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Kissingen.

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WJschen Hausen Waldaschach einerseits und
Hammelburg andrerseits liegt Kissingen.

Auf Kissingen ging die Division Goeben.

Eh wir dieselbe auf ihrem Vormarsch gegen diesen Punkt begleiten, versuchen wir eine Dar stellung der gesammten Dertlichkeit, dabei die Dörfer Winkels und Nüdlingen, um welche heftiger gekämpft wurde als um Kissingen selbst, mit in unsre Terrain- Beschreibung hineinziehend. Wir werden gut thun, uns zwei weitgezogene Bergkränze zu denken, die an einer bestimmten Stelle zusammentreffen und zwar derart, daß von den zwei Abhängen ein und desselben Höhenzuges der eine Abhang dem westlichen, der andere Abhang dem östlichen Kranze angehört. Beide Bergeskränze umschließen einen Kessel. Der östliche Kessel ist trocken oder entbehrt wenigstens eines erheblicheren Wasserlaufes, der westliche Kessel aber wird in gerader Linie von der fränkischen Saale durchschnitten, die, von Norden nach Süden fließend, den Kessel in zwei Hälften theilt.

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der von Brückenau her vordringende Feind erst nach Forcirung der Saalbrücke in die Stadt eindringen kann. Hinter Kissingen, zum Theil schon in der Stadt selbst, steigt das Terrain wieder an, berührt auf halbem Wege bis zu jenem Höhenzuge, der beiden Bergeskränzen gemeinsam ist, das Dorf Winkels und steigt dann bis zu dem dominirenden Punkte hinauf, der nun rückwärts einen Blick über den westlichen Kessel mit der Saale und Kissingen, vorwärts einen Blick über den östlichen Kessel mit dem in der Tiefe gelegenen großen Dorf Nüdlingen gestattet. Dieser dominirende Straßenpunkt, wo die beiden Bergeskränze zusammenstoßen und einen Ueberblick über zwei Kesselthäler gestatten, wurde der Hauptpunkt des Kampfes. Hier erst entschied sich der Sieg. Wir geben zu völliger Klarlegung des Terrains nachstehende Zeichnung:

Winkels

Kissingen

Südlingen

Es erübrigt uns nur noch eine Namhaftmachung derjenigen Einzelberge, die bei den Gefechten am 10. vorzugsweise in Betracht kommen. Die Preußen besezten diesseits der Saale, Kissingen fast gegenüber, den Altenberg.

Die Baiern ihrerseits hatten, als Artillerie - Position, den Sinnberg inne, jene dominirende, beiden Kesseln gemeinsame Bergpartie, über welche die Winkels-Nüdlinger Straße führt.

Die wichtigen Berge südlich von Kissingen und Winkels, die Bodenlaube, der Finsterberg, der Stationsberg, waren unbesezt geblieben. Dies war ein Fehler, doch bei der Gesammt Situation ein viel geringerer, als bairischerseits angenommen worden ist.

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Kissingen selbst, in seinem Kern nur klein, hat seine eleganteste Straße, eine Straße von Hotels, Pensionen und Dependencen über die Saale hinüber vorgeschoben. Die Länge dieses eleganten Quais entspricht der Länge der gegenübergelegenen Altstadt. Drei Brücken unterhalten den Verkehr: in der linken Flanke (von uns aus gerechnet) ein bequemer Holzsteg, in der Mitte eine steinerne Pfeilerbrücke, in der rechten Flanke eine moderne Gitterbrücke, die fast unmittelbar in den an dieser Stelle sich hinziehenden Kurgarten, mit seiner Arkade und seinen Trinkhallen führt. In der Verlängerung der steinernen Brücke liegt die Hauptstraße der Stadt, die, an der Nordseite des Kurgartens beinah unmittelbar vorbeischreitend, schon nach hundert Schritten allmälig anzusteigen beginnt, bis sie in Front des hochgelegenen Kirchhofs (der nach Osten hin die Stadt abschließt) als Winkels. Nüdlinger Chaussee ins Freie tritt.

Außer den genannten drei Brücken haben wir noch einer vierten, rechts flußabwärts, an der sogenannten Lindelsmühle, zu erwähnen. Diese vierte Brücke wurde für die Vertheidigung verhängnißvoll.

über.

Wir gehen nunmehr zur Schilderung der einzelnen Gefechtsmomente

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schon am Nachmittage des 9. ein Scharmützel bei Waldfenster (siehe S. 92) gehabt hatte, war aus lettgenanntem Orte am frühen Morgen des 10. aufgebrochen, hielt die von Brückenau auf Kissingen führende Straße, erreichte um 7 Uhr Seehof, bald darauf Gariz und erschien um 8 Uhr, aus dem Waldterrain ins Freie tretend, auf den Kissingen gegenübergelegenen Höhen. Der Staffelberg und der Altenberg, beide unmittelbar neben der Straße sich erhebend, wurden von den 53 ern, die die Tête hatten, besett. Das Regiment Nr. 13 folgte im zweiten Treffen. Die 4pfündige Batterie Weigelt und die 6pfündige Batterie v. Eynatten I. fuhren nach links hin zwischen der Chauffee und den Abhängen des Aduswäldchens auf. Unmittelbar darauf begann eine heftige Kanonade über die Stadt hin. Kissingen selbst wurde von den Preußen geschont.

Die bairische Aufstellung, die von den Unsrigen, die hoch standen, ziemlich gut eingesehen werden konnte, war die folgende:

Die Brigade Ribaupierre der 3. Division (Zoller) hielt mit fünf Bataillonen Kissingen selbst und die flußaufwärts gelegenen Punkte beseßt.*)

*) Die zweite Brigade (Schweizer) der 3. Division hielt Hammelburg beseßt und hatte daselbst das Gefecht gegen die Division Beyer. Auch was in Friedrichshall, Hausen und

Es waren das 11. und das 15. Regiment, jedes zu zwei Bataillonen, außerdem das 5. Jäger Bataillon. Cavallerie war nicht sichtbar. Die Artillerie (1 oder 2 Batterieen) hatte im Nordosten der Stadt auf dem Sinnberge Stellung genommen. Die im Südosten gelegenen Berge: der Finsterberg, die Bodenlaube, der Stationsberg, troßdem in unmittelbarer Nähe 32 Geschüße standen, waren, wie schon erwähnt, unbesezt geblieben.

So die Aufstellung in den großen Zügen. Die Vorkehrungen, die im Detail getroffen waren, um die Stadt zu vertheidigen, waren gut. Die Brücken links und rechts hatte man abgetragen; der Zugang zur steinernen Brücke wurde durch zwei Zwölfpfünder bestrichen. Die Häuser links und rechts neben der Brücke waren mit Schießscharten versehen und zu nachhaltiger Vertheidigung eingerichtet. In den Häusern von Ihl, Hailmann, Ehrenburg, Heinefetter, die ein freies Schußfeld über die Saale hin hatten, lagen je 2. bis 300 Mann.

Eine solche Position war nicht im ersten Anlauf zu nehmen. Die Avantgarden - Bataillone warfen sich zunächst in die am rechten Saalufer sich hinziehende Quaistraße, beseßten, von hinten her eindringend, die hier eine prächtige Front bildenden Gasthäuser: den Bairischen Hof, das Hotel Fries, Hotel Holzmann, schoben Betten, Matragen und Divane in die Fensteröffnungen, um den gedeckt ihre Schüsse abgebenden Baiern es einigermaßen gleich zu thun und unterhielten, durch länger als eine Stunde hin, ein lebhaftes Gewehrfeuer mit den in den Häusern gegenüber postirten Schüßen. Ein resultatloses Geknatter. Die Häuser litten viel, die Mannschaften hüben und drüben wenig. Es war ersichtlich, daß das Gefecht unsrerseits bis zum Eintreffen des Gros, Brigade Wrangel, hingehalten werden sollte.

Eroberung der Stadt.

Um 11 Uhr war Brigade Wrangel heran. Sie bestand, nachdem sie von Schlimphof aus zwei Bataillone 15 er in die linke Flanke auf Friedrichs. hall zu (vergl. S. 101) detachirt hatte, aus fünf Bataillonen und zwar aus dem 55. Regiment (3 Bataillone), aus dem Bataillon Lippe (Major Rohdewald), dem 1. Bataillon vom 15. Regiment.

Waldaschach stand, waren kleine Abtheilungen der 3. Division, der also bis etwa gegen 12, vielleicht bis gegen 1 Uhr, die Aufgabe zufiel, die ganze Saal-Linie zwischen Waldaschach, Kissingen und Hammelburg zu halten. Die 1. und 2. Division standen in Münnerstadt anderthalb Meilen zurück, wo auch das Hauptquartier war. Die 4. Division befand sich in und bei Poppenhausen an der großen Münnerstadt Würzburger Straße, in gleicher Entfernung (2 Meilen) von Hammelburg und Kissingen.

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