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sofortige Feuereröffnung gegen nur kurz sichtbare Ziele, wie Marschkolonnen, auffahrende Artillerie u. dgl., erforderlich ist.

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Punkt 5. Bis 6 301 vormittags ist die Batterie auf der Kapellenhöhe, die Batterie nächst dem Bildstock, Kote 377, in Stellung gegangen. Der Divisionskomandant ist teils durch Meldungen der Aufklärer, teils auf Grund persönlicher Wahrnehmungen über die eigene und feindliche Situation wie folgt orientiert.

Feindliche Schwarmlinien auf der Höhe südwestlich Doły, dann auf dem Rücken südöstlich dieses Ortes im Feuer gegenüber der eigenen Vorhut, die mit dem rechten Flügel auf der Kuppe nördlich der Kote 254, mit dem linken am Südhange der Kamionka-Höhe entwickelt ist. Die durch den Wielki Las dirigierte rechte Kolonne trat bisher noch nicht aus dem Walde. Auf dem Rücken nordöstlich Zerków (Fahrwegkreuzung) und weiter östlich bei Kote 307 fährt eben feindliche Artillerie auf. Dahinter beim Kreuz, Kote 336, ist die Tete einer langen Infanteriekolonne sichtbar, desgleichen bemerkt man eine Kolonne im Vorrücken durch den Ort Loniowa.

Welche Ziele werden von der Vorhutartillerie unter Feuer genommen?

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Besprechung des Punktes 5. In erster Linie haben die beiden Vorhutbatterien die eben auffahrende feindliche Artillerie zu beschießen. Der Schaden, der ihr in diesem Momente zugefügt werden kann, begründet vielleicht die artilleristische Überlegenheit des ganzen Tages. Ob man heute noch einen Gegner finden wird, der sich eine solche Blöße gibt, mag allerdings fraglich sein; trotz aller Vorsicht kann und wird dies aber immer wieder vorkommen. Die Batterie auf der Kapellenhöhe hätte die feindliche Artillerie bei Kote 307, die Batterie jene bei der Fahrwegkreuzung unter Feuer zu nehmen, da von der Kapellenhöhe aus die Artillerie an der Fahrwegkreuzung durch den Koziarka-Wald und die Höhe 361 maskiert ist. Es ist klar, daß infolge der räumlichen Trennung beider Batterien (über 2000×) eine Zielzuweisung seitens des Divisionskommandanten erst im Momente des Auffahrens der feindlichen Artillerie unbedingt zu spät käme, denn die telephonische Verbindung wird zu diesem Zeitpunkte bestimmt noch nicht funktionieren. Die Batterien mußten demnach schon vor dem Auffahren über ihre Aufgabe und den zur ständigen Beobachtung zugewiesenen Zielraum orientiert sein.

Mit Rücksicht auf die vorhin angedeuteten Ausschußverhältnisse hätten diese Aufträge etwa wie folgt zu lauten:

Batterie unterstützt das Vorgehen der Vorhut beiderseits Doły und bekämpft alle im Loniowa-Tale und auf den Hängen beider

seits auftauchenden Ziele; die westliche Begrenzung des Zielraumes bildet die Ostlisière des Koziarka-Waldes.

Batterie nimmt alle hinter dem Koziarka-Walde und rechts davon bis zum Wielki Las sichtbaren Ziele unter Feuer und unterstützt namentlich das Heraustreten der Kolonne Obst. O, aus dem Wielki Las.

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Waren die Zielräume in diesem Sinne zugewiesen, dann wußten die Batterien sofort, auf welche der auffahrenden Artillerien sie zu schießen hatten. Sie wußten auch jene Ziele, die sie gleich nachher unter Feuer zu nehmen hatten. Es wären dies für die Batterie die Infanteriekolonne beim Kreuz, Kote 336, für die Batterie die durch den Ort Loniowa anrückende Kolonne. Sollten diese Kolonnen durch das Geschützfeuer gewarnt inzwischen deckende Räume aufgesucht haben, so werden sie immerhin noch durch Streufeuer zu erlangen sein, falls sie aufmerksam beobachtet wurden. Weit können ja diese Kolonnen während des kaum eine Minute andauernden Schnellfeuers gegen die feindliche Artillerie nicht gekommen sein, sind also mit Streufeuer sicherlich noch gut zu erreichen.

Immerhin hätte etwa ein Zug jeder Batterie gegen die feindliche Artillerie im Feuer zu verbleiben, um ihr keine Pause zur Retablierung zu lassen. Wenn dann später das Streufeuer gegen die genannten Infanteriekolonnen keine Wirkung mehr verspricht, wäre das Feuer gegen die Artillerie erneuert zu verstärken. Etwa ein Zug pro Batterie hätte nun die feindlichen Schwarmlinien zu beschießen; besonders jene des feindlichen linken Flügels wären von einem Zuge der Batterie, bei der sich der Divisionskommandant aufhält, möglichst enfilierend unter Feuer zu nehmen. Die Vorhut ist gerade westlich Doły in einer schwierigeren Lage, da die rechte Kolonne des Obst. O̟ bisher noch immer nicht unterstützend eingriff.

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Punkt 6. Die Vorhut der linken Kolonne überschritt um 6h 30 vormittags die Wegkreuzung, Kote 370, südöstlich der Kamionka-Höhe und trat bald nachher mit mehreren Kompagnien, die sich südlich der Kote 333 festgesetzt hatten, ins Gefecht. GM. B, überblickt die eigene und feindliche Situation ungefähr so, wie sie bereits im Punkte 5 geschildert wurde.

a) Entschluß des GM. B1; wie beabsichtigt er die Batterie zu verwenden?

b) Bis zum Momente des Auffahrens der Batterie hat sich die Situation des Gegners wie folgt verändert: Die feindliche Artillerie wurde von den beiden Vorhutbatterien während des Auffahrens beschossen und hat dabei anscheinend sehr stark gelitten. In die aus Złota über Kreuz 336 marschierende feindliche Infanteriekolonne schlug

gleichfalls das Feuer der Vorhutartillerie ein, worauf die Kolonne im Talgrunde bei Zerków verschwand. In die Niederungen bei Łoniowa und Niedźwiedza vermag der Batteriekommandant keinen Einblick zu gewinnen. Hingegen bemerkt man im Talgrunde hinter den feindlichen Schwarmlinien, südwestlich Doły, starke Reserven; auch an der Nordlisière des Koziarka-Waldes sind geschlossene feindliche Abteilungen sichtbar.

Verhalten der Batterie?

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Besprechung des Punktes 6. Angenommen, GM. B1 beabsichtigt in der Richtung gegen Niedźwiedza vorzudringen. Er will auf diese Weise die im Talgrunde bei Loniowa und Niedźwiedza vermuteten feindlichen Kräfte auf sich ziehen und so indirekt zur Unterstützung der bei Doły kämpfenden Vorhut beitragen. Ein direktes Eingreifen in den Kampf dieser Gruppe ist dermalen nur durch Artilleriefeuer möglich. Die Chancen hiefür sind die denkbar günstigsten, da man von den Höhen südlich Łysa Góra die bei Doły kämpfenden feindlichen Abteilungen vollkommen zu enfilieren vermag. Eine artilleristische Unterstützung der eigenen Kolonne im Vordringen gegen Niedźwiedza ist vorläufig noch entbehrlich, doch muß bei der Wahl der Batteriestellung darauf Rücksicht genommen werden. Beiden Eventualitäten dürfte am ehesten eine mehr am inneren Flügel zu suchende Stellung, etwa beim Kreuz westlich der Kote 370, entsprechen. Das Beziehen einer verdeckten Stellung erscheint auch hier weder nötig noch zweckmäßig. Je früher die Batterie zur Wirkung gelangt, desto überraschender wird sie in das Gefecht eingreifen können. Zwingende Gründe für die Wahl einer verdeckten Stellung liegen nicht vor. Die feindliche Artillerie ist zur Zeit durch das Feuer der Vorhutbatterien in Schach gehalten, überdies gestattet die gewählte Stellung ein vollkommen gedecktes Herankommen und eine überraschende Feuereröffnung aus völlig unerwarteter Richtung.

Gleich beim Auffahren ergibt sich für die Batterie die Gelegenheit, wirksam in das Gefecht der Hauptkolonne einzugreifen. Man sieht sowohl feindliche Reserven hinter der Höhe südwestlich Doły als auch am Nordrande des Koziarka-Waldes. Es steht zu erwarten, daß diese Reserven demnächst gegen die Vorhut der Hauptkolonne vorgeführt und diese hart bedrängen werden, möglicherweise auch die aus dem Walde heraustretende Kolonne des Obst. O̟ anfallen und deren Zusammenwirken mit der Vorhut in Frage stellen.

Wenn die Batterie diese Reserven nicht sofort unter Feuer nimmt, sondern etwa zuerst auf die Schwarmlinien schießt, so wird der Gegner indes aufmerksam und vermag die Reserven noch rasch zu decken. Die Schwarmlinien sind durch das Feuer der eigenen Infanterie gebunden, ihre Beschießung ist daher momentan nicht so dringlich.

Punkt 7. Die Situation der 1. Infanterietruppendivision um 6 451 vormittags, dann die bis dahin über den Gegner gewonnene Orientierung und das Verhältnis zur 2. Infanterietruppen division sind der Beilage 3 zu entnehmen.

FML. D1 gewinnt den Eindruck, daß der Division im allgemeinen nur 8-10 über Czchów vorgerückte Bataillone gegenüberstehen, doch scheinen Teile einer auf Gnojnik und die Höhen westlich (Krasna Góra) vorgehenden feindlichen Division in der Richtung auf Biesiadki abzuzweigen. Mit dem Regiment Nr. 5 der 2. Division wurde die Verbindung aufgenommen und in Erfahrung gebracht, daß der linke Flügel der 2. Division im heftigsten Kampfe steht und Auftrag hat, sich in der innehabenden Stellung zu behaupten, äußerstenfalls auf die Höhen nordöstlich Uszew zurückzugehen.

Entschluß des FML. D,? Wie ist die Durchführung dieses Entschlusses gedacht?

Besprechung des Punktes 7. Um für die weitere Tätigkeit der Divisionsartillerie, insbesondere für das Einsetzen der Batterien der Haupttruppe die entsprechende Grundlage zu schaffen, muß hier auch. auf den Entschluß des Divisionärs etwas näher eingegangen werden.

Schon bei Besprechung der allgemeinen Lage im Punkte 1 wurde darauf hingewiesen, daß die 1. Division den Schwerpunkt womöglich auf den inneren Flügel zu verlegen habe, damit auch die 2. Division mehr gegen Westen gravitieren kann und einem Mißerfolge im Zentrum der Armeefront vorgebeugt wird. Eine Umfassung des feindlichen rechten Flügels würde vielleicht der Division einen momentanen Teilerfolg sichern, den Intentionen des Korps- und Armeekommandos aber gewiß nicht entsprechen. Ein rascher, durchgreifender Erfolg ist notabene bei dieser zeitraubenden Umfassung nicht zu erwarten. Der Gegner ist an diesem Flügel stark genug, hat eine Reihe sehr günstiger Widerstandslinien, in denen er sich stets von neuem festzusetzen vermag, und kann sich schließlich der drohenden Umfassung leicht durch ein Zurückgehen in die starke Front Tymowa - Czchów entziehen, wobei sein Flügel am Dunajec eine vorzügliche Anlehnung findet.

Ein Vorgehen der Division in der kürzesten Richtung gegen Biesiadki wird der allgemeinen Lage viel besser entsprechen, verbürgt ein einheitliches Auftreten des ganzen Korps und entlastet den hart bedrängten linken Flügel der 2. Division. Es hat überdies den Vorteil, daß sich die momentan etwas große Frontausdehnung der Division durch ein Zusammenschließen aller Kräfte in der Richtung auf Biesiadki und Zerków entsprechend verkleinert, während eine Umfassung noch zu einer Vergrößerung der Front führen würde.

FML. D, faßt daher den Entschluß, die Vorrückung gradaus fortzusetzen und sich mit der Division zunächst der

Höhen bei Biesiadki und Zerków zu bemächtigen. Hiebei ist es für die Entfaltung und Gruppierung der Haupttruppe von großem Vorteile, wenn die Vorhut noch über Doły hinaus Raum gewinnt, da sonst die Haupttruppe früher abzweigen muß und zu einer gefechtsbereiten Vorrückung durch den Wielki Las gezwungen wird, was die ganze Angriffsbewegung bedeutend verzögert. Gelingt es der Vorhut, die Höhen südlich Doły zu nehmen, so ist eine Verschiebung der Haupttruppe entlang der Südlisière des Wielki Las möglich.

Das Raumgewinnen der Vorhut ist aber wieder zum großen Teil von dem Vordringen der Seitenkolonnen abhängig. Demnach hätte die rechte Kolonne über Bildstock Kote 329 ehestens den Südrand der Waldzone zu erreichen und die linke Kolonne über Kote 333 energisch gegen Niedźwiedza vorzurücken. Die Vorhut müßte dabei alle noch verfügbaren Reserven im Vereine mit der nicht sehr starken rechten Kolonne vorgehen lassen. Von der Haupttruppe wäre überdies das III. und IV. Bataillon zur Unterstützung der Vorhut nachzusenden, indes das Regiment Nr. 3 und das Jägerbataillon den Marsch über Porabka -Uszewska im Tale fortzusetzen hätten.

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Punkt 8. Wie wäre mit Rücksicht auf den im Punkte 7 dargelegten Gefechtsplan die Artillerie der Haupttruppe zu verwenden? Die gegnerische Artillerie hat sich inzwischen wie aus Beilage 3 ersichtlich bedeutend verstärkt; man schätzt sie auf 5-6 Batterien. Unter ihrem Feuer beginnen die bisher aufgefahrenen drei Batterien sichtlich zu leiden.

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Besprechung des Punktes 8. Die der Divisionsartillerie in nächster Zeit zufallenden Aufgaben lassen sich der Hauptsache nach wie folgt zusammenfassen:

a) Unterstützung des Vordringens der Vorhut und der beiden Seitenkolonnen, namentlich der des Obst. 04, die leicht in eine schwierige Lage geraten kann. Hiebei handelt es sich vornehmlich darum, den Raum südlich des Bildstockes Kote 329 vorwärts des Waldes unter Feuer zu nehmen.

b) Bekämpfung der feindlichen Artillerie.

c) Gute Wirkung in den voraussichtlich wichtigsten Vorrückungsraum der Division, also gegen die Höhen südwestlich Loniowa.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß alle diese Aufgaben am günstigsten von der Kamionka-Höhe aus zu lösen sind. Die Höhen westlich des Taleinschnittes, mithin auch die Kapellenhöhe, auf der die Batterie in Stellung ging, eignen sich für diese Zwecke weniger, da die vorliegende Waldzone den Ausschuß stark beeinträchtigt und den Zeit

Streffleur 1912, I.

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