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306 Referate. - Göthe, Bericht d. Kgl. Lehranstalt f. Obst-, Wein- u. Gartenbau.

Die Blutlaus (Schizoneura lanigera Haussm.) ist in den letzten Jahren mit immer grösserer Heftigkeit aufgetreten; sie hielt sich mit Vorliebe an wagrechten Cordons und an den Wurzelhalstrieben der Unterlagen (Paradies-Doucin) auf. Es müssen die letzteren bis auf ihre Ursprungsstelle in der Erde fortgeschnitten werden, da gerade in dem mit Erde bedeckten Teile die Gallen sich reichlich vorfinden. Ausserdem Behandlung mit Schwefelkohlenstoff, der mit einem Wattebausch über alle Tierkolonieen gestrichen wird, sobald das Laub abgefallen ist. Als widerstandsfähige Sorten haben sich erwiesen die aus Australien kommende „Northern Spy" und meist auch „Ananas-Reinette" und "Kgl. Kurzstiel". Sehr stark zu leiden haben die „grosse Kasseler Reinette", "Winter Goldparmaine“, „Weisser Wintercalvill" u. a., besonders aber die „Karmeliter Reinette".

Betreffs der Pseudo-San-José-Schildlaus (Aspidiotus ostreaeformis Curt.) bemerkt der Bericht, dass gemeinsam mit ihr und oft auf denselben Birnenzweigen eine ähnliche Species, Diaspis fallax n. nom. Horwalth, vorkommt, von der es gelungen ist, die flügellosen Männchen aufzufinden. Diese verwandeln sich nicht unter Schildern, sondern unter kahnförmigen, gekielten Hüllen. Das Weibchen ist fleischrosa mit honiggelbem Hinterteil und misst etwa 2,5 mm; das Schild ist schmutzig-grauweiss.

Versuche mit den Fanggürteln von Wellpappe scheinen darauf hinzuweisen, dass der Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum L.) in der Zeit von Mitte Juni bis Anfang August selten oder nicht auf den Obstbäumen lebt, also vermutlich andern Wirten den Vorzug giebt. Die Spinnen, welche den Apfelblütenstechern gefährlich werden können, finden sich schon im Mai auf den Obstbäumen und sind von Mitte Juni bis August in sehr grosser Anzahl vertreten; dann bleiben sie aus, um sich mit Anfang Oktober in stets wachsender Zahl einzustellen. Ohrwürmer zeigten sich Anfang Juni, waren von Juli bis Mitte September in sehr grosser Anzahl vorhanden und nahmen dann wieder ab. Diese Zeit des Auftretens ist sehr bemerkenswert, da sie nicht mit der Fruchtreife zusammenfällt und daher zu der Vermutung führt, dass die Tiere wegen anderer Obstbaumfeinde da sind. Dass der Ohrwurm die Raupen und Puppen des Traubenwicklers verzehrt, ist von Lüstner direkt nachgewiesen worden.

Die Obstminier motte (Lyonetia Clerckella L.) war in Kamp und Kestert a. Rh. im Jahre 1897 derart in den Kirschenpflanzungen verbreitet, dass gegen Ende August die Blätter in bedenklicher Weise abfielen. Die Züchter wollen einen Unterschied in der Empfänglichkeit der Sorten beobachtet haben. Auf benachbarten Aprikosen- und Birnbäumen fanden sich wohl einige Puppengespinste auf den Blättern

aber keine Miniergänge in den Blättern; dagegen wurden solche gelegentlich an den Zwetschenblättern und sehr reichlich an den Apfelblättern beobachtet. Verbrennen der Blätter und Abreiben der Stämme erweist sich als empfehlenswert.

Gegen die Kirschfliege (Trypeta Cerasi L.) hat sich das Aufhängen von Fangschnüren und Klötzchen mit Polborn'schem Raupenleim bei Beginn der Flugzeit innerhalb der Kronen, sowie das Schwefeln der Bäume als nutzlos erwiesen.

Verheerend beim Wein ist im Jahre 1897 der Sauerwurm aufgetreten, namentlich in den üppig wachsenden niedrigen Lagen. Abreiben der alten Rinde beim Schnitte und Wegfangen der Motten mit Klebfächern hatten keinen Erfolg, weil die Winzer in der Umgebung sich nicht beteiligten.

Auch Nacktschnecken machten sich im Spätherbst durch Anfressen der Trauben unangenehm bemerkbar.

Unter den pflanzlichen Feinden wurden als Fruchtzerstörer Monilia fructigena (in schmutzig gelben) und M. cinerea (in grauen Pilzpolstern) genannt. Die Kupferkalkmischung kann gegen diese Pilze nicht wohl zur Anwendung kommen, da durch die Flüssigkeit die Früchte beschmutzt und verkaufsunfähig gemacht werden, abgesehen davon, dass dadurch die Pilze gewiss nicht verhindert werden, in die verletzte Frucht einzudringen. Bei Versuchen, die befallenen Früchte täglich zu sammeln und sofort in die Erde tief zu vergraben, zeigte sich, dass solche in der Erde über Winter gewesenen Früchte die Pilzsporen sämtlich verfault zeigten. Ähnlichen Erfolg hatte man bei dem Einbetten der Früchte in Sägespäne.

Sehr stark traten ferner auf Fusicladium dendriticum, Sphaerella sentina, Exoascus deformans persicae und Polystigma rubrum. Peronospora viticola schädigte den Rheingau zum ersten Male 1897 in empfindlicher Weise. Es folgt nun eine Aufzähluung der auf Obstgehölzen in Geisenheim beobachteten Hymenomyceten, von denen Polyporus hispidus (auf Apfelbäumen) und Pleurotus circinatus Fr. (auf Walnuss) abgebildet werden. Durch eine Abbildung erläutert wird ferner eine schon 1895 und 1896 aufgetretene, von unbekannten Ursachen herrührende gallenähnliche Missbildung an Birnenblättern, die sich vom Rande her zusammenrollten. Später ging auch die Erscheinung auf junge Früchte über, die ein beulig-warziges Aussehen bekamen. Ohne jegliche Änderung in der Behandlung der Bäume ging diese krankhafte Veränderung, die bei den Blättern mit den durch die gelben Maden von Cecidomyia piré verursachten Beschädigungen leicht verwechselt werden kann, wieder fast gänzlich in den Jahren 1897 und 1898 zurück.

Nalepa, A., Neue Gallmilben. Anz. Kais. Ak. Wiss. Wien. 1897.

S. 119-120.

Triebspitzen von Linosyris vulgaris Cass. wurden durch Phytoptus linosyrinus deformiert. Die Blätter der Walnuss bräunte Phyllocoptes unguiculatus. Im Erineum alneum Pers. von Alnus glutinosa lebt Trimerus longitarsus. Matzdorff.

Duggar, B. M. On a bacterial disease of the squash-bug (Anasa tristis de G.). (Eine bakteriöse Krankheit des Kürbiskäfers.) Bullet. of the Illinois state laboratory of natural history. Vol. IV. Bacillus entomotoxicor bedingt eine charakteristische und verheerende Krankheit des Kürbiskäfers (squash bug) Anasa tristis. Schimper.

Hagemann, A. Der Apfelwickler und seine Bekämpfung. Mitteilungen über Obst- und Gartenbau 1898. No. 7, pag. 97.

Nach Beschreibung des Schädlings und Betonung, dass dieser Schädiger in rauhen Lagen eine, in Niederungen zwei Generationen hat, geht Verf. auf die Vertilgungsmaassregeln ein und beschreibt zuerst die Goethe'sche Obstmadenfalle, sowie ihre Verbesserung durch Teerpapier. Als weitere Gegenmittel werden angeführt das Abkratzen der Rinde und Kalkanstrich derselben, ferner das Aufsammeln des wurmstichigen Obstes. Weiterhin werden dann die Schillingsschen Fanggläser erwähnt. Thiele.

Quaintance, A. L., The Strawberry Thrips and the Onion Thrips. (Der Erdbeeren- und der Zwiebel-Blasenfuss.) Florida Agric. Exp. Stat. Bull. Nro. 46. 1898. S. 75-114.

Thrips tritici Dsb. befiel die letzten Jahre in Florida Erdbeeren, deren Narben und Ovarien er verletzte, sodass die Blüten braun wurden und vertrockneten. Blumen- und Staubblätter wurden seltener angestochen. Ausser Erdbeeren wurden auch Le Conte Birnen, Kelsey Pflaumen, englische Erbsen, Petersilie und Endivien angegriffen. Namentlich das Laub der drei erstgenannten litt stark. Ferner wurde die Befruchtung der Brom- und Thaubeeren in derselben Weise wie bei der Erdbeere verhindert. An Rosen waren die Blumenblätter der Angriffsort. Trockene Witterung beförderte die Entwickelung des Kerfes, der seine Eier an die Kelche oder Blütenstengel ablegt. Das Eistadium dauert drei Tage, das der ersten Larve gleichfalls drei, das der zweiten zwei Tage, die Nymphe lebt vier Tage, so dass die ganze Entwickelung zwölf Tage beansprucht. Von den zahlreichen Gegenmitteln, die versucht wurden, half am besten „Rosenblättermittel" (ein Tabakauszug mit reichem Nicotingehalt) 1:64

Wasser, dann Walfischölwasser 1: 200, Kerosenemulsion 1: 16, Pyrethrumpulver und Hammondsbrühe 1:40.

Thrips tabaci Lind. wurde auf Zwiebeln, Blumen- und anderem Kohl gefunden. Er befällt die Blätter, deren Epidermis er benagt. Übrigens kommt er auf zahlreichen anderen Pflanzen vor, unter denen von ökonomischer Bedeutung: Rüben, Reseda, Kapuzinerkresse, Melonen, Gurken, Melonen-Kürbisse, Petersilie, Tomaten, Stechapfel und Porree sind. Die Entwickelung des Tieres dauert etwa 16 Tage, von denen vier auf das Ei, acht auf die Larve und vier auf die Nymphe kommen. Die Bekämpfungsmittel sind die gleichen wie bei T. tritici, doch müssen sie etwas concentrierter angewendet werden, da T. tabaci widerstandsfähiger ist.

Unter den Feinden dieser Blasenfüsse sind Triphleps insidiosus Say, der die Larven aussaugt, und Chrysopa-Larven zu nennen. Matzdorff.

(Die

Zehntner, L. De Plantenluizen van het suikerriet of Java. Pflanzenläuse des Zuckerrohres auf Java.) Mededeel. Proefst. Suikerriet. Te Kagog-Tegal. Overged. Archief voor de Java-Suikerindustrie 1898, Afl. 23. Soerabaja 1898.

Verf. beschreibt als Fortsetzung der in Zeitschr. f. Pflzkrankh. 1899, II. H., S 121 mitgeteilten Veröffentlichung zwei neue Pflanzenläuse des Zuckerrohres: Aleurodes longicornis Zehntn. und Aleurodes lactea Zehntn., von denen die erstere 1897 in den Pflanzungen von Ostjava, aber auch von Mittel- und Westjava grossen Schaden anrichtete. Er schreibt das massenhafte Auftreten des Schädlings, das jedoch im nächsten Jahre schon wieder nachliess, dem Ausbleiben zweier sonst häufigen Schlupfwespenarten, Ablerus pulchriceps nov. sp. und Labolips. sp. zu. Ausserdem wurde auf der ersten Aleurodesart öfters ein Schimmelpilz, wahrscheinlich identisch mit Aschersonia aleyrodis Webber, beobachtet. Dies Mycel durchwuchert den ganzen Körper der Tiere und tritt dann durch die Rückenhaut hervor, einen chromgelben Überzug bildend, der sich in der Mitte kraterartig vertieft und durch die Sporen orangerot gefärbt wird. Die Sporenträger, untermischt mit Paraphysen, schnüren an ihren Spitzen einzellige, spindelförmige, manchmal etwas gekrümmte, orangefarbige 2-2,5 breite und 8-12 u lange Sporen mit bisweilen 2-3 glänzenden Tröpfchen im Inneren ab.

Zur Bekämpfung von A. longicornis empfiehlt der Verf. Abschneiden und Verbrennen der infizierten Blätter in jungen Pflanzungen, in älteren Bestreichen mit Kalkmilch, welche die Läuse tötet, aber nicht die darin sich entwickelnden Schlupfwespen. Bei stärkerem

Auftreten des Schädlings hilft nur alsbaldiges Mahlen des Rohres, nachdem man eventuell vorher die Pflanzung abgebrannt hat.

F. Noack. Eckstein, K., Forstzoologie. Allg. Forst- u. Jagd-Ztg. Suppl. Frankfurt a. M. 1898. 15 S.

Dieser Jahresbericht über das Jahr 1897 bringt kurze Mitteilungen über die einschlägigen Arbeiten, die natürlich zu einem beträchtlichen Teile sich auf Pflanzenfeinde beziehen. Matzdorff.

Männel. Über die Anheftungsweise der Mistel an ihre Nährpflanze. Forstl. naturwiss. Zeitschrift. 1897.

Verf. schildert ein bisher unbeachtet gebliebenes Dickenwachstum der Senker der Mistel, dessen Sitz in dem nahe an der Basis gelegenen Meristem sich befindet und bezeichnet die Ansicht Hartig's, nach welcher die Rindenwurzeln infolge ihres durch das Längenwachstum bedingten Heraustretens aus der lebenden Bastregion in die tote Borke absterben sollen, als unzutreffend. Endlich hat Verf. bei der Mistel auf der Borke hinlaufende Luftwurzeln, die denen der tropischen Loranthaceen ähnlich, in einigen Fällen beobachtet.

Schimper.

Schrenck, H, von, On the Mode of Dissemination of Usnea barbata. (Über die Art der Ausbreitung von Usnea barbata.) Trans. Ac. Sc. St. Louis. Vol. 8. Nro. 10. S. 189-198. Taf. 16. Man kann zwei Formen der Bartflechte unterscheiden. Bei der einen sitzt der Hauptstamm des Thallus fest auf, und dieser bildet einen kleinen Klumpen oder Busch. Die andere hängt wenig mit der Unterlage zusammen und bildet lange Fäden. Zu letzterer gehören U. barbata var. plicata Fr., die auf Long Island und in Connecticut auf Juniperus virginiana und Pinus rigida vorkommt, und var. dasypoga Fr., welche sich in Massachusetts und Maine auf Picea alba und Abies balsamea findet. Gerade die kurznadeligen Coniferen bieten diesen langfädigen Formen besseren Halt als langnadelige oder Bäume mit Laubfall. Die Verbreitung dieser Formen besorgen gelegentlich Vögel, die sie zum Nestbau verwenden; in den meisten Fällen aber ist es der Wind, der sie weiter führt. Matzdorff.

De Vries, H. Sur la culture des monstruosités. (Kultur von Missbildungen) Compt. rend. 1899. I p. 125.

Die Erblichkeit monströser Rassen ist sehr schwankend und wird besonders im jugendlichen Alter wesentlich von äusseren Umständen beeinflusst.

Fritz Noack.

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