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Geschichte

der

darstellenden und projectiven Geometrie

mit besonderer Berücksichtigung

ihrer Begründung in Frankreich und Deutschland

und ihrer

wissenschaftlichen Pflege in Österreich.

Von

Professor Ferdinand Jos. Obenrauch.

Brünn, 1897.

Druck und Verlag der k. u. k. Hof-Buchhandlung
Carl Winiker.

Vorwort.

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Die darstellende Geometrie

schon seit mehreren Decennien geistiges Gemeingut aller Culturvölker besitzt trotz ihrer schon vor hundert Jahren erfolgten Begründung als Wissenschaft erst seit wenigen Jahren ein Werk, in welchem die Geschichte dieser Wissenschaft den ihr gebührenden Platz erhalten hat.

Es ist dies das bestens bekannte, durch seinen systematischen Aufbau ausgezeichnete Lehrbuch der darstellenden Geometrie vom Geh. Herrn Hofrath Dr. Chr. Wiener, o. ö. Professor der Mathematik an der Großherzogl. polytechnischen Hochschule in Karlsruhe, dessen erster Band im Jahre 1884 bei B. G. Teubner in Leipzig erschienen ist. In dem ersten Bande (Abschnitt I, S. 5—61) dieses von allen Fachmännern auf das beste aufgenommenen Werkes hat der geschätzte Verfasser die Geschichte der darstellenden Geometrie aufgenommen und bringt - wenn auch in gedrängter Kürze, so doch mit Berücksichtigung aller Fortschritte in dieser Wissenschaft die wichtigsten, alle speciellen Gebiete vertretenden Werke über darstellende und projective Geometrie zur Kenntnis des Studierenden.

Auch in den Werken „Die darstellende Geometrie, Leipzig 1871" (II. Aufl. 1875, III. Aufl. 1883-88) von Herrn Dr. Wilhelm Fiedler, Professor am Polytechnicum in Zürich, „Cours de Géométrie descriptive, Paris 1880" (II édit. 1886) von Herrn A. Mannheim, Professor an der École polytechnique, und „Darstellende und projective Geometrie, Wien 1882-85" von Herrn k. k. Regierungsrath Dr. A. G. V. Peschka, o. ö. Professor der darstellenden Geometrie an der k. k. technischen Hochschule in Wien, fand die Quellen-Literatur die ihr gebührende Berücksichtigung.

Die Begründung der descriptiven Geometrie als Wissenschaft und ihre Pflege in Frankreich hat in M. Chasles Werken „Aperçu historique sur l'origine et le développement des méthodes en Géométrie, Bruxelles 1838" (IIe édit. Paris 1875) und „Rapport sur les progrès de la Géométrie, Paris 1870" eine recht eingehende Besprechung gefunden.

Durch das Gesetz des Nationalconventes der ersten französischen Republik vom 30. October 1794 (9. brumaire an III) wurde die Errichtung der École normale in Paris beschlossen, und der größte

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französische Geometer des achtzehnten Jahrhundertes, Gaspard Monge erhielt die Erlaubnis, die von ihm begründete descriptive Geometrie, welche er bis zu diesem Zeitpunkte als Staatsgeheimnis wahren musste, öffentlich zu lehren.

Am 19. Jänner 1795 trat Monge im Jardin des plantes zu Paris vor ein aus 1500 hochbegabten Zöglingen aus allen Departements Frankreichs gebildetes Collegium, um zuerst dieses in die descriptive Geometrie als Wissenschaft einzuführen.

Der hundertjährige Bestand der darstellenden Geometrie. als Wissenschaft, ihre außerordentliche Verbreitung und hervorragende Stellung im Lehrplane der Real- und Gewerbeschulen und der technischen Hochschulen aller Culturstaaten, sowie die hundertjährige Wiederkehr des Geburtstages von Jakob Steiner, des größten Geometers Deutschlands und Begründers der projectiven Geometrie, waren die Ursachen, welche den Verfasser zur Veröffentlichung dieses Werkes veranlassten.

Der Verfasser fühlt sich schon an dieser Stelle verpflichtet, den Herrn Geheimen Hofräthen Dr. Christian Wiener, o. ö. Professor an der Großherzogl. polytechnischen Hochschule in Karlsruhe, Dr. Moritz Cantor, o. ö. Professor an der Universität zu Heidelberg und Dr. Oscar Schlömilch, em. Professor der höheren Mathematik an der königl. technischen Hochschule in Dresden, sowie Herrn A. Mannheim, Oberst im französischen Artillerie-Corps und Professor der descriptiven Geometrie an der École polytechnique zu Paris, und Herrn Dr. Gino Loria, Professor der höheren Geometrie an der Universität zu Genua, ferner den Herren k. k. Regierungsräthen Dr. G. A. V. Peschka und Joh. G. Schoen, o. ö. Professoren an der k. k. technischen Hochschule in Wien, sowie den Herren Hochschulprofessoren Karl Pelz in Graz und Franz Ruth in Prag für die Zusendung wertvoller, wissenschaftlicher Abhandlungen und für das Interesse, welches Sie diesem mathematisch - historischen Werke entgegen brachten, seinen verbindlichsten Dank auszusprechen.

Indem der Verfasser sich der angenehmen Hoffnung hingibt, allen Freunden der darstellenden und projectiven Geometrie mit diesem mathematisch-historischen Werke einen zeitgemäßen und erwünschten Beitrag zur Geschichte dieser Wissenschaften geliefert zu haben, dankt er dem bestens bekannten Herrn Verleger für die sorgfältige Ausstattung dieses Werkes.

Brünn, den 18. März 1896.

Der Verfasser.

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