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3. Juli.

erreicht. Doch eben dieser Erfolg brachte die preussische Infanterie in eine der schwierigsten Lagen; dieselbe hatte nun die Bistritz im Rücken, und vor sich im wirksamsten Ertrage die österreichischen Geschütz - Massen bei Langenhof und Lipa.

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Dem Gros der feindlichen Artillerie zu fern, um von dieser ernstlich zu leiden, fand die im Centrum der Schlacht in erster Linie aufgefahrene gewaltige österreichische Artillerie-Kraft in der so nahe herangekommenen feindlichen Infanterie (1 Corps) das wahre Ziel für ihre Verwendung. Um Lipa standen 7, westlich Langenhof 10 Batterien und die 136 Geschütze derselben schleuderten unter einem betäubenden Donner ihre Granaten in das Thal hinab. Das Geschützfeuer war so heftig, dass bis gegen 10 Uhr schon mehrere Batterien des 10. Corps sich verschossen hatten.

Um das Feuer nicht an Intensität verlieren zu lassen, sprach FML Baron Gablenz bei der 3. Reserve - Cavallerie - Division und auch beim ArmeeCommando eine Aushilfe an Batterien an. Es fuhren hierauf die 2 Batterien der erwähnten Cavallerie - Division und die 4 Spfündigen Batterien Nr. 7, 8, 9, 10/XI der Armee-Geschütz-Reserve noch in der grossen Artillerielinie bei Langenhof auf. Da 3 Batterien des 10. Corps zurückgezogen wurden, so standen um 11 Uhr bei Lipa und Langenhof 20 Batterien (160 Geschütze), die dann ununterbrochen das Feuer fortsetzten.

Die über die Bistritz vorgedrungenen 3 preussischen Divisionen befanden sich in einer peinlichen Situation und es ist natürlich, wenn allenthalben in den Reihen derselben und auch unter den Führern des Heeres die Frage entstand, ob dieser Zustand noch lange zu ertragen sei.

Die mörderische Wirkung des österreichischen Geschützfeuers bewog einige preussische Abtheilungen gegen die Höhe von Langenhof anzulaufen, sie wurden jedoch zurückgeschleudert und bezahlten theuer ihr verwegenes Unternehmen. Nach diesem missglückten Angriffsversuch suchten sich die preussischen Truppen so gut als möglich zu decken und harrten geduldig aus ').

1) Die preussische Broschüre: „Theilnahme des II. Armee-Corps am Feldzuge 1866" sagt über die Vorrückung dieses Corps Folgendes:

„Die 4. Infanterie-Division war inzwischen bald, nachdem die feindliche Artil„lerie jenseits des Baches ihre erste Aufstellung verlassen hatte, mit der 8. Division „vereint über Sadowa vorgedrungen, nachdem sie die Bistritz dort überschritten hatte. „Das Regiment Nr. 49 hatte sich sogleich auf Dohalic gewandt und dieses Dorf ohne grösseren Kampf genommen. Dann war Oberst von Wietersheim bis Wyhnalow und „in die südöstliche Ecke des Sadowa'er Thiergartens vorgedrungen, unmittelbar ge„folgt von Truppentheilen der 8. Infanterie-Division, welche in und bei Wyhnalow und in dem Thiergarten ebenfalls Stellung nahmen. Dieselben trennten daher die „Avantgarde der 4. Division von ihrem Gros, welches sich etwa um 11 Uhr in dem Raume zwischen der Bistritz und dem Walde von Sadowa formirte.

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„Die Reserve, die 2 Bataillons des Kolberg'schen Regiments, zu welcher auch

Der Kampf im Centrum beschränkte sich fortan grösstentheils auf die Thätigkeit der beiderseitigen Artillerien. Nachdem die' preussischen Divisionen in den Dörfern an der Bistritz sich festgesetzt hatten, wurden successive deren Batterien, dann auch solche der Reserve vorgezogen und gegen die österreichische Geschützposition ein erfolgloser Kampf geführt.

Die preussische I. Armee stand gegen Mittag, wie folgt:

Die 3. Division in und bei Mokrowous und Dohalička.

Die 4. Division hinter der 8. bei Sadowa mit dem Gros hinter dem Hola-Walde, den linken Flügel an die Chaussée gelehnt; vom Regimente Nr. 49 der 4. Division nahm das 1. Bataillon zwischen Dohalička und Dohalic, das 2. in Dohalic, das Füsilier-Bataillon in Ober-Dohalic (Wyhnalow) Stellung. Die Reserve-Artillerie der 4. Division und das Uhlanen-Regiment Nr. 4 standen am rechten Bistritz-Ufer bei Sadowa. Die wieder zum Corps eingerückte Cavallerie-Brigade Goltz stand nebst dem Huszaren-Regimente Nr. 5 hinter Dohalička; etwas später traf zwischen diesem Orte und dem HolaWalde die Reserve-Artillerie des 2. Corps ein.

Die 5. und 6. Division, von Klenic vorgezogen, standen südlich von Ober-Černutek,

die Armee-Artillerie-Reserve an der Chaussée zwischen Dub und Sadowa.

Das Cavallerie-Corps stand um diese Zeit noch bei Sucha. In Folge

„jetzt das 4. Uhlanen-Rgt. getreten war, da dasselbe vorläufig bei dem Gefechte keine
Verwendung finden konnte, blieb noch auf dem rechten Ufer der Bistritz. Inzwischen
„hatten die in den Wald eingedrungenen Regimenter der 8. Division durch verhee-
„rendes Granatfeuer bedeutende Verluste. Der Commandeur, General v. Schmidt, wel-
cher zur Stelle war und von 11 Uhr an dem Gefechte an der Tête der 4. Division
„beiwohnte, sah sich veranlasst, das 1. Treffen des Gros Regiment Nr. 61 - in
„den Wald zu schicken, um die jenseitige Lisière zu besetzen und zu halten, welche
„übrigens nicht verlassen, trotz furchtbaren Granatfeuers von Truppen der 8. Division
fortwährend behauptet wurde, neben welchen nun unsere 61er ihre Stellung nahmen.
„Einige Compagnien dieses Regiments (2., 3. und 12.) und 2 Compagnien des Regi-
„ments Nr. 21, von welchem 1 Bataillon auf kurze Zeit gleichfalls vorgeschoben
worden war, machten den vergeblichen Versuch, sich von der Lisière aus der so
vielfach Tod streuenden, feindlichen Batterien zu bemächtigen; sie mussten nach
grossen Verlusten das Unternehmen aufgeben. Ihr Rückzug nach dem Walde war
„indessen so geordnet, dass sie die aus den Batterien zur Verfolgung vorbrechenden
feindlichen Escadrons mit starkem Verlust abwiesen. Einige Versuche feindlicher
„Infanterie, die Lisière des Waldes zu erobern, scheiterten an der vortrefflichen Hal-
tung der hier fechtenden Truppen. Ebenso wies die Avantgarde
das 49. Rgt.
derartige feindliche Angriffe auf Wyhnalow ab. Einzelne Compagnien des genannten
Regiments, die 2., 3. und 11. machten gleichfalls hefdenmüthige, aber leider auch
vergebliche Versuche, die entgegenstehenden feindlichen Batterien zu nehmen. Sie
„hatten dabei sehr schwere Opfer zu beklagen etc. etc.“

Österreichs Kämpfe 1866. III. Band.

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eines Missverständnisses rückte bald daraul die Division Alvensleben zur Elbe-Armee ab 1); die Division Hann ward nach Sadowa gezogen.

Die preussischen Batterien hatten folgende Aufstellung:

Von der 8. Division: Die 3 gezogenen Batterien südöstlich des Skalka-Waldes, die 12pfündige Batterie an der östlichen Spitze des HolaWaldes. Erstere wurden in den für die österreichischen Truppen günstigen Momenten des Kampfes im Swiep- Walde von österreichischen Abtheilungen zeitweilig bedroht und selbst inomentan zum Weichen gebracht.

Von der 3. Division die 12pfündige Batterie südlich Dohalička; 1 gezogene bei Unter-Dohalic; die beiden andern bei Kopanina, waren nicht im Feuer.

Von der 4. Division gingen die Batterien, welche schon über die Bistritz vorgezogen waren, wieder über den Bach zurück.

Die 4 Reserve - Batterien des II. Corps standen südwestlich Wyhnalow vorwärts Dohalička.

Die wie eben dargestellt thätigen 10 Batterien wurden nach 11 Uhr noch durch 3 gezogene Batterien der 5. und eine der 6. Division, dann 2 Batterien der Armee-Reserve, welche neben der Reserve - Artillerie des II. Corps auffuhren, verstärkt. Etwas später fuhren noch andere 2 Batterien der Armee-Reserve in die Artillerie-Linie südwestlich des Hola-Waldes auf. Nördlich dieses Waldes kamen weiters noch 5 Reserve-Batterien neben jenen der 8. Division in Thätigkeit, von welch' letzteren jedoch eine derart beschädigt ward, dass sie aus dem Gefechte gebracht werden musste.

Gegen Mittag zählte somit die preussische Geschütz-Kraft des Centrums n 1. Linie: 14 Batterien (84 Geschütze) südlich, und 8 Batterien (48 Geschütze) nördlich des Hola-Waldes, also im Ganzen 132 Geschütze gegen 20 Batterien oder 160 Geschütze auf österreichischer Seite.

Letztere hatten den Vortheil der Zahl und des Terrains auf ihrer Seite, und wirkten auch derart, dass mehrere preussische Batterien sich aus der Gefechtslinie ziehen mussten.

Die Peinlichkeit der Situation des preussischen Centrums ward auch noch dadurch erhöht, dass stundenlange nicht zu entnehmen war, ob der linke Flügel des preussischen Heeres dem Schlachtfelde bereits nahe sei, und ob der rechte irgend welche Fortschritte gemacht habe. Die Lage der in der

1) Es war nämlich dem Commando des Cavallerie-Corps eine Aufforderung zugekommen, die Elbe-Armee zu unterstützen, welche jedoch nicht vom G. d. I. v. Herwarth ausgegangen war. Die preussische officielle Darstellung der Schlacht bedauert, dass durch diesen Zufall das Cavallerie-Corps, welches man mit mannigfachen Opfern auf dem ganzen Anmarsche beisammengehalten hatte, am Tage der Entscheidung in zwei Hälften getheilt erschien.

linken Flanke im Swiep- Walde kämpfenden 7. Division war um diese Zeit gleichfalls keine günstige. Es waren daher bange Stunden, die das preussische Armee - Commando da verlebte - sie waren die Folge der übergrossen Eile, mit der man vereinzelt zum Kampfe vorgegangen war.

Um sich die Behauptung der Position vor der Bistritz bis zum Eintreffen der Armee zu sichern, gab Prinz Friedrich Carl gegen 12 Uhr seinen Reserve-Corps (5. und 6. Division) den Befehl zum Überschreiten dieses Baches; dabei fuhr, wie es scheint, der Rest der Reserve - Artillerie der I. Armee am Roskoš-Berge auf, um dort für alle Fälle bereit zu sein.

Im österreichischen Hauptquartier hatte man hingegen um die Mittagszeit den Eindruck, als ob die Dinge vorläufig gut für das kaiserliche Heer stünden. Man sprach selbst vom Vorrücken im Centrum, vom Durchbrechen der ganzen feindlichen Angriffslinie.

Die Idee, bei Sadowa über die Bistritz zu gehen, hatte jedoch zu dieser Stunde wenig für sich. Man konnte unmöglich der Meinung sein, dass in der Kampflinie von Nechanic bis Benatek bereits alle Kräfte des Feindes engagirt seien. Im Norden oder Nordwesten mussten noch bedeutende feindliche Kräfte angenommen werden, und ob diese nun direet von Königinhof und Gradlitz oder mehr aus der Richtung von Miletin zur Verwendung kamen, in beiden Fällen musste die Durchbruchs-Operation auf ein entschiedenes und wirksames Eingreifen derselben stossen. Das österreichische 4. und 2. Corps am rechten Flügel, welche, wie wir gleich näher angeben werden, sich in einen hartnäckigen Kampf um den Swiep-Wald eingelassen hatten, wären wenig in der Verfassung gewesen, frischen Kräften einen dauernden Widerstand zu leisten. Auch hätte sich der Angriff auf die Höhen von Dub ebenso schwierig für das kaiserliche Centrum gestalten müssen, als jener auf Lipa und Langenhof es für das preussische geworden war.

Nachdem man sich der Mittel und Wege zur leichten Offensive begeben, wäre das Richtigste zu dieser Zeit für die kaiserliche Heeresleitung wohl gewesen, nun auch consequent defensiv zu bleiben, und, da das Centrum allem Anscheine nach fest stand und frontal so leicht nicht geworfen werden konnte, Alles daran zu setzen, auch den Flügeln die möglichste Festigkeit zu geben; denn bei der angenommenen Form der Schlachtlinie mussten feindliche Erfolge auf dem einen oder anderen Flügel Alles in Frage stellen.

Im feindlichen Centrum ging indessen die 5. Division bei Dohalic über die Bistritz; das 1. und Füsilier-Bataillon des Regiments Nr. 18, dann das 2. Bataillon des Regiments Nr. 12 rückten nach Wyhnalow; der Rest der Division entwickelte sich rechts vorwärts Dohalic.

Die 6. Division ging bei Sadowa über, massirte sich hinter dem Hola-Walde und schob das 2. und 3. Bataillon des Regiments Nr. 35 an die

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östliche Lisière des Waldes, wohin auch schon der Rest der 8. Division, dann das Regiment Nr. 61 und das 1. Bataillon des Regiments Nr. 21 der 4. Division disponirt worden waren. Diese Verstärkungen hoben den Muth der in erster Linie befindlichen Truppen, und wieder versuchten Theile derselben gegen Lipa vorzustürmen.

Um diesen Ort zu decken, genügte es jedoch, das dort stehende 3. JägerBataillon der Brigade Kirchsberg durch 2 Bataillons zu unterstützen. Das 3. Bataillon Šokčević ging zu diesem Zwecke bis an den Höhenrand neben

die daselbst stehende Batterie und das 3. Bataillon EH. Franz Carl von Chlum gegen Lipa vor; diese 3 Bataillons wiesen einen Angriff zurück, welcher von den 3 Bataillons des 61. Regiments, Theilen des 1. Bataillons des Regiments Nr. 21 und wahrscheinlich auch Abtheilungen der S. Division unternommen wurde. Einige preussische Compagnien, welche gleichzeitig etwas weiter südlich aus dem Hola-Walde vorbrechen wollten, wurden durch die 1. Division Mensdorff-Uhlanen mit Bravour zurückgeschlagen.

Der Kampfmuth der des Befehles zum Angriffe harrenden Truppen des österreichischen Centrums war derart gross, dass Oberst Binder, Commandant des Regiments Hess, sich verleiten liess mit seinem Regimente gegen den Hola-Wald vorzubrechen. In der Meinung, es handle sich um einen allgemeinen, anbefohlenen Angriff, folgte auch das Regiment EH. Albrecht. Der Wald war jedoch zu stark besetzt und das feindliche Gewehr unter allen Umständen ein viele Opfer heischendes. Die beiden Regimenter drangen zwar mit aller Bravour gegen den Wald (Regiment Albrecht) und den Ort Wyhnalow (Regiment Hess) vor, - die preussischen Abtheilungen der 8., 4. und 6. Division (der Regimenter Nr. 31, 71, 61, 72, 49 und 35), welche den Waldrand besetzt hielten, eröffneten jedoch ein mörderisches Schnellfeuer, die bei Wyhnalow eingetroffenen Bataillons der 5. Division schwenkten gegen die Flanke der kaiserlichen Regimenter ein und diese mussten unter schweren Verlusten umkehren. Unter den Gefallenen befand sich auch der Commandant des Regiments Hess, Oberst Binder.

EH. Ernst hatte sogleich, als er das Vorgehen des Regiments Hess bemerkte, dem Obersten Baron Procházka befohlen, der Brigade Kirchsberg langsam zu folgen, um diese bei einem ungünstigen Ausgange des Gefechtes aufzunehmen. Oberst Baron Procházka liess auch die entsprechende Bewegung ausführen; das 4. Bataillon Gorizzutti ward nördlich der Strasse zu den Batterien des Corps disponirt, der Rest der Brigade rückte vor und blieb dann im 1. Treffen, während GM. Kirchsberg die so hart mitgenommenen Regimenter Hess und Albrecht sammelte und in das 2. Treffen des Corps führte.

Mittlerweile hielt die preussische 4. Division, nach dem Eintreffen

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