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VII. Bericht über die Tätigkeit der technischen Abteilung der Rebenveredlungsstation Geisenheim a. Rh.

Erstattet von Weinbauoberlehrer Biermann.

Wie bereits im Jahresbericht 1926 erwähnt, wurde am Ende des Berichtsjahres 1926 die in der Lage,,Decker" erbaute Rebenveredlungsstation ihrer Bestimmung übergeben. Nach Ablauf des ersten Betriebsjahres kann festgestellt werden, daß die neue Station allen Anforderungen gerecht wird. Der Neubau weist alle Verbesserungen auf dem Gebiete der Rebenveredlung auf. Er umfaßt neben der Wohnung für den technischen Gehilfen ein Büro, 1 Rebenkeller, 1 Heizraum, 1 Veredlungssaal und das Vortreibhaus. Der Rebenkeller vermag ungefähr eine halbe Million Unterlagsreben aufzunehmen, und ist mit Vorrichtungen versehen, die ein leichtes ordnungsgemäßes Einschlagen des Unterlagsholzes gestatten. So lassen sich die einzelnen Sorten durch schnell aufstellbare Bretterwände voneinander trennen. Der Veredlungssaal ist gut belichtet und bietet 50 Veredlern reichlich Platz zum Arbeiten. Ebenso zweckmäßig ist die Inneneinrichtung des Veredlungssaales, was für die Herstellung von guten Veredlungen von großer Bedeutung ist. Das Vortreibhaus ist mit allen Neuerungen versehen und geeignet bei einer Beschikkung rund 150000 Veredlungen aufzunehmen. Die Rebschule liegt direkt bei der Station und ist durch eine Feldbahn mit dem Vortreibhaus und dem Veredlungssaal verbunden, die einen leichten Transport der schweren Veredlungskisten nach dem Vortreibhaus und von da zur Rebschule ermöglicht.

Im Betriebsjahr 1927 wurden in der Zeit vom 4. April bis einschließlich 26. April etwa 94000 Riesling- und Sylvaner-Veredlungen auf verschiedenen Unterlagssorten wie: Aramon X Rup. 143B; Aram. × Rup. 1 Gz., Rip. Rup. 10114, Rip. Rup. 3309 C, Rip.×Rup. 13 G, Rip. Rup. 15 G., Mourvèdre Rup. 1202 C., usw. von Frauen im Akkord hergestellt. Die vorgetriebenen und abgehärteten Veredelungen wurden in der Zeit vom 4.-20. Mai eingeschult, was bei sämtlichen Veredlungen mit dem Flacheisen geschah. Während des Jahres zeigten die Veredlungen ein freudiges, kräftiges Wachstum. Die Trieblängen schwankten bei einer im September vorgenommenen Messung je nach Unterlagssorte zwischen 0,15 und 1,65 Meter. Auffallend war das gute Wachstum der RieslingVeredlungen auf 143B und 15 G. Da die Veredlungen sich bis zum Herbste kräftig entwickelten, konnten dieselben herausgenommen und

als einjährige Reben abgegeben werden. Bei einer im Herbst vorgenommenen Prüfung der Verwachsung wurden recht günstige Anwachsprozente festgestellt. So zeigten z. B.:

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Rebschule an der Rüdesheimer Landstraße.

Das früher als Rebschule benutzte Gelände an der Rüdesheimer Landstraße wurde mit Hafer eingesät und soll 1928 rigolt und mit Amerikanerreben bepflanzt werden. Es ist vorgesehen, hier die wichtigsten Unterlagssorten wie 143B M. G., 3309 und Kober 5 BB. klonenweise anzupflanzen, um so die einzelnen Stöcke eines Klons auf ihr individuelles Verhalten beobachten zu können.

Die Amerikanerpflanzungen, wie altes und neues Sortiment, langes Quartier und engeres preußisches Sortiment, entwickelten sich infolge der feuchten Witterung im Frühjahr zufriedenstellend.

Versuchsanlage „Leideck".

In dieser Anlage zeigten die veredelten Reben recht gleichmäßiges Verhalten in bezug auf Austrieb und Wachstum. Sie hatten sämtlich gut den Winter überstanden, Frostschäden waren nirgends festzustellen. Die ersten blühenden Gescheine wurden am 18. Juni am Sylvaner festgestellt. Es folgten dann am 20. Juni Weißer Morilon und Weißer Riesling. Die Hauptblüte verlief in der Zeit vom 25. Juni bis 4. Juli. Das Wetter war während der Blüte sehr ungünstig (regnerisch und kalt) und demzufolge der Fruchtansatz nicht besonders gut. Der erste Mottenflug wurde am 13. Mai beobachtet, der erste Peronosporabe fall am 1. Juni am feigenblätterigen Imperial festgestellt. Oidiumspuren zeigten sich zuerst am 13. Juni beim Portugieser. Die ersten weichen Beeren wies der frühe Malingre und Madeleine Angevine am 12. August auf; am 3. September konnte dasselbe beim Sylvaner in den Quartieren II, III und IV festgestellt werden.

Die sonnige und warme Witterung des Septembers begünstigte die Reife. Die Tabellen I, II und III geben Aufschluß über die geernteten Mengen und deren Qualität.

Amerikanerschnittrebenanlage „Morschberg".

Im Laufe des Jahres zeigten die Unterlagsreben ein üppiges Wachstum. Auffallend war ein früher Befall von Melanose bei der Sorte 1 Gz. Da hierdurch die Blätter sehr früh abfielen, reifte das Holz nur mangel

haft aus. Im übrigen war der Holzertrag zufriedenstellend. In bezug auf die verschiedenen Erziehungsarten lieferte die Spaliererziehung den höchsten Ertrag.

Versuch mit der elektrischen Lamellenveredlungsmaschine

von Ingenieur Hengl, Limberg (Niederösterreich), im Vergleich zur

Handveredlung.

Die von Ingenieur Hengl konstruierte Rebenveredlungsmaschine gelangte im Frühjahr 1927 in der technischen Abteilung der Rebenveredlungsstation zur Anwendung. Es sollte weniger die Leistungsfähigkeit der Maschine als die Güte und das Verhalten der mit ihr hergestellten Veredlungen geprüft werden. Veredelt wurden 6000 Stück Amerikanerblindreben der Sorten 10114, 1202 und 1 Gz. mit der Edelsorte Riesling. Um einen Vergleich zwischen Hand- und Maschinenveredlung zu haben, wurde gleichzeitig dieselbe Anzahl Handveredlungen der genannten Unterlagen hergestellt. Das Vortreiben geschah in der Zeit vom 27. 4. bis 12. 5. Hierbei war bereits hinsichtlich der Triebkraft ein auffallender Unterschied bei der 1 Gz. festzustellen. Die Maschinenveredlungen dieser Sorte machten kürzere Triebe als die Handveredlungen. Später, beim Abhärten, ging ihr Wachstum noch weiter zurück und ein Teil der vorgetriebenen Augen vertrocknete. Hinsichtlich der Kallusbildung standen die Maschinenveredlungen den Handveredlungen nicht nach. Bei der 10114 M. G. bildeten die Maschinenveredlungen sogar bedeutend besseren Kallus als die Handveredlungen. Zunächst war jedoch das Wachstum sämtlicher Sorten in der Rebschule recht gleichmäßig. Unterschiede in der Entwicklung traten erst im Laufe des Sommers deutlich hervor. Während die Hand- und Maschinenveredlungen der 10114 etwa gleich starkes Wachstum zeigten, blieben die Maschinenveredlungen bei 1202 und 1 Gz. im Wachstum gegenüber den Handveredlungen wesentlich zurück. Eine im September vorgenommene Messung der einzelnen Trieblängen ergab folgende Durchschnittswerte:

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Die Durchschnittslänge der Handveredlungen ist demnach 26,7 cm, die der Maschinenveredlungen 24,9 cm. Die Güte der Verwachsung und die Verwachsungsprozente konnten bisher noch nicht festgestellt werden, da die Veredlungen noch ein zweites Jahr zur weiteren Beobachtung stehen bleiben.

Versuch zur Behebung der Bodenmüdigkeit durch Schwefelkohlenstoff und Sapikat bei Veredlungen.

Am 30. März 1927 wurde folgender Versuch in der neuen Rebschule Lage,,Decker" ausgeführt. Auf drei gleichgroßen Parzellen wurde der alte Rebenbestand ausgehauen und die Fläche 65 cm tief rigolt. Die erste Parzelle wurde mit Sapikat (Fa. Nördlinger, Flörsheim) behandelt und zwar mit einem Gemisch von Sapikat, Schwefelkohlenstoff und Wasser. Die Lösung wurde folgendermaßen hergestellt: 8 1 reiner Schwefelkohlenstoff wurde mit 2 1 Sapikat gemischt und die Lösung im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnt. Sie wurde mit kleinen Mäßchen von je 100 ccm in 35 cm tiefe Löcher in den Boden gebracht. Auf den qm kam eine Menge von 400 ccm, auf vier Löcher verteilt. Parzelle II blieb zur Kontrolle unbehandelt und Parzelle III wurde mit reinem Schwefelkohlenstoff beschickt. Die angewandte Menge betrug hier pro qm 160 g, die auf vier Löcher gleichmäßig verteilt wurden.

Mit dem Einschulen der Veredlungen wurde am 16. Mai begonnen. Auffallende Wachstumsunterschiede waren im Laufe des Sommers nicht festzustellen. Eine Triebmessung im September zeigte folgende Resultate:

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Grünstecklinge (Vermehrung und Anzucht).

Die Grünstecklinge der am Ende angeführten Berlandierisorten wurden am 19. und 20. Juli geschnitten, und zwar vom 8. Auge an aufwärts, da der Trieb vom 1.-7. Blatt zu stark verholzt war. Der Steckling wurde 1/2 cm unter dem Auge mit einem scharfen Messer geschnitten. Am unteren Auge wurde das Blatt vollständig entfernt; das obere Blatt wurde auf 1/3 seiner Größe eingekürzt, zur Herabsetzung der Verdunstungsfläche. Die auf die beschriebene Art gewonnenen Stecklinge kamen dann in einen, mit einer Mischung von 2/3 Sand und 1/3 Torf gefüllten Mistbeetkasten, wo sie in einer Reihenentfernung von 10 cm gesteckt wurden; in der Reihe erhielten sie einen Abstand von 5 cm. Die Fenster wurden in den ersten 10-12 Tagen gut geschlossen gehalten und je nach Witterung alle zwei Stunden leicht überbraust. Anfang September wurden die gut bewurzelten Stecklinge in 8-10 cm Töpfe gepflanzt. Die dazu verwendete Erde bestand aus 2/3 Kompost, 1/3 Sand und etwas Torfmull. Dann kamen sie wieder in die Kästen bis zur Durch

wurzelung. Durch diese Art der Vermehrung kann die Heranzucht der Berlandierisorten, die sich im verholzten Zustande schwer bewurzeln, wesentlich erleichtert werden.

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