Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

3. Juli.

2

Die 2. Reserve-Cavallerie- Division verliess um 81⁄2 Uhr Früh ihr Lager bei den Ziegelöfen von Swěty, um in die ihr zugewiesene Aufstellung südwestlich Briza zu rücken, allwo die Brigaden Sołtyk und Boxberg auf gleicher Höhe in Brigade-Doppelcolonnen, die Batterien an der Queue aufmarschirten.

Die 3. Reserve-Cavallerie-Division, welche bis nun in der vordersten Linie der Armee, an der Bistritz gestanden, hatte die SchlachtDisposition um 4 Uhr Früh und bald darauf durch ihre Patrullen die Meldung von dem Anmarsche feindlicher Massen erhalten.

Die Brigade Windischgrätz zog hierauf ihre vorgeschobenen Escadrons ein, wartete das Eintreffen des 10. Armeecorps in der Stellung an der Bistritz ab, und marschirte dann, der Brigade Mengen, welche um 6 Uhr abmarschirt war, folgend, zwischen 7 und 8 Uhr gleichfalls nach Swěty zurück. Um 82 Uhr stand die ganze Division concentrirt nördlich dieses Ortes, mit den 4 Cürassier-Regimentern in Colonnen-Linie im 1. Treffen, beide Batterien im Centrum neben einander, Alexander-Uhlanen im 2. Treffen.

Als GM. Graf Coudenhove dem Armee-Commandanten über, das Eintreffen der Division bei Swěty Meldung erstatten liess, befahl der Letztere, die Division bis in gleiche Höhe mit Lipa, südwestlich der Königgrätzer Chaussée wieder vorzuziehen. In der Durchführung dieses Auftrages begriffen, erhielt die Division vom Armee-Commandanten später die Weisung, hinter dem 10. Corps aufzumarschiren, worauf sie (gegen 10 Uhr) sich dort mit der Brigade Mengen links, jener des GM. Windischgrätz rechts in Linie entwickelte.

Die Armee-Geschütz-Reserve hatte bereits um 2, Uhr Früh die Schlacht-Disposition erhalten und befand sich auch schon um 7%, Uhr Morgens mit allen 4 Batterie-Divisionen 1) in der ihr zugewiesenen Stellung hinter dem Lager des 6. Armee - Corps. Derselben wurde das Regiment Schwarzenberg-Uhlanen (von der 2. Reserve-Cavallerie-Division) als Bedeckung beigegeben.

Gegen 9 Uhr ordnete das Armee-Commando die Trennung der Armee-Geschütz-Reserve an, indem es die 3. und 4. Division unter Oberst v. Tiller auf die Anhöhe von Chlum zog, wo dieselben südwestlich des Ortes auffuhren; die 1. und 2. Division unter Commando des Oberstlieutenants v. Hofbauer verblieben in der früher bezeichneten Stellung.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small]

2

Der Armee-Commandant FZM. von Benedek war, sobald die ersten Kanonenschüsse hörbar wurden, um 71⁄2 Uhr in der Prager-Vorstadt von Königgrätz, wo sich das Hauptquartier befand, zu Pferde gestiegen, und im scharfen Trabe auf der Strasse gegen Sadowa vorgeritten.

Kurz vor dem Abreiten war der neuernannte Generalstabs-Chef der Armee, GM. von Baumgarten im Hauptquartier eingetroffen. Derselbe begleitete den Armee-Commandanten auf das Schlachtfeld, und kam erst dort in die Gelegenheit, sich von den getroffenen Dispositionen zu informiren und das Terrain zu besichtigen, auf welchem die Armee eben ihre Aufstellung nahm. Ungefähr gegen 8, Uhr traf der Armee-Commandant mit seinem Stabe, in welchem sich auch FML. Henikstein und GM. Krismanić befanden, auf der Höhe zwischen Chlum und Lipa ein. Mit geringen Unterbrechungen hielt er sich auch daselbst während des ganzen Verlaufes der Schlacht auf. Die dominirende Lage dieser Höhe im Centrum der Schlachtlinie sprach für die Wahl dieses Standortes.

Wünschenswerth wäre es gewesen, dass der Himmel sich aufheiterte; derselbe blieb aber den ganzen Tag verschleiert. Es regnete, dichte Nebel erfüllten die Niederungen, und die Pulverdämpfe hingen sich gleich schweren Wolken an die Höhen. Der Zustand des Bodens, die grundlosen Strassen, die aufgeweichten Äcker mit ihren durchnässten, niedergedrückten und die Bewegung von Mann, Pferd und Geschütz hemmenden Feldfrüchten, der Regen und Nebel, die jede Aussicht hinderten, Alles wirkte zusammen, um beiden Heeren ihre Thätigkeit so schwierig als möglich zu machen. Von den höchsten Punkten des Schlachtfeldes war es in den ersten Stunden des Kampfes nicht möglich, die Massen zu unterscheiden, die sich da bekämpften.

Das österreichische Heer allein zählte, als es in die Schlacht ging, 192 Bataillons, 150 Escadrons und 91 Batterien mit einem Stande von 156.654 Mann Fusstruppen, 21.224 Mann Cavallerie und 712 Geschützen

Hiezu kam noch das königlich sächsische Corps mit 18.248 Mann Fusstruppen, 2574 Mann Cavallerie, 58 Geschützen, wodurch die Gesammtarmee an Streitbaren eine Stärke von 174.902 Mann Fusstruppen, 23.798 Mann Cavallerie, 16.328 Mann Artillerie mit 770 Geschützen erreichte 1).

1) Ordre de bataille und Stand der kaiserlich österreichischen Armee zur Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli.

Armee-Commandant: FZM. Ritter von Benedek.

General-Stabs-Chef: GM. von Baumgarten.

Artillerie-Chef: Se. kais. Hoheit FML. EH. Wilhelm.
Génie Chef: Oberst Baron Pidoll.

Chef der Detail-Kanzlei: GM. Křiˇ.

Armee-Intendant: FML. von Pokorny.

3. Juli.

[blocks in formation]

Im Centrum: 43.276 Mann Infanterie, 642 Reiter, 134 Geschütze.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Die Brig. Rothkirch und
das Uhl.-Rgt. Nr. 7 bei
Böhm. Trüban.

7

5

1

8.201 1.064 6.657 710 160 8 Totalsumme d. Armee 226% 17399 3 8 279.226 73.076 181.641 24.532 16.188 778

Anmerkung. In den Rubriken Bataillons, Escadrons, Batterien, sind einzelne abcomman dirte Truppenkörper inbegriffen. Der Verpflegsstand umfasst auch die Artillerie, technischen Truppen, überhaupt alle Nicht-Combattants (Sanitätstruppen etc.); der streitbare Stand enthält die Stärken der einzelnen Corps, einschliesslich ihrer abcommandirten Abtheilungen, nach Abschlag der Verluste in den vorangegangenen Gefechten, ohne Rücksicht auf sonstige Abgänge.

[ocr errors]

Am linken Flügel: 32.952 Mann Infanterie, 7600 Reiter, 140 Geschutze.
Am rechten Flügel: 51.361 Mann Infanterie, 4121 Reiter, 176 Geschütze.
Als Reserve: 47.313 Mann Infanterie, 11.435 Reiter, 320 Geschütze.

Das preussische Heer) zählte (nach dem preussischen Generalstabs-
Werke) am Schlachttage:

[blocks in formation]

3. Juli

1) Ordre de bataille der königl. preussischen Armeen zur Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli, unter dem Oberbefehl Sr. Majestät des Königs.

Chef des Generalstabes: G. d. I. Freiherr von Moltke.
General-Quartiermeister: GM. v. Podbielski.
General-Inspecteur der Artillerie: GL. v. Hindersin.

General-Inspecteur des Ingenieur-Corps: GL. v. Wasserschleben.

I. Armee und Elbe-Armee.

Ober-Commandirender: G. d. C. Prinz Friedrich Carl von Preussen.
Chef des Generalstabes: GL. v. Voigts-Rhetz.

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Ober-Commandirender: G. d. I. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz.

Chef des Generalstabes: GM. von Blumenthal.

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

3. Juli.

Am linken Flügel (II. Armee)
Im Ganzen also 220.982 Mann 1).

97.064 Combattanten.

Hienach wäre das preussische Heer nur um 6000 Streitbare der kaiserlichen Armee überlegen gewesen, und dasselbe begab sich, durch die Präcipitation mit der ein Theil desselben den Entscheidungskampf suchte, und durch die Art und Weise wie es überhaupt in die Schlacht ging, auch noch dieses nicht allzugrossen Vortheiles. Weiters verlor auch jene Heeresmasse, welche in einer entscheidenden Richtung gegen die rechte Flanke der kaiserlichen Armee vorging, an Bedeutung dadurch, dass sie nur nach und nach und in den späteren Stunden des Kampfes eingreifen konnte. Durch eine den Verhältnissen angemessenere Vorsorge des österreichischen ArmeeCommandos in dieser Richtung hätte dieselbe paralisirt werden können.

Allerdings war das preussische Heer bisher siegreich; es hatte den Werth seiner Waffe kennen gelerat; stolz und mit Zuversicht konnte es in den entscheidenden Kampf gehen.

Aber auch das österreichische Heer war trotz seines bisherigen Missgeschickes, wenn auch enttäuscht und erschüttert, doch nicht gebrochen. Das kaiserliche Heer, welches sich den beinahe sprichwörtlich gewordenen Ruf der Zähigkeit und Ausdauer in schwierigen Lagen erworben hatte, war, als es an diesem Tage zur Schlacht aufmarschirte, noch vollkommen willig und fähig, seine Schuldigkeit zu thun 1).

Kampf an der Bistritz.

(Von 71⁄2 Uhr Früh bis 2 Uhr Nachmittags.)

Es ist schon früher erwähnt worden, dass das Centrum und der rechte Flügel des preussischen Heeres nahezu gleichzeitig (zwischen 7, und 8 Uhr) in der Nähe der Bistritz erschienen. Da gleich darauf auch die linke Flügel

1) Vergleicht man diese Angaben mit der im vorliegenden Bande, Seite 3, ausgewiesenen Sollstärke, von 291.738 Mann, so ergibt sich, nach Abrechnung des I. Reserve-Corps (24.888 M.) und der bisher angegebenen Verluste von 7188 Maun, eine Herabminderung des Standes um beinahe 39.000 Mann.

Bei Zugrundelegung der im Werke des königlich preussischen Generalstabes, Seite 48, angegebenen Ausmarschstärke von 255.000 Mann, betrüge der Abgang bei der preussischen Armee bis zur Schlacht von Königgrätz, ausser den Gefechts-Verlusten, noch beinahe 27.000 Mann, welche Ziffer wohl nur zum Theile durch Abcommandirungen u. dgl. erklärt werden kann.

2) Der Ministerial-Secretär Dr. Ritter von Hoffinger hat sich der Mühe unterzogen, die vielen tapferen Thaten Einzelner im Süd- wie im Nordfeldzuge in einem, Lorbeer und Cypressen" betitelten Werke nach authentischen Daten eingehend und mit vieler Sachkenntniss zu verzeichnen. Wir nehmen hier Anlass, dieses Buch allen Lesern zu empfehlen, welche sich für das kaiserliche Heer interessiren.

« ZurückWeiter »