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Reserve: Generalmajor v. Flies.

2. Schlesisches Grenadier-Regiment Nr. 11, Oberst v. Zglinizki. 1. und 2. Bataillon vom Rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 25.

2 Escadrons von 5. Dragoner Regiment.

4 Batterieen.

Das Füsilier-Bataillon (Oberstlieutenant v. Cranach) vom 25. Jn. fanterie-Regiment bildete ein linkes Seiten- Detachement.

Der Commandirende (v. Manteuffel), als er über Waldfenster hinaus war, erhielt die Meldung, daß, wie Kissingen selbst, gegen das sich die Division Goeben gerichtet hatte, so auch Friedrichshall, Hausen und Waldaschach vom Feinde stark besetzt seien. Dies war in der That der Fall. General v. Zoller, der bei Kissingen commandirte, hatte mehrere Bataillone der 5. Brigade in seine rechte Flanke detachirt und zwar

das 1. Bataillon (Moor) 15. Regiments nach Waldaschach,

das 2. Bataillon (Tausch) 11. Regiments nach Hausen,

das 5. Jäger-Bataillon nach Friedrichshall.

Vier 12 pfündige Geschüße der Batterie Schuster hatten bei Steinhof, zwischen Friedrichshall und Hausen, auf einer Terrasse des Sinnberges Stellung genommen; das 3. Ulanen- und 5. Chevaurlegers-Regiment standen südöstlich davon.")

General v. Manteuffel beschloß gegen alle drei Punkte vorzugehn und während er

das 1. Bataillon 59. Regiments gegen Hausen,

das Füsilier Bataillon 25. Regiments gegen Waldaschach dirigirte, führte er persönlich die Dragoner-Schwadron der Avantgarde und zwei Geschüße der Batterie Tempsky gegen Friedrichshall.

Hier (bei Friedrichshall) fand er zwei Bataillone 15 er, die General

*) Um die Mittagsstunde, etwa gleichzeitig mit dem Erscheinen der Avantgarde des Corps Manteuffel, trafen auch bairischerseits erhebliche Verstärkungen an diesen drei Flußübergängen ein:

bei Hausen Friedrichshall: 3. Jäger Bataillon,

2 Bataillone vom 10. Infanterie-Regiment,

2 Escadrons vom 4. Chevauglegers - Regiment, 6 pfündige Batterie Girl,

12 pfündige Batterie Hellingrath;

bei Waldaschach: 3. Bataillon vom 8. Regiment,

4 Geschüße unter Hauptmann Hutten.

Die bei Hausen-Friedrichshall in das Gefecht eintretenden Truppen (unter Generalmajor Hanser) gehörten zur Division Feder, beziehungsweise zur Reserve Artillerie, das für Waldaschach bestimmte Unterstützungs Detachement zur Division Stephan. Beide Divisionen waren im Anrücken, um die Position bei Kissingen zu halten oder wiederzuerobern.

Goeben, während seines Vorgehns gegen Kissingen, nach links hinausgeworfen hatte, bereits in lebhaftem Gefecht, und so rasch und energisch auch die zwei Geschüße, die er ihnen zuführte, einzugreifen suchten, so wenig waren sie doch im Stande, die Gesammt Situation an dieser Stelle zu unsren Gunsten zu ändern.")

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*) Das Gefecht bei Friedrichshall war bis dahin wie folgt verlaufen:

Das 2. und Füsilier. Bataillon 15. Regiments unter Oberst v. d. Golt hatten bald nach halb 11 Uhr den Bergesabhang und das „Cascadenthal", gegenüber von Friedrichshall, erreicht. Auf einem Höhenzuge, hinter diesem Dorse, standen 4 bai. rische Geschüße, die die ganze Breite des Saalthals bestrichen; noch fester aber wurde die Position durch zwei unmittelbar rechts und links neben dem Dorfe sich erhebende Gradirwerke, die den hier aufgestellten feindlichen Schüßen (vom 5. Jäger. Bataillon) als zwei Riesenschirme dienten. Der Feind stand hinter diesen Bollwerken vollständig gedeckt, während kleine in der Gradirwand angebrachte Deffnungen ihn in Stand seßten, das jenseitige Saalufer unter Feuer zu nehmen.

Oberst v. d. Golz nahm zunächst fünf Compagnieen vor und zog sie derart auseinander, daß die 10. und 8. Compagnie gegen die Saline links, die 11. und 9 gegen die Saline rechts ihr Feuer eröffnen konnten, während die 12. am Wirthshaus, da wo der Claushofer Weg in das Saalthal einmündet, Stellung nahm; aber das Feuer der Compagnieen konnte dem Feinde nicht beikommen, während wir empfindliche Verluste zu erleiden anfingen. Es war nicht möglich, einen Kampf, in dem alle Vortheile auf Seiten der Defensive waren, in Form eines aufgelösten Schüßengefechts fortzusehen. Der Natur der Dinge nach so schreibt General Goeben selbst konnte dabei, da ein unpassirbarer Fluß die Kämpfenden trennte, fein andres Resultat herauskommen als eine Anzahl Todter und Verwundeter auf beiden Seiten." Um diese Zeit war es, daß General v. Manteuffel (vergl. den Tert) bei Friedrichshall erschien. Die Unterstüßung, die die beiden 4pfünder der Batterie Tempsky gewährten, erwies sich allerdings als unerheblich, aber die Gewißheit, daß das ganze Corps Manteuffel an dieser Stelle im Anrücken sei, bestimmte doch den Obersten v. d. Golt zu einem entschiedneren Angriff auf die feindliche Position. Das Gefecht trat in seine zweite Phase.

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Oberst v. d. Golk ließ zunächst die zwei Geschüße ein heftiges Feuer auf die beiden Gradirwerke eröffnen, befahl am Ufer hin ein verstärktes Feuer seiner vorge. schobenen Compagnieen, formirte aus der 6. und 7. Compagnie (der sich alsbald die 12. anschloß) eine Angriffscolonne und drang unter Hurrah gegen die nach dem Dorfe hinüberführende Brücke vor. Sie war abgebrochen. Die empfindlichsten Ver luste wären jetzt unausbleiblich gewesen, wenn in eben diesem Augenblicke von den

General v. Manteuffel, wahrnehmend, daß momentan gegen Friedrichs. hall nichts auszurichten sei, wandte sich, unter Zurücklassung der beiden Geschüße, weiter links gegen Hausen, wo die Verhältnisse etwas günstiger lagen und neben dem Rest der Batterie Tempsky (4 Geschüße) die 6pfündige Stader Batterie soeben eingetroffen war. Es entspann sich nun, über den Fluß hin, ein lebhafter Geschüßkampf, an dem unsrerseits die genannten beiden Batterieen, von Seiten des Feindes die 6 pfündige Batterie Girl und die 12pfündige reitende Batterie v. Hellingrath theilnahmen, die soeben mit drei Bataillonen unter Generalmajor Hanser (vergl. die Anmerkung S. 100) bei Hausen eingetroffen waren.

Die Situation war nunmehr genau dieselbe wie bei Friedrichshall. Es mußte durchaus versucht werden, durch einen Infanterie - Angriff die Sache zur Entscheidung zu bringen. Den in diesem Augenblick auf der Höhe von Hausen erscheinenden 59 ern fiel diese Aufgabe zu.

In zwei Halbbataillone formirt stieg das 1. Bataillon (Major Haack) unter immer heftiger werdendem Geschützfeuer®) den schroff abfallenden waldigen Abhang hinunter und ging im Laufschritt gegen Fluß und Brücke. Die Saale erwies sich auch hier als zu tief, um sie zu durchwaten, die Brücke

beiden Gradirwerken her die bairischen Jäger ein Kreuzfeuer auf unsre in Colonne vorgegangenen Compagnieen eröffnet hätten. Aber dies unterblieb. In demselben Moment, in dem wir den Fluß erreichten, gab der Feind seine gedeckte Stellung hinter den Salinen auf und zog sich, von unsrem Feuer verfolgt, über die Höhe zurück. Erst bei diesem Rückzuge hatte er seine Verluste. Die Ursache seines plög. lichen Zurückgehens war weniger in unsrem Frontalangriff gegen die (abgebrochene) Brücke, als darin zu suchen, daß er, die Entwicklung des Gefechts in seinen beiden Flanken sehr wohl erkennend, fürchten mußte, von Kissingen und Hausen her gleich. zeitig umgangen zu werden.

Für unsre 15 er blieb nur noch die thatsächliche Besaßung Friedrichshalls übrig. Der Fluß war immer noch zwischen ihnen. Zwei Musketiere warfen sich in die Saale, schwammen hinüber und holten einen dort angeketteten Kahn, mit dessen Hülfe nun der Uebergang der vordersten Compagnieen bewerkstelligt wurde. Bald war die Brücke wiederhergestellt. Die andren Abtheilungen folgten. Um 31⁄21⁄2 Uhr befand sich das ganze Detachement am jenseitigen Ufer. Unfre Verluste bestanden in 4 Offizieren und 61 Mann, davon 2 Offiziere und 9 Mann tødt. Die Baiern hatten den Hauptmann v. Schlagintweit verloren. Am sogenannten Mooskreuz, einem mit Moos und Flechten ganz überzogenen alten Kreuz, in einem Fichtenwäldchen an der Straße nach der oberen Saline, wurd' ihm zwischen den gefallenen 2 preu. ßischen Offizieren sein Grab gegraben.

*) So heftig dies Feuer auch war, so unschädlich war es. Die mehrfach dicht vor dem Bataillon einschlagenden Granaten krepirten nicht. Es ist anzunehmen, so wird uns berichtet, daß der Gegner sich in der Munition geirrt habe, denn auf einzelnen Granaten war deutlich die Bezeichnung „blind“ zu lesen. Eins der Geschoffe, das später geöffnet wurde, war mit Erbsen gefüllt. Wir lassen dahin gestellt sein, wie weit diese, aus guter Quelle stammende Mittheilung, zuverlässig ist.

war durch mit Holzstämmen beladene Wagen völlig verbarrikadirt. Dennoch mußte es versucht werden. Ein aufgelöster Zug der 1. Compagnie überkletterte schnell die Barrikade; ein zweiter folgte. Beide faßten auf dem andern Ufer, hinter den ersten Häusern, Posto und drangen dann dem alsbald auf Haard und Nüdlingen abziehenden Gegner bis an den Ostausgang des Dorfes nach. Der Rest des Bataillons folgte auf der, mit Hülfe eines Pionier Detachements in wenigen Minuten wieder gangbar gemachten Brücke.

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Hausen blieb in unsrem Besiß. Die 59 er stellten nach rechts hin eine Verbindung mit dem Detachement Golz (bei Friedrichshall), nach links hin mit den 25 er Füsilieren her, die inzwischen bei Waldaschach ebenfalls den Uebergang über die Saale forcirt hatten.

Auch über diese Vorgänge am äußersten linken Flügel noch ein Wort.

Waldaschach war durch das 1. Bataillon (Moor) 15. bairischen Regiments besett; gegen Mittag trafen vier Geschüße unter Hauptmann Hutten und das 3. Bataillon (Reichert) 8. Regiments als Verstärkung ein. Unsrerseits, wie wir wissen, war das Füsilier-Bataillon Nr. 25 unter Oberstlieutenant v. Cranach (also dieselbe Truppe, die durch Ueberrumpelung Stades den Feldzug eröffnet hatte) gegen diesen äußersten Flügelpunkt dirigirt worden. Die Dinge versprachen hier insoweit einen leichteren Erfolg, als Waldaschach, im Gegensatz zu Hausen und Friedrichshall, am diesseitigen Ufer der Saale gelegen ist, so daß mit Wegnahme des Dorfes auch zugleich der Flußübergang gewonnen war.

Zu Wegnahme des Dorfes wurde nunmehr geschritten. Ein halber Schüßenzug der 9. Compagnie wurde gegen die Dorflisière nördlich des Hohlweges aufgelöst. Derselbe besetzte die ersten drei Häuser. Es entspann sich ein Häuserkampf, welcher indessen nicht lange währte, da ein Zug der 12. Compagnie unter Premierlieutenant v. Bülow von der südlichen Seite des Dorfes aus, die Straße nach Kissingen gewonnen hatte und so den

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Gegner zwang, seine Position im Dorfe aufzugeben. Das Feuer der bis zur Brücke vorgedrungenen 12. Compagnie verfolgte ihn; die 9. Compagnie suchte die Häuser ab, aus welchen hauptsächlich geschossen worden war. Hierbei wurden einige 30 Gefangene gemacht. Nach vollständiger Säuberung des Dorfes wurde das Bataillon in Allarmhäusern untergebracht; die 9 Compagnie beseßte das im südlichen Theile belegene Schloß. (5 Uhr.)

Der Feind, dem durch unsre bei Kissingen, Friedrichshall und Hausen bereits früher erfolgten Saalübergänge die direkte Rückzugslinie durchschnitten war, suchte Neustadt zu erreichen; das Bataillon Moor ging auf Steinach, das Bataillon Reichert auf Bocklet zurück.

Diese Vorgänge am linken Flügel, ohne ihnen alle Bedeutung für den Gang des Gefechtes bei Kissingen absprechen zu wollen, enthielten doch nichts Entscheidendes und während der Plan dahin ging, durch Erfolge in der linken Flanke das Centrum zu souteniren, waren es umgekehrt die zuerst eintretenden Erfolge im Centrum, welche auf den linken Flügel zurückwirkten und die Baiern bestimmten, auch ihre bis dahin unzugänglich gebliebenen Positionen bei Hausen, Friedrichshall und zulezt auch bei Waldaschach *) aufzugeben

*) Bei dem Gefecht um Waldaschach ereignete sich Folgendes, das alle, die Zeugen davon waren, tief ergriff. Unsre 25 er hatten bereits die Osthälfte des Dorfes inne und führten mit den in der Westhälfte des Dorfes steckenden bairischen Abtheilungen ein lebhaftes Schüßengefecht, als plötzlich von der Brücke her ein katholischer Priester in vollem Ornat erschien, die Monstranz hoch haltend, gefolgt von dem Meßner. So schritt er, seines Amtes wartend, ruhig in die von den Unsern besette Dorfgasse hinein. Als unsre 25 er (katholische Rheinländer) des Allerheiligsten ansichtig wurden, stellten sie das Gefecht ein, beugten die Knie und zwischen ihnen hindurch schritt der Priester, um einem in der Westhälfte des Dorfs auf den Tod verwundeten Baiern das Sakrament zu bringen.

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