Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Es war die Division Flies, die, von Miltenberg kommend, auf dieser Linie (Neukirchen Hundheim) gegen Wertheim vorrückte. Bis Hundheim zieht sich die Straße gradlinig von West nach Ost, hier aber biegt sie rechtwinklig ab und läuft nördlich auf Wertheim zu, so daß Hundheim einen Kniepunkt bildet. Das Terrain hat Schluchten und Mulden und ist hier und da mit Waldstücken bestanden. Eine solche Waldparzelle, immer von Hundheim aus gerechnet, liegt 1000 Schritt nach Westen, eine andre eben. falls 1000 Schritt nach Norden zu. Durch beide Waldparzellen führt die bei Hundheim, wie erwähnt ein Knie bildende Straße, mitten hindurch. Auf dem Raum, den die beiden Straßenarme einschließen, treffen die Ränder beider Waldparzellen fast zusammen, so daß man links oder rechts (je nach der Straße, auf der man sich nähert) ausbiegend, unter geschickter Benutzung dieser Waldparzellen völlig unbemerkt von der westlichen Hälfte der Straße nach der nördlichen und von der nördlichen nach der westlichen gelangen kann. Es ist nöthig, dies scharf im Auge zu behalten, weil auf der geschickten Benutzung dieser Terrain - Eigenthümlichkeit das ganze Gefecht von Hundheim, wie es unsrerseits eingeleitet wurde, beruht.

Um 2 Uhr traf Meldung bei den Badensern in Hundheim ein, daß sich der Feind auf der Miltenberger Straße nähere, bald darauf, daß er Neukirchen passirt und die Waldparzelle bei Tiefenthal besezt habe.

Dies war richtig. Die Avantgarde der Division Flies rückte auf dieser Straße heran. Sie bestand aus den beiden Bataillonen Coburg. Gotha, aus zwei Halb- Schwadronen vom 6. Dragoner-Regiment und zwei glatten 12pfündern. Führer: Oberst v. Fabeck.

Prinz Wilhelm von Baden, der persönlich in Hundheim commandirte und in diesem Augenblick zwei Regimenter Infanterie (das 5. und das Leib-Grenadier-Regiment), außerdem die Leib-Dragoner und eine Batterie zur Verfügung hatte, ließ zwei Grenadier- Compagnieen westlich gegen die Tiefenthaler Waldparzelle und bald darauf, nachdem auch von Norden her

die erste, unter Lieutenant v. Froben, im Mainthal über Freudenberg auf Bürgstadt;

die zweite (mehr südlich) von Neukirchen über Eichenbühl gegen Miltenberg; die dritte (noch weiter südlich) über Walldürn gegen Rippberg.

Alle drei Patrouillen stießen auf den Feind. Die beiden ersten (Infanterie Patrouillen) hatten Rencontres mit preußischen Dragonern vom Flies'schen Corps, welche leztren bei Bürgstadt im Nachtheil blieben, bei Eichenbühl aber den Feind warfen und ihm eine Anzahl Gefangener abnahmen. Ebenso erging es der dritten Patrouille, die aus einer Escadron vom badischen Leib Dragoner Regiment bestand. Diese traf in den Straßen Walldürns auf eine stärkere Abtheilung des zur Goebenschen Division gehörigen 8. (westphälischen) Husaren- Regiments und verlor in dem pêle mêle eine Anzahl Verwundeter und Gefangener. Unter diesen, nach rühmlicher Gegenwehr, Oberlieutenant v. Schilling.

[graphic][subsumed][subsumed]

das Erscheinen des Feindes signalisirt worden war, erst zwei weitre Compagnieen, dann das ganze 5. Regiment gegen die Sondernieder Wald. parzelle vorgehn.

Diesem energischen und mit sehr überlegener Kraft ausgeführten Stoß wichen die Unsrigen, wie sie schon vorher dem Vorgehn der beiden Grenadier- Compagnieen gewichen waren, aus. Beide Waldparzellen, sowohl die westliche wie die nördliche, befanden sich somit im Besiz des Feindes. Die Unsrigen schienen wie verschwunden und die beiden Grenadier Compagnieen, deren Verbleib in der westlichen (Tiefenthaler Waldparzelle) nicht länger geboten erschien, gingen nunmehr während das 5. Regiment in der nördlichen Waldparzelle verblieb auf Hundheim zurück.

[ocr errors]
[ocr errors]

Sehr zur Unzeit. Kaum war die westliche Waldparzelle frei, so rückten unsre Avantgarden - Bataillone, die inzwischen eine verdeckte Aufstellung gefunden hatten, wieder in die westliche Waldparzelle ein, hielten sich aber, statt einfach gradlinig auf Hundheim vorzugehn, sofort links und zogen sich, eine Curve beschreibend, unter geschickter Benutzung eines Hohl. weges bis an jene Stelle, wo die westliche Waldparzelle die nördliche beinah berührt. Hier bei der Meierei Birkhof nahm ein Bataillon Coburg - Gotha Aufstellung, während zwei Compagnieen desselben Regiments bis in die nördliche Waldparzelle, zwei andere Compagnieen bis an die Wertheimer Chaussee, wo diese aus der Waldparzelle heraustritt, vorgeschoben wurden.

Kaum war diese Linksschwenkung glücklich ausgeführt, deren Resultat im Wesentlichen darin bestand, daß unsre auf der westlichen Straße vor dringende Avantgarde nunmehr die nördliche Straße und zwar das Stück zwischen der Waldparzelle und Hundheim unter Flankenfeuer nehmen konnte, als das 5. Regiment, ohne Ahnung davon, worin sich die Situation geändert hatte, ebenfalls auf Hundheim zurückzugehen begann. Schon in der Wald. parzelle selbst, durch unsre zwei dahin vorgeschobenen Compagnieen unter Feuer genommen, wuchs dies Feuer und mit ihm die Verwirrung in demselben

[graphic]

Augenblick, in dem die vordersten Abtheilungen des 5. Regiments aus dem Walde heraustraten und nun von unsren am Chauffeegraben entlang aufgestellten Compagnieen beschossen wurden. Sie bogen nach links hin (auf Ernsthof hin) aus und zogen sich dann, durch das zu ihrer Unterstützung vorgehende Grenadier- Regiment hindurch, auf Hundheim zurück, nicht ohne während des Gefechtes selbst, wie während des Rückzuges die empfindlichsten Verluste erlitten zu haben.

Gegen das Grenadier-Regiment attakirten jezt die beiden Halb. Schwadronen unter Rittmeister Pfeffer v. Salomon und als diese Attafe scheiterte, versuchten unsre am Waldrand auffahrenden 2 Zwölfpfünder das Avanciren des Feindes zu hindern. Dieser aber, seine Cavallerie wie seine Batterie rasch aus Hundheim vorziehend, war unsrer Avantgarde derart überlegen, daß dieselbe troß des momentanen Erfolges, den sie über das badische 5. Regiment errungen hatte, das Gefecht abbrechen und auf ihr Gros zurückgehen mußte.

Die Badenser hatten die ungleich größeren Verluste. Sie verloren: 6 Offiziere (3 todt) und 118 Mann. Unser Verlust betrug 22 Mann in allem. Kein Offizier war todt oder verwundet.

Die badische Division, ohne den Abzug der Unsrigen zu behelligen, ging selbst von Hundheim auf Külsheim zurück.

Am andern Tage werden wir ihr, an der Tauber selbst, in fester Stellung bei Hochhausen und Werbach, wieder begegnen.

Die Gefechte an der Tauber.

(24. Juli.)

[graphic]

HNE Verzug, noch in der Nacht vom 23. auf den 24., erging Befehl an die vorge schobenen Abtheilun gen des VIII. Corps, früh am andern Mor gen bis an die Tauberlinie zurückzugehn und, unter Besetzung zweier diesseits gelegener Punkte, im Wesentlichen auf den Höhen jenseits des Flusses Stellung zu

nehmen. Dies wurde ausgeführt. Die Divisionen der Reichsarmee rückten in die ihnen angewiesenen Positionen ein und standen im Laufe des Vormittags (am 24.) wie folgt:

1. Division (Würtemberger) Tauberbischofsheim,

2. Division (Badenser) Hochhausen - Werbach,

3. Division (Hessen) Groß- Rinderfeld,

4. Division (Oestreich Nassau) Paimar und Grünsfeldhausen, Artillerie Reserve bei Schönfeld und Jlmspan.

Die Würtemberger und Badenser standen also in Front; die Hessen

und Oestreich-Nassauer bildeten die Reserve.

Gegen diese Aufstellung des Feindes, richtiger gegen die Tauberlinie überhaupt, rückten die Unsrigen in drei Colonnen vor:

« ZurückWeiter »