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linken Flügel, der Brigade Wrangel gegenüber, erschienen, zunächst sichtbar, 4 Bataillone: Bataillon Reischach (Avantgarde); Bataillon Nobili, Bataillon Heß, 35. Jäger-Bataillon (Gros). Außerdem drei Batterieen.

Diese legtgenannten vier östreichischen Bataillone standen à cheval der Chauffee, oder in weiterem Abstand links und rechts neben derselben, auf der Linie Aumühle - Fasanerie. Das Bataillon Heß, den rechten Flügel des Feindes bildend, lehnte an den Eisenbahndamm. Am linken Flügel der Aufstellung hielt die hessische Batterie v. Herget (6 Geschüße). Weiter zurück, bei Damm, fuhren eben zwei östreichische Batterieen auf. Zusammen 22 Ge schüße. Die hessische Batterie hatte eine Partikular-Bedeckung (Schüßen und Chevauglegers). Ein hessisches Infanterie Bataillon (das 2. vom 1. Regiment) stand, kaum sichtbar, in verdeckter Aufstellung zwischen der Hasel- und Pfaffenmühle, 1000 Schritt in Front von Damm.

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Dies war der Feind, gegen den die Brigade Wrangel jezt avancirte. Neun Compagnieen vom 15. Regiment bogen rechts aus, um die feindliche linke Flanke zu umgehn; die drei verbleibenden Compagnieen (5., 8. 12.) nahmen die bewaldeten Ufer des Aschaffbaches; die 55 er versuchten auf der Chaussee gegen die kaum noch 2000 Schritt entfernte Stadt vorzudringen. Der Infanteriekampf war nicht erheblich; die vier östreichischen Bataillone wichen, ohne nachhaltigen Widerstand zu leisten, theils auf den nördlich der Stadt gelegenen Bahnhof, theils nach der Fasanerie hin aus; aber eh noch unsre nachdrängenden 55 er die Stelle erreichen konnten, wo die Chaussee die Eisenbahn durchschneidet, wurden sie in ihrer rechten Flanke von einem so infernalen feindlichen Artillerie-Feuer empfangen, daß sich ein Weiter vordringen an dieser Stelle verbot. Besonders war es die hessische Batterie,

die sich durch brillantes Schießen auszeichnete. Die 12pfündige Batterie Eynatten wurde vorgenommen, aber sie war numerisch zu schwach, um die 22 feindlichen Geschüße (16 östreichische, 6 hessische) mit Erfolg zu bekämpfen. Die Bataillone fanden Deckung in Terrainmulden und hinter dem Eisenbahndamm; es kam ein Stocken in die Angriffsbewegung.

Doch nicht auf lange. Die drei Compagnieen 15 er, die rechts an der Chauffee, am bewaldeten Aschaffufer in Schüßenzügen vorgedrungen waren, hatten sich in der Flanke der hessischen Batterie eines thurmartigen Baues, der »>Aumühle«, zu bemächtigen gewußt und von hier aus die Batterie unter ein heftiges Seitenfeuer nehmend, diese zum Abfahren gezwungen.

Jezt war der Weg frei; die östreichischen Batterieen hatten alsbald Mühe, sich gegen die unsrigen (Cöster und Eynatten) zu behaupten und die 55 er drängten nunmehr auf Chaussee und Eisenbahndamm, die hier dicht neben einander herlaufen, auf die Stadt zu. Aber sie waren hier nicht die Ersten. Der linke Flügel (Brigade Kummer) hatte bereits durch Wegnahme der Fasanerie den Ausschlag gegeben. Wir geben nunmehr diesen Theil des Kampfes.

Das Vorgehn der Brigade Kummer.

Brigade Kummer, als sie auf und neben dem Eisenbahndamm bis in Höhe von Goldbach vorgedrungen war, erhielt heftiges Geschüßfeuer und zwar von denselben drei Batterieen, die gegen die Brigade Wrangel thätig waren. Die 4pfündige Batterie Weigelt und die 6pfündige Batterie Eynatten I. nahmen sofort Position auf dem unmittelbar zur Linken gelegenen Kugelberg und erwiderten das Feuer.

Die Infanterie blieb im Avanciren, das 13. Regiment, Oberst v. Gellhorn, im ersten Treffen, das 53., Oberst v. Tresckow, im zweiten. In reglementarischer Ordnung, das 1. Bataillon am rechten, das Füsilier. Bataillon am linken Flügel, gingen die Münsterländischen Regimenter auf die Fasanerie und den Gottelsberg (links daneben) vor.

Die Fasanerie war durch zwei Bataillone (1. und 2.) vom italienischen Regiment Wernhardt vertheidigt; aber, sehr bald nach Beginn des Kampfes schon, wurde nicht nur das 3. Bataillon genannten Regimentes aus seiner Reservestellung vorgezogen, sondern es kam auch den hier kämpfenden Truppen ein unerwarteter Succurs durch das Erscheinen der vom feindlichen linken Flügel her auf Eisenbahn und Fasanerie abgedrängten Bataillone Reischach und Nobili.

Die Vertheidigung verfügte somit über 5 Bataillone, aber sie erwies sich zu schwach gegen die drei Bataillone unsrer 13 er, die mit vorgenommenem

linken Flügel, tambour battant, unter lautem Hurrah in die Fasanerie eindrangen.

Der Feind, hinter den Bäumen Deckung suchend, hielt sich zu Anfang gut; die Wirthschaftsgebäude wurden mit großer Bravour vertheidigt und mehr als einmal, namentlich auch, als die abgedrängten Bataillone Reischach und Nobili im Walde erschienen, gingen die Oestreicher zum Angriff über und suchten, unter Trommelschlag und Evviva-Rufen, durch energische

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Offensivstöße uns aus dem Walde hinauszuwerfen. Aber das »Up Benedek! gifft ehr düftig« der Westphalen war stärker, als die Evvivas der italienischen Bataillone und nach etwa einstündigem Gefecht war der Wald genommen und die jenseitige Lisière erreicht. Ueber Sturzacker und Kornfelder hinweg floh der Feind, vom Schnellfeuer der Unsrigen verfolgt, auf die Stadt zu. Diese Flucht über das freie Feld hin bereitete ihm die größten Verluste.

Unsre 13 er löschten ihren brennenden Durst an dem faulen Wasser, das sich in den Wiesengräben vorfand, dann stürmten die Schüßenzüge aller drei Bataillone auf die Stadt und ihren einzigen Eingang, das von mittelalterlichen Thürmen flankirte Herstaller Thor zu, durch das, mit Ausnahme des feindlichen linken Flügels*), alle im Gefecht gewesenen

*) Von den am linken Flügel engagirt gewesenen Truppentheilen waren, wie weiter eben erzählt, die Bataillone Reischach und Nobili nach dem rechten Flügel (Fasanerie) hinüber. gedrängt worden und hatten hier das Schicksal des Regiments Wernhardt getheilt. Alle andern gegen die Brigade Wrangel kämpfenden östreichisch hessischen Abtheilungen aber und zwar :

das Bataillon Heß und das 35. Jäger-Bataillon,

das 2. Bataillon vom 1. hessischen Infanterie Regiment,

östreichischen Truppentheile: das Regiment Wernhardt, Bataillon Reischach, Bataillon Nobili, ja selbst die beiden östreichischen Batterieen, ohne große Einbuße an Gefangenen ihren Nückzug bereits bewerkstelligt hatten.

Es war dies unleugbar ein Verdienst des östreichischen Commandirenden, Feldmarschalllieutenant Graf Neipperg, der, die Gefahren dieses Defiles wohl erkennend, im richtigen Moment den Befehl zum Abbrechen des Gefechtes und zum Rückzuge durch das Herstaller Thor, die Stadt und über die Mainbrücke (wozu immer ein Passiren der Stadt nöthig war) gegeben hatte; aber was von Seiten des Commandirenden gut geplant war, scheiterte noch im lezten Moment an einer minder geschickten Ausführung des Befehls. Statt Aschaffenburg, unter alleiniger Besetzung des Herstaller Thores, rasch zu

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die hessische Batterie v. Herget,

2 hessische Scharfschüßen Compagnieen und 1 Chevauglegers Escadron verblieben am linken Flügel, drängten nicht durch das Herstaller Thor, hatten ein Rückzugs. gefecht am Bahnhof, zogen sich, am Eisenbahndamm hin, bis Stockstadt und bewerkstelligten erst hier ihren Uebergang auf das linke Mainufer. In Seligenstadt vereinigte man sich wieder mit den größeren Abtheilungen, die durch Aschaffenburg selbst ihren Rückzug genommen hatten.

passiren, sezten sich überall in der Stadt ganze Compagnieen und Bataillone fest, theils um durch Häuserkampf das Vordringen des Gegners zu hindern, zum Theil aber auch völlig planlos, ohne irgend eine Vorstellung davon, ob hier gehen oder bleiben« das Gerathnere sei. Diese Kopflosigkeit, für die zu großem Theile die Bataillons - Commandeure verantwortlich gemacht werden müssen, verwandelte erst den Kampf, der bis dahin mehr den Charakter eines abgebrochenen Gefechts gehabt hatte, in eine Niederlage.

Freilich ebensoviel wie das Zögern auf Seiten unserer Gegner, trug auf unserer Seite die Raschheit der Entschlüsse zum Erfolge bei.

General v. Kummer, als er den Abzug der Oestreicher wahrnahm, erkannte sofort, daß alles davon abhängen werde, ihnen ihre eine Rückzugs. linie zu verlegen, mit andern Worten, am Herstaller Thor, oder wenn sich dies nicht mehr ermöglichen sollte, wenigstens an der Mainbrücke, am ent gegengesetzten Ende der Stadt, eher einzutreffen als der retirirende Feind. Darauf hin disponirte er jeßt. Die 13 er waren noch nicht heran, oder in ein Gefecht mit den die Häuser am Thor vertheidigenden feindlichen Abtheilungen verwickelt; jeder Aufenthalt verbot sich aber, wenn Ziel und Zweck überhaupt erreicht werden sollten. So stellte sich denn General v. Kummer persönlich an die Spite eben eintreffender kleiner Abtheilungen (ein oder zwei Compagnieen) 53. Regiments und führte sie, an den kämpfenden Truppen vorbei, im Geschwindschritt durch Thor und Stadt hindurch, auf die Mainbrücke zu. Alles was jezt noch vom Feinde in der Stadt war, mußte sich durchschlagen oder die Waffen strecken. Abtheilungen der Bataillone Reischach und Nobili, vor allem die beiden kurhessischen Husaren Schwadronen, die in Front der östreichischen Batterieen gehalten hatten, versuchten das erstere (die Husaren unter schwerem Verlust); alles andre, darunter namentlich

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