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und von deren Reichhaltigkeit die jährlich erscheinenden woblgeord: neten Berzeichnisse eine befriedigende Uebersicht liefern, liegen außer bem uns vorgezeichneten Bereiche. Wir haben es hier vorzugsweise mit den Zierpflanzen, also namentlich mit den Gewächshäusern und dem eigentlichen Blumengarten zu thun, und diese wollen wir unfern Lesern zu veranschaulichen und vorzuführen versuchen, indem wir das offene Bekenntniß vorausschicken, daß diese Beschreibung nur eine uns gefähre, hinter der Wahrheit zurückbleibende Andeutung sein wird.

In einer halben Stunde gelangt man von Altona auf angenehmem Spaziergange, der zu beiden Seiten mit vielen reizenden Gar: tenhåufern und Anlagen versehen ist, zu den Flottbecker Baumschu: len, deren großer Vorgarten im Vordergrunde eine lange Reihe von Gewächshäusern und im Hintergrunde ebenfalls eine Reihe folcher Häufer und das ländlich geschmackvolle, etwa 300 Fuß von der Land. Straße entfernte Wohngebäude des Besizers, mit daran liegendem prächtigen großen Rasenplage enthält. Immergrüne Bäume und Sträucher der erlesensten Art, als Juniperus, Cupressus, Thuia, Taxus, Ilex, Rhododendron-Arten u. s. w. flankiren zu beiden Seiten das Wohngebäude, wodurch dasselbe zu allen Jahreszeiten eine angenehme lebendige Umgebung erhält. Ueberaus reizend ist die mit acht englischer Opulenz gehaltene. Rasenfläche, die hier und da, jedoch in keineswegs überladener Weise, mit schon geformten Baus men und Strauchern, mit blühenden und durch Form hervorstechen. Pflanzen ausgestattet ist. Von diesen Bäumen und Sträuchern wollen wir hier anführen: Schöne Exemplare von hängenden oder Trauers buchen (Fagus sylvatica pendula), deren Zweige sich senkrecht zur Erde neigen; die graciöfe Sophora Japonica pendula, mit ihren glänzend dunkelgrünen Blåttern; eine 20jährige Cupressus Sinensis peudula, eine seltene Baumart von wahrhaft reizɩndem Habitus, mit ligenartigen Blättern, die vollkommen ausdauernd ist und das größte Exemplar in Deutschland sein dürfte; die hångenden Fichens Arten (Quercus Robur) und die noch schönere neue Q. Cerris pendula. Leştere treibt in einem Sommer 7—8′ lange, fenkrecht zur Erde herunterhängende Zweige. An pyramidenförmigen Bäumen, die einen reizenden Effect machen, fallen besonders ins Auge: Die Pyramiden-Eiche, Ulme, Taxus Hibernica und fastigiata, Thuia Warreana und die schwedische Varietät von Juniper. communis. Fer: ner große, jährlich Farkblühende Exemplare der Catalpa, Cupressus disticha, blut und farrnblättrige Buchen, Salisburia, Virgilia lutea, welche ligtere alljährlich mit ihren akazienartigen, gelben Blumen in großer Fülle blüht; Paulownia imperialis u. a. Von dies fem Bowling-green führen die in schlanken Windungen laufenden Steige zu dem Blumengarten zwischen und vor den Gewächshäusern, der mit hoch und halbstämmigen feltenen Rosen, mit den erlesensten Georginen, Påonien-Massen und vielen andern schönblühenden Gewächsen so reichlich verseben ist, daß er den auf der vorüberführenden Landstraße Passirenden eine immerwährende Blumenschau während des größten Theils des Jahres gewährt. Zwischen der vordern und bintern Reihe der Gewächshäuser wird das Terrain von mehreren Tausend Arten perennirender Pflanzen, die auf Quarrées gepflanzt find, von Viola hybrida und einem Heere anderer Ziergewächse eingenommen; auch ist hier dem großen wurzelächten Landrosen: Sorti ment ein weites Quartier eingeräumt. Noch bevor man zu dem Borgarten gelangt, hat schon die große, allbekannte Georginen-Collection, die ein ganzes Koppelfeld einnimmt, die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich gezogen. Von dem ganzen, in einer Långe von 1930 Fuß, hart an der Landstraße fortlaufenden Terrain ist eine Fläche von 610 Fuß Fronte bei einer Tiefe von 420 Fuß, ausschließs lich für die Gewächshäuser und Mistbeete und zum Blumengarten

genommen. Die Gewächshäuser, 17 an der Zahl, liegen meistens in zwei, 266 Fuß von einander entfernten Reihen. Gleich am Eingang zu diesem Blumen, und Gewächshausgarten zieht ein Sortiment von sieben verschiedenen ausdauernden Magnolien die Aufmerksamkeit auf sich, welche bereits die Höhe von 10—20_Fuß erreicht und uns oft durch ihr herrliches Laub und ihren schönen Blüthenstand erfreut haben. Aber noch weit interessanter ist dort eine in heimathlicher Ueppigkeit wachsende Cedrus Deodora, die, wie man uns erzählte, vor etwa 10 Jahren als eine 1 Fuß bohe Samenpflanze versuchs, weise gepflanzt wurde, jegt aber als prachtvoller Baum, bei einem Kronen Umfang der Zweige von 25 Fuß, die Höhe von 9 Fuß er: reicht hat; dies ist der bündigste Beweis, daß diese Cedernart, welche auf dem Himmalaya-Gebirge von den Eingeborenen für beilig ge: halten wird, in Deutschlands Gårten ausdauernd ist und daher in der Folge eine große Zierde derfelben werden wird.

Das erste Gewächshaus, das sich dem Auge des Eintretenden darbieter, ist das Orchideenhaus, welches die wundersame Pflanzen: welt der Tropenländer in sich schließt. Dieses in der That gran diose Haus ist an die Stelle eines kleineren gekommen, welches bes reits vom Hrn. F. Schwer in unserm Archiv (1. Jahrg. 1839, S. 88.) auf die befriedigendste Weise beschrieben worden. Das im Laufe des verflossenen Sommers neuerbaute Haus erstreckt sich in einer Länge von 102 Fuß von Süden nach Norden, hat eine Breite von 24 Fuß und eine Höhe von 12 Fuß. Die Seitenmauern nach Often und Westen und die Giebelmauern nach Süden und Norden find von gehöriger Dicke und das nach Osten und Westen gelegene Glasdach, welches unmittelbar auf die Mauer herabreicht, ist von doppelten, dicht und fest verschlossenen Fenstern, auf jeder Seite 27 an der Zahl, die mit einer sinnreichen Vorrichtung auf beiden Sei: ten alle auf einmal gedeckt werden können, um die brennenden Son nenstrahlen abzuhalten. Dieselbe besteht nämlich aus einem großen, die ganze Länge des Hauses habenden Rouleau von grobem Sacks leinen, das mit einer einzigen Welle ganz leicht auf und nieder gelassen wird. Die Pflanzen befinden sich in diesem durch diese Deckung veranlaßten Zwielichte überaus wohl. Die Heizung geschicht mittelst beißen Wassers in eisernen Röhren, und wenn die Temperatur drau Ben zu niedrig steht und die Wafferheizung nicht ausreicht, mittelst zweier an den Seiten fortlaufender Kanále, die ihre Rauchfänge zur Seite der Eingangsthüre an der im Süden gelegenen Giebelmauer haben. Der ganze Heizungs - Apparat liegt hinter der Giebelmauer nach Norden. Der aus England verschriebene Keffel ist von so sinne reicher und wirksamer Erfindung, daß das Wasser binnen 10 Minu ten schon die Röhren erwärmt. Unterhalb dieses Keffels in unmit telbarer Nähe desselben, ist ein tiefes Bassin gemauert, in welchem sich das Regenwasser vom Glasdache, vermittelst hineingeleiteter Röhren, sammelt. Dieses Wasser erlangt hier die gehörige milde Tempes ratur, um zum häufigen Besprengen der Gewächse verwendet zu wer den. Das Lüften geschieht mittelst Klappen-Oeffnungen, welche sich in der Seitenmauer zwischen den Seitenborten und Wafferröhren bes finden. Für die feuchtwarme Atmosphäre, wie sie in einem Orchideenhause erheischt wird, dürfte diese Weise, die außere Luft bei hoher Temperatur zur Kräftigung und Erfrischung der tropischen Pflan= zen zuzulassen, die zweckmäßigste sein, weil ein Luftgeben, vermittelst Oeffnungen im Glasdache, eine zu plögliche, zu austrocknende Wirkung baben würde. Durch diese Klappen-Deffnungen vermengt sich die äußere strengere Luft allmählig mit der im Hause befindlichen weicheren, und mittelst derselben hat es der Gårtner vollkommen in seiner Macht, das Maaß dieser äußeren Luft, im Verhältniß zu der innern genau zu bestimmen. (Fortsegung folgt.)

Gedruckt bei Adam Henge in Cdlleda.

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Englische Journal-Schau.

(Vom Herrn Bataill.-Urzt Neumann zu Erfurt.)

(Fortsegung.)

Chironia floribunda. Contortae-Gentianeae. Pentandria Monogynia.

Eine niedliche kleine Pflanze, die in keinem Caphause fehlen sollte. Ihre Zweige entstehen gleich über der Wur zel, wodurch sie einen dichten, fußhohen Strauch bildet, der ganz mit purpurrothen Blumen überdeckt ist; die Blu men sind zwar nicht groß, fie erscheinen aber dafür in großer Menge und find von glänzender Farbe. Sie blühte in der Gärtnerei des Herrn Jackson in Kingston und scheint mir identisch zu sein mit Ch. Fischeri der Herren Rollison's.

Convolvulus Sibthorpii = C. sagittifolius Sibth. Convolvulaceae. Pentandria Monogynia.

Die Blätter find breit und verschiedenartig gelappt, am Rande gebuchtet. Die Blumen sind etwas größer, als bei andern Species, dunkelroth schattirt mit einem dunkelvioleten Schlunde. Die Blüthenstiele sind achselftandig. Im Winter verlangt sie eine Bedeckung. Dipladenia crassino da. Contortae-Apocineae. Pentandria Monogynia,

ist fynonym mit Echites carassa (f. v. Monat.) Habrothamnus purpureus Lindl., ist identisch mit H. elegans (f. Monat September.) Fernandezia *) lunifera. Orch. Gyn. Mon.

Kam im Jahre 1836 aus Brasilien, und blühte bei den Herren Loddiges. Sie hat einen kräftigern Habis tus und größere Blumen als F. elegans, der sie im Uebrigen gleicht. Sie unterscheidet sich besonders durch die fichelförmige oder halbmondförmige, aufrechte Abtheilung der Kronenlippe, woher sie auch ihren specifischen Namen erhalten hat, welche in den andern Species nur Elein und stumpf ift. Die Farbe der Blumen ist gelb mit karminrothen Flecken.

Verleger: G. F. Großmann.

Der Jahrg. 52 Nrn. mit Beilagen XVIII. Jahrgang.

kostet 21/2 Rb.

Loeselia coccinea. Polemoniaceae. Pentandria

Monogynia.

Dieser zierliche Strauch geht unter sehr verschiedenen Namen, wie z. B. Hoitzia coccinea oder H. mexicana nach Juss. & Cav. und andere Botaniker Cantua Hoitzia oder Cantua coccinea. Er wächst häufig bei Guanaruato und in andern merikanischen Districten, von wo er schon im Jahre 1824 nach England kam. Er ist ein aufrecht wachsender Strauch, der bis zu drei Fuß hoch wird, aber auch schon bei kaum einem Fuß Höhe reichlich blüht. Es entwickeln sich zahlreiche Zweige, welche mit kleinen, mit Venen durchzogenen, haarigen, eiförmigen, scharfgespitzten und an den Rändern gezähnten Blättern besetzt sind. Die Blumen sind scharlachroth, röhrenförmig, ohngefähr 1 3oll lang, mit ausgebreitetem Saume, und entspringen aus den Blattachseln. Es ist eine Caphaus Pflanze, und die Herren Rollison's haben eine Menge kleiner Pflanzen Lisianthus glaucifolius. Contortae-Gentianeae. in Blüthe. Pentandria Monogynia.

Wachst buschig, und obgleich die Blumen nicht fo groß und schön sind, wie bei L. Rusellianus, so nehmen fich doch die fliederblauen Blumen auch sehr gut aus, zumal fie in großer Menge erscheinen.

Melastoma sanguineum. Melastomaceae. Decandria Monogynia.

Ein kräftig wachsender, 3 bis 4 Fuß hoch werdender Strauch mit glänzenden, dunkelgrünen Blättern, mit einer Borde rother Borsten an jeder Seite des Stieles, und auch der Stamm ist mit gleichen Borsten besetzt. Die Blumen sind endständig, und unter allen Species hat diese die größten. Sie haben gewöhnlich 312 30u Durchmesser; die Einschnitte liegen dicht übereinander, und sind von dunkelrosenrother Farbe. Außer diesen rothen Borsten hat fie viel Aehnlichkeit mit M. macrocarpum. Es blüht auch in kleinen Eremplaren, die in der Gärtnerei des Herrn Knight, Kings Road in Chelsea zu haben find. Pleroma Benthamiana. Melastomaceae. Decandria Monogynia.

Ohnstreitig die schönste Species von allen bis jest bes

*) Zu Ehren des spanischen Botanikers G. Garcias Fernans tannten Pleromen. Eine Pflanze von 5 Fuß Höhe blühte

be benannt.

durch drei Wochen in einem Warmhause bei Hrn. Loraine in Wallington Lodge. Die Blumen erscheinen in end ftandigen Rispen und sind von einer schönen violeten Purpurfarbe, mit einem weißlichen Fleck an der Basis eines jeden Blumenblattes.

(Fortsetzung folgt.)

Reise-Blåtter.

(Von Robert.)

(Fortschung.)

Der Kob'sche Garten, wiewohl überhaupt mit schö. nen, gut kultivirten Pflanzen geziert, befist doch seinen größten Reichthum in Cacteen, deren Besichtigung um so interessanter ist, als ein großer Theil dieser vortrefflichen, über 400 Arten zählenden Sammlung aus feltenen und mächtigen Original-Eremplaren besteht, von denen viele neue Species mit den schönsten Formen erst vor Kurzem eingeführt wurden, die damals noch nicht bestimmt waren. Mein Augenmerk zogen vor Allen 4 Stück von dem we, gen seiner schwierigen Vermehrung noch immer sehr kost. spieligen Piloc. senilis auf fich, von denen drei sowohl wegen der ungewöhnlichen Größe, (sie mochten beiläufig zwei Fuß hoch gewesen sein) als auch wegen des sonder baren Habitus, meine volle Bewunderung erregten. Sieht man diese in schneeweiße Haare gehüllten Pflanzen neben andern strauchartigen stehen, so wäre man fast versucht, fie die Wilden unter den Pflanzen zu nennen, wenn sie nicht zu schön waren für dieses Prádikat. Es würde zu weit führen, alle schönen Formen aufzuführen, welche den Cacteenfreund hier fesseln; ich will daher nur noch einige wenige erwähnen, welche mich ihres Baurs wegen befon: ders anfprachen. Mamill. Humboldtii und sphaerotricha, beide wunderschön, Anhalonium prismaticum, Astrophytum myriostigma, von eigenthümlichem Baue. Echinopsis campylacantha, Echinocactus cornigerus, denudatus, hystrichacanthus und turbiniformis. Letterer, ungefahr drei Zoll im Durchmesser, wich von der vom Hrn. Dr. Pfeiffer im legterschienenen 7. Hefte (resp. I. Hefte des II. Bandes) der Abbildung und Beschreibung bluhender Cacteen" insofern ab, als er eine beinahe platte Fläche darstellte, die kaum 1/2 300 boch war, während er in der genannten Abbildung viel böher erscheint. Es ist wohl möglich, daß er in einem bessern Boden, bei einer forgfältigen Pflege, eine andere, der letterwähnten sich annähernde Gestalt annimmt. Die meisten Original. Die meisten Original: Exemplare, selbst kleinere Pflanzen, äußerten, in offenen Beeten stehend, uppiges Wachsthum; ja einige trieben Stacheln, die denen in der Heimath entstandenen an Starke faft gleich kamen. Nur wenige Samenpflanzen, darunter eine herrliche Parthie von Echinoc. cornigerus, standen, und diese wahrscheinlich auch nur wegen der vors gerückten Jahreszeit, unter Glas. Diefe in ihrer Art feltene Sammlung, ist von hohem Werthe, und wird jedem Pflanzenfreunde, insbesondere aber dem Cacteen Kultivateur die interessanteste Augenweide gewähren.

Durch Herrn Mittler lernte ich eine mir bisher unbekannt gewesene großartige Cacteen-Sammlung kennen,

die ein Eigenthum des Handelsgårtners Herrn Senke ist. Ich weiß nicht, ob dieselbe viel Original - Exemplare enthält, denn ich konnte vor lauter Schauen gar nicht zum Fragen kommen. Aber das weiß ich, daß ich Cacteen in einem eigenen geräumigen Hause, Cacteen in offenen Beeten, Cacteen in glasbedeckten Beeten, Cacteen überall, große, kleinc, dicke, dünne, kurz Cacteen in Unzahl, mit den wunderlichsten, sonderbarsten und schönsten Formen fah. Ich weiß ferner nicht, welche Gattungen und Arten diese Sammlung enthält. Herr Senke könnte uns dies am besten sagen, wenn er ein Verzeichniß hierüber erscheinen ließe, das er herauszugeben beabsichtigte. So viel aber weiß ich, daß die Preise mäßig sind, und daß ich einige Species notirte, die mir befonders gefielen. Diefe find: Echinoc. crispatus, formosus, reductus, spiralis, Mam. acanthostephes, arietina, asteriflora, candida, conopsea, caput Medusae, decipiens, Ottonis, pycnacantha, Cereus Dumortieri, conicus, Opuntia involuta. Ein getopfter Pilocereus senilis trieb 2 Spróß. linge; allein auch Herr Senke stimmte in die häufig laut gewordenen Klagen wegen schwieriger Vermehrung dieser Art. Die fast von jeder Species in reichlicher Bermeh rung vorhandenen Eremplare zeichnen sich durch Gefund. heit und schönen Habitus aus. Herr Sente sucht fort: während das Neueste zu erwerben, und seine ohnehin sehr ansehnliche Sammlung noch dadurch mehr zu vergrößern. Meine Wanderungen in und um Leipzig, wobei ich einige Garten nur im Vorübergehen sah, verschafften mir die Ueberzeugung, daß unter der dortigen Einwohnerschaft viel Sinn für Gartenbau überhaupt, insbesondere aber für Blumistik herrscht. Die vielen in der Stadt und den äußern Vorstädten, namentlich bei den Neubauten befind. lichen Garten, die, wenn auch oft nur von geringem Umfange, doch mit Geschmack angelegt und mit den lieblichen Kindern Flora's reichlich geziert sind, würden das Gesagte hinreichend bestätigen, wenn nicht das Johannisthal einen noch kräftigeren Beweis hiefür lieferte. Eine an der Ostseite Leipzigs gelegene, einstens öde und manchmal fogar den Gesundheitszustand der Stadt gefährtende Gegend, welche die Sandgrube genannt wurde, verwandelte sich in Folge einer vom Herrn Stadtrathe Dr. Seeburg gegebenen Idee, welche in den Herzen seiner Mitbürger schnell Wurzel faßte, in einen großen blühenden Garten, und ward bei einer eigens veranlaßten Einweihungsfeier mit dem Namen Johannisthal" belegt. Im Spátherbste des Jahres 1832 wurde dort nach einem bestimm ten Plane, dessen Ausfuhrung Herr Dr. Seeburg über. nommen hatte, zur Anlage der Gärten geschritten, und 2 Jahre später zählte man deren bereits 219 mit 133 Lauben und 3366 hochstämmigen Fruchtbäumen, welche die Besitzer mit den schönsten Hoffnungen auf baldige Ernte erfüllten. Im Jahre 1843 waren nahe an 300 Garten gegründet, in welchen je nach dem Geschmacke oder den Bedürfnissen der Besizer die verschiedenen Zweige des Gartenbaues ausgeübt werden. Einen wunderschönen Anblick gewährt diese großartige Anlage, wenn man sie von der in der Nábe gelegenen Anhöhe aus betrachtet. Die in unabfeh. barer Menge, wie Glieder einer Kette sich aneinander reihenden Gärten mit ihren Blumen und Sträuchern,

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Terrassen, Lauben, Fruchtbäumen und Rebengeländen bil. den ein durch Mannigfaltigkeit höchst anziehendes Tableau, 1 das zugleich erhebend auf den Beschauer wirkt, wenn er bedenkt, wie viele einsichtsvolle und einige Menschen hier thatig sein mußten, um dieses große Werk auszuführen, das in seinen Folgen so segensreich ist. Ehe ich vom Jobannisthale scheide, muß ich noch einmal auf den Garten des Herrn Mittler zurückkommen, und eines dort befind 1 lichen Baumes Erwähnung thun, der zwar nicht als sol. cher, wohl aber wegen der großen geschichtlichen Erin nerungen, die sich daran knüpfen, von hoher Bedeutung ist. Unweit des Einganges des genannten Gartens ges wahrt der Eintretende eine schön gewachsene Linde, welche am 19. October 1833 bei einer besondern Feierlichkeit zur Erinnerung an jene ewig denkwürdigen Tage gepflanzt wurde, wo Deutschland mit vereinter Macht das drückende Joch fremder Herrschaft abwarf. Gewiß ein bedeutungs: volles Denkmal für jeden Deutschen!

(Fortsehung folgt.)

Nachricht über blaublühende TropaeolumArten. *)

(Vom Herrn Reinede.)

Sobald die Nachricht von einem blaublühenden Tropaeolum fich in unsere Gärten verbreitet hatte, und die Abbildungen zeigten, daß ein solches wirklich in England eingeführt und zum Blühen gebracht worden sei, gab auch ich mir alle Mühe, Pflanzen davon zu erhalten. Nach langem Harren erhielt ich endlich im Dezember 1843 aus verschiedenen Garten zwei Knollen davon, die sich zu der Beit in einem ruhenden Zustande befanden. Diese Knol len wurden sogleich in Töpfe gelegt, welche bis oben mit trodeneni Sande gefüllt waren, und meine Sorge ging nun dahin, den Sand vor jeder Feuchtigkeit zu bewahren. Bis zum September 1844 lagen die Knollen ganz ruhig, dann aber fingen sie zu meiner Freude an, auszutreiben, und mit ihnen zugleich die von Tr. tricolorum und brachyceras, welche ich ebenfalls gelegt hatte. Nun pflanzte ich alle diese treibenden Knollen in andere Töpfe, welche mit einer Mischung von Moor- und Heideerde angefüllt waren. Die Triebe von den blaublühenden Arten zeich neten sich sogleich durch ihre hellere, grüne Farbe und durch größere Feinheit aus, während die von Tr. tricolorum und brachyceras dunkelgrún und viel stärker erschienen. Der Standort, wo ich diese Tropaeolum-Urten ziehe, ist ein niedriges Glashaus, in welchem die Pflanzen dicht unter dem Fenster gezogen werden, und das im Winter nie über 3-5° R. gehalten wird. Bereits im November waren die Pflanzen so gewachsen, daß ich im Stande war, Zweige davon zu schneiden, die ich dazu benußte, um fie auf Knollen von Tr. tricolorum zu pfropfen. Auf diese Weise erhielt ich neben den beiden Original-Pflanjen noch 24 andere, welche alle, unacachtet des höchst un. günftigen Wetters im vergangenen Winter, freudig heran. wuchsen und sich zu kräftigen Exemplaren ausbildeten.

*) Aus der Allgemeinen Gartenzeitung.

Ich hatte diefelben theils in Festons unter die Fenster des Gewächshauses, theils an Spalieren von Agave-Fåden geflochten, gezogen, und alle bildeten bald eine große Menge von Blüthenknospen.

Anfangs Marz öffneten sich nun die ersten Blumen, die zu unserer allgemeinen Freude an Schönheit Alles übertrafen, was man sich davon versprochen hatte. Sie zeigten das schönste Veilchenblau, und verbreiteten, besonders in den Morgenstunden, einen äußerst feinen und an. genehmen Geruch im Hause. Bald darauf fingen auch die Pflanzen der zweiten Knolle an zu blühen, deren Blumen sich zu unserem Erstaunen weniger schön zeigten, und als eine andere Art herausstellten. Beide Arten blühen seit dieser Zeit ununterbrochen fort, und sind in dem Gewächshause täglich mehr denn 1000 Blumen ge= öffnet, was im Contrast mit dem gelbblühenden Tr. brachyceras, und dem rothen Tr. tricolorum einen nicht zu beschreibenden prächtigen Anblick gewährt. Besonders blüht das Tr. violaeflorum ungemein reichlich, und scheint viel dankbarer, als das eigentliche Tr. azureum zu sein, bei welchem die Blumen viel sparsamer und einzelner ers scheinen. Beide Arten haben bereits Früchte angelegt, und ich hoffe recht vielen reifen Samen zu gewinnen.

Tropaeolum violaeflorum.

Je mehr sich das Tropaeolum violaeflorum in den Gewächshäusern des Herrn Geheimen Ober-Hofbuchdruckers Decker entwickelt, um desto mehr erregt es die Bewun derung aller hiesigen Pflanzenfreunde. Selbst in den höchsten Kreisen verbreitet sich der Ruf von dessen Schönheit, und Herrn Reinecke wurde die hohe Ehre zu Theil, daß er ein sehr schönes, am Spalier gezogenes Exemplar davon Ihrer Majestät der Königin überreichen. durfte. Das Epalier hatte eine rundliche Form, war 32 Fuß hoch, 3 Fuß breit, der äußere Kranz bestand aus einem Drathring, der innere Raum war mit Manila Hanf negartig durchzogen; in diesen Net rankten sich Tr. violaeflorum und brachyceras empor, und um den äußern Ring war Tr. tricolorum gezogen. Diese drei verschie denfarbigen Arten vereinigt, bildeten zu einander einen höchst angenehmen Kontrast, und gewährten in der reizenden Blüthenfülle einen herrlichen Anblick. Ihre Mas jestät die Königin geruhten ihre hohe Bewunderung über die Schönheit der Pflanze auszusprechen, und ließen dem Herrn Reinecke ein werthvolles Geschenk als An: Auch Seine erkennung seiner Bemühung ertheilen. Majestät der König geruhten die Pflanzen mit WohlBei der letzten gefallen in Augenschein zu nehmen. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues brachte Herr Reine de ein ebenfalls am Spalier gezogenes Exemplar sowohl von dieser Art als von Tr. azureum dahin, beide fanden allgemeinen Beifall und es wurde dem Kultivateur dafür eine Pråmie zu Theil.

Varie täte n.

Die Flottbecker Baumschulen. (Vom Hrn. Koops mann.) [Fortsegung.] Der ganzen Långe nach nimmt ein ges mauertes, 4 Fuß hohes Erdbeet die Mitte des Hauses ein, in wel=

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chem sich 2 gemauerte Wasserbehälter für Wasserpflanzen befinden, in deren Nähe herrliche Exemplare der Nepenthes destillatoria mit ibren Schlauchblättern und Dionaea Muscipula in schönstem Kule turzustande gedeihen. Ringsum an den Seiten laufen Borte ober= halb der Wasserröhren entlang. An den Trågern und Rippen des Glasdaches und an den Sprossen der Fenster hången unzählige Körbe, Holzkloge und Schaalen in den verschiedensten Formen und die sels tensten Schlingpflanzen der heißen Zone stehen im freien Grunde des Mittelbeetes oder in Gefäßen, und recken ihre weiten Arme theils nach unten zur Berankung der Mauer des Erdbeetes, theils nach oben an Ståben und Fåden und bilden Laubengånge über den um dasselbe laufenden Weg. Unter diesen Schlingpflanzen zeichnen sich besonders aus: Allamanda cathartica, Clerodendrum splendidum, Aristolochia Gigas, Echites splendens und Echites auriculata, die himmelblaue, mit goldgelbem Auge blühende neue Thunbergia chrysops, die prächtige Stephanotis floribunda etc. So ist dies ses herrliche Haus beschaffen; jest wollen wir von dessen überaus reichem Inhalt sprechen, ohne uns jedoch anbeischig zu machen, eine Nomenclatur aller darin vorhandenen Individuen anzuführen, zu welchem Behufe wir in qualitiver Hinsicht nur abermals auf die Verz zeichnisse der Flottbecker Baumschulen zu verweisen brauchen.. Nichtss destoweniger können wir es uns nicht versagen, hier solche Exem: plare anzuführen, die uns durch Seltenheit und Neuheit, durch schönen Blüthen- und Kulturzustand, durch Form und Habitus besonders in die Augen gefallen sind. Die verschiedenen Klassen der Orchideen, als Vandeae, Malaxideae, Epidendreae, Cypripedieae etc. sind durch alle ålteren und bekannteren und viele neuere und neueste Species repråsentirt. Die erstgenannte Klasse bietet besonders vicle Marillarien, Oncidien, (an 50 Arten) Zygopetalums, die herrlichen ostindischen Verites, Cymbidien, namentlich aber viele prachtvolle Stanhopeen. Das schon gewöhnliche Cymbidium Sinense gewahrten wir in mehreren mächtigen Exemplaren in dem üppigsten Kuls tur- und Blüthenzustande; einige Exemplare hatten 7 Fuß Höhe und an 20 Blüthenschäfte; auch Rodriguezia planifolia bot eine eben folche Blüthenfülle dar. Unter den Aerides-Arten zeichneten sich eine Aerides odorata major, eine A. affinis fol. varieg., welche regelmäßig weißgestreifte Blätter hat, und die noch seltenen Aerides quinquevulnera und Brookii aus. Myanthus speciosus, mit seiner eben nicht schönen Blumenrispe bot eine sonderbare Erscheis nung dar: sobald man nämlich die einzelnen Blumen berührte, sprangen die Untheeren gleich einem lebenden Thierchen ab und der Pollen (Blüthenstaub) klebte sich dem nächsten Gegenstande an; dem die Blume Beriechenden ward mithin die Nase und das Gesicht mit folchen schmugiggelben Staubkügelchen besett. Bemerkenswerth ist die Blüthe des Lissochilus oncidioides und überaus merkwürdig die schmugigbrauue Blume des Trigonidium obtusum. Von Stanhopea aurea, grandiflora, insiguis, oculata, tigrina, speciosa, Devoniensis und graveolens find mächtige Exemplare vorhanden. An einer neuen Mejicanischen Catasetum-Species, so wie an Odontoglossum pulchellum befand sich eine Masse von Blütbenschäften. Die liebliche Chysis aurea, war in mehrern schönen Exemplaren vorhanden, so wie auch Coryanthes speciosa und die wunderbaren Cycnoches chlorochilon, Loddigesii und ventricosum. Noch sehr felten und uns noch unbekannt waren: Chysis bractescens, Coryanthes macrantha und Cypripedium purpuratum. Die schöne Peristeria, welche die Mejicaner Tauben- oder heil. Geistblume (spirito santo) nennen, ist bis in 7 verschiedenen Species repräsentirt. Eine Dicrypta glaucescens bot eine merkwürdige, wenn gleich nicht schêne Blüthe dar. Der Schaft zwängt sich zur Seite aus den

Blattwinkeln heraus; die Blume ist merkwürdig geformt, schmugig gelb und deren Lippe fast unscheinbar mit Roth bestrichelt. Anoectochilus setaceus ist eine kleine, wundersam liebliche Orchidee mit dunkelsammtbraunen Blättern, die überaus schön mit dunkelgoldgels ben Streifen und Sprenkeln versehen sind. Diese kleine Orchidee, welche aus Ceylon stammt, soll noch höchst selten sein. Die zur Klasse der Epidendren gehörenden Phajus - Arten find zu riesigen Exemplaren herangewachsen und mit Blüthenschäften überaus reich versehen: Phajus grandiflorus besaß deren neun. Von den herrlie chen Cattleyen, unserer Lieblings-Orchidee, sind die schönsften Species in bedeutender Größe vorhanden; Cattleya labiata haben wir nie so vollkommen blühen sehen, wie hier; C. Harrissoniana ist ebenfalls ungemein zart, steht jener aber an Schönheit nach; C. Mossiae, Skinneri, Schomburgkii, superba, Aclandiae, Loddigesii and mehrere andere versprachen einen überaus reichlichen Blütbenstand. Die liebliche Sophronitis cernua hatte sich mit ihren weißen Wure zeln feft um das runde Holzklögchen geklammert und blühte üppig. Unter den prachtvollen Laelien - Species, deren wohl 12-14 vorhane den sein mögen, verhießen viele der schönsten, so namentlich Laelia albida, reichlich Blüthen; im ganzen Hause mögen wohl mehrere Hundert Exemplare dieser Laelien zerstreut umher stehen. Auch die Epidendren-Species, deren wir wohl über 50 zählten, zeigten sich ges neigt, für die sorgsame Pflege durch einen reichlichen Blüthenstand zu lohnen: Epidendrum nutans, zu einer Höhe von 5 Fuß gediehen, war bereits mit einer Menge von Blüthenschäften verschen. Unter den etwa 30 Dendrobien - Species fiel uns besonders Dendrobium Rückeri, aus La Guayra als ganz neu auf; es versprach, obgleich noch klein, schon Blumen; auch die schöne Eria rosea that desglei chen. Ein vermuthlich zur sechsten Klasse gehörendes Stenorrhynchus speciosus blühte mit einer herrlichen Blumenrispe von hoch. rosenrother Farbe. Alle Luftbewohner dieses Hauses, die sich, als aus den beißen Zonen der Erde stammend, in dieser böchsten Tempe ratur desselben an ihren Klößen und in ihren Körben und Schalen überaus wohl befinden, geben alle sammt und sonders ein üppiges Wachsthum kund: förmlich wuchernd schießen die weißen Wurzeln aus dem Moose hervor und klammern sich theils an den Holzklößen an, theils schießen sie weit, bei einigen, namentlich bei den oben ers wähnten Aerides-Urten 3-4 Fuß aus den Körben in die Luft hine aus und saugen sichtlich dieselbe zum fröhlichen Gedeihen nach Hers zensluft ein; die bulbosen oder knolligen Auswüchse schießen vom Hauptstamme wie die Pilze (eine Stanhopea tigrina hatte deren in wenigen Monaten nicht weniger als 29 gebildet) hervor. Ein gleich erwünschtes Resultat ist durch die umsichtige, vortreffliche Kultur des diesem Hause vorstehenden Gårtners für die terreftren Orchideen erlangt worden, die auf dem Mittelbecte und auf den Seitenborten in größeren und kleineren Gefäßen ihren Plag angewiesen erhalten. Unzählige andere, der warmen Zone angehörende Pflanzen stehen überall zwischen den Orchideen in angenehmer und zierender Weise vertheilt und erfreuen den Beschauer durch ihr vortreffliches Ansehen. Unter ihnen befinden sich viele der neuesten Unkömmlinge, die fich unsern Blicken erst kurz zuvor in Abbildungen der neuesten englischen Gartenschriften, als Botanical Magazine, Botanical Register und Paxton's Magazine of Botany, dargeboten haben. Dies ist aber um so weniger zu verwundern, als die Flottbecker Baumschulen bei vielen Aussendungen von Sammlern in die fernsten Gegenden Ume= rika's, Asien's, Afrika's und Australien's betheiligt sind und daher häufig jene neuen Ankömmlinge entweder direct zuerft oder über England zugleich mit den dasigen Gårten zugesandt erhalten.

Gedruckt bei Adam Henze in Cólleda.

(Fortsegung folgt.)

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