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Die Zusammenseßung der drei Colonnen war die folgende:
Linker Flügel: in und am Sinnberg:

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Am rechten Flügel, wo der Feind am schwächsten und wir am stärksten waren, verlief das Gefecht rasch und ohne erhebliche diesseitige Verluste, trozdem der Schlegelsberg, wie ein Bericht hervorhebt, »ein völliger pot à feu« war.

Erbitterter war der Kampf im Centrum. Oberstlieutenant v. Henning, der die Mittelcolonne persönlich führte, hat selbst eine Darstellung dieses Angriffs gegeben:

»Auf das Signal: das Ganze avanciren! brach die kleine Centrum8

Colonne:

1. Compagnie 19. Regiments: Premierlieutenant v. Oberniß,
halbe G., halbe 7. Compagnie: Lieutenant Meze,

ein Trupp vom Bataillon Lippe: Graf Merveld,

aus der Stellung links neben der 4pfündigen Batterie vor. Bei der halben 6. und halben 7. Compagnie befanden sich die Fahnen des 1. und FüsilierBataillons 19. Regiments. Ich führte diese Colonne auf der Ostseite der Chaussee längs derselben gegen den Wald. Ein andrer Zug vom Bataillon Lippe, der bis dahin 350 Schritt vor der Vatterie gelegen hatte, schloß sich an und nun wurde, ohne einen Schuß zu thun, tambour battant der Weg bis auf den alten Plag, von dem das Gros zurückgegangen war, in dem stärksten feindlichen Feuer (das aus der Lisière des Sinnbergs unsre linke Flanke traf) in einer Gangart zurückgelegt, die halb Attakenschritt, halb Laufschritt war.

Der Chausseedamm deckte in etwas gegen das heftige feindliche Flankenfeuer.

Beim Durchlaß angekommen bekam die Colonne auch Feuer in der Front. Einen Augenblick Halt; eine Salve; Premierlieutenant v. Obernig und Graf Merveld springen vor die Colonne und mit Hurrah und dem Bajonet wird die Lisière des Holzes genommen. In dem kurzen Moment des Haltens war Lieutenant Meze neben mir, vor den Fahnen des 1. und

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Füsilier Bataillons, und kurz darauf Major Rohdewald, der zu Fuß gefolgt war, links rückwärts der Colonne erschossen worden.

Nach Wegnahme der Lisière, sandte ich, um uns die Flanke zu decken, 30 Mann links in das Gehölz, ritt dann rechts auf die Höhe, die vorher die 12 pfündige Batterie eingenommen hatte und von der man das ganze Gefecht übersah, placirte den Rest der 6. und 7. Compagnie (nun ohne Offizier) mit den beiden Fahnen an dem kleinen Busch und hielt die von rechts her, vom Schlegelsberg, vorbrechende 12. Compagnie meines Regiments an eben dieser Stelle fest, da das Gefecht am Sinnberg - Holz (in meiner linken Flanke und meinem Rücken) noch keine Fortschritte gemacht und ich keine weitren Reserven hatte.

Mit schärfster Spannung wartete ich auf den Erfolg und Fortgang dieses unsichtbaren, mir nur durch das Feuer, die Attakensignale und die Hurrahs hörbaren Gefechts, da dessen Resultat allein entscheiden. mußte, ob die im Centrum errungenen Erfolge in Frage gestellt waren oder nicht.<

Also die Entscheidung lag am linken Flügel und hier wurde sie nach opfervollem Kampfe durch die 5. und 8., besonders durch die 3. und 4. Com pagnie gegeben. Major v. Drigalski wurde schwer, Premierlieutenant

Lettgau leichter verwundet; Hauptmann Halm fiel, von drei Kugeln tödtlich getroffen. Endlich wich der Feind. »Bei der doppelten und dreifachen Ueberlegenheit der Baiern, so schreibt ein Augenzeuge, war ein solches Resultat bei aller Tapferkeit und Hingebung der Offiziere und Mannschaften doch nur mit dem Zündnadelgewehre möglich. Sanct Dreyse half.«

Zum zweiten Male, unter Dransehung letter Kräfte, war der Feind vom Sinnberge nach Nüdlingen hinabgeworfen worden; die Division Stephan hatte das Schicksal der beiden andern Divisionen (Zoller und Feder) getheilt.

An eine Verfolgung des Feindes war bei der äußersten Erschöpfung der Truppen, die zum Theil 4 Meilen marschirt waren, ehe sie ins Gefecht kamen, nicht zu denken. Die Erschöpfung war so groß, daß bei der inzwischen in der linken Flanke von Hausen und Waldaschach her in Kissingen eingetroffenen Division Manteuffel das Ansuchen gestellt wurde, mit einem Bataillon zum Beziehen der Vorposten auszuhelfen. Das 2. Bataillon 36. Regiments wurde zu diesem Behufe vorbeordert. Das 1. Bataillon 55. Regiments blieb als Repli der Vorposten hart vorn liegen; alles Andre rückte ins Bivouac.

Der Kampf wurde nicht wieder aufgenommen, die Nacht verging ruhig.

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die Baiern das Dorf Nüdlingen mit Zurücklassung ihrer Verwundeten geräumt und in der Richtung auf Münnerstadt abgezogen seien, erhielt die Brigade Wrangel, wie bereits erzählt, Befehl, zurückzugehen und in der Nähe der Stadt ein Bivouac zu beziehn. Unter den nun zurückgehenden Bataillonen war auch das Füsilier-Bataillon Lippe, das an diesem Tage mit so großer Auszeichnung gefochten hatte. Ein Offizier dieses Bataillons berichtet über

die Erlebnisse des Abends wie folgt:

Wir brachen also vom Sinnberg auf, um die Stadt, oder doch das Terrain zwischen der Stadt und Dorf Winkels zu erreichen. Auf dem Marsche kam uns das 2. Bataillon vom 36. Regiment entgegen, welches heranrückte, um die Vorposten für die Nacht zu übernehmen.

Die Erschöpfung unsrer Füsiliere war unbeschreiblich. Hier brach einer ohnmächtig zusammen, dort fiel ein andrer in epileptische Krämpfe

und schlug mit Händen und Füßen um sich. Kein Mittel der Erquickung, außer einer halben Flasche Rothwein, war mehr vorhanden. Dazu kam, daß wir auch unsre Verwundeten mitschleppen mußten. Endlich waren wir auf der zu unsrem Bivouac bestimmten Stelle und warfen uns nieder. Nichts war da. Unsre Tornister und Feldkessel hatten wir auf dem Altenberge, als wir zum Gefecht vorgingen, zurückgelassen.

Ich sammelte auf dem Felde einige große bairische Feldkessel und sandte meinen Burschen damit ab, um aus dem Dorfe Winkels oder aus der Stadt Wasser zu holen. Erst nach einer halben Stunde kam er zurück, weil in der Nähe kein Wasser zu finden war. Nur die Durstigsten konnten erquickt werden, von denen jeder ein halbes Glas bekam. Es war wie ein Tropfen auf einen heißen Stein.

Da rief der Hauptmann Kellner Freiwillige auf, um Wein und Brod aus der Stadt zu holen. Sogleich meldeten sich außer mir noch der Secondelieutenant Graf v. Merveld und 34 Füsiliere, mit welchen ich unverzüglich aufbrach.

Es war mittlerweile stockfinster geworden. In der Stadt fanden wir alle Straßen mit Bagage und die Häuser mit Truppen angefüllt, welche hungrig und durftig wie wir, alle Lebensmittel in Beschlag genommen hatten. Nach langem vergeblichen Umherirren in finstern, uns völlig unbekannten Stadttheilen, gelang es uns endlich 14 Anker Wein zu erhalten und nebenbei mehrere Krüge voll frischer Milch zu entdecken, welche im Keller hinter den Weinfässern versteckt waren. Lettere wurden von der mich begleitenden Mannschaft sofort ausgetrunken, während ich erstere auf einer Schiebkarre ins Bivouac fahren ließ. Auf dem Rückwege traf ich glücklicher Weise auch den Marketender der 3. Compagnie auf der Straße, welcher ein Faß mit Schnaps auf dem Wagen hatte, auch diesen dirigirte ich mit zwei Mann Begleitung ins Bivouac.

Als ich daselbst wieder ankam, waren die diesseitigen Abhänge der Berge bis dicht an das Gehölz bereits mit hunderten von lustigen Bivouac feuern bedeckt, deren Wiederschein den nächtlichen Himmel röthete, und deren züngelnde Flammen, von einem Schwarm sprühender Funken umgeben, mehr und mehr den dunklen Schleier lüfteten, welchen die Nacht über das weite Schlachtfeld mit seinen Trümmern und Leichen ausgebreitet hatte. Die träge Ruhe, welche kurz nach dem Gefecht auf demselben lagerte, war einer emsigen Thätigkeit gewichen, welche sich in der Nähe der Feuer entwickelte. Dunkle Gestalten gingen ab und zu, oder hockten in dichten Gruppen zusammen, von dem röthlichen Schein des Feuers malerisch beleuchtet.

Nur auf unserm Bivouac ruhte noch in unveränderter Weise die dichteste Finsterniß und fast lautlose Stille, denn todtmüde lagen Offiziere

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