Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

v. Frey und v. Stockhausen, wie einer großen Anzahl andrer Offiziere, waren die Pferde unter dem Leibe getödtet worden. Besonders beklagt wurde der Tod des Hauptmann Königer vom 3. Infanterie-Regiment, eines durch Muth, Gesinnung und Wissenschaftlichkeit gleich ausgezeichneten Offiziers. *)

Die Preußen hatten nur 7 Todte und einige 50 Verwundete; unter diesen der Offizierdienst thuende Vice-Feldwebel Marg vom 55. Regiment.

Es konnte nicht ausbleiben, daß die Ereignisse dieses Tages einer herben Kritik unterzogen wurden. Generallieutenant v. Perglas, dem man die Hauptschuld beimessen wollte, erhielt seinen Abschied; Generalmajor v. Stockhausen erschoß sich. So folgte Unheil diesem unheilvollen Tage.

Der Rückzug der Hessen ging auf Aschaffenburg, wo die lezten Abtheilungen zwischen 12 und 1 Uhr Nachts eintrafen. Die Sicherung dieses Orts hatte die inzwischen von Frankfurt-Hanau her angelangte östreichische Brigade Hahn übernommen.

Mit dieser mußte muthmaßlich der nächste Tag ein Rencontre bringen.

*) Hauptmann Königer wurde, nachdem er bei Frohnhofen gefallen, alsbald von den vorrückenden Preußen aufgefunden, welche Schärpe, Uhr, Brieftasche 2. des Gefallenen zu sich nahmen und für ein anständiges Begräbniß sorgten. Sämmtliche Effekten wurden später seiner Wittwe in Darmstadt ausgehändigt. Die Sieger beklagten seinen Tod; vielen war er persönlich bekannt, da er sich früher zum Zwecke kriegsgeschichtlicher Studien längere Zeit in Berlin aufgehalten hatte. Einer seiner Freunde fiel kurz vorher bei Langensalza. Das Grab Königers, worin auch Oberlieutenant Stockhausen nebst etwa 40 Kampfgenossen ruhn, befindet sich ganz in der Nähe, wo sie den Tod fanden. (Unter den literarischen Arbeiten Königers verdient seine Geschichte der Befreiungskriege" hervorgehoben zu werden.)

[merged small][graphic][merged small]

Die Lokalität ist in Kürze zu beschreiben. Das Terrain zwischen Lau fach-Frohnhofen und Aschaffenburg- etwa fünfviertel Meile — behält bis dicht an Aschaffenburg heran denselben Charakter, wie wir ihn S. 165 bei Gelegen. heit des Gefechtes von Frohnhofen ausführlicher beschrieben haben: ein zu beiden Seiten von Höhenzügen eingefaßtes, oft nur 200 bis 300 Schritt breites Flußthal, in dem Chaussee und Eisenbahn dicht neben einander herlau fen. Erst hinter dem Dorfe Goldbach treten die Höhen mehr und mehr zurück und erweitern das bis dahin schmale Flußthal, erst der Laufach, dann der Aschaff, zu einer nach dem Main hin abfallenden Ebene, an deren niedrigster Stelle, hart am Main, der hier ein Knie bildet, das pittoresk mittelalterliche, von einer hohen Mauer umgebene Aschaffenburg mit nur

[graphic][merged small][merged small][merged small]

einem Thore (ostwärts)*) und nur einer Brücke (westwärts) gelegen ist. Ob es gerathen war, hier, noch dazu mit unausreichenden Kräften, einen Kampf aufzunehmen, muß billigerweise bezweifelt werden. Allerdings boten die Höhen, ganz wie an den schmaleren Stellen, eine vorzügliche ArtillerieAufstellung, eine Aufstellung, die Chaussee und Eisenbahn vollständig beherrschte; aber einmal waren diese Positionen, wenn sich die Nöthigung dazu herausstellen sollte, ohne besondere Schwierigkeiten zu umgehn, andrer. seits hatte der Vertheidiger als einzige Rückzugslinie nichts als ein allerschmalstes Defilé: das Thor, die Stadt, die Brücke. Thor und Stadt von mittelalterlicher Enge. Wir werden sehen, daß die Enge dieser Rückzugslinie für unsren Gegner verhängnißvoll wurde.

Das Gefecht verlief wie folgt.

Um 74 Uhr brachen die beiden Brigaden Wrangel und Kummer, die bei Laufach und Waldaschaff bivouakirt hatten, auf und trafen bei Weiberhöfen, eine Meile von Aschaffenburg, zusammen. Die Brigade Wrangel erhielt Befehl, mehr rechts sich haltend, auf der Chaussee hin, die Brigade Kummer mehr links sich haltend, auf dem Eisenbahndamme zu avanciren. Dies geschah. Es entspann sich daraus ein Doppelgefecht. Wir folgen zunächst der Brigade Wrangel.

Das Vorgehn der Brigade Wrangel.

Das 15. Regiment, Oberst v. d. Golz, hatte die Tête; die beiden Batterieen und die 55 er folgten; das Bataillon Lippe schloß.

Hösbach, das nächste Dorf, wurde vom Feinde nicht besezt gefunden; auch Goldbach nicht. Als die Spiße der Avantgarde leßtgenannten Ort passirte, wurde sie von feindlichem Infanterie-, bald auch von Artilleric feuer empfangen. Zugleich war der Punkt hoch genug, um einen Ueberblick über die feindliche Stellung zu gestatten.

Auch der Feind hatte eine linke und rechte Flügel - Aufstellung genommen und zwar derart, daß der Eisenbahndamm ebensowohl den Berührungspunkt, wie auch die Scheidelinie der beiden Flügel bildete. Am (feindlichen) rechten Flügel, nur theilweis sichtbar, standen drei Bataillone in einem der Stadt unmittelbar vorgelegenen großen Park, der sogenannten Fasanerie. Gegen diese richtete sich der Angriff der Brigade Kummer; wir schildern diesen Angriff an anderer Stelle. Am feindlichen.

*) Allerdings befindet sich, etwas mehr nach Süden hin, noch ein zweites Thor, das Wermbachs. Thor, von dessen Vorhandensein indeß der mit der Lokalität Aschaffenburgs wenig vertraute Feind entweder nichts wußte, oder schließlich nichts wissen wollte, um sich in dem Gewirr der Gassen nicht völlig zu verlieren.

« ZurückWeiter »