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genehmigt wurde.288 Übrigens wurden die Fabriksgebäude nicht dem zunächst in Aussicht genommenen Zwecke gewidmet, sondern, nachdem die Kriegsverwaltung auf diese verzichtet hatte, noch im Jahre 1850 als Tabak fabrik eingerichtet. Hiebei ergab sich für die Finanzverwaltung die Möglichkeit, die arbeitsfähigen Arbeiter der Fabrik, soweit sie sich mit den Tabak fabriksarbeiten einverstanden erklärten, größtenteils sowie auch einige Beamte in den neuen Betrieb zú übernehmen. Die übrigen wurden teils pensioniert oder provisioniert, die nicht provisionsberechtigten und nicht mehr erwerbsfähigen Arbeiter mit Unterstützungsgeldern beteilt. Mit Beginn des Jahres 1851 war der Betrieb des alten Textilunternehmens, welches sich durch einen Zeitraum von 179 Jahren aus kleinen Anfängen nach und nach unter wechselvollen Schicksalen zum größten dieser Art in Österreich entwickelt, nach einer Periode hoher Blüte unter staatlicher Verwaltung nach und nach unter der Ungunst der allgemeinen politischen und volkswirtschaftlichen Verhältnisse und infolge der Konkurrenz der privaten Industrie immer mehr eingeschränkt worden war, vollständig eingestellt.289 Im April 1853 verschwand die Linzer Fabrik auch vollständig von dem Wiener Platze, indem deren Verschleißniederlage, wohin auch die Linzer Lagervorräte gebracht worden waren, aufgelassen wurde.290 Um die Privatindustrie durch größere Verkäufe nicht zu stören, war das Geschäft der Veräußerung auf einen längeren Zeitraum verteilt worden und wurden die Reste des Wiener Lagers an die Kommissionslager in Pest und Mailand abgegeben, was auch dort noch nicht abgesetzt worden war, Teppiche im Werte von ungefähr 15.000 fl., in den Jahren 1857 und 1858 bei den Hauptzollämtern in Wien und Mailand

288 Ein Angebot des Baumwollspinnfabriksbesitzers Johann Grillmayr in Kleinmünchen in Oberösterreich, die Einrichtung der Teppichfabrik und deren Vorräte gegen einen Pauschalbetrag zu übernehmen und diesen Zweig als private Unternehmung weiterzuführen, wurde nicht angenommen (F. A. Cred. 7. a. 6. 1850. Z. 31329).

289 Diese befand sich an der Ecke der Herrengasse und des Michaelerplatzes.

290 Die letzte Betriebsbilanz (November 1849 bis Januar 1851) in F. A. Cred. 7. a. 6. Z. 36924 v. 1852.

öffentlich versteigert. Die Fabriksdirektion,in stralcio' führte die Geschäfte noch bis Ende Juni 1858 weiter, worauf die Löschung der Firma verfügt wurde. Die geringen noch erübrigenden administrativen Geschäfte der Fabrik übernahm die Finanzbezirksdirektion in Linz, die Kassa- und Rechnungsgeschäfte das dortige Hauptzollamt, von welchen sie erst nach einigen Jahren beendet wurden.

4. Die Einrichtung des Fabriksbetriebes.

a) Die Fabriks bediensteten und die Vorbearbeitung der Wolle. Wurde in den vorstehenden Ausführungen versucht, die wechselvollen Schicksale der Linzer Wollenzeugmanufaktur, deren Werden, Wachsen und Vergehen zu schildern, so erübrigt nunmehr noch das Bestreben, einen Einblick in den inneren Betrieb, die Organisation der Arbeit, die Arbeiterverhältnisse zu gewähren.

Es muß nun sogleich bemerkt werden, daß die nachfolgenden Ausführungen, bei welchen eine in allzu zahlreiche kleine Details eingehende Zusammenstellung vermieden werden wollte, hauptsächlich und in erster Linie auf den aus der Glanzzeit der Fabrik stammenden Berichten Sorgenthals beruhen. Dies aus verschiedenen Gründen. Zunächst deshalb, weil für die Zeit des privaten Fabriksbetriebes nur äußerst lückenhaftes und auch nicht völlig verläßliches archivalisches Material vorliegt, sodann aber auch, weil, wie mit gutem Grunde anzunehmen, die Fabrik im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts nach vielen Richtungen tatsächlich auf dem weitergebaut hat, was sich bereits seit Jahrzehnten entwickelt und eingelebt hatte. Was sich aber in der späteren Zeit des Niederganges und der Auflösung der Fabrik in deren Betrieb geändert hat, bietet verhältnismäßig weniges, was von beachtenswerter Bedeutung wäre.

Die Art des industriellen Betriebes erheischte eine weitgehende Arbeitsteilung, die große Zahl der benötigten Arbeitshände eine weitgehende Dezentralisation. Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Arbeit, welche die Warenherstellung erforderte, wurde in der Fabrik selbst geleistet. Die unmittel

bare Leitung des gesamten Betriebes lag in den Händen der Linzer Fabriksdirektion.

Neben dem Direktor, dessen Amtssitz übrigens lange Zeit. Wien war, waren auch die ersten Beamten in Linz und bei dem Fabrikskontor in Wien in Eidespflicht genommen und mit festen Bezügen dauernd angestellt; die mit größeren Geldverrechnungen betrauten Beamten hatten Kautionen im Betrage einiger tausend Gulden zu erlegen. Diese mit Dekret Angestellten waren pensionsberechtigt und als Staatsbeamte zu betrachten. Einige von diesen hatten zeitweise die Prokura für den abwesenden Direktor zu führen. Ihre oftmals wechselnde Zahl war in der Stegnerschen Periode am größten und wurde von Sorgenthal im Jahre 1772 auf 7 herabgesetzt. Es waren dies der sogenannte 1. und 2. Beamte in Linz und in Wien (bei dem Kontor und Warenlager), der Buchhalter und dessen Adjunkt in Linz und ein als Journalist bezeichneter Bediensteter des Wiener Kontors. Die Stellen eines Direktionsassistenten, Aktuars in Wien, eines Inspektors in Linz u. a. hatte Sorgenthal bereits aufgelassen. Im Jahre 1784 wurde von der Hofkammer bestimmt, daß außer dem Direktor nur die beiden ersten Beamten sowohl in Linz als bei dem Kontor und Warenlager in Wien in die Kategorie der Staatsbeamten zu gehören hatten.

Diese Bestimmung wurde jedoch nicht durchwegs eingehalten. Wie bereits erwähnt, hatte der Direktor zeitweise auch einen Adjunkten zur Seite, dem die unmittelbare Leitung des Betriebes oblag, auch wurden ab und zu technische Arbeitskräfte in die Kategorie der Beamten eingereiht.

So zählte die Linzer Fabrik im Jahre 1801 bereits wieder außer dem Direktor und außer den Bediensteten der Buchhaltung 9 Beamte, und zwar neben 3 Prokurabeamten je einen Kassenkontrollor, Wirtschaftsbeamten, Tuchmanufaktursbeamten, Schönfärbermeister, Tuchwerkmeister und Tuchfärbermeister. Zahl und Benennung dieser Bediensteten änderten sich auch in der Folge noch oft. So waren schon im Jahre 1806 zur Führung der Prokura 5 Beamte berechtigt,291

291 In Wien leitete der 1. Beamte die Kontor- und Lagergeschäfte und führte die Kassenkontrolle, dem 2. Beamten waren die Kassen

auch hatte die Fabrik nebst mehreren Kontorbeamten in Linz je einen Färberei-, Appreturs-, Wollmanipulations- und Farbmaterialienmagazinsbeamten. Hiezu kam später noch ein im technischen Betriebe der Teppichfabrikation ausgezeichneter Bediensteter als Oberwerkmeister.292

Nach der von Baumgartner durchgeführten Reorganisation der Teppich- und Druckwarenerzeugung wurde im Jahre 1839 auch der Teppichwebereiwerkmeister, der die Teppicharbeit von der Zwirnerei bis zur Fertigstellung der Gewebe zu überwachen und zu leiten und der auch einen neuen Teppichwebstuhl erfunden hatte, sowie der die Farbenbereitung, Färberei und Druckerei leitende Kolorist und Druckereivorsteher nach langjähriger Verwendung in der Fabrik mit Genehmigung des Kaisers,in den Beamtenstatus eingereiht.295

Neben diesen Beamten zählte die Fabrik noch einige ebenfalls als Beamte, auch als mindere Beamte (im 18. Jahrhundert mit einem Jahresgehalt bis zu 500 fl., im 19. auch etwas größeren Bezügen) angestellte Arbeitskräfte, die als Handelsangestellte auf dem Mercantilfuße mit wechselseitigem Kündigungsrechte aufgenommen wurden. Es waren dies insbesondere Kassen- und Rechnungsorgane, ferner Schreiber und Materialverwahrer, Markt fieranten und Verschleißbeamte, zeitweise auch Fabrikationsbeamte. Auch die Anzahl dieser

geschäfte, dem 3. Beamten die Korrespondenz übertragen. In Linz besorgte der 1. Beamte und Faktor die Betriebs- und Handels-, der 2. Beamte und Kassier die Geldgeschäfte.

292 Wenn einzelne Meister als Vorsteher bestimmter Arbeitsabteilungen (Färbereivorsteher etc.) den Rang von wirklichen beeideten Beamten erhielten, geschah dies mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß diese Auszeichnung nicht auch für deren Nachfolger Geltung habe. H. K. A. Cam. 34. 1818. Mai 18.

293 Der Teppichwerkmeister Helm hatte bereits seit dem Jahre 1818 der Fabrik vorzügliche Dienste geleistet. Der Kolorist Karl Dufraine, ein wahrer Meister seines Faches', auf dem nach Baumgartners Urteil allein das gute und vorzügliche der Fabrik beruhte, stand seit dem Jahre 1819 in Fabriksdiensten. Die von ihm geschaffene FarbenBollete (Palette) ist in Bezug auf Haltbarkeit und Feuer der Farben noch von keiner andern Fabrik erreicht worden und die Linzer Druckwaren reichen über alle vaterländischen Erzeugnisse dieser Art weit hervor. Vortrag der allgemeinen Hofkammer vom 1. Februar 1839. F. A. Cam. 34. Z. 10933 v. 1840.

Beamten ist vielfachen Veränderungen unterworfen 294 und konnten auch Fabriksbeamte dieser Kategorie in die der Staatsbeamten einrücken.

Die Gesamtzahl der als Beamte bezeichneten Bediensteten der Fabrik, in deren Standesausweisen die beiden Gruppen zumeist gar nicht oder nur ungenau geschieden sind, schwankte zur Zeit des staatlichen Betriebes bis wenige Jahre vor dessen Auflassung zwischen 20 und 30. In der Stegnerschen Periode (1769) mit 29 ausgewiesen, von Sorgenthal nach der Übernahme und Reorganisierung des Betriebes (1773) auf 22 herabgesetzt, stieg die Zahl der Beamten im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts wieder nach und nach bis auf 30 im Jahre 1827. Da die um diese Zeit in Aussicht genommene Veräußerung der Fabrik zwar nicht durchgeführt werden konnte, aber doch nur als aufgeschoben angesehen wurde, blieben in der Folge freigewordene Stellen unbesetzt, so daß im Jahre 1838 außer dem Direktor nur noch 20 Beamte gezählt wurden. Nach der Auflassung der Tucherzeugung und der großen Einschränkung der Zeugwarenproduktion blieben von der Fabriksbeamtenschaft schließlich nur noch acht Personen, der Direktor und je ein Kassier und Buchhalter und Kassenkontrollor, der Teppichwerkmeister, der Färbereivorsteher und die mit den Handelsgeschäften betrauten Organe, der Hauptfaktor in Linz, der zugleich auch Materialverwalter war, und die Faktoren in den Fabrikswarenlagern in Wien und Mailand.

Es waren demnach neben den Direktoren der Fabrik, die aus verschiedenen Berufskreisen, in den letzten Jahrzehnten des staatlichen Betriebes aus dem Beamtenkörper der Fabrik selbst herangezogen wurden, neben Kassen- und Rechnungsorganen Beamte für die Handelsgeschäfte und solche für den technischen Betrieb.

Die Fabriksbuchhalterei, welche sich zu Beginn des staatlichen Betriebes in Wien befand, später aber nach Linz verlegt wurde, wurde im Militärjahre 1784 von der Fabrik ge

294 So wurde nach der im Jahre 1838 durchgeführten Vereinfachung der Verrechnung die früher 11 Buchhaltungsbeamten zugewiesene Arbeit einem Beamten übertragen.

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