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Ortmannsdorf, ein großes Pfarrkirchdorf des Königl. Sächf. Erzgebirgs, halb unter das Griff. Solms Laubachische Amt Wildenfels, hals zum Fürstl. Schönburg. Waldenburgischen Amte und der Receßherrschaft Lichtenstein gehörig. Die lestere Hälfte ist ursprünglich eine Appertinenz des ehemaligen Rittergutes Neudorfel, welches 2000 Schritt nördlich von der Ortmannsdörfer Rital fine s hat, und in frühen Zeiten schon mit Lichtenstein combinirt war, dann von Ernst II., Herrn v. Schönburg, 1533 an seiner Söhne Hofmeister, Heinrich v. Geilsdorf, verkauft, dessen Söhne Wilhelm v. G. aber von Herrn Veit (dem Mündel des Verkäufers) wieder abgekauft, und mit der Lichtensteiner Herrs fchaft wieder combinirt wurde. Durch das Testas ment des Grafen Otto Ludwig kamen im J. 1701 bekanntlich die Rittergüter Stein (nebst Lößnih) Neudorfel, Rüsdorf und Siegels heim an den zweiten Sohn, Gr. Ludwig Friedrich, und so geschah es denn, daß man anfing, Neuddrsel mit halb Ortmannsdorf und Rädlik als einen Theil der neuen Standesherr schaft Stein zu betrachten, obgleich es damit nur verbunden war. Das Testament des Fürfen Otto Carl Friedrich brachte 1800 das Gericht Neudorfel wieder zur Herrschaft Lichtenstein, und der dasige Amtmann verwaltet seitdem auch die Gerichte in Neudörfel, folglich auch in der Hälf te von Ortmannsdorf, welche zu den Schönburg. Receßlanden gehört. Beide Hälften find nicht ges nau, ihrer Lage nach, von einander zu unterschets den. - Es ist sehr wahrscheinlich, daß unter

bem, in einigen Urkunder vorkommenden Orwing dorf unser Ortmannsdorf gemeint, sey, und in eis ner Nachricht von 1286 kommt ein Albertus miles Dominus de Orwinsdorf als Zeuge vor; dies scheint, nach damaligem Sprachgebrauch und nach den Umständen, unter welchen die Urkunde (vom) Burggr. Meinhard als Grafen von Hartenstein) ausgestellt wurde,, dahin zu deuten, daß ein H. v. Ortmannsdorf Schloßhauptmann zu Hartenstein war. Orwinsdorf würde übrigens gleichbedeutend feyn mit Erwinsdorf. Nach einer uralten Sage foll in Ortmannsdorf einst ein kleines Kloster gestanden haben; vielleicht, daß das ursprüngliche Rittergut in dieses ist verwandelt worden. Ift die Sage gegründet, so hat man die Stelle des Klosters (welches nothwendig nur kurze Zeit be standen haben kann) wahrscheinlich nächst an der Kirche gegen Ost zu suchen. — Ortmannsdorf liegt bei der Kirche 14 Stunden südlich von Lichtenstein, 14 Stunden nördlich von Wildens fels, 14 Stunden öftlich von Zwickau, und 2 nord. westlich von Hartenstein, in einer hohen, nicht unangenehmen Gegend, von 1050 bis fast 1200 pariser Fuß über dem Meere. Es erstreckt sich in westnordwestlicher Richtung an einem Bache herun ter, welcher nach seiner Vereinigung mit dem aus Nordost von Neudorfel kommenden, also bei der hiesigen Kirche, den Namen des Mülsenbach es annimmt. Am niedern Ende stößt Ortmannsdorf an das obere von Mülsen, und gehört also zu der großen, in Sachsen einzigen Dorfreihe des Malsengrundes, f. d. Art. Mülsen. Eine Mühle liegt etwas entfernt an dem Neudorfler Bache, welcher ein sehr schönes Thal bildet, dahingegen das Thal, in welchem der Ort liegt, nur unters halb der Kirche schön heißen kann. In die Läns

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ge erstreckt sich das Dorf eine Stunde weit, ift aber oberwärts nicht enge gebaut, und zeigt dort meist nur Güter. Quer hindurch führt die Stras fe von Lichtenstein nach Schneeberg, und an eis ner Stelle berührt die hiesige Flur (füdlich vom Dorfe, in der Nähe von Hårtensdorf) die lebo hafte Straße von Zwickau über den Freitag und das Thierfelder Zollhaus nach Zwdnik, Stollberg u. f. w. Ortmannsdorf hat nahe an 180 à u fer mit etwa 1150 Bewohnern, welche sich im Oberdorf mehr mit Deconomie, im Niederdorf mehr wit Fabriksarbeit (Strumpfwürkerei, Leins weberet, Spinneret u. f. f.) nähren, und im Ganzen im Wohlstande leben, daher auch das Dorf größtentheils schöne Güter und Häufer zeigt; thre Fabricate sehen sie in Mülsen, Lichtenstein 1. f. w. ab. In der Wildenfelser Hälfte zähls te man 1801 -79 Hauser, 455 Confumens ten und 36 Hufen oder, wie man hier spricht, Lehne; die Schönburg. Hälfte hat ungleich wes niger Feld, aber mehr Häuser, unter diesen auch eine Fürstl. Geleitseinnahme an der erwähnten Straße. - Die Kirche steht nächst unter der Mitte des Ortes, auf einem Vorsprung des nords Iftlichen Gebirges, und ziert das Dorf, in Vers bindung mit dem schönen und großen, nebenstehen. den Bauergute ungemein, besonders von Süten her gesehen; sie hat einen gefälligen Thurm. Hiers Her gepfarrt sind Heinrichsort und Neudorfel (for wohl Schönburg. als Solmßl. Antheils.) In Heinrichsort werden jedoch Begräbnisse und Taus fen vollzogen, teßtere im Schulhaus, dessen Eine Hälfte zu einer Capelle benußt ist. Auch in Neus dörfel ist eine Capelle, welche jedoch wegen der Nähe von Ortmannsdorf (7 Stunde) nicht bes auzt wird. Die ganze Parochie begreift nahe an

2000 Seelen. Das ansehnliche Pfarramt vers giebt der Standesherr zu Wildenfels; die Paros chie gehört zur Schneeberger Adjunctur der Ins spection Zwickau. - Im Dorfe sind 2 Mahl mühlen, 1 Schneidemühle, einige Wirthshaus fer, u. f. w. Bemerkung verdient das basalts artige Wackengestein im Bette des Baches sowohl, als auf den Feldern. Der Ort hat viel, aber keine großen Teiche; eine Reihe derselben in Nordoft heißt die Bergwiesenteich e. Nördlich vom Niederdorfe beginnt der, zu Wildenfels gehörige Neudorfler Wald; östlich vom Oberdorfe, und zwar dicht am Ende, ein Flügel des Prom's niker oder Delßnißer Waldes, vulgo des Prummerwaldes. Am niedern Ende des Dorfes steigt gegen Nord ein sehr steiler, halb bewachses ner, schöner Berg empor, und reicht in einer Höhe von go bis 90 Ellen bis nahe an die Obers mülfener Kirche, deren Pastor an demselben Spaziergänge angelegt hat.

Ortrand, eine Stadt im Herzogth. Sachs fen, im Libenwerdaer Kreise des Merseburger Regierungsbezirks, an der Pulsnis, 4 Stunden nordostnordl. von Hain, an dem Wege nach Ruh. land, und 6 Stunden fübfüdöstl. von Liebenwers da entfernt gelegen. Vor der Theilung gehörte der Ort unters Amt Größenhain des meißnischen Kreises. Die Pulsniz, oder das Grånjwasser fließt nordöstlich hinter der Stadt weg, und schets det das meißner Land von der Oberlausit; eine Brücke führt bei der Stadt darüber. Diese ist ohne Ringmauern, hat aber 2 Thøre und eine Pforte und ist von einem Waffergraben umgeben. Man zählt in derselben 170 Häuser mit fast 1500 Einwohnern, einschlüßlich des Militärs. In ältern Seiten enthielt der Ort mehr Häuser, und war

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