Leipziger allgemeine musikalische Zeitung, Band 34

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Breitkopf und Härtel, 1832
 

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Seite 117 - In dem Spiegel der Töne lernt das menschliche Herz sich selber kennen; sie sind es, wodurch wir das Gefühl fühlen lernen; sie geben vielen in verborgenen Winkeln des Gemüts träumenden Geistern lebendes Bewußtsein, und bereichern mit ganz neuen zauberischen Geistern des Gefühls unser Inneres.
Seite 117 - Was wollen sie, die zaghaften und zweifelnden Vernünftler, die jedes der hundert und hundert Tonstücke in Worten erklärt verlangen, und sich nicht darin finden können, daß nicht jedes eine nennbare Bedeutung hat wie ein Gemälde?
Seite 609 - Das Wesentliche der dramatischen Kunst beruht nicht auf den besonderen Stoffen und Gesichtspunkten, sondern darauf, ob es ihr gelingt, das innere Wesen alles menschlichen Handelns und Lebens, die Idee, aufzufassen, und darzustellen, daß selbst die höchste Wirklichkeit an sich nichts ist, sondern nur in sofern die göttliche Idee sich darin offenbart.
Seite 117 - Reichtume von Akkorden den bildenden Händen entgegen, und spricht schon schöne Empfindungen aus, wenn wir ihn auch nur auf eine leichte, einfache Weise berühren. Daher kommt es, daß manche Tonstücke, deren Töne von ihren Meistern wie Zahlen zu einer Rechnung, oder wie die Stifte zu einem musivischen Gemälde, bloß regelrecht, aber sinnreich und in glücklicher Stunde, zusammengesetzt wurden, wenn sie auf Instrumenten ausgeübt werden, eine herrliche, empfindungsvolle Poesie...
Seite 117 - Keiner, der nicht schon zum Weihe-Fest gelassen, Kann den Sinn der dunkeln Kunst erfassen, Keinem sprechen diese Geistertöne, Keiner sieht den Glanz der schönsten Schöne, Dem im innern Herzen nicht das Siegel brennt, Welches ihn als Eingeweihten nennt, Jene Flamme, die der Töne Geist erkennt.
Seite 671 - Gott und die Bajadere eben so herrlich. Andere wieder, und darunter — leicht erklärlich — viele Musiker von Profession, die nur das Neue zu kennen Gelegenheit haben, nannten das ganze Werk veralteten Trödel, der in die Rumpelkammer gehöre und auch bald dahin zurückkehren werde.
Seite 117 - Klaggeschrei des gemarterten Genius vernimmt. Wenn aber die gute Natur die getrennten Kunstseelen in eine Hülle vereinigt, wenn das Gefühl des Hörenden noch glühender im Herzen des tiefgelehrten Kunstmeisters brannte, und er die tiefsinnige Wissenschaft in diesen Flammen schmelzt, dann geht ein unnennbar-köstliches Werk hervor, worin Gefühl und Wissenschaft so fest und unzertrennlich ineinander hangen, wie in einem Schmelzgemälde Stein und Farben verkörpert sind.
Seite 153 - Ein durchaus und durchein spielendes Wesen ist sie, weiter nichts. Sie hat auch keinen Inhalt, wie man sonst meinte, und was man ihr auch andichten wollte. Sie hat nur Formen, geregelte Zusammenverbindung von Tönen und Tonreihen zu einem Ganzen.
Seite 117 - Kunst einen Grundstoff, der schon an sich mit so himmlischem Geiste geschwängert wäre, als die Musik. Ihr klingender Stoff kommt mit seinem geordneten Reichtume von Akkorden den bildenden Händen entgegen, und spricht schon schöne Empfindungen aus, wenn wir ihn auch nur auf eine leichte, einfache Weise berühren.
Seite 115 - Abschilderung menschlicher Empfindungen geworden ist. So hat sich das eigentümliche Wesen der heutigen Musik, welche, in ihrer jetzigen Vollendung, die jüngste unter allen Künsten ist, gebildet. Keine andre vermag diese Eigenschaften der Tiefsinnigkeit, der sinnlichen Kraft und der dunkeln, phantastischen Bedeutsamkeit auf eine so rätselhafte Weise zu verschmelzen.

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