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Infanterie Abtheilungen zu einem Vorstoß, der aber ohne besondre Energie unternommen, an dem Schnellfeuer unsrer 13 er und 53 er scheiterte.

Hiermit war der kritische Moment vorüber, denn es rückten nunmehr (etwa 4 Uhr) nicht nur die Brigaden Welzien und Tresckow, die der Avantgarde auf derselben Straße gefolgt waren, in die mehrgenannte Waldparzelle ein, sondern es wurden auch in beiden Flanken dieselben Umgehungscolonnen wiederum sichtbar, die schon vier Stunden früher ein Zurückgehn aus der Stellung Groß-Rinderfeld-Steinbach in die Stellung Gerchsheim Altertheim veranlaßt hatten. Dies Zurückgehn hatte freilich momentan ein Durchschneiden der Rückzugslinie von Paimar und Schönfeld vereitelt und eine Anlehnung an die Baiern bei Helmstadt geschaffen, aber das ruhige Fortspinnen der Ueberflügelung einerseits, das Zurückwerfen der Vaiern andrerseits, hatte nun (um 4 Uhr Nachmittags) genau wieder dieselbe Situation geschaffen, der man sich um 11 Uhr Vormittags entzogen hatte. Man war wieder von rechts und links her in der Flanke bedroht.

Das Gefühl dieser Ueberflügelung gab den Ausschlag; der Angriff in der Front, der eben jest wieder eingeleitet wurde, drückte nur das Siegel darauf. Die oldenburgische Batterie Nieber in Front des Waldes eröffnete ihr Feuer, die beiden zurückgenommenen Batterieen der Brigade Kummer gingen aufs Neue vor; von rechts her, während die Batterie v. Eynatten II. und die 55 er ihren Flankenmarsch fortsetten, griff die Batterie Cöster mit ein und das Bataillon Bremen, das die Tête der eben aus dem Walde debouchirenden Brigade Welzien bildete, avancirte zum Sturm auf die vorliegenden Höhen.

Eh noch die Höhen erreicht waren, brach der Feind, im Zurückgehen den Artilleriekampf fortsehend, das Gefecht ab. Die badische Division, nach eigener Entschließung, dirigirte sich von Altertheim auf den Guttenberger Wald; zwei würtembergische Brigaden und die östreichisch-nassauische Division (Feldmarschalllieutenant Graf Neipperg) zogen sich, durch die hessische Division hindurch, über Kist auf Höchberg (unmittelbar vor Würzburg); die hessische Division und die würtembergische Brigade Fischer deckten den Rückzug.

Division Goeben bivouakirte bei Gerchsheim.

Die Verluste des VIII. Corps beliefen sich (einschließlich 8 Offiziere) auf 253 Mann, wovon 110 Mann auf die hessische, 151 auf die östreichisch). nassauische Division entfielen. Die Preußen verloren 60 Mann, darunter 3 (verwundete) Offiziere.

Gefecht bei Helmstadt.

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JVJsion Beyer bil dete die Mittelcolonne (Goeben rechts, Flies links) und trat von Werbach aus um 11 Uhr ihren Vormarsch auf Würzburg an. Die Formation war die folgende: Avantgarde

(Oberst v. Woyna I.)

30. und 70. Regiment;

Gros (Generalmajor v. Glümer) 20. und 32. Regiment ;
Reserve (Oberst v. Schwerin) 39. Regiment.

Die Avantgarde ging über Bottigheim, Gros und Reserve über Niklashausen. Bei Neubrunn war Rendezvous. Hier stieß man auf die Vorhut der 1. bairischen Division, die auf den Höhen zwischen Neubrunn und Helmstadt, links der Straße, Stellung genommen hatte. Die 3. bairische Division (Prinz Luitpold) stand rechtwinklig auf die 1., zwischen Mädelhofen und Waldbrunn. Die nachstehenden Linien werden das Gesagte veranschaulichen.

Aus dieser Aufstellung der Baiern entspann sich für unsre auf der Würzburger Straße vorrückenden Colonnen ein Doppelgefecht und zwar a. ein Gefecht zwischen Neubrunn und Helmstadt, mit Front gegen Norden; und

b. ein Gefecht zwischen Mädelhofen und Waldbrunn, mit Front gegen Osten.

Neubrunn

Helmstadt

• Mädelhofen

Waldbrunn

Daran reihte sich schließlich (spät am Abend) nach Eintreffen einer dritten bairischen Division auch noch ein drittes Gefecht. Dasselbe war unabhängig von der ursprünglichen Aufstellung.

Das Gefecht zwischen Neubrunn und Helmstadt.

Wir versuchen zunächst eine Terrainschilderung. Der Weg führt über ein Plateau, das zu beiden Seiten, besonders aber nach links hin mit Waldparzellen bescht ist. Einzelne dieser Parzellen, bis an die Straße sich ziehend, werden von dieser gestreift oder durchschnitten; die Mehrzahl dieser Waldpartieen aber zieht sich hügelan und begleitet den wellenförmigen Höhenzug bis nach Helmstadt hinan. Hier fällt dieser nach Ost und Norden zu mit ziemlicher Steile plötzlich ab und steigt erst jenseit eines Wiesengrundes, in derselben Nichtung, wieder an. In diesem Wiesengrunde liegt Helmstadt. Das Dorf selbst also, weil von allen Seiten eingesehn, ist nicht zu halten; wohl aber bilden die ziemlich schroff abfallenden, mit Weinterrassen besetzten Höhen diesseits und jenseits des Dorfs eine gute Position, die eine um das Dorf zu vertheidigen, die andre um es wiederzuerobern.

So das Terrain.

Unmittelbar hinter Neubrunn, wo man des Feindes bereits ansichtig geworden war, wurde das 20. Regiment, Oberst v. d. Wense, aus dem Gros vorgezogen, rückte bis in Höhe der Avantgarde (Regimenter 30 und 70) vor und begann die Waldparzellen unmittelbar links der Straße klar zu fegen, während die Avantgarde, ohne auf den Feind zu treffen, rechts der Straße bis in Höhe von Helmstadt avancirte.

Bis hierher war das Vorgehn mehr ein Treiben als ein Gefecht gewesen; die 20 er waren auf geringen, die 30er und 70er auf gar keinen Widerstand gestoßen; angesichts der Weinberg - Terrassen von Helmstadt aber

traten beide Colonnen in ein ziemlich hißiges Gefecht ein und während die 20er in ihrer Bewegung nach Osten hin verblieben, schwenkten die 30 er und 70er links und griffen den Feind mit Front gegen Norden an. »Das Feuer war heftiger, so schreibt ein 70 er, als wir es bis dahin gehört hatten. Unser Bataillon hatte die Tête und mit Schüßen vorauf ging es über eine Wiese hin, an deren entgegengeseztem Ende eine Weinberg-Terrasse steil anstieg. Hier steckte der Feind wie immer in guter Deckung. Wir gingen im Sturme vor und jagten ihn nach kurzem Kampfe heraus. An einer Stelle lagen seine Todten und Verwundeten so dicht, daß wir über sie hinwegspringen mußten. Als wir bis dicht an die Kuppe waren, liefen die Baiern in der Richtung nach Norden zu. Wir schoffen jezt von oben herab, da flogen sie kopfüber den Berg hinunter.«

Dieser Angriff hatte den diesseitigen Weinberg in unsre Hände gebracht; aber der Weinberg jenseit des Dorfes war noch vom Feinde beseßt, der sich durch die zurückgeworfenen Abtheilungen von Minute zu Minute verstärkte. Das Granatfeuer von diesem Punkt aus wurde lästig und durch Dorf Helmstadt hindurch gingen nunmehr unsre 20 er, jezt eben, falls mit linksschwenkt, gegen diesen zweiten Weinberg vor. Der Feind suchte die Position zu halten; es kam zum Einzelkampf, in dem namentlich das bairische 2. Jäger-Bataillon erhebliche Verluste erlitt; dann erfolgte der Rückzug auf Uettingen.

Das Gefecht zwischen Mädelhofen und Waldbrunn.

Helmstadt und seine zwei Weinberge waren unser; die 20 er seßten im Dorf und nördlich gegen Uettingen hin sich fest; die 30er und 70 er aber mit rechtsschwenkt, wieder Front gegen Osten nehmend, rückten nunmehr, hart links am Wege, gegen die Linie Waldbrunn - Mädelhofen vor. Hier stand (f. Seite 228) die 3. bairische Division, Prinz Luitpold.

Wenn der Kampf zwischen Neubrunn ein Kampf unsrer 20 er und unsrer Avantgarde gewesen war, in dem jene den linken Flügel, diese den rechten gebildet hatten, so entwickelte sich der Kampf bei Mädelhofen - Waldbrunn zu einem Kampf der Avantgarde und der 32 er. Die im Centrum marschirende Avantgarde kam also in die Lage, an dem ersten Kampfe als rechter Flügel, an dem zweiten Kampfe als linker Flügel theilzunehmen.

In Front der feindlichen Stellung stand eine bedeutende Artillerie. Unfrerseits wurde vorgezogen, was davon zur Hand war. Zunächst die Batterieen des Gros, bald darauf sämmtliche Reserve - Batterieen. Das Feuer begann. Ueber eine waldlose Fläche hin, links an unsrer ArtilleriePosition vorbei, rückte jezt die Avantgarde, während die 32 er eine rechts gelegene Waldparzelle besezt hielten, gegen den Wald von Mädelhofen vor,

aus welchem heraus eine feindliche Colonne eben jetzt eine Offensivbewegung in der Richtung auf Neubrunn zu, versuchen zu wollen schien.

Der bairische Angriff, so weit er sich auf das freie Feld wagte, ward von der Artillerie abgewiesen; im Walde (auf dem rechten Flügel) trat ihm das 32. Regiment entgegen. Die zur Stelle befindlichen Schwadronen des 9. Husaren und 10. Landwehr Husaren Regiments trabten gegen die diesseit des Waldes sich zeigende feindliche Cavallerie an, und der Rittmeister Klaatsch mit der 3. Escadron der 9. Husaren warf sich als der Erste

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auf den überlegenen Feind. Ein heftiges Handgemenge entstand, in welchem der Rittmeister, mit dem Pferde überschlagen, sich zu Fuß gegen die auf ihn eindringenden feindlichen Reiter (unter ihnen der gegnerische RegimentsCommandeur) wie ein Verzweifelter wehrte, bis seine Husaren ihn wieder herausrissen. Die mittlerweile herangekommene 5. Escadron v. Böttcher und zwei Landwehr-Schwadronen unter Major v. Kuylenstjerna warfen sich der feindlichen Verstärkung entgegen und im glänzenden Reitergefechte ward für diesen Tag die feindliche Cavallerie vom Gefechtsfeld vertrieben. Der feindliche Regiments - Commandeur Oberstlieutenant Bochder und der Schwadrons Chef Prinz von Thurn und Taxis, Letterer schwer verwundet, fielen in Gefangenschaft. *)

*) Einem weitren Bericht über dies interessante Reitergefecht, in dem nicht blos »zwischendurch geritten«, sondern erheblich gekämpft wurde, entnehmen wir noch Folgendes: Rittmeister Klaatsch choquirte 2 Escadrons bairischer Chevauglegers. Ihm wurde im Handgemenge das Pferd unterm Leibe erschossen. Er kam indessen schnell wieder auf die Beine und sah sich jetzt von Chevaurlegers umringt, die auf ihn einhieben. Während er sich kräftig wehrte, kam der Commandeur des feindlichen Regiments herangesprengt und rief ihm zu:

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