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Siebenbürgisch-Deutsches

Wochenblatt.

Hermannstadt, den 4. Jänner. 1871.

IV. Jahrgang.

Inserats-Preise:

für den Raum einer 3mal gespaltenen Garmondzeile bei einmaliger Einschaltung 5 tr., bei zweimaliger 4 tr., bei dreimaliger 3 tr.. außerdem 30 fr. 8. W. Stempelgebühr für jede Einschaltung. Größere Inserate nach Tarif billiger.

Man pränumerirt: In Mediasch: Buchhandlung Ioh. Hedrich; in Schäßburg: Buchhandlung C. I. Haberfang, in Sächsisch-Regen bei Herrn Joh. G. Kinn, Kaufmann; in Mühlbach bei Johanna Winkler, Lottokollectantin; in Bistrit bei Herrn C. Schell; in Kronstadt bei Herren Frank & Dreßnandt.

Pränumerations-Einladung.

Um die Auflage rechtzeitig bestimmen zu können, bitten wir dringend um schleunige Bestellung der Pränu› meration, da wir sonst wegen Mangel an Vorrath nicht alle Nummern nachtragen könnten.

Das „Siebenbürgisch-Deutsche Wochenblatt“ koftet auf 1⁄2 Jahr 2 fl. 50 kr., auf 1 ganzes Jahr 5 fl. ö. W. Pränumerationsgelder werden franco erbeten.

Wir empfehlen die Pränumerationen mittelst Postanweisungen, indem sich hierdurch die Portoauslagen viel billiger stellen. Die genaue Adresse kann auf die Postanweisung geschrieben, oder es kann dieser auch eine Adreßschleife angeklebt werden. Redaction und Verlag.

Wochencha u.

- 1. Jänner.

An der Schwelle des neuen Jahres gilt unser erster Rückblick noch der lezten Woche des alten. Gerne betrachten wir kleinen Leute den Jahreswechsel als einen Ruhepunkt, als einen vorspringenden Hügel unserer Laufbahn, von dem aus wir ein vermeintlich abgeschlossenes Stückchen Leben überschauen und einer neuen Zukunft ins Auge sehen möchten. Der Strom des Lebens im Kleinen und im Großen spottet solcher willkürlichen Schranken; rastlos treiben wir auf seinen Wellen vorwärts; was gewesen ist und sein wird fließt unterschiedlos ineinander, mag der Kalender auch noch so zuversichtlich zwischen Vergangenheit und Gegenwart sich spreizen.

Wie gerne würden wir den heutigen Tag als den hohen Damm betrachten, hinter dem der große Zweikampf zwischen Deutschland und Frankreich als beendigt und ausgefochten, und vor dem nichts anderes läge als lachende Gefilde des Friedens. Allein nichts ist gewisser, als daß erst das neue Jahr die legten blutigen Entscheidungen bringen werde. Alles, auch die Ereignisse der letzten Tage, deutet darauf hin, daß abermals ein schweres Ringen sich vorbereitet.

Zwar hat am 23. December ein zweiter Sieg bei Amiens (Pont Noyelles) die französische Nordarmee zurückgedrängt und nach dieser Richtung hin für einige Zeit Ruhe, oder doch Sicherheit für die Belagerungsarbeiten vor Paris geschafft. Dagegen ziehen sich im Süden und Often, an der Loire und in den östlichen Gebirgspässen neue Wetterwolfen zusammen. Dort und hier zeigt sich ein langsames Zurückweichen der deutschen Heere, sei es um weiterer Zersplitterung der Kräfte vorzubeugen, oder um zu neuem Schlage auszuholen. Zugleich hat vor Paris der längsterwartete Uebergang zum Angriffe begonnen. Hundert Tage nach vollendeter Einschließung der französischen Haupstadt, am 27. December begannen die deutschen Belagerungsgeschüße ihr rauhes Handwerk. Zuerst richteten sie ihr Feuer gegen die Befestigungswerke auf dem Mont Avron, hart vor dem östlich gelegenen Fort Rosny. Schon am folgenden Tage verstummte das Feuer der Franzosen und am 29. beseßten die Deutschen die verlassenen Schanzen. Ob dieß das kleine Vorspiel zu dem beginnenden großen Geschüzkampf gegen die Forts gewesen, ist noch ungewiß; sicher kann es als ein neues Zeichen des unbeugsamen Ernstes angesehen werden, mit dem die deutsche Heeresleitung die Erfolge ihrer Siege festhält und ihre letten.

Ziele verfolgt. Um die Erreichung dieser Ziele bangt uns heute weniger denn je; daß sie bald erreicht sein mögen ist ein be= rechtigter Wunsch der Menschlichkeit.

Und so wie das abgelaufene Jahr den Krieg selbst zum völligen Abschluße zu bringen nicht vermochte, so hat es auch die gänzliche Vollendung seines größten Werkes, der Einigung Deutschlands nicht erlebt. Regierungen und Völker Deutschlands sind längst schon einig; nur in der zweiten Kammer Baierns beginnt es sich wie Widerst ruch zu regen; dort verlangt der Referent des Ausschußes (Dr. Jörg, ein Führer der ultramontanen Patrioten) die Verwerfung der Bundesverträge und eine losere Verbindung zwischen Baiern und dem übrigen Deutschland. Noch hat die Kammer diesem Antrage nicht zugestimmt; thut sie es, so spricht sie damit ihr eigenes Todesurtheil. Neuwahlen würden ohne Zweifel eine national gesinnte Kammer an ihre Stelle sezen. Doch kann ihr Widerspruch das Einigungswert immerhin um einige Wochen verzögern. Auf diesen traurigen Ruhm zu verzichten wäre flüger.

Die Note des norddeutschen Bundeskanzlers vom 14. December an den Bundesgesandten in Wien liegt nun im Wortlaute vor. Sie ist von einem Tone des Wolwollens durchweht, den wir in den Beziehungen zwischen Deutschland und Desterreich sehr lange vermißt haben. In objectiver Weise wird auf die Entstehungsgeschichte des neuen deutschen Bundes hingewiesen und der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Deutschland und Desterreich-Ungarn künftig mit den Gefühlen des gegenseitigen Wolwollens auf einander blicken und sich zur Förderung der Wolfahrt und des Gedeihens beider Länder die Hand reichen" werden. Während

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der Inhalt dieser Note von den bedeutendsten deutschen Blättern gebilligt und unterstügt wird, klingt aus den Zeitungen unserer Monarchie ein gar sonderbares Eche heraus. Nirgends fanden wir ein freudiges Erfassen der dargebotenen Hand. Selbst die Deutschen Westleithaniens äußern sich mit lauwarmer Zurückhaltung, während die Tschechen gar dem Germanenthum den Vernichtungskampf androhen. 3n Ungarn möchte man am liebsten grob sein; da man dazu doch zu klug ist, so sieht man sich nach Phrasen hochmüthiger Höflichkeit um. Inzwischen soll die Antwort des Grafen Beust bereits abgegangen sein. Wenn sie der Natur und Vergangenheit dieses Staatsmannes entspricht, so dürfte sie wenig mehr als leere Worte enthalten. AusgleichsHeulmaierei und das kühne Erfassen einer Politik, die weitere Ausgleiche überflüßig machen würde, vertragen sich nicht mit einander.

Eine ganze Anzahl meuchlerischer Schüße wurde kürzlich in Madrid auf den Marschall Prim abgefeuert, denen er später auch erlag. Dieser neue Beweis von politischem Fanatismus und sittlicher Verkommenheit ist zugleich der Gruß, den Spanien seinem neuen Könige, dem auf der Ueberfahrt begriffenen Herzog Gottlieb von Savoyen darbringt. - Der Fürst ven Rumänien, in seinem eigenen Lande mehr denn je angefeindet und bedroht, trachtet aus der allgemeinen europäischen Krise Vortheil zu ziehn. In einem Schreiben an die Garantiemächte soll er den Wunsch nach größerer Unabhängigkeit Rumäniens von der Pforte ausgesprochen haben. Am 25. December wurde eines der großartigsten Menschenwerke, der meilenlange Durchstich des Mont-Cenis vollendet. Italien und Frankreich werden dort demnächst durch eine neue Schienenstraße verbunden sein.

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An weiteren Wahlergebnissen für die auf den 10. d. M. einberufene sächsische Nationsuniversität sind uns bekannt geworden: Mediasch (Stadt): Dr. Adolf Kein und Forstmeister Hermann; Bistrit (Kreis): Gottlieb Budaker und Kail Dekani; Reps (Markt und Kreis): Michael Gärtner, Joseph Rozsondai und Notär Kellner; Kronstadt (Kreis): Eduard Zaminer, Julius v. Brennerberg und Michael Arzt; Hermannstadt (Kreis): Heinrich Wittstock, Wilhelm Bruckner und Dr. Wilhelm Zeteli. Angesichts ver Hauptaufgabe der bevorstehenden Nationsuniversität hat die Hermannstädter Kreisversammlung (30. December) vor der Wahl ihrer Abgeordneten, anknüpfend an das Einberufungsschreiben, die Frage der gesetzlichen Reform des Sachsenlandes in Berathung gezogen und ihren Rechtsanschauungen und Erwartungen in einer Vorstellung an Universität Ausdruck gegeben. Das Schriftstück wird durch die Abgeordneten des Hermannstädter Kreises überreicht werden; es findet sich im Archiv dieses Blattes.

Ein fünfhundertjähriges Jubiläum.

Esse debetis indivisi (jeid einig).
König Ladislaus V.

Ueber den erschütternden Ereignissen, unter denen das Völker- und Staatsleben Europas seit den letzten sechs Monaten einer Neugestaltung entgegengeht, hat der Blick kaum Zeit gehabt bei den epochalen Erinnerungen des eigenen Heimatslandes zu weilen. Es sind im vergangenen Jahre fünf Jahrhunderte verflossen, seit ein ungarischer König, Ludwig der Große, die Krone von Polen auf sein Haupt sezte und beide Länder in Personalunion vereinte; wir finden nicht, daß man des Ereignisses besonders Erwähnung gethan. Die Thaten an der Mosel, an der Seine, an der Loire, an der Tiber, die die Staunen erregende Gegenwart brachte, haben die Geister von der Rückschau in die eigene Vergangenheit abgelenkt.

Der nahe bevorstehende Wiederbeginn von Arbeiten, die die Schöpfung eines neuen Rechtsstandes im Sachsenland zum Ziele haben, wird nothwendig die Blicke der Denkenden wieder dahin zurückführen. Denn wenn das wahre Neue nur aus dem Alten wächst, so muß, wer pflegend die Hand zu jenem bieten will, dieses kennen.

Da sind denn 1370 und 1371 Jahre, deren wir uns nicht zu schämen brauchen.

Auch damals hatte Siebenbürgen seine orientalische Frage. Unten in der walachischen Tiefebene wetterleuchtete es nicht weniger als heute. Der Woywode der Walachei zerriß das Band, das ihn damals an die ungarische Krone knüpfte und fiel 1369 in Siebenbürgen ein. In Talmatsch verbrannte er das Kloster des heiligen Nikolaus. Dagegen wollte der große König das Land schützen. Im Jahre 1370 ließ er auf dem weithin ragenden Bergkegel bei Talmatsch, der den Eingang n das die Gebirge durchbrechende Altthal beherrscht, die Landsfrone erbauen, die heute noch selbst in ihren Trümmern ge= waltig zum Himmel ragt.

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Die Hermannstädter Provinz" hatte wesentlichen Antheil am Bau, zu dessen Förderung der König den fünfkirchner Bischof Wilhelm Hammer in's Land geschickt. Ihrer eifrigen Mitwirkung verdankte es die Krone, daß die Burg schon in jenem Jahre fast fertig stand. Johann von Scharfeneck war ihr erster Vogt.

Vom beinahe vollendeten Bau setzten Abgeordnete der Sachsen den König in Kenntniß. Der fünfkirchner Bischof führte sie; es war der Hermannstädter Dechant, die Grafen Laurentius von Rothberg, Johann von Hermannstadt, Andreas von Mühlbach, Henning von Schenk, Nikolaus von Reps, Heinrich von Alzen und Jakob von Schäßburg. Vom König empfingen sie den warmen Dank der Krone und die Versicherung, daß jene Burg ihnen nie zur Schädigung gereichen, daß ihrem alten Freithum daraus kein Nachtheil erwachsen solle. Denn darum, sprach Ludwig, habe die göttliche Macht die im Himmel herrsche, den mit Rühm und Ehre gekrönten Fürsten die Regierung auf der Erde verliehen und ihren Thron erhöht, daß sie sich den Bitten ihrer getreuen Unterthanen, auf die besonders die Marken und Grenzen des Reiches sich wie auf erhabene. Säulen stüßten, deren dauernde Treue die Erfahrung gelehrt und deren thatkräftige Erweisung sich täglich heilvoll bewähre, pflichtmäßig zuneigten.

Das geschah im September 1370; im Mai, Juni und Juli des Jahres war ter König selbst in Siebenbürgen ge= wesen, im November krönten sie ihn in Krakau zum König von Polen.

Seit deß finden wir das Wappen der Hermannstädter Proving umgestaltet; von 1371 an sieht man das alte Siegel derselben mit den Männern, die die Krone halten, keiner Ürkunde weiter aufgedrückt, und führt das jetzt gebrauchte ausdrücklich den Namen des neuen Siegels. Es zeigt unter offener Krone drei Schilder; der rechte, der Länge nach getheilt, führt in der einen Hälfte das ungarische Reichswappen, die vier Streifen (Flüße), in der andern die Anjou'schen Lilien; der Schild zur Linken führt den polnischen gekrönten Adler mit ausgebreiteten Flügeln; der dritte untere die offene Krone und darunter das Dreieck mit dem Seeblumenblatt an den Spizen. Die Umschrift ist die des alten Siegels (lateinisch): „Siegel der Hermannstädter Provinz. Zur Erhaltung der Krone."

Fünf Jahrhunderte sind seitdeß vergangen. Dieses Siegel drückten sie 1492 unter jene Urkunde, worin sie ihre Beistimmung zur Erbfolge des Hauses Habsburg in Ungarn gaben; es steht auf hundert und hundert Ehrenblättern jener Zeit. Seitdeß hat die Hermannstädter Provinz" sich mit der .,Burzenländer" und mit der Bistritzer Proving" vereinigt; die zwei Stühle" waren gleichfalls hinzugetreten; die neue „Universität" der Sachsen aber gebrauchte das frühere Siegel fort, bis tief im siebzehnten Jahrhundert allmählich das „Siegel der sächsischen Nation" an seine Stelle zu treten begann.

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In den nächsten Tagen wird die Universität dieser Nation wieder zusammentreten. Das ungarische Reichswappen in ihrem alten Siegel wird sie mahnen, daß sie nach dem bezeichnenden Wort der ungarischen Könige „ein besonderer Zweig der h. ungarischen Krone" (specialis ramus sacrae regni Hungariae coronae) find. Wird sie die Einsicht und den Muth haben, dieses der Regierung dieser Krone darzustellen? Wird sie die Einsicht und den Muth haben, indem sie dem modernen Staate gibt, ohne was er aufhört dieses zu sein, ihr den Beweis zu führen, daß wenn sie die Lebensbedingungen dieser „Provinz“, in welche die Könige gewiß nicht ohne Absicht Deutsche beriefen, schädigt, sie damit, gewiß nicht zum Gesammtwol, eine Schöpfung dieser Könige zerstört, welche die besten derselben ihres fortwährenden Schußes würdig hielten? Wird fie den Mannesmuth haben, offen zu sagen, daß sie ihr Recht für ebenso gut halte, als jedes andere? Gewiß, sie darf nicht in serviler Angst fürchten, daß die Regierung das unwillig aufnehmen werde. Denn Regierung und Reichstag haben in dem Unionsartikel den Wirkungskreis der Universität durch den

XIII. Artikel von 1791 bestimmt und mehr wünschen wir für
fie nicht.
Doch müssen wir fragen: wie wird die Universität ihre
Schuldigkeit thun!

Es ist das fünfte Secularjubiläum ihres alten Wappens!

Kriegschronik.

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In der letzten Uebersicht sie reichte bis zum 14. December v. 3. verließen wir bei Paris Belagerte und Belagerer in regungsloser Ruhe. Im Norden waren die Deutschen unter Manteuffel (erste Armee) bis Rouen und Dieppe vorgedrungen, während nordöstlich von Paris bei Ham Theile der wiebergesammelten französischen Nordarmee unter General Faidherbes sich zeigten. 3m Süden war die bei Orleans om 4. December geschlagene französische Loire Armee nach zwei Seiten. hin entwichen; ein Theil zog sich unter General Bourbaki nach Süren (Bourges) und Südosten, während der andere größere Theil unter General Chanch, vom Großherzog von Mecklenburg gefolgt, anfänglich gegen Tours zu sich wandte, sodann nach einer langen Reihe blutiger Gefechte weiter nach Norden in der Umgebung von Le Mans Stellung nahm. Im Osten war seit dem 3. December die Beschießung von Belfort im Gange, während westlich davon in der Umgebung von Dijon General Werder die Garibaldi'schen Freischaaren im Zaume hielt.

15. December. Die bei Ham und La Fère erschienenen Truppen Faidherbes' weichen vor den heranrückenden Deutschen zurück. Ebenso räumen die Franzosen, von stärkeren deutschen Bortruppen angegriffen, die Stadt Vendôme (südwestlich von Orleans).

16. December. Siegreiches Gefecht der Deutschen bei Vendôme; die Franzosen verlieren 6 Geschüße und eine Mitrailleuse. Gefecht bei Longeau, südlich von der Festung Langres. Die Franzosen werden mit Verlust von 2 Geschützen in die Festung zurückgeworfen.

17. December. Leichte Gefechte der von Chartres und Vendôme aus gegen Le Mans vordringenden Deutschen.

18. December. Die badischen Truppen bestehen bei Nuits (füblich von Dijon) ein ernstes Gefecht gegen den französischen General Krämer. Dieser wird mit Verlust von 1000 Mann an Todten und Verwundeten und von 600 Gefangenen über Nuits hinaus geworfen. Allein auch der deutsche Verlust ist bedeutend. General Glümer und Prinz Wilhelm von Baden werden verwundet. -In Versailles empfängt König Wilhelm die Deputation des norddeutschen Reichstags, die ihm die die ihm die Kaiserkrone anbietet.

20. December. Siegreiche Gefechte der Deutschen in der unmittelbaren Nähe von Tours. Dort und in der Loire Armee beginnt Muthlosigkeit einzureißen. Die Regierung von Bordeaux erschöpft sich in aufmunternden Proclamationen. Dazu beschließt fie im Rücken der französischen Armeen Gendarmen aufzustellen, welche die eigenen Flüchtlinge, Deserteurs und Marodeurs einfangen sollen. Vor der Festung Langres werden französische Schaaren zersprengt.

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lands anzeigt und freundschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Desterreich-Ungarn anbietet. In Wien lächelt man füßlich-sauer.

22. December. Ein kleiner Ausfall an der Ostfront von Paris wird abgewiesen.

23. December. Die erste deutsche Armee unter General Manteuffel stößt bei Pont-Noyelles (1, Meilen nordöstlich von Amiens) auf die an Zahl weit überlegene französische Nordarmee unter Faidherbes. Diese wird nach mehrstündigem Kampfe unter Verlust von mehreren Geschützen und über 1000 Gefangenen nordostwärts gedrängt. In Bordeaux dagegen behauptet man ge= siegt und keinen einzigen Gefangenen verloren zu haben. Fürst Karl von Rumänien erklärt in einem Brief an die Souveräne der Garantiemächte, daß er gerne von der Pforte noch unabhängiger sein möchte.

24. December. Faidherbes deckt seinen Rückzug durch kleinere Gefechte. Tours wird von den Deutschen besett. beseßt. 25. December. Manteuffel, die französische Nordarmee verfolgend, besett Albert (4 Meilen nordöstlich von Amiens). Vor Paris 12 Grad Kälte.

26. December. Die Pariser Forts nehmen ihr wirkungsloses Feuer wieder auf. Manteuffel dringt weiter nordöstlich vor. General Chanch läßt den Deutschen sagen, er habe sie seit dem 4. December fort und fort geschlagen.

27. December. Um 7 Uhr Morgens beginnen die deutschen Belagerungsgeschüße vor Paris die Beschießung des Mont-Avron, eines befestigten und mit Geschützen reichlich versehenen Hügels an der Ostseite unmittelbar vor dem Fort Rosmy. Manteuffel schließt nach einigen Gefechten die Festung Peronne (östlich von Amiens) ein. Eine kleine deutsche Truppenabtheilung unter Oberstlieutenant Botenstern wird bei Montoire (westlich von Vendôme) von den Franzosen eingeschlossen. Allein die Deutschen schlagen sich unter heftigem Gefecht durch und machen dazu 240 Gefangene. Dijon, von den Deutschen verlassen, wird von den Franzosen besett.

28. December. Die Beschießung des Mont-Apron dauert fort. Die Geschütze desselben verstummen. Siegreiches Gefecht bei Longpre gegen Theile der französischen Nordarmee.

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29. December. Die Deutschen besetzen den von den Franzosen gänzlich verlassenen Mont-Avron vor Paris, und finden daselbst große Massen Artilleriemunition und 2 vernagelte Geschütze vor. Was sich von den Franzosen noch außerhalb der Festungswerke befand, weicht in die lettern zurück.

30. December. Der neue König Gottlieb betritt bei Cartagena spanischen Boden. Am selben Tage stirbt in Madrid der Ministerpräsident Marschall Prim als Opfer politischen Meuchelmordes.

31. December. Bordringende Truppen der französischen Nordarmee werden von Armeeabtheilungen Manteuffels zersprengt. Die Festung Mézières (an der belgischen Gränze) wird beschossen. Silbercurs in Wien 121.75.

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21. December. Während der Nacht nehmen die Pariser Forts das Feuer mit großer Heftigkeit wieder auf. Am Tage machen die Franzosen nach verschiedenen Richtungen hin, am entschiedensten nach Norden und Osten zu Ausfälle. Ueberall werden sie, hauptsächlich durch das deutsche Geschüßfeuer zurückgewiesen. Sie verlieren mehrere hunderte an Todten und Verwundeten und über 1000 Gefangene. Die deutschen Verluste find gering. — Auf der Brücke von Tours erscheinen deutsche Reiter; es wird auf sie geschossen, worauf sie zurücksprengen, um mit einer ganzen Division wieder zurückzukehren. Einige Granaten bestimmen die Stadt die weiße Fahne aufzuziehn und eine Ergebungsdeputation zu entsenden; allein die Deutschen bleiben vor der Stadt stehen. In Wien wird eine Note des Grafen Bismarck überreicht, worin er die Neugestaltung Deutsch-schieden gebessert!?

Correspondenzen.

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Hermannstadt, 31. Dezember. Der Monat Dezember hat zwei Kreisversammlungen aufzuweisen. Auf die Situngen vom 6. und 7. Dezember ist gestern wieder eine gefolgt, welche sich bis in die späte Abendstunde ausdehnte. War früher die Abhaltung von Stuhlsversammlungen, aus bis lang nicht völlig aufgehellten Gründen, sagen wir aus Ungunst der Verhältnisse" unmöglich, während sie doch sehr nöthig gewesen wäre so hat sich jetzt die traurige Spannung von Nothwendig und Unmöglich behoben und es erklären sich sowol die Häufigfeit, als auch die lange Dauer der Versammlungen auf die natürlichste Weise. Die Ungunst der Verhältnisse ist augenscheinlich vorüber und unsere Zustände haben sich ganz ent

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