Vridankes Bescheidenheit

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Dieterich, 1834 - 438 Seiten
 

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Seite xxiii - ... thue. Freidank war ein unbefangener, die Welt mit festem Blick anschauender Geist, davon legt jede Zeile seines Gedichtes Zeugnis ab; er hat gewiß nicht vorsätzlich gesammelt, noch daran gedacht das überlieferte lebendige Wort, die Weisheit des Volkes, die bei ihm eine gute Stätte gefunden hatte, nach einem ausgesonnenen System in Reihe und Glied zu stellen: dagegen scheint nichts natürlicher als daß bei dichterischer Behandlung eines solchen Gegenstandes eine gewisse Ordnung und Verbindung...
Seite cix - Wollte man den Blick weiter bis zu den Sentenzen liebenden Arabern und dem Oriente überhaupt ausdehnen, so würden Anklänge ähnlicher, selbst Beispiele völlig übereinstimmender Sprichwörter kaum fehlen. Warum sollte der wunderbare Zusammenhang in der Entwicklung des Geistes, den wir zwischen edlen Völkern auch da, wo wir ihn nicht äußerlich erklären können, bemerken, hier gerade sich verleugnen?"4). So gefällt sich indische wie ') Meyer, Die altgermanischc Poesie S.
Seite cxiv - Das Sprichwort, das gleich einem Funken bei unerwarteter Berührung dem Geiste entlockt wird, drückt ohne Vorbereitung und Nachsinnen das Gefühl und Urtheil des ganzen Volkes aus, mit dem es beides Wahrheit und Irrthum theilt, und braucht, da es den Ertrag langer Erfahrung enthält, seinen Aussprüchen nicht erst Eingang zu verschaffen. Dieses gemeinsame, Deutschland überhaupt zugehörige ist der eine Bestandtheil, der andere ist Freidanks eigener Geist, der das überlieferte gesammelt und geläutert...
Seite xxiii - Eine Nebenidee, ein überraschender Gegensatz kann mitunter die Folge der Gedanken bestimmt haben; ein plötzlicher Sprung zu dem ganz ferne liegenden ist gleichfalls gestattet und der menschlichen Natur angemessen, aber ein innerer Zusammenhang muß doch das Ganze gebunden und den Ursprung aus einem Geiste bewährt haben.27 In eine Reihe mit W. Grimm ist auch der Versuch Wilmanns', von inhaltlichen Gegebenheiten zur orginalen Ordnung durchzudrängen, zu stellen.28 Wilmanns stützt sich wiederum...
Seite cx - Vierzeiler wie die meisten des 13. Jahrhunderts zeugen von der typisch maßvollen Haltung, die der höfischen Dichtung anstand. Ausgesprochener Witz und Humor gehen ihnen noch ab, eher kann man vielleicht mit W. Grimm von „jener wohlmeinenden Ironie" reden, „die denen eigen zu sein pflegt, vor welchen sich die Erfahrungen eines langen, vielfach bewegten Lebens ausbreiten.
Seite cxiv - ... Nachsinnen das Gefühl und Urtheil des ganzen Volkes aus, mit dem es beides Wahrheit und Irrthum theilt, und braucht, da es den Ertrag langer Erfahrung enthält, seinen Aussprüchen nicht erst Eingang zu verschaffen. Dieses gemeinsame, Deutschland überhaupt zugehörige ist der eine Bestandtheil, der andere ist Freidanks eigener Geist, der das überlieferte gesammelt und geläutert hat. Darf ich ein Gleichnis...
Seite lix - Miene, im innen: aber bist du ein reißender Wolf, eine gekrönte Schlange, von einer Viper gezeugt, daher grüßt dich der Teufel als seinen Busenfreund.
Seite cxxvi - Bedenke ich die vorhin bemerkte Gleichheit in den allgemeinen Ansichten und in dem Urtheile über die Gegenwart wie die ähnliche Stimmung des Geistes, so kann ich die Vermuthung nicht abweisen, daß Freidank kein anderer sey als Walther von der Vogclweide selbst[!], ja sie hat mir einen nicht geringen Grad von Wahrscheinlichkeit.
Seite xxiii - scheint nichts natürlicher als daß bei dichterischer Behandlung eines solchen Gegenstandes eine gewisse Ordnung und Verbindung von selbst sich einfand ... ein innerer Zusammenhang muß doch das Ganze gebunden und den Ursprung aus einem Geiste bewährt haben.
Seite cxiii - ... Kritiker ist vom Bösen ausgeht, aber die Tugend trotzdem nicht allein als Folie erscheinen läßt, sondern als das Ziel, dem jeder zustreben soll und zustreben kann. - Genauer als Ehrismann hat in dieser Hinsicht schon W. Grimm den Geist Freidanks gekennzeichnet: „er hat die Theilnahme für die Welt bei voller Erkenntnis ihrer Gebrechlichkeit nicht aufgegeben, noch an jener Trostlosigkeit Gefallen, in welche Sittenprediger gewöhnlich sich verlieren" (Vorrede zur ersten Ausgabe, S.

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