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trotzdem schließlich eine Gruppe des Gegners bereits bis auf 600× herangerückt, wurde noch immer mit der Hälfte der Gewehre der auf 800 in schütterer Linie placierte Scheibenteil und nur mit der halben Kraft der auf 600* dicht gelagerte, sichtlich aggressiv gewordene Gegner bekämpft.

es hier

Ganz abgesehen vom schießtechnischen Momente war schon aus taktischen Gründen und im Sinne des erhaltenen Auftrages

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jetzt unerläßlich geworden, diese herangekommene Gruppe mit gesteigertem Effekte um so rascher niederzukämpfen, als diese eben durch ihr wirksameres eigenes Feuer gefährlicher wird und man ihr die Möglichkeit benehmen mußte, noch weiter heranzurücken.

In der Scheibengruppe auf 800× sind tatsächlich nur drei Treffer erzielt worden. Steht dieses Resultat auch nur in einigem Verhältnisse mit den aufgewendeten Mitteln?

In einem Zeitraume von 6 Minuten wurden insgesamt 298 Schüsse mit einer Feuerschnelligkeit von 15 Schuß pro Mann und Minute abgegeben, wovon man zirka die Hälfte, also 150 Schüsse, auf das in Betracht gezogene vordere Ziel rechnen kann.

Erzielt wurden in dieser Gruppe 15 Treffer, d. s. 10%; die Rechnung ergibt eine Treffmöglichkeit von 14%, die beiden Ziffern decken sich beiläufig. Dieses Resultat wurde aber durch ein 6 Minuten andauerndes Feuer erzielt; bei Verwendung aller Gewehre gegen dieses Ziel wäre hiezu nur die Hälfte der Zeit erforderlich gewesen, und zwar ungefähr eben jener Zeitraum, welchen der vorerst noch im Walde in Stellung verbliebene gegnerische Teil zur Vorrückung in die vordere Linie benötigt hätte. Gewiß ein Moment, welches Beachtung verdient!

Moment IV (hiezu nebenstehende Skizze).

Die beiden Scheibengruppen auf 800× und 600* verschwinden nach kurzem Feuer; es erscheinen solche auf 500, 510 und 550*, ungedeckt liegende und kniende Figurenscheiben, die Kommandanten hinter der Front jeder Gruppe speziell markiert.

Zugskommandant wurde, nachdem er die allgemeine Feuereröffnung befohlen, unbemerkt außer Gefecht gesetzt, und dadurch die Regelung der Zielverteilung der Initiative der Schwarmführer und der Selbsttätigkeit der Plänkler überlassen.

Das Feuer hatte sich zu Beginn auf der ganzen Linie ziemlich gleichmäßig verteilt; die linke Gruppe (4 Figuren) war nach den ersten Schüssen umgelegt und bald darauf auch die Mittelgruppe (6 kniende und 2 ungedeckt liegende Figuren), und das Feuer der ganzen Linie richtete sich hierauf gegen die restierende, aus 9 ungedeckt liegenden Figuren bestehende Scheibengruppe, welche schließlich auch außer Gefecht gesetzt worden war.

Sämtliche Figuren der vorderen Linie wurden getroffen, nur die mit Scheiben hinter der Schwarmlinie sichtbar markierten Kommandanten nicht! Erkannte oder vermutete Kommandanten und Führer des Gegners sollen aber möglichst abgeschossen werden; hiezu muß man eigens Leute gute Schützen eventuell Schwärme beordern.

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Zu diesem Momente war nichts Wesentliches zu bemerken; er verlief im allgemeinen korrekt, der Erfolgt spricht ja dafür.

Je mehr wir uns darüber klar werden, daß der Einfluß des Bataillons und meist auch der Kompagniekommandanten auf die Feuerleitung namentlich im Angriffe sich im allgemeinen nur auf die rechtzeitige Verstärkung der Feuerlinie und die Sorge für den Munitionsersatz wird beschränken müssen, umsomehr muß in uns die Erkenntnis reifen, daß diese im Ernstfalle eben vorwiegend in den Händen der

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b, c, d

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Ziele, u. zw.:

9 ungedeckt liegende,

6 kniende und 2 ungedeckt liegende,

2 kniende und 2 ungedeckt liegende Figuren; hinter jeder Gruppe eine kniende Figur, den Kommandanten darstellend.

Streffleur 1912, I.

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unteren Führer, der Zugs- und Schwarmkommandanten liegt. Und je mehr wir einsehen lernen, daß im Frieden eingeübte einseitige Systeme und Schemata im Ernstfalle sicher versagen werden, umsomehr wird sich in uns die Erkenntnis unerläßlicher Notwendigkeit festigen, durch unermüdliche Übung unser schießtechnisches Gefühl schließlich auf eine solche Höhe der Schulung zu bringen, daß jede unserer taktischen Handlungen im Gefechte mit diesem in richtigen Kontakt gebracht ist daß wir gefühlsmäßig meist das Richtige treffen werden.

Es wurden 289 Schüsse mit einer Feuerschnelligkeit von 1.5 Schuß pro Mann und Minute abgegeben. Treffer wurden insgesamt 29 erzielt, was einem Resultate von 10% entspricht, welches aber gegen die Rechnung zurückbleibt. Der Grund dieser Differenz ist hier in dem teilweise überhasteten Feuer zu suchen, wodurch wir ja die schon bekannte Erscheinung praktisch erhärtet sehen, daß die Feuerschnelligkeit in Wechselwirkung steht mit der Qualität der Schüsse, daß im allgemeinen das langsame Einzelfeuer dem lebhaften vorzuziehen, und daß, abgesehen von dem Gebote des Haushaltens mit der Munition, eine erhöhte Feuerschnelligkeit nur in einzelnen Momenten am Platze ist, wenn die Gefechtslage dies erfordert oder Größe, Dichte und auch Tiefe des Zieles die durch schnelleres Schießen erfahrungsgemäß vermehrten Ziel- und Abkommenfehler einigermaßen paralysieren.

Der Kommandant wird selten, im Angriffe eigentlich nie in der Lage sein, die Zielverteilung vor der allgemeinen Feuereröffnung korrekt vornehmen zu können. Er ordnet die Eröffnung des Feuers an, alles schießt zu Beginn vor sich; bleiben auch in diesem ersten Momente feindliche kleinere Frontstücke aus, so hat dies noch nicht viel auf sich, dafür werden andere vielleicht doppelt beschossen und dieserart in die feindliche Front Lücken gerissen, welche nun der Kommandant als Anhalt für seine dann nachfolgende auf Grund der Beobachtung gereifte Feuerverteilung benützen kann. Immer werden sich nicht derart scharf getrennte Zielgruppen und Objekte etc. als Anhaltspunkte für die Zielverteilung zeigen, der Gegner wird dies im Gegenteile möglichst zu vermeiden trachten.

Ein von der Vorrückung unmittelbar mit seiner Truppe ins Feuer tretender Kommandant kann unmöglich sofort die Sachlage klar überblicken und die Qualität der einzelnen Ziele abschätzen; dies wird erst nach längerer genauer Beobachtung mit dem Fernglase möglich sein. Also keine überstürzten Feuerbefehle, die sich dann schwer und nur unvollständig abändern lassen, und möglichst vorherige Beobachtung und Klarstellung der Zielverhältnisse, ehe der allgemeine Befehl zur Feuereröffnung ergeht. Major Hans Hildebrand.

Der gegenwärtige Entwicklungsstand der

Luftfahrt.

Nach den regelmäßig aufgenommenen Kriegsdiensten der Flugzeuge in Tripolis*) erscheint es müssig, die Kriegsbrauchbarkeit dieser Mittel zu betonen, und so dürfte es in der Regel auch keiner überzeugenderen Hinweise bedürfen, daß Lenkluftschiffahrt und Flugwesen als aus dem Stadium der Versuche herausgetreten anzusehen sind.

Die in letzter Zeit erzielten Fortschritte auf dem Gebiete des Motorwesens förderten die Entwicklung der Flugzeuge in vielfach unerwartet rascher Weise, und es bedarf nunmehr gewiß keiner allzugroßen Objektivität, um die Tatsache, das die Flugmaschinen ihre Rivalen, die Kraftballons, bereits überflügelt haben, als bemerkenswerteste Erscheinung des verflossenen Jahres zu erkennen.

Ebenso unschwer fällt die Wahrnehmung, daß die in den früheren Jahren konstatierte sprunghafte Entwicklung der Kraftballons allmählich zum Stillstand kam. Im Jahre 1911 konnten nur mühsam kleine Fortschritte errungen werden. Demgemäß denkt heute niemand mehr an eine Konkurrenz der Motorballons mit den gebräuchlichen Verkehrsmitteln Bahn und Schiff im Transporte von Personen und Gütern. Dann bleibt ihnen aber im Frieden nur mehr ein kleines praktisches Verwendungsgebiet übrig: das Überfliegen sonst unpassierbarer Gegenden vorwiegend zu wissenschaftlichen Zwecken sowie das sportliche, bzw. touristische Gebiet. In letzterer Hinsicht aber wirken die enormen Beschaffungs- und Betriebskosten hemmend. Wir sahen dies bei uns, wo das einzige private Luftschift wegen allgemeiner Teilnahmslosigkeit dem Konkurs verfiel.

schon in der nächsten

Analoge Verhältnisse dürften sich auch Zeit bei der Aviatik geltend machen. Das private, bzw. allgemeine Verwendungsgebiet für Flugmaschinen ist das gleiche wie für Motorballons. Wenn auch die Anschaffungskosten geringer sind, ist auch das Sicherheitsmoment kleiner. Die rein sportliche Be

*) Siehe Streffleur »Aviatische Leistungen auf dem Kriegsschauplatze«<, Dezemberheft 1911.

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