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Maas und gegen Toul bis Bernécourt resp. Saizeray vorgegangen; zu einer Zeit, wo es noch nicht feststand, ob die Rhein-Armee bei Metz standhalten oder sich auf Verdun zurückziehen würde. Nachdem die französische Armee durch den Angriff des III. und X. ArmeeKorps bei Metz festgehalten worden war, kam es darauf an, die möglichst große Streitkraft gegen dieselbe am 17. zu konzentriren. Noch am Abend des 16. um 11 Uhr erließ daher Prinz Friedrich Carl aus seinem Hauptquartier Gorze die erforderlichen Befehle zur Konzentrirung der II. Armee auf dem Schlachtfelde dieses Tages. Das III, X. Armee-Korps, die 5. und 6. Kavallerie-Division und die Garde-Dragoner-Brigade, die 25. (Großherzoglich Hessische) Infanterie-Division des IX. Armee-Korps, sowie eine Infanterie-Brigade des VIII. Armee-Korps, befanden sich bereits zur Stelle. Das IX. Armee-Korps war mit der 18. Jnfanterie-Division (General-Lieutenant v. Wrangel) der 25. Infanterie-Division am 16. bis Onville und Arnaville über die Mosel gefolgt, konnte daher mittelst eines kurzen Frühmarsches am 17. Morgens bald nach 6 Uhr die ihm zugewiesene verdeckte Rendez-vous- Stellung westlich des Bois de Bionville er reichen.*)

Das XII. Armee-Korps in Pont à Mousson sollte sofort über Thiaucourt nach Mars la Tour abrücken, hatte also einen Marsch von 3 Meile zu machen. Der Kronprinz von Sachsen, welcher in Pont à Mousson schon am 16. Abends den Befehl zum Abmarsch am folgenden Morgen direkt aus dem Königlichen Hauptquartier erhalten und denselben auf früh 3 Uhr angesetzt hatte, ließ in Folge des in der Nacht eingehenden Befehls des Prinzen Friedrich Karl sein Korps sofort allarmiren und trat unter Zurücklassung eines Bataillons in Pont à Mousson den Marsch schon um 2 Uhr an. Das Korps traf in den ersten Nachmittagsstunden in den Bivouaks zwischen Mars la Tour und Puricur ein. Das Garde-Korps hatte von Bernécourt den weitesten Marsch, von 41⁄2 Meilen zurückzulegen. Es sollte über Beney St. Benoit en Woéwre, Chamblay auf Mars la Tour marschiren und sich hier links vom XII. Armee-Korps aufstellen. In Folge der ihm zugegangenen Mittheilung über die Schlacht von Vionville hatte der Prinz von Württemberg die sofortige Konzentrirung

*) In Bezug auf die Schlacht bei Verneville-St. Privat am 18. August finden die Leser die Stellungen und Bewegungen der einzelnen Korps auf der linken Hälfte der Spezial-Karte von Metz und Umgegend eingezeichnet.

seiner Divisionen bei Richecourt und Flirey (resp. 1 Meile nordwestlich und nördlich von Bernécourt) angeordnet. Als der Befehl des OberKommandos am 17. Morgens 3 Uhr in Bernécourt eintraf, waren die Divisionen daher vereinigt und konnten ohne weitere Verzögerung den Marsch um 5 Uhr antreten. Kurz nach 3 Uhr Nachmittags erreichte das Garde-Korps nach einem beschleunigten Marsch von 412 Meilen in 10 Stunden die ihm zugewiesenen Bivouakplätze westlich von Mars la Tour zwischen diesem Dorf und Hannonville au Passage.

Das IV. Armee-Korps bei Saizeray und das II. Armee-Korps bei Buchy standen zu entfernt von der Straße Met-Mars la Tour (5 Meilen), um dieselbe noch am 17. erreichen zu können. Es wurde daher von der Heranziehung dieser beiden Korps abgesehen und bei den früher ergangenen Bestimmungen belassen, wonach das IV. ArmeeKorps am 17. über Sancey in der Richtung auf Commerch vorrücken, eventuell etwas gegen die Festung Toul unternehmen, das II. Armee-Korps aber Pont à Mousson erreichen sollte.

Von der I. Armee sollten, da fast sämmtliche französischen Streitkräfte das rechte Moselufer verlassen hatten, ein Ausfall aus Met gegen Osten oder Süden daher nicht zu befürchten stand, nur das I. Armee-Korps und die 3. Kavallerie-Division zur Beobachtung auf dem rechten Ufer zurückbleiben. Auf Befehl des Königs sollte daher General v. Steinmetz das VII. und VIII. Armee Korps, sowie die 1. Kavallerie-Division dem IX. Armee-Korps unmittelbar über die Mosel folgen lassen und in der Aufstellungslinie der versammelten Armee den rechten Flügel übernehmen. Beide Korps erreichten ihre Aufstellungen Nachmittags 1 Uhr, das VIII. Armee-Korps mit der 1. Kavallerie-Division westlich des Bois de St. Arnould, das VII. Armee-Korps in der Thalschlucht zwischen dem Bois des Ognons und Bois de Vaux. Die östliche Lisiere letteren Waldes war durch zwei Bataillone Infanterie- Regiments Nr. 13 und das 7. JägerBataillon besetzt; der Rest der 25. Infanterie-Brigade (GeneralMajor v. Osten- Sacken) stand zur Unterstützung dieser Vortruppen nördlich Ars sur Moselle. Die andere Brigade der 15. InfanterieDivision (die 26., General-Major v. d. Golz) war vom General v. Steinmetz bei Ars sur Moselle zu seiner ausschließlichen Disposition zurückbehalten und wurde an der nach Vaux führenden Straße aufgestellt. Die 14. Infanterie-Division (General-Lieutenant v. Kameke) stand im Grunde auf der Chaussee Ars-Gravelotte, mit der

Tete da, wo die Chauffee das Plateau ersteigt. Die nördliche Spize des Bois de Vaux war durch 1 Bataillon beseßt. Die Truppen des VIII. und VII. Armee-Korps hielten sich in ihrer verdeckten Aufstellung vollkommen ruhig; nur Seitens der Vortruppen des VII. Armee Korps waren im Bois de Vaux einzelne kleine feindliche Rekognoszirungen zurückzuweisen. Eine von General v. Steinmet persönlich unternommene Rekognoszirung füdlich von Gravelotte am Bois des Ognons ergab, daß der Feind nördlich von der Chaussee Gravelotte-Metz mit starken Kräften (sie wurden auf 3 Korps geschätzt) lagerte. Bei dem hellen Sonnenschein war das Lager vollständig zu übersehen und wurde erkannt, daß die Gehöfte St. Hubert und Le Point du jour an der Straße mit Infanterie, sowie mit Mitrailleusen besetzt waren, welche lettere auf jede sich zeigende preußische Patrouille sofort ihr Feuer eröffneten.

Die Schlacht bei Verneville

St. Privat (Gravelotte) am

18. August 1870.

Erste Aufstellung der beiderseitigen Armeen*) und Dispositionen für den 18. Auguft.

Marschall Bazaine hatte die der Rhein-Armee am 17. August zugewiesene Stellung auch für den 18. unverändert beibehalten und den Korpsführern die Weisung gegeben, die Positionen ihrer Korps fortifikatorisch in jeder Weise zu verstärken.

Hart westlich von Metz erhebt sich der linke Thalrand der Mosel schroff aufsteigend zu den Höhen von St. Quentin und Plappeville. Von hier fällt das vielfach durchschnittene, zum Theil bewaldete Terrain gegen Westen allmählig ab. Zwei große, schluchtartige, enge Thalniederungen durchsetzen den Westabfall der Höhen von St. Quentin und Plappeville, zunächst in einer Entfernung von 300 Schritt eine nach beiden Seiten steil abfallende Schlucht, welche südlich von St. Privat la Montagne beginnt, sich in südöstlicher Richtung über Châtel St. Germain fortsett und bei Moulins les

*) S. Spezialfarte von Metz und Umgebung.

Met in die Thalebene der Mosel ausmündet, sodann das tief eingeschnittene Thal des Mance-Baches, welches östlich von Verneville seinen Anfang nimmt, zuerst bis unterhalb der Mühle von Mance in südlicher Richtung streicht, dann aber unter einem rechten Winkel sich estwärts nach Ars wendet und hier in die Moselebene tritt. Auf dem zwischen diesen beiden Thalschluchten sich erhebenden zusammenhängenden Höhenterrain hatte die französische Armee ihre Aufstellung genommen. Der das ganze westliche Terrain überhöhende plateauartige Höhenzug nimmt bei Verneville eine Breite von 3500 Schritt, weiter südlich bei Rozerieulles eine solche von 6000 Schritt ein. Durch den südlichen Theil zieht sich die defileeartige große Chaussee von Meß nach Gravelotte in vielfachen Krümmungen. Gegen Westen dacht sich der Höhenzug ganz allmählich und stetig auf durchschnittlich 2000 Schritt ab, so daß das dem Angriff zugewendete Terrain Etagenfeuer aller Art außerordentlich begünstigt; außerdem werden dadurch gedeckte Aufstellungen dicht hinter der Krete ermöglicht, wogegen der Angreifer in flach aufsteigendem Terrain ohne jeden Schutz vorzugehen genöthigt ist. Die Abhänge des wie ein Festungsgraben westlich vorliegenden Mancethals sind bewaldet, ohne jedoch die Uebersicht und die Schußwirkung von der Höhenposition aus, zu beschränken.

Den rechten Flügel der französischen Aufstellung, welchen die Franzosen die Linien von Amanvillers nennen, bildete das VI. Korps (Canrobert) von Roncourt über St. Privat la Montagne bis Mare. Roncourt auf dem äußersten rechten Flügel war von der InfanterieDivision Lafont de Villiers, unterstützt durch eine Brigade der Division Tixier, besetzt. Auch St. Marie aux Chênes war besezt und das aus lauter massiven Häusern bestehende, hochgelegene und mit Umfassungsmauern versehene große Dorf St. Privat la Montagne als Hauptstüßpunkt des rechten Flügels zur nachhaltigen Vertheidigung hergerichtet. Dem VI. Korps war die Kavallerie-Division Barrail zugewiesen, welche, da sie nur 1 Regiment Chasseurs d'Afrique zählte, durch Zutheilung der Kavallerie-Brigade Bruchard des III. Korps (3 Chasseurs-Regimenter) am 17. auf 4 Kavallerie-Regimenter gebracht worden war.

Links vom VI. Korps dehnte sich das IV. Korps (L'Admirault) von Amanvillers bis Montigny la Grange, mit einem Avantposten bei Champenois aus. Es stand in zwei Treffen formirt, im ersten die Divisionen Cissey und Grenier, im zweiten die Division Lorencez.

Borbstaedt. Der deutsch-franz. Krieg.

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Merkwürdigerweise hatte General L'Admirault das nur 1000 Schritt vor seiner Front gelegene Bois de la Cusse nicht beseßt, sondern hielt es nur unter seinem Mitrailleusen- und Chassepotfeuer.

Das III. Korps (Le Boeuf) bildete das Centrum, mit dem rechten Flügel bei La Folie, mit dem linken bis gegen die Straße von Mez-Gravelotte gegen Point du jour. Vor der Front waren die Gehöfte La Folie, Leipzig, Moscou und der Wald von Genivaux besetzt. Eine etagenartige dreifache Reihe von Schüßengräben mit überhöhenden Geschüßemplacements machte die Stellung dieses Korps sehr stark.

Auf dem besonders durch das Terrain begünstigten linken Flügel war das II. Korps (Frossard) von der großen Chaussee bei Le Point du jour mit zurückgebogener Flanke bis Rozérieulles aufgestellt. Dasselbe hatte gleichfalls mehrere etagenartige Schüßengräben hintereinander angelegt, St. Hubert und den südlichen Theil des Waldes von Genivaux beseßt. Auf dem äußersten linken Flügel stand ein Bataillon des 97. Linien-Infanterie-Regiments in St. Ruffine und hinter demselben im Thale bei der Mühle Longeau die KavallerieDivision Forton.

Als Hauptreserve war dem Garde-Korps gleichfalls eine Stellung hinter dem linken Flügel bei Ban St. Martin zugewiesen. Auf den Höhen von St. Quentin und Plappeville war die gesammte ArtillerieReserve (120 Geschüße) aufgefahren, da die beiden Forts St. Quentin und des Carrières noch immer nicht armirt waren (!)*). Auf diesen, einen weiten Ueberblick des Terrains gewährenden Anhöhen hatte auch Marschall Bazaine seinen Standpunkt während der Schlacht gewählt und behielt denselben während des ganzen Tages.

Die Stellung der französischen Armee, sich von Roncourt bis St. Ruffine ausdehnend, hatte eine Frontlänge von 12 Meilen und bot für ein rein defensives Verhalten große Vortheile dar. Der linke Flügel auf fast unersteigbaren schroffen Höhen war besonders stark, wohingegen der rechte Flügel, ohne feste Stützpunkte im Terrain, mehr in der Luft schwebte. Marschall Bazaine hatte seine Pläne, mit der Armee Metz zu verlassen, noch immer nicht aufgegeben.

*) Demzufolge standen nach einer Angabe des Marschalls Bazaine am 18. August von den 540 Geschützen, welche die Rhein-Armee überhaupt zählte, nur 350 in der Gefechtslinie, von denen überdies mehrere Batterien ihre Munition am 17. nicht hatten ergänzen können, so daß sie sich bald verschossen hatten.

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