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klärung auf. Während der Patrouilleur sich sozusagen der induktiven Methode bedient, d. h. von den beobachteten Einzelheiten auf die Gesamtheit Schlüsse zieht, muß der Luftaufklärer, dem zunächst die Gros ins Auge fallen, deduktiv von diesen auf das Detail übergehen. Das Unterscheiden des Feindes von den eigenen Truppen ist in den meisten Fällen selbst für den geübten Beobachter ganz ausgeschlossen. Die Höhe, auf welcher der Luftaufklärer vor dem feindlichen Feuer gesichert ist, beträgt für Lenkballons 1500 bis 2000 m. Gegen Gewehrfeuer schützt bereits eine Höhe von 600 m. Doch dürfen diese Zahlen bloß als sehr beiläufige Werte dienen.

Die Aufgaben der Luftaufklärung sind sehr umfangreich und umfassen alle Stadien der kriegerischen Operationen vom Aufmarsche bis zur Verfolgung, bzw. bis zum Rückzuge, im Angriff gleich wie in der Verteidigung. Vom Terrain fast ganz unabhängig, die Entfaltung einer sehr bedeutenden Geschwindigkeit ermöglichend, fürchten die Luftaufklärungsmittel, insbesondere derzeit noch die Aëroplane, bloß einen Feind den Wind. Jedenfalls bilden sie ein Aufklärungsmittel erster Ordnung, wie dies die umfangreichen Versuche zur Zeit der letzten Manöver glänzend bewiesen haben. (R. Inv. 276/11.)

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Miszellen.

Motorrollschuhe. Die Allgemeine Automobilzeitung« bringt in ihrer Nummer 8 vom 25. Februar d. J. einen Bericht über den automobilen Rollschuh. Mit den Fortschritten im Motorbau, welcher durch das Automobilwesen, die Motorballons und Flugzeuge einen außerordentlichen Aufschwung gewonnen hat, ist es nicht nur möglich geworden, die Leistungsfähigkeit dieser Maschinen zu steigern, sondern auch das Gewicht und die Dimensionen derselben wesentlich zu restringieren, so daß gegenwärtig das Verhältnis von Arbeitsleistung zum Gewicht und zur Größe des Motors ein sehr günstiges geworden ist. Durch diesen Fortschritt war es naheliegend geworden, daß einzelne Erfinder sich die Aufgabe stellten, die kleinste Form des Motors zum Antrieb von Rollschuhen zu verwerten, welches Vehikel sich in den letzten Jahren einer größeren Aufmerksamkeit und Pflege seitens des Sportpublikums erfreut.

Die militärische Bedeutung eines solchen Motorrollschuhes könnte darin gefunden werden, daß derselbe überall dort Verwendung fände, wo andere Motoren, Automobile, Motocykles und Fahrräder ihrer Spurbreite wegen nicht verwendbar wären und andere rasche Beförderungsmittel nicht zur Verfügung stünden.

Schon im Jahre 1906 wurde im Pariser Salon eine Konstruktion des Ingenieurs Constantini gezeigt, der einen Automobilrollschuh

mit einem 11/2pferdekräftigen Motor ausgestattet hatte. Die Akkumulatoren trug der Läufer an einem Leibgürtel, der vorne einen Kontaktunterbrecher befestigt hatte, um nach Belieben den Strom ein- und ausschalten zu können. Nunmehr hat ein zweiter Konstrukteur Mercier diese ältere Idee neu ausgebildet. Bei seiner Konstruktion ist bloß einer der beiden Rollschuhe mit dem Motor ausgestattet der Motor besitzt die V-Form, ist zweizylindrig und liefert 11 Pferdestärken bei einem Aktionsradius von 50 km und 30 km Stundengeschwindigkeit der mitgeführte Benzinvorrat reicht für 30 km Fahrt aus und ist es möglich, Steigungen bis 8 Prozent mit diesem Motorschuh zu nehmen. Der Läufer trägt rückwärts den Akkumulator und die Zündspule. Jedenfalls scheint diese Idee lebens- und ausbaufähig zu sein und wird unter bestimmten Voraussetzungen ihre militärische Verwendbarkeit zulassen.

In der naturwissenschaftlichen

Mückenvertilgung im Großen. Umschau der »Chemiker-Zeitung. Nr. 2 von 1912 berichtet Professor Mühlens über einen zweckmäßigen Vorgang, wenn es sich darum handelt, Mücken im großen zu vertilgen, wie solcher zur Sanierung der Waldgemeinden Wohldorf Ohlst bei Hamburg mit großem Erfolge praktiziert wurde. Die Mücken (Hausmücken und Waldmücken) wurden auf verschiedene Weise bekämpft. Bei ersteren, welche in Kellerräumen überwintern, wurde das Ausräuchern mit Dalmatiner Insektenpulver versucht. Hiezu wurde ein Quantum von 48 g pro Kubikmeter Luftraum auf Watte verbrannt. Großes Augenmerk wurde einer sicheren und zuverlässigen Abdichtung der auszuräuchernden Räume zugewandt und der entstandene Rauch des Nachts über im Raum belassen. Am darauffolgenden Morgen fand man alle Mücken tot am Boden liegen.

Eine zweite Methode bestand im Zerstäuben einer von Giemsa angegebenen Mischung von Chlorammoniumtinktur, Kaliseife, Glyzerin und Chlorkalklösung. Die Bekämpfung war im Anfang Februar begonnen worden und waren Ende des Monats sämtliche Keller der genannten Gemeinde mückenfrei, während die Larvenvertilgung erst im Sommer einsetzen konnte, um die Waldmückenplage zu bekämpfen. Die Brutstätten der Larven Wassertümpel und Sümpfe wurden mit Petroleum oder Saprol begossen, ohne daß eine Schädigung der Vegetation sich daraus ergab.

In letzterer Art wird auch bei uns militärischerseits die Bekämpfung der die Malaria verbreitenden Mücken (Anophelen) betrieben, welche in unseren südlichen Garnisonen periodisch auftreten und einschneidende sanitäre Maßnahmen erfordern.

zugleich

ORGAN DER MILITÄRWISSENSCHAFTLICHEN VEREINE.

I. BAND.

5. (MAI-) HEFT 1912.

Die Entwicklung unserer Armee zur Zeit des Erzherzogs Karl (1792-1847).

Ein vergleichender Rückblick.

Von Mjr. des Gstbskps. Hugo Kerchnawe.

1. Die alte Armee.

Es war noch fast ganz das alte, theresianisch-josefinische Heer, aufgebaut auf den von der großen Kaiserin und ihrem weitblickenden Sohn geschaffenen Grundlagen, in dessen Reihen der junge Erzherzog Karl im Frühjahre 1793 wie ein leuchtendes Meteor auftauchte, als Avantgardenführer die Initiative an sich riß und es im Fluge von Sieg zu Sieg führte.

Den alten Generalen, welche damals neben und unter dem kaum zweiundzwanzigjährigen Habsburgersproß fochten, kam eine so schneidige, draufgängerische, sich wenig um das Hergebrachte kümmernde Kriegführung ganz wider alle Regel

Und in der Tat, sie stimmte nicht mit den Regeln. überein, welche sich das methodisierende und schematisierende Zeitalter über die Kriegskunst zusammengereimt hatte. Und doch zeigte der rasche Siegesflug von Aldenhoven über Neerwinden und Löwen nach Brüssel, was man mit dieser alten Armee, die ein Laudon, ein Browne, AbensbergTraun, Daun und Khevenhüller zu glänzenden Siegen geführt, auch im Zeitalter des steifsten Zopfes und der gepudertsten Perücke leisten konnte, welch guter Kern in ihr steckte.

Diese Armee, mit welcher der junge Kaiser Franz den Kampf gegen die heranstürmenden, ihre Grenzen sprengenden Wogen der französischen Revolution aufnehmen und ausfechten sollte, bestand bei des Kaisers Regierungsantritt, welcher so ziemlich mit dem Beginn des Krieges zusammenfiel aus folgenden Truppen:

Streffleur 1912, I.

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3 Feldartillerieregimenter (je 4 Bataillone mit
zusammen 18 Kompagnien).

1 Artillerie-Füsilierbataillon (8 Kompagnien)..
1 Bombardierkorps (4 Kompagnien)
Artillerie-Feldzeugsamt ..

13 Artilleriedistrikte der Garnisons- (Festungs-)

Artillerie ..

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Hiezu noch das Tschaikisten-Bataillon mit 4 Kompagnien und 1119 Mann, dann 13 Militär-Grenzkordonsabteilungen, welche in der Gesamtstärke von 4281 Mann im Anschlusse an die National-Grenztruppen längs der Grenze der Monarchie verteilt waren.

Von den Infanterieregimentern zählten die 39 erbländischen »deutsche genannt die 5 wallonischen und die 2 italienischen im Frieden 2 Grenadier-, 16 Füsilierkompagnien, welch letztere in 3 Bataillone (2 à 6, 1 à 4 Kompagnien) gegliedert waren, die ungarischen 2 Grenadier- und 22 in 4 Bataillone eingeteilte Füsilierkompagnien.

Im Kriegsfalle wurden bei den nichtungarischen Regimentern die 3. Bataillone auf 6 Kompagnien komplettiert, außerdem eine Reserve- (Ersatz-) division aufgestellt und die Grenadierkompagnien aller Regimenter in eigene Grenadierbataillone zusammengezogen. Diese und die beiden ersten (bei den ungarischen Regimentern die 3 ersten) Bataillone waren in erster Linie für den Ausmarsch bestimmt. Von den Garnisonsregimentern hatten zwei je 2, das dritte ein Bataillon zu 6 Kompagnien. Die Grenadierkompagnien hatten einen Stand von 3 Offizieren und 113 Mann, die Füsilierkompagnien einen solchen von 4 Offizieren und 229 bis 231 Mann. In politisch ruhigen Zeiten konnte jedoch der Friedensstand, ausgenommen bei den aus Geworbenen bestehenden ungarischen Regimentern, durch Beurlaubung von Konskribierten »auf unbestimmte Zeit auf 120 bis 150 Gemeine pro Kompagnie reduziert werden. Der Kriegsstand eines deutschen Regiments eingerechnet 3 Korporale und 96 Artilleriehandlanger zur Bedienung der 1793 je 3 Geschütze pro Bataillon zählenden Regimentsgeschütze bezifferte sich auf 4576, eines ungarischen auf 5508 Mann. Die Grenzinfanterieregimenter bestanden durchwegs aus 2 Bataillonen zu 6, beim wallachisch-illyrischen Regiment zu 8 Kompagnien. Jede Kompagnie hatte im Frieden. 172, im Kriege 200 Mann. Überdies führte jedes Nationalgrenzregiment 256 Scharfschützen, 343 Artilleristen und 40 berittene Ordonanzen, 7 Regimenter auch eine Abteilung Serežaner im Stand.

Es war auch die Möglichkeit vorhanden, im Bedarfsfalle bei den Grenzregimentern 3, ja selbst 4 Bataillone zu bilden.

Bei der Kavallerie zählten die aus ausgesuchten Mannschaften bestehenden Karabiniersregimenter je 4 Divisionen, darunter 3 schwere und 1 Chevauxlegerdivision, die deutschen Kavalleriekürassiere, Dragoner und Chevauxlegers sollten je 3 Divisionen im Regimente haben, doch hatten KoburgDragoner und die wallonischen Latour-Chevauxlegers noch von früher her je 4 Divisionen. Ebenso hatten die Husarenregimenter noch vom letzten Türkenkrieg (1789-1790) je 5 Divisionen pro Regiment statt 4, wie dies für die übrige leichte Kavallerie (Husaren und Ulanen) vorgeschrieben war. Die Divisionen hatten je 2 Eskadronen, die Eskadronen bestanden. bei den Karabiniers und Kürassieren aus 6 Offizieren und 162 Mann im Frieden und ebensovielen im Kriege, bei den Husaren aus 6 Offizieren und 166 Mann im Frieden und

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