemeint, sie erhielten auf 150 Schritt Feuer, wandten sich (anscheinend unter nicht unerheblichen Verlusten) und verschwanden hinter dem Hügelrücken, auf dem sie eben erschienen waren.

Die größere Colonne, Oberstlieutenant des Barres, war gefolgt. Schon am mittleren Jllebener Weg stieß sie auf feindliche Cavallerie, drei Escadrons Cambridge-Dragoner (die 4. machte um dieselbe Zeit ihren eben erwähnten Angriff auf die Colonne v. Rosenberg). Major v. Hammerstein, der Führer des Dragoner Regiments näherte sich dem Oberstlieutenant des Barres und forderte ihn auf, sich zu ergeben; »Wollt Ihr das?« rief Oberstlieutenant des Barres in das Quarré hinein. »Nein.« In demselben Augenblick winkte Major v. Hammerstein die seines Zeichens harrenden Schwadronen zum Angriff heran; »Fertig« commandirte Oberstlieutenant des Barres und auf 50 Schritt »Feuer«. Die Salve war von großer Wirkung, vor dem Quarré stuzte die Reitermasse, bei dem Ungestüm des Angriffs aber stürzten drei reiterlose, schwerverwundete Pferde in die Colonne hinein, warfen viele Leute nieder, veranlaßten Gedränge und Verlegungen. Einzelne Reiter jagten durch die entstandene Lücke hindurch, oder stürzten vor unsren Bajoneten; einer, auf verwundetem Pferde, war über 4 bis 5 Glieder in die Colonne hineingesprungen.

Dieser Angriff, der sich auf die Südwestecke gerichtet hatte, war kaum abgeschlagen, als eine zweite Attake (abermals Cambridge Dragoner) und gleich darauf ein dritter Angriff (Garde-Cürasfiere) sich von West und Süden her gegen das ruhig fortschreitende Quarré richteten. Der Erfolg dieser Angriffe war derselbe wie der aller vorhergegangenen. Der Feind kam heran, aber nicht hinein, in Front des Quarrés brach er zusammen. Das Regiment Cambridge Dragoner, ihm zunächst die GardeCürassiere, hatten die Mehrzahl ihrer Offiziere verloren. Nur noch durch einzelne nachgesandte Granatschüsse behelligt, erreichte das Bataillon des Varres Henningsleben. *) Der Feind folgte nicht weiter. Um 41⁄2 Uhr stand seine gefochten." Er führte seinen Zug als selbstständige Schwadron allein auf eine Flanke des feindlichen Quarrés, auf 50 Schritt erfolgte das Feuer, und lautlos sank er vom Pferde. Von sieben Kugeln durchbohrt, mit einem heitern, kühnen Ausdruck im Gesichte, mit leicht geschlossenen Augen, die linke Hand am Zügel, in der Rechten das Schwert, so lag er da. Seine Stute, ein prächtiges, lichtbraunes Pferd, auf 6 Schritt neben ihm.“

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*) Ein Fahnen Unteroffizier des Landwehr - Bataillons Potsdam beschreibt diesen Zug vom Badewäldchen aus bis zum Siechenhof und über das Plateau hin, wie folgt: Kurz, wir wurden zum Rückzuge gezwungen. Bisher war aber Alles nur Spielerei gewesen gegen das, was nun kam. Von unserer Compagnie (11.) sammelten sich als Rest 1 Lieutenant

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