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General Flies von Wertheim her gegen Würzburg vor. Die Divisionen im Centrum und am rechten Flügel stießen beinah unmittelbar auf den Feind und hatten die Gefechte bei Gerchsheim und Helmstadt; die linke FlügelDivision (Flies) aber traf am Abend des 25. in Wüstenzell ein, ohne ein ernsteres Rencontre gehabt zu haben. Das Detachement Korth:

3 Bataillone vom 59. Regiment,

2 Bataillone vom 11. Regiment,

2 Schwadronen vom 5. Dragoner Regiment,

2 Batterieen,

wurde noch am selben Abend bis Uettingen vorgeschoben. Die Truppen lagerten theils in, theils vor dem Dorf (nach Westen zu); das 1. Bataillon vom 59. gab die Vorposten. Diese wurden, nach Noßbrunn zu, an der Ostseite des Dorfes ausgestellt. Flankenwachen hatten nach links hin cine Anhöhe (den Kirchberg) beseßt; nach rechts hin Fühlung mit der Division

Beyer genommen. Abtheilungen vom 2. Bataillon 59. Regiments wurden in Alarmhäuser gelegt.

Die Nacht verging ruhig; aber schon 4 Uhr Morgens weckten Granaten die Schläfer und gleichzeitig warf ein bairisches Jäger-Bataillon (das 8.) unsre auf Roßbrunn zu vorgeschobenen Vorposten, wie auch die auf der Höhe des Kirchbergs postirten Flankenwachen wieder nach Uettingen hinein.

Alles fuhr auf. Der Tag war schon angebrochen; ein grauer Ton lag über der Landschaft; aber die Nebel waren so dünn und durchsichtig, daß sie zumal von dem Bivouac im Westen des Dorfes aus — einen vollständigen Ueberblick über das Terrain gestatteten.

Unmittelbar im Vordergrunde, von der Würzburger Chaussee gradlinig nach Osten zu durchschnitten, lag Dorf Uettingen mit Kirche und Schloß, halbkreisförmig von drei Bergen umstellt. Zwei dieser Berge, zur Linken und Rechten, waren die unmittelbaren Wächter des Dorfes; der dritte (zwischen beiden) wirkte aus der Ferne.

Wer diese drei Berge hatte, hatte das Dorf; sie sahen es ein, sie beherrschten es noch mehr beherrschten sie die nach Würzburg führende Straße. Leztre wurde durch die Stellung dieser Berge zu einem Defilé, das nur nach Wegnahme dieser drei Punkte passirt werden konnte. In der That war das Gefecht bei Uettingen nichts andres, als ein blutiger und schließlich erfolgreicher Kampf um diese drei Punkte und zwar um den Kirch. berg links, um den Osnert rechts und um den Heiligenberg (weiter zurückgelegen) in der Mitte.

Die 59 er und 11 er erstürmten den Kirchberg;

die 36 er erstürmten den Osnert;

die ganze Division schließlich, im Centrum und an beiden Flügeln vorrückend, veranlaßte den Feind, seine dritte Position, den Heiligenberg, freiwillig zu räumen. Damit lag der Weg auf Würzburg offen.

Eh wir zur Schilderung der einzelnen Gefechtsmomente übergehn, geben wir zuvor noch Aufstellung und Plan des Gegners.

Eine Viertelmeile hinter Uettingen, nach Würzburg zu, liegt das Dorf Roßbrunn, ebenfalls hart an der Straße. In seiner Front, nach Westen zu, erheben sich jene obengenannten Bergpartieen, die das Dorf Uettingen von links und rechts her flankiren; in seiner (Noßbrunns) eignen Flanke aber präsentiren sich Bergkegel von ähnlicher Ausdehnung und Beschaffenheit: einer davon, am bairischen rechten Flügel, der schon genannte Heiligenberg; der andre, links, der Himmelreich - Wald. Die Baiern befanden sich also in einer Vertiefung; vor sich Berge und neben und hinter sich

Berge. Der Heiligenberg, der das ganze Vorterrain beherrschte, war ihre große Artillerie-Position; in Verlängerung dieser Position nach rechts hin stand die 4. bairische Division, Generalmajor v. Hartmann; nach links hin die 2. Division, Generalmajor v. Feder. Beide Divisionen hatten auf Uettingen zu detachirt. Die Reserve-Brigade Seckendorf, die Reserve. Artillerie und Abtheilungen der Cavallerie - Division standen zwischen Noßbrunn und Hettstadt.

Plan des Obercommandirenden, Prinz Karl von Baiern, war: am 26. früh auf der ganzen Linie die Offensive zu ergreifen:

das VIII. Corps, am feindlichen linken Flügel, sollte sich auf Goeben,

die halbe bairische Armee (1. und 3. Division im Centrum) auf Beyer,

die andre Hälfte der Armee (2. und 4. Division) am rechten Flügel auf Flies werfen.

Der Plan war gut und konnte bei der großen numerischen Ueberlegenheit des Gegners einen Erfolg in Aussicht stellen. Aber er scheiterte an der bereits total gebrochnen Haltung des VIII. Corps. Dieses versagte seine Mitwirkung. Dadurch war auch die Action der Baiern, speciell der in ihrer Flanke bedrohten Centrumscolonne gelähmt und das Gefecht bei Uettingen, so energisch es durch eine Offensivbewegung bairischerseits eingeleitet wurde, gestaltete sich doch von Anfang an zu einem bloßen Arrièregardenkampf, zu einem Gefecht, das nur den Zweck hatte, den Abzug des Gros der Armee zu decken. Insofern war über den Ausgang des Tages von vornherein entschieden. Die Gesammtsituation gestattete keinen Sieg mehr. Um so mehr ist die Haltung der Baiern an diesem legten ernsten Kampfestage anzuerkennen.

Die einzelnen Kämpfe verliefen wie folgt.

Ersturmung des Kirchberges.

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ER Kirchberg, 2 bis 300 Fuß hoch, erhebt sich in der linken (nördlichen) Flanke des Dorfes und zwar so unmittelbar, daß die den Nordrand bildenden Häuser und Scheunen bereits

am Abhang, oder doch hart am Fuße des Berges liegen. Dieser selbst, nach unten zu kahl, ist höher hinauf mit quadratisch angelegten, meist mit Mauerwerk eingefaßten Weingärten und auf seiner Spize mit Tannen und Kiefern beseßt. In den Weinbergen, auch wohl in dem Gehölz, steckte bairische Infanterie (7. Brigade), Compagnieen vom 5. und 13. Regiment und das 8. Jäger - Bataillon.

Diese Abtheilungen waren es, die, wie schon in Kürze erzählt, theils in der Nacht, theils bei Tagesanbruch von Roßbrunn aus vorpoussirt, unsre Feldwachen aus Front und Flanke verdrängt und vor allem den Kirchberg als dominirenden Punkt besezt hatten. Sie eröffneten jezt, durch ihre Artillerie vom »Posthause Roßbrunn« aus unterstützt, ein heftiges Infanteriefeuer auf das ihnen zu Füßen gelegene Dorf. In alle Dächer schlugen die Granaten ein; die Stallgebäude des Schlosses begannen zu brennen; eine qualmige Feuerwolke zog über das Dorf hin. Wollten sich die Unfren hier halten, so mußten sie den Kirchberg nehmen; das war unerläßlich.

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Die entsprechenden Ordres (Generalmajor v. Korth commandirte hier) wurden gegeben. Das 2. Bataillon 11. Regiments, Oberstlieutenant v. Bonin, und das 2. Bataillon 59. Regiments erhielten Befehl, die Baiern zu delogiren. Das 1. Bataillon 11. Regiments (Oberstlieutenant des Barres)

an der Attake theilnehmend, folgte dem 2. Bataillon auf 200 Schritt Distance. Die restirenden Bataillone 59. Regiments (1. und FüsilierBataillon) verblieben in gedeckter Stellung am Nordrande des Dorfs, um von hier aus, je nach Befund, den Sturm souteniren oder einem Frontangriff des Feindes begegnen zu können.

Das 2. Bataillon 11 er nahm den linken, das 2. Bataillon 59er den rechten Flügel und, in Compagnie Colonnen auseinander gezogen, unter lautem Hurrah begann die Attake bergan, an dem zur Linken haltenden

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Generalmajor v. Korth und seinen Stabsoffizieren wie auf dem Exercierplag vorbei. Die bairischen Jäger schossen gut; die Verluste waren nicht unerheblich. Aber die Weinberge, alsbald auch die Waldkuppe wurden im ersten Anlauf genommen und dem zurückgehenden Feinde fast auf dem Fuße folgend, ging es im Laufschritt die andre Seite des Berges hinunter, über die dort einschneidende Remlinger Chauffee hinweg und einen zweiten, jenseit der Chauffee gelegenen Berg hinan. Es war ein Treiben. Ueberall wich der Feind. Unfre Sturmcompagnieen waren durcheinander gekommen; nichts. destoweniger war der Erfolg am linken Flügel ein vollständiger. Zwei Bergpositionen, die der Gegner zu halten trachtete, waren genommen und über Greusenheim hinaus (wo die Baiern momentan versuchten, auf einer dritten Bergkuppe Stellung zu nehmen) verfolgte das Feuer unsrer Schüßen den gegen Hettstadt hin abziehenden Feind.

Es war zwischen 8 und 9. Andre Vorgänge im Centrum und in der rechten Flanke hatten zu diesem Erfolge (Rückzug des Gegners auf Hettstadt zu) mitgewirkt; eh wir indeß zur Darstellung dieser mitwirkenden Gefechts. momente übergehn, geben wir zuvor die mehr ins Detail gehenden Aufzeichnungen eines 59 ers, der an der Erstürmung des Kirchberges theilnahm.

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