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30. Juni. Mann zu schätzen; eine Anzahl Kanonen, mehrere Fahnen und Standarten waren in die Hände des Feindes gefallen 1).

Alle Corps ohne Ausnahme waren ermüdet und erschöpft, und durch die bisherigen Misserfolge wohl auch gebeugt.

Trug sich das Armee-Commando noch Tags vorher mit der Hoffnung, es in der von der Armee erreichten Position doch noch auf eine Schlacht ankommen lassen zu können, so musste endlich diese Hoffnung aufgegeben werden, als im k. k. Hauptquartier Nachrichten eintrafen, dass das 1. und sächsische Corps, welche beide in der Schlachtstellung neben dem 3. die Front gegen West zu nehmen gehabt hätten, desorganisirt und erschöpft zur Armee stiessen. Dabei stand der bisher überall siegreiche Gegner mit der kleineren Hälfte im Norden der Position und der grösseren schon bei Jičin in der Richtung auf die beinahe entblösste Rückzugslinie der Armee.

Unter diesen Umständen war an ein Ausharren und die Annahme des Kampfes in der von der Armee eingenommenen Stellung nicht zu denken, und es ward daher, da alle Gründe dafür sprachen, der Rückzug beschlossen.

1) Die faktischen Verluste der kaiserlichen Armee in diesem Zeitraume, ohne die Erkrankten und dergleichen zu zählen, bezifferten sich wie folgt:

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Die Disposition hiezu ward um 3 Uhr Nachmittag aus dem Armee-Haupt- 30. Juni. quartier expedirt und lautete wörtlich wie folgt:

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„Ich befehle: Morgen den 1. Juli marschirt das 3. und 10. Armee„Corps, die 3. Reserve- und 1. leichte Cavallerie-Division, wenn ,,diese letztere bereits zur Armee gestossen ist, über Lančow, Gross Bürglitz, Cerekwic, Sadowa nach Lipa;

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„das 6. Corps und hinter ihm die 2. Reserve Cavallerie„Division auf der Strasse über Dubenec, Chotěborek, Žiželo wes, Hořenowes nach Wšestar;

,,das 8. und 4. Armee-Corps und die Armee-Geschütz-Reserve letztere zwischen beiden Corps über Litic, Welchow, Neznašow, Račic, ,,Sendrašic nach Nedělišt;

Die 1. Reserve - Cavallerie - Division, das 2. Corps und die 2. leichte Cavallerie-Division über Salnei, Jezbin nach Trotina.

,,Aufbruchsstunde 1 Uhr nach Mitternacht. Die Trains aber sind unver„züglich in der Marschrichtung vorauszusenden. Die auf einer Strasse marschirenden Abtheilungen haben sich unter einander zu verständigen.

„Ich empfehle strenge Beobachtung aller gebotenen Sicherheits-Massregeln, namentlich nach jener Seite, wo ein Angriff zu gewärtigen.

„Das Armee - Hauptquartier kommt morgen in die Nähe von Königgrätz.

„Das 3. Corps hat nach vollzogener Concentrirung bei Miletin dem ,,10. Corps zu folgen, und die beihabende Cavallerie zur Aufklärung seiner Flanken und seines Rückens zu verwenden.

,,Das 4. Corps hat die Brücke bei Jaroměř in dem Falle zu zerstören, "wenn eine feindliche Bedrohung dies erforderlich macht.

„Der Abmarsch hat in aller Stille ohne lärmende Vorbereitungen und „Trommel- oder Hornsignale zu erfolgen."

Weiters wurden folgende Depeschen expedirt:

An die Armee-Intendanz zu Pardubic (Telegramm 5, Uhr Nachmittags): Armee kommt morgen Früh nach Königgrätz; für reichliche Ver"pflegung, Brot, Brantwein, Wein und Fleisch vorsorgen."

An das Festungs-Commando zu Königgrätz (Telegramm): "Grosse Bagagen der Truppen sowie Pionniere von Smiřic unverzüglich „nach Königgrätz ziehen.

An den Munitions park zu Sadowa: „Armee-Munitionspark und „Train sogleich nach Königgrätz abgehen 1)."

1) Zur Bedeckung dieses Parks erhielt das 6. Corps am nächsten Tage Befehl ein Bataillon nach Königgrätz abzusenden, wogegen die bisherige Bedeckung, eine Compagnie vom Regimente Erzherzog Albrecht, zum 3. Corps einzurücken hatte.

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30. Juni.

An die Armee-Geschütz-Reserve: „Der in Gross-Bürglitz verblei„bende Train, sowie das in Cerekwic stehende Colonnen-Verpflegs-Magazin ,, der Armee-Geschütz-Reserve sind sogleich nach Königgrätz zurückzusenden." An den Kronprinzen von Sachsen (8

Uhr):

,,Das Schicksal des 1. Corps nöthigt mich morgen den Rückzug gegen „Königgrätz anzutreten. Indem ich mich beehre eine Abschrift der diessfälli"gen Disposition beizusetzen, bitte ich Höchstdieselben, wenn irgend möglich, ,,die Vereinigung Ihrer Truppen mit meiner Armee etwa über Neu-Bydžow "und Nechanic anzustreben.

An den General-Adjutanten Seiner Majestät des Kaisers (Telegramm 5, Uhr Nachmittags.)

„Débâcle des 1. und sächsischen Armee-Corps nöthigt mich, den Rück,,zug in der Richtung von Königgrätz anzutreten. Hauptquartier Morgen dort ,,in der Nähe. "

Allen Corps- und Cavallerie-Divisions-Commandanten ward der Entschluss zum Rückzuge noch mit dem nachstehenden Erlasse motivirt: „Dubenec, 30. Juni 1866. Nr. 400

präs.

Die nicht unbedeutenden Verluste, die einzelne Armee-Corps in den „jüngsten Tagen in partiellen Gefechten erlitten haben, die Nothwendigkeit ,,den Truppen die Zeit zu geben sich wieder vollständig zu ordnen, auszuruhen, "und nachdem die Armee endlich versammelt ist für entscheidende „Schläge vorzubereiten; die Rücksicht endlich darauf, dass die Verpflegung „der Armee nach dem raschen Vormarsche wieder in ganz regelmässiger Weise activirt werde, das Alles bestimmt mich, die Truppen in eine ,,weiter rückwärts gelegene Aufstellung zu beordern.

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„Die Ausführung dieser Massregel muss ohne die mindeste Übereilung, „und in der grössten Ordnung stattfinden, und dazu ist die erhöhte und ener„gischeste Thätigkeit aller Herren Generale und Truppen-Commandanten nothwendig, die ich hier im Namen des Allerhöchsten Dienstes mit aller Entschie„denheit in Anspruch nehme.

„Ich verlange pünktliche Vollführung der Dispositionen, verlange die ,,Forterhaltung der strengsten Disciplin und Ordnung von Seite der Mann„schaft, die Vermeidung aller deprimirenden Äusserungen und allarmiren„den Gerüchte, und erwarte insbesondere eine zweckmässige Detail-Disposi„tion bezüglich der Trains, sowie deren strengste Einhaltung, damit die Trup"pen selbst sich möglichst frei und ungehindert bewegen, eventuell auch ,,unbehindert kämpfen können.

,,Erfasse Jeder die Wichtigkeit des Momentes und handle darnach, „denn ich müsste sonst wo immer ich die kleinste Unordnung wahrneh

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,,men oder erfahren sollte, mich diessfalls mit der rücksichtslosesten 30. Juni. „Strenge an die betreffenden Commandanten halten.

„Ich verlange von der ganzen Armee die schwierigste Probe ihres vortrefflichen Geistes, die Zügelung ihrer Kampfbegierde, die Ertragung vielleicht noch einiger Beschwerden, hoffe aber, dass die Armee diese „Probe glänzend bestehen wird, so wie sie bisher überall, wo sie mit dem „Feinde gekämpft, die glänzendste und über jedes Lob erhabene Tapferkeit „bewährt hat."

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Auf feindlicher Seite reiste Se. Majestät der König von Preussen, nachdem in den vorangegangenen Tagen von der Armee eine Siegesnachricht nach der andern eingetroffen war, in Begleitung des Generalstabs-Chefs von Moltke und des Ministers des Äussern Grafen Bismarck, von Berlin nach Böhmen ab.

Gegen 1 Uhr, während der Fahrt erliess der König von Kohlfurth aus folgendes Telegramm an die beiden Armee-Commandanten:

„Die II. Armee hat sich am linken Ufer der oberen Elbe zu behaupten, „ihr rechter Flügel bereit, sich dem linken der vormarschirenden I. Armee „über Königinhof anzuschliessen. Die I. Armee rückt ohne Aufenthalt in der „Richtung auf Königgrätz vor. Grössere feindliche Streitkräfte in der rech,,ten Flanke dieses Vormarsches soll General von Herwarth angreifen und „Von der feindlichen Hauptmacht abdrängen."

Prinz Friedrich Carl soll noch vor dem Eintreffen dieses Telegrammes seiner Armee den Befehl zum Vormarsche auf der Strasse nach Königgrätz gegeben haben, und dieselbe nahm am Abende folgende Stellungen ein

Die 6. Division bei Chotec; die 7. Division bei Konecchlum; die 5. Division bei Aulibic; die 8. Division bei Butowes und Miličowes; das II. Corps bei Jičin und Podhrad. Von der Elbe-Armee, welche am Morgen in zwei Colonnen den Marsch gegen Ost fortsetzte, gelangte die Avantgarde Schoeler nach Liban; die 14. Division nach Sedlišt; die 15. Division nach Delenic; die 16. Division nach Rokitan; die Garde - Landwehr - Division traf in JungBunzlau ein. Das 1. Dragoner-Regiment suchte die Verbindung mit der II. Armee über Arnau auf und traf daselbst mit der Avantgarde des I. ArmeeCorps zusammen.

Von der II. Armee, die sich im Allgemeinen an diesem Tage nicht bewegte, stand das I. Armee-Corps bei Pilnikau, das Garde-Corps mit der 1. Division bei Königinhof, der 2. bei Neu-Rettendorf, wo auch die mit dem V. Corps marschirende schwere Garde - Cavallerie - Brigade über Gradlitz eintraf. Das V. Corps bei Gradlitz, die 9. Division mit dem 4. DragonerRegiment westlich, die 10. östlich und südlich, die Brigade Hoffmann und

30. Juni. das 8. Dragoner-Regiment, dann die Reserve-Artillerie nördlich des Ortes. Die 19. Brigade stand auf Vorposten. Das Gros des VI. Corps war von Skalic und Schlanei nach Brzic marschirt.

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Die kaiserliche Armee räumte, wie bestimmt, in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli die Stellung. Nur das 3. Corps, welches durch den aus dem Hauptquartier zurückgekehrten GM. Baumgarten von dem bevorstehenden Rückzuge der Armee verständigt worden war, verliess noch am Abende des 30. Miletin; nachdem die Vorposten eingezogen worden waren, trat das Corps um 73 Uhr den Rückmarsch mit der Corps-Geschütz-Reserve nach Wilantic, mit den Brigaden nach Lančow an. In Miletin verblieb bis 9, Uhr nur ein Bataillon der Brigade Appiano mit 2 Geschützen. Um 10 Uhr Nachts standen 3 Brigaden des Corps auf dem bewaldeten Höhenrücken am linken Ufer des Trotinka-Baches und südlich von Lančow, die Brigade Appiano, welche ihr Marschziel nicht erreichen konnte, bei Gross-Bürglitz. Beim letztgenannten Orte war auch die 3. Reserve-CavallerieDivision eingetroffen, von welcher die Brigade Mengen den Marsch des 1. Corps in der linken Flanke gedeckt hatte.

Der Abmarsch der übrigen Armee-Theile begann, wie befohlen, um 1 Uhr Nachts. Die Schwierigkeiten desselben wurden für die meisten Heerestheile dadurch, dass mehreren derselben gemeinschaftliche Marschlinien zugewiesen worden waren, bedeutend erhöht. Ausserdem konnten die Trains bei der Kürze der zu Gebote stehenden Zeit keinen genügenden Vorsprung nehmen und erschwerten die Bewegung. Schlechtes Wetter verschlimmerte dabei noch den Zustand der ohnehin theilweise schwierigen Communicationen. Verzögerungen, Kreuzungen, vielfache Aufenthalte und allgemeine Ermüdung waren die nothwendige Folge.

Der Feind störte den Abmarsch nicht; nur bei Schurz fand am Morgen ein kurzer Zusammenstoss statt. Feindliche Patrullen folgten jedoch in dem Masse, als die kaiserlichen Truppen abzogen, bis auf die Höhen der verlassenen Armeestellung nach.

Die drei auf der Route Salnei-Jezbin-Trotina abrückenden Armeetheile bewirkten den Rückmarsch in nachstehender Reihenfolge:

Die 2. leichte Cavallerie-Division bezog um 4 Uhr Morgens ein Lager vorwärts Trotina (westlich der Josefstädter Chaussée); 2 Escadrons stellten sich um 9 Uhr Morgens in Holohlaw auf und gaben Vorposten nach Račic, St. Wenzels - Kapelle und Časlawek; in der rechten Flanke am jenseitigen Elbe- Ufer streiften Patrullen von Württemberg-Huszaren gegen Ples.

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