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I. Abschnitt.

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Stärken und Stellungen der beiderseitigen Armeen. — Räumung Sachsens, Concentrirung des sächsischen und 1. Armee-Corps an der Iser. Abmarsch des Gros der österreichischen Hauptarmee aus Mähren nach Böhmen. Concentrirung des preussischen Heeres an der böhmischen Grenze.

Gegen die Mitte des Monates Juni stand die k. k. Nord-Armee ziemlich vollzählig mit 6 Armee-Corps, 4 Cavallerie-Divisionen und einer aus 16 Batterien bestehenden Armee-Geschütz-Reserve in Mähren und Schlesien, und mit 1 Armee-Corps und 1 Cavallerie-Division in Böhmen. Es fehlten nur noch einige Tausend Mann an Ergänzungen, ferners die Brigade Procházka, welche indess schon am 18. beim 3. Corps, und die Brigade Abele, welche am 20. aus Holstein, in Prag einrückte1); am selben Tage langten auch die in Holstein gestandenen beiden Escadrons WindischgrätzDragoner und jene des Cürassier-Regiments Prinz von Preussen aus Frankfurt und Mainz bei ihren Regimentern an.

Das Eintreffen mehrerer noch fehlender Colonnen-Magazine war ebenfalls in den nächsten Tagen zu erwarten; die sämmtlichen Nachschub-Magazine konnten jedoch erst am 21. und 22. Juni aus ihren Aufstellungsorten in Bewegung gesetzt werden.

Die erwähnten zwei Brigaden inbegriffen, zählte die gesammte NordArmee:

203 Bataillons (ohne die technischen und Stabstruppen), 155 Escadrons (ohne Stabs-Cavallerie), und 736 Geschütze,

mit einem streitbaren Stande von 192.089 Mann Infanterie, 22.832 Mann Cavallerie, 23.288 Mann Artillerie und technische Truppen').

1) Der frühere Commandant dieser Brigade GM. Ritter von Kalik musste, schwer erkrankt, in Altona zurückbleiben und erlag auch dort bald seinen Leiden.

2) Nach österreichischem Gebrauche wird in dem streitbaren Stande der Ordre de bataille die Zahl der combattanten Infanterie, ferners jene der in Reih und Glied stehenden Pferde der Cavallerie und der Geschütze ausgewiesen.

Artillerie-Mannschaft, Pionniere und Génietruppen erscheinen nur im Verpflegsstande der Armee. Da jedoch in der Ordre de bataille der preussischen Armee auch die Mannschaften dieser Branchen als streitbar ausgewiesen werden, so geben auch wir des Vergleiches halber die entsprechende Ziffer.

Österreichs Kämpfe 1866. III. Band.

1

Die Armee, deren Verpflegsstand 283.184 Mann und 66.847 Pferde betrug, hatte gegen Mitte Juni folgende Aufstellung 1):

A. Haupt- Armee in Mähren.

Armee-Hauptquartier in Olmütz.

2. Armee-Corps (28 Bataillons, 4 Escadrons, 80 Geschütze) bei Zwittau; (Brigade Thom bei Landskron; Brigade Henriquez bei BöhmischTrübau, Leitomischl, Hohenmauth etc.).

4. Armee-Corps (28 Bataillons, 4 Escadrons, 80 Geschütze) bei Littau; die Brigaden Poeckh und Erzherzog Josef bei Hohenstadt und Schönberg *). 6. Armee-Corps (28 Bataillons, 4 Escadrons, 72 Geschütze) bei Prerau und Leipnik.

10. Armee-Corps (28 Bataillons, 3 Escadrons, 72 Geschütze) bei Blansko und Brünn.

8. Armee-Corps (28 Bataillons, 5 Escadrons, 72 Geschütze) bei Auspitz.

3. Armee-Corps (28 Bataillons, 2 Escadrons, 64 Geschütze) bei Brünn.

1. Reserve-Cavallerie- Division (26 Escadrons, 16 Geschütze) bei Prossnitz.

2. Reserve-Cavallerie-Division (26 Escadrons, 16 Geschütze) bei Kremsier.

3. Reserve-Cavallerie-Division (27 Escadrons, 16 Geschütze) bei Wischau.

2. leichte Cavallerie-Division (20 Escadrons, 16 Geschütze) bei Freudenthal und Freiwaldau (in Schlesien).

Armee-Geschütz-Reserve (128 Geschütze) bei Tobitschau.

B. Truppen in Böhmen3)

unter G. d. C. Graf Clam-Gallas.

Corps Quartier in Prag.

1. Armee-Corps (35 Bataillons, 4 Escadrons, 80 Geschütze) bei Teplitz, Prag, Jung-Bunzlau und Josefstadt.

1. leichte Cavallerie-Division (30 Escadrons, 24 Geschütze) bei Turnau und an den Grenz-Pässen.

1) Die Detailaufstellung der Armee ist bereits im IV. Abschnitt des I. Bandes gegeben worden. Die Ordre de bataille sieh I. Band, Beilage 2. zum VI. Abschnitt.

2) Diese beiden Brigaden waren am 11. und 12. Juni von Oświęcim und Teschen auf der Eisenbahn zum Gros des Corps herangezogen worden.

3) Streitbar 33.375 Mann Infanterie, 5191 Mann Cavallerie, 2570 Mann Artillerie und technische Truppen mit 104 Geschützen.

Das königlich sächsische Armee-Corps, auf dessen Vereinigung mit den kaiserlichen Truppen in Böhmen bei Ausbruch des Krieges mit ziemlicher Gewissheit gerechnet werden konnte, zählte 20 Bataillons, 16 Escadrons, 58 Geschütze; im Ganzen an Streitbaren 18.841 Mann Infanterie, 2574 Mann Cavallerie, 2044 Mann Artillerie und technische Truppen; der Verpflegsstand belief sich auf 26.265 Mann und 7560 Pferde 1).

Somit zählten sämmtliche auf diesem Kriegsschauplatze gegen Preussen verfügbaren Streitkräfte:

223 Bataillons Infanterie, 171 Escadrons Cavallerie, 794 Geschütze, mit einem streitbaren Stande von 210.930 Mann Infanterie, 25.406 Mann Cavallerie, 25.332 Mann Artillerie und technische Truppen, zusammen 261.668 Mann, und einem Verpflegsstande von 309.449 Mann, 74.407 Pferden.

Die zunächst gegen Sachsen und Österreich aufgestellte königlich preussische Haupt-Armee zählte inclusive des I. Reserve-ArmeeCorps:

226 Bataillons Infanterie, 206 Escadrons Cavallerie, 840 Geschütze, mit einem streitbaren Stande von 227.564 Mann Infanterie, 32.029 Mann Cavallerie, 32.145 Mann Artillerie und technische Truppen, zusammen 291.738 Mann.

Bei Vergleichung der Gesammtstärken ergibt sich auf Seite der preussischen Armee eine numerische Überlegenheit von 30.070 Mann Combattanten und 46 Geschützen 1).

Diese Armee war mit den 3 Gruppen, in die sie zerfiel, anfänglich an der sächsisch-österreichischen Grenze zwischen Torgau und Waldenburg aufmarschirt. Vom 11. Juni an schob sich jedoch das Centrum und der linke Flügel, welcher noch durch das Garde-Corps verstärkt ward, in Folge der die preussische Provinz Schlesien bedrohenden Stellung der kaiserlichen

1) Die Zahlen-Angaben sind der Ordre de bataille vom 20. Juni entnommen; siehe Beilage Nr. 1. Der Stand des sächsischen Corps um die Mitte des Monats wird hievon nur wenig differirt haben.

2) Würde von dieser Summe das aus Landwehren gebildete I. Reserve-ArmeeCorps mit 24.888 Mann und 54 Geschützen in Abzug gebracht, so bliebe noch ein Stärkenunterschied von 5182 Mann zu Gunsten der preussischen Armee. Hiezu liegt jedoch keinerlei Veranlassung vor, da das Reserve-Corps derart organisirt war, um im Felde verwendet werden zu können, dasselbe auch thatsächlich vor Beginn der Operationen in Böhmen nach Sachsen gezogen ward, und die Garde-Landwehr-Infanterie-Division mit der Elbe-Armee die Grenze überschritt. Als Grundlage der Ziffer-Angaben diente die etatsmässige Kriegsstärke des preussischen Heeres. In der Feldzugsdarstellung des preussischen Generalstabes wird die Stärke der preussischen Haupt-Armee mit 278.600 Mann Combattanten angegeben, in welche Summe jedoch 5510 Mann Pionniere nicht einbezogen sind; nach Zuzählung der letzteren ergibt sich noch immer für die preussische Armee ein Mehr von 22.442 Mann.

Haupt-Armee mehr nach Ost und es kamen in Folge dessen im Laufe der nächsten Tage zu stehen:

Die Elbe-Armee (1, Armee-Corps) unter Herwarth von Bittenfeld vorwärts Torgau in die Linie Düben-Mühlberg-Lieben werda.

Die I. Armee (3 Infanterie- und 1 Cavallerie-Corps) unter Prinz Friedrich Carl mit dem II. Corps bei Görlitz, Niesky, Reichenbach und Seidenberg; dem IV. Corps bei Lauban und Greifenberg; dem III. Corps bei Wiegandsthal, Friedeberg und Löwenberg; dem Cavallerie - Corps bei Löwenberg. Die Strassen nach Löbau und Zittau in Sachsen und nach Reichenberg in Böhmen waren durch Detachements besetzt; bei Warmbrunn standen 3 Bataillons, 1 Escadron und 1 Batterie.

Die II. Armee (4 Armee-Corps und I Cavallerie-Division), unter dem Kronprinzen von Preussen mit dem I. Corps bei Münsterberg; ein Detachement dieses Corps in der Stärke von 6 Bataillons, 2 Cavallerie-Regimentern und 4 Batterien bei Waldenburg; der Cavallerie-Division Hartmann bei Strehlen, und 3 Corps en Colonne hinter einander an und zunächst der Neisse; und zwar dem VI. bei Steinau, dem V. bei Grottkau und dem Garde-Corps bei Brieg, welch' letzteres sich dort zwischen dem 13. und 22. Juni sammelte.

Das 1. Reserve-Corps formirte sich in Berlin ).

Das kaiserliche Armee-Hauptquartier war über die Aufmarsch-Bewegungen der preussischen Armeetheile ziemlich genau unterrichtel. Die in der zweiten Hälfte des Monates Mai erfolgte Aufstellung des III. und IV. Corps zwischen Torgau und Cottbus und des V. und VI. Corps um Landshut und Waldenburg, das Eintreffen der Elbe-Armee bei Torgau, des I. Corps bei Görlitz und des II. Corps bei Herzberg, dann die Anfangs Juni erfolgte Verschiebung des I., II., III. und IV. Armee-Corps, war durch Kundschafterberichte bald bekannt geworden.

Nur über die Aufstellung des Garde-Corps bestand längere Zeit einige Unsicherheit 2).

ly Sieh die näheren Angaben über die Bewegungen sowie die Ordre de bataille des preussischen Heeres im I. Bande dieses Werkes, VI. Abschnitt, und in der dazu gehörigen Beilage 1.

2) Der im Armee-Hauptquartier am Morgen des 12. Juni zusammengestellte Rapport über die Aufstellung der preussischen Armee lautete: „Die Aufstellung des V. und VI. Corps wurde am 7., 8. und 9. d. Monats durch mehrere aus„gesandte Kundschafter bereist und constatirt, dass diese Corps sich noch in der bisher gemeldeten Aufstellung befinden."

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Vom VI. Corps steht sonach: Hauptquartier in Altwasser, 21. Brigade bei ,Waldenburg, Gottesberg, 22. Brigade bei Friedland, 23. und 24. bei Charlot,,tenbrunn."

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