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Bei dem ersten Rendezvous, währenddessen die Mannschaften des tiefen Schnees wegen stehenden Fußes sich an die Zäune und Häuser lehnten, um den müden Beinen wenigstens einige Ruhe zu gönnen, stieß zum ersten Male die Artillerie zur Division.

Letztere folgte sodann den Oesterreichern, welche bereits im Morgengrauen die Dannewerke überschritten hatten und in ein Gefecht bei Översee eingetreten

waren.

Die Avantgarde *) der Division, in deren Vorhut sich das I. und in deren Gros sich das Füsilier-Bataillon befanden, rückte auf dem sogenannten Ochsenwege vor und erreichte mit der Spize gegen 2 Uhr nachmittags die Flensburger Straße. Die Eintönigkeit des Marsches wurde plöglich durch ein allgemeines Hurrah unterbrochen, als der Adjutant des Füsilier-Bataillons, einen Dannebrog über seinem Kopfe schwingend, an der Kolonne vorüberjagte. Er hatte diese Trophäe in einem Bauernhause gefunden. Bald stieß man auf weitere Spuren des weichenden Feindes, wie auf zurückgelassene Gewehre, Käppis 2c., auch auf feindliche Soldaten, die es vorzogen, das fernere Kriegsleben als Gefangene zu verbringen. Der Marsch fiel in dem tiefen Schnee und bei dem hungrigen Magen recht schwer, zumal Niemand das Ziel kannte.

Da infolge der ungangbaren Wege vielen Kompagnieführern die Pferde fehlten und die vorhandenen Thiere auf dem zum Theil spiegelglatten gefrorenen Boden nicht recht zu brauchen waren, so gestaltete sich auch für die älteren Offiziere der ungewohnte Marsch zu einer ungemein anstrengenden Leistung.

Auf Anordnung des Generals v. der Mülbe schlug die Vorhut ihren Weg über Gammelund und Eggebek nach Tarp, Jerrishöe und Wanderup ein, ohne jedoch auf den Feind zu stoßen. Sie bezog nach zwölfftündigem, infolge des fortgesetzten Schneetreibens und der glatten Wege höchst ermüdendem Marsche 9 Uhr abends daselbst Quartiere. Der übrige Theil der Avantgarde bezog bei Eggebek, Langstedt und Bollingstedt Quartiere.

Vom Gros der Avantgarde hatten die 12. und 1 Zug der 11. Kompagnie auf besonderen Wegen zu marschiren. Erstere traf hierbei auf 16 von den Dänen zurückgelassene Geschütze, welche der Kommandantur von Schleswig übergeben wurden.

Das Füsilier-Bataillon versammelte sich am 7. Februar in Tarp und brach von dort bereits 3 Uhr morgens auf, um zum I. Bataillon zu stoßen. Der Marsch wurde auf der Flensburger Straße, sodann nach Vereinigung der beiden Bataillone über Christiansthal auf Bau und Krusau fortgesetzt. Der Feind hatte die dortige, flüchtig zur Vertheidigung eingerichtete Stellung verlassen. Die Avantgarde erreichte gegen 2 Uhr nachmittags die Gegend südlich Norder-Schmedeby und setzte in der Nacht bei Schneegestöber Vorposten unter Oberst v. Oppell bei

*) Vorhut: Oberst v. Oppell. I. 4. Garde-Gren.-Regt., 1/2 I./Kür.-Regt. 6, 3. 6 pfdge. Garde Batterie. Gros der Avantgarde: Oberst v. d. Groeben. F./4. Garde-Gren.-Regt., 3. Garde-Regt., 1/2 1., 2., 4./Kür.-Regt. 6, 4. 6 pfdge. Batt. Art. Brig. 6. Die leztgenannte, vom 3. Februar an dem II. Korps unterstellte Batterie trat an diesem Tage zum III. Korps über und schloß sich der Avantgarde desselben bei Schuby an.

Kollund, Kitschelund, Norder-Schmedeby und Bau auf den beschneiten Feldern aus. Patrouillen wurden in der Richtung auf Osterholz und Hönschnap, wo feindliche Vortruppen gemeldet waren, vorgeschickt. Das Gros des III. Korps, das am 6. Februar weit hinter seiner Avantgarde zurückgeblieben war, erreichte im Laufe des 7. Flensburg. Während des 8. Februar gingen Patrouillen in der Richtung. auf Gravenstein und Apenrade vor und fanden letzteren Ort vom Feinde verlassen. Die am 9. Februar gegen Rinkenis ausgeführten Rekognoszirungen ergaben, daß der Feind in höchster Eile nach der Düppelstellung abgezogen war. Ueberall fand man weggeworfene Tornister und Waffen, auch zwei gefüllte Munitionswagen für gezogene Geschüße wurden eingebracht. Die Gefangenen sagten aus, daß die Düppeler Schanzen geräumt wären und die Dänen alles Material nach Alsen hinüberschafften.

Der Feldmarschall ordnete infolge dieser Nachrichten für den 10. Februar größere Rekognoszirungen an.

Am 9. Februar, 7 Uhr abends, ging der Befehl zum Vormarsch der 9. Februar 1864. Avantgarde gegen Gravenstein ein, der der das Gros am anderen Morgen folgen sollte.

Die bisher in vorderer Linie verwandten, wiederum der Avantgarde zugetheilten Bataillone des Regiments (1. und Füs.) brachen 71⁄2 Uhr abends auf. Ihnen voraus marschirten die 1. und 2. Schwadron Zieten-Husaren.

Der Marsch gestaltete sich äußerst mühevoll, da die Wege bei der strengen Kälte mit Glatteis bedeckt und von Schneemassen zugeweht waren, Schnee und Hagel den Truppen ins Gesicht peitschten und heftige Augenschmerzen verursachten.

Der Regimentsstab und das Füsilier-Bataillon blieben in Gravenstein, während das I. Bataillon mit 1 Schwadron Zieten-Husaren nach Azbüll vorgeschoben wurde, wo es erst am Morgen des 10. gegen 41/2 Uhr eintraf und Vorposten in der Linie Azbüll-Fischbek bezog.

Die Anstrengungen, welche die Bataillone in diesen Tagen zu ertragen hatten, waren sehr bedeutende. Besonders groß waren sie bei der 3. Kompagnie gewesen, die zehn Tage hindurch theils im Vorpostendienst, theils bei der Verfolgung fast ununterbrochen angestrengt thätig gewesen war. Ihr wurden daher auch 50 Thaler zuerkannt, welche ein Fabrikbesiger für diejenige Kompagnie ausgesezt hatte, die bei der Garde-Division die größten Anstrengungen gehabt hätte.

7. Kapitel.

Rekognoszirung gegen Nübel am 10. Februar, Märsche nach Kolding und
Fredericia, Gefecht bei Gudsoe am 8. März.

Am Vormittag des 10. Februar um 9 Uhr unternahm Major v. Beeren 10. Februar 1864. mit der 2. Kompagnie eine Rekognoszirung gegen Nübel, wo feindliche Vorposten gemeldet waren.

Unter Befehl des Hauptmanns v. Arnim griff die Kompagnie dänische Infanterie, welche hinter Knicks ausgeschwärmt war, an, warf dieselbe nach kurzem Feuergefecht bis in den Wald Büffelkoppel zurück und stellte fest, daß der Feind

11. Februar 1864.

15. Februar 1864.

17. Februar 1864.

letzteren besetzt hielt. Prinz Albrecht von Preußen (Vater) und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, welche beim Gefecht zugegen waren, lobten das brave Verhalten der Kompagnie in hohem Maße.

Ein verwundeter Unteroffizier, Sergeant Zeit, erhielt für sein tapferes Verhalten das mecklenburgische Verdienstkreuz.

Am 11. Februar wurden die Vorposten der Garde- Division durch das 1. Korps abgelöst. Die Division erhielt den Befehl, sich bei Apenrade zu sammeln und Vorposten gegen Norden auszusetzen. Auf dem Marsche dorthin waren die Wege derartig verschneit, daß Pioniersektionen vorausgeschickt werden mußten, um dieselben gangbar zu machen. Apenrade wurde am 11. von dem visherigen. Gros der Division erreicht. Am 13. wurde der Vormarsch fortgesetzt, nachdem die Truppen einen Tag geruht hatten. Am folgenden Tage rückte die Avantgarde bis in Höhe von Hadersleben vor.

Am 15. Februar, einem Ruhetag, traf das Garde - Hujaren - Regiment in Hadersleben ein, welches aus seiner Garnijon der Feld-Armee nachgesandt worden war. Den 17. Februar überschritt die Avantgarde die jütische Grenze und schob ihre Vorposten bis südlich Vonsild vor. Das Gros stand am Abend dieses Tages etwa in der Linie Christiansfeld-Stepping.

Vom Regiment bezogen der Regimentsstab und das Füsilier-Bataillon in Christiansfeld selbst Quartiere, das 1. Bataillon in mehreren Dörfern südlich dieser Stadt.

Das II. und III. Korps waren, da die Belagerung der Düppeler Schanzen voraussichtlich eine zeitraubende, der Uebergang nach Alsen ungemein schwierig sein würde, dazu ausersehen, Jütland in Besiß zu nehmen.

Da Oesterreich sich aber weigerte, die Grenze zu überschreiten, wurde am 16. Februar 1864 von Seiner Majestät dem König ein gleiches Verbot erlassen. Doch rückte Oberst v. Bentheim am 18. Februar, nachdem die Dänen, infolge der preußischen Truppenansammlungen dicht vor ihrer Front, aus Kolding abgezogen waren, in die Stadt ein und besetzte die nördlich vorliegenden Anhöhen. GardeHusaren waren mit dänischen Dragonern in Berührung gekommen. Eine Berfolgung des Feindes über Kolding hinaus wurde am 19. Februar Allerhöchsten Ortes untersagt, von dem Oberkommando jedoch auf die Möglichkeit eines überraschenden feindlichen Angriffs hingewiesen und zur Aufmerksamkeit ermahnt.

Das III. Korps seyte daher Kolding in Vertheidigungszustand und schob die Vorposten ungefähr 400 Schritt nördlich der Stadt vor, wo sie an einzelnen Gehöften und Knicks geeignete Stützpunkte fanden.

Von dem als Besatzung des Kronwerks in Rendsburg zurückgebliebenen II. Bataillon waren nach Räumung der Dannewerke auf Befehl des Oberkommandos am 15. Februar zwei Kompagnien (5., 8.) unter Hauptmann v. Gliszczynski nach Friedrichstadt detachirt werden, um das dort von den Dänen zurückgelassene Material zu übernehmen.

Sie blieben hier bis zum 25. und trafen am 27. in Stubbum beim II. Bataillon wieder ein. Inzwischen waren die 6. und 7. Kompagnie in Rendsburg

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durch Truppen der 10. Infanterie Brigade abgelöst worden und am 17. zum Regiment zurückgekehrt.

Die Kantonnements des Regiments in und um Christiansfeld blieben bis zum 2. März ziemlich unverändert. Das 11. Bataillon hatte seit seinem Eintreffen beim Regiment die Dörfer Aller und Heils belegt. Zum Schuß der Küsten wurden häufig Offizierpatrouillen nach dem Strande, besonders nach dem vorzüglichen Landeplay Heilsminde, geschickt, auch hatte das I. Bataillon einen Posten auf der Stamlingbank, einer Erhebung von etwa 200 Fuß, welche eine prachtvolle Rundschau über die Umgegend, namentlich auf das Meer und das gegenüberliegende Fünen gewährt, ausgestellt.

Das 1. Bataillon trat am 3. März zur Avantgarde über und erhielt 3. März 1864. Kolding als Unterkunft zugewiesen, das erste Quartier auf wirklich dänischem Boden.

Vom 2. März an war mit Rücksicht auf den demnächstigen Vormarsch der Schwerpunkt der Vertheidigung von dem südlichen nach dem nördlichen Thalrand verlegt.

Während der linke Flügel der neuen Stellung sich bei Harte an die KoldingAa, der rechte bei Petersbjerggaard an den Kolding-Fjord lehnte, hielt die Mitte eine etwa 1 km nördlich Kolding gelegene Windmühle besetzt. Die Eingänge der Stadt Kolding wurden verbarrikadirt, Schüßengräben angelegt, durch die Gärten Kolonnenwege gebrochen, kurz alle Maßnahmen behufs hartnäckiger Vertheidigung getroffen. Auf dem hohen Schloßberge, der die Kolding-Föhrde beherrscht, richteten sich zwei Batterien ein.

Ueber die Kolding-Aa führten bei Kolding eine steinerne und zwei Laufbrücken, bei Seest zwei Laufbrücken und ferner bei Eistrup ein vorher von den Dänen zerstörter, jetzt wiederhergestellter Uebergang.

Das II. Bataillon wurde nach Stenderup und Umgegend verlegt, um an Stelle des I. Bataillons 4. Garde-Regiments 3. F. die Bewachung der seit dem 20. Februar dort errichteten Strand-Batterie zu übernehmen.

Die eigentliche Batteriebedeckung, welche unter den Kompagnien, mit der 8. beginnend, wechselte, war in den Gehöften unmittelbar am Strande untergebracht, während in einem weiter landeinwärts gelegenen Oberförsterhaus ein stehendes Detachement von 1 Offizier und 50 Mann lag.

Am 5. März erfolgte auf einem Plaze bei Vonsild die feierliche Aushändigung 5. März 1864. der von Seiner Majestät dem Könige an Mannschaften der kombinirten GardeInfanterie-Division in Anerkennung ihrer bei den Rekognoszirungsgefechten bewiesenen Tapferkeit allergnädigst verliehenen Militär-Ehrenzeichen 2. Klasse. Es war dazu das III. Korps (cinzelne Truppentheile durch Abordnungen vertreten) im Viereck aufgestellt.

Den Belichenen heftete Seine Königliche Hoheit der Kronprinz in Gegenwart des General-Feldmarschalls Frhrn. v. Wrangel die Dekorationen eigenhändig an die Brust und reichte denselben unter Worten der Anerkennung die Hand. Zu den so Ausgezeichneten gehörten vom Regiment:

1. der Portepeefähnrich Friedrich Maximilian Braumüller der 11. Kompagnie, 2. der Unteroffizier Karl August Volmerhaus der 10. Kompagnie.

7. März 1864.

Hierauf hielt Seine Königliche Hoheit eine längere Ansprache an die Truppen, in der er hervorhob, daß es ihm zur hohen Freude gereiche, diesen Tag und die Vertheilung der von Seiner Majestät verliehenen Auszeichnungen erlebt zu haben. Er forderte die Truppen auf, auch ferner zu beweisen, daß in ihnen der alte preußische Soldatengeist sortlebe und brachte zum Schluß ein Hoch auf Seine Majestät den König und seinen hohen Verbündeten, den Kaiser von Oesterreich, aus. Die Truppen präsentirten unter den Klängen der preußischen Nationalhymne, der die österreichische folgte. Ein erhebender, unvergeßlicher Moment.

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Nach Beendigung dieser Feierlichkeit beglückwünschte der Oberbefehlshaber Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen dazu, daß er am 27. Februar vor Düppel gerade 50 Jahre nach dem Tage, an welchem König Wilhelm sich bei Bar sur Aube das Eiserne Kreuz und den St. Georgs-Orden erworben zum ersten Mal im Feuer gestanden und von seinem Königlichen Vater die Schwerter zum Rothen Adler-Orden erhalten hatte. Im Anschluß an diesen Glückwunsch forderte der Feldmarschall die Truppen auf, Seiner Königlichen Hoheit und der Königlichen Familie ein begeistertes Hoch auszubringen.

Die Division marschirte sodann unter Führung des Generallieutenants v. der Mülbe vor Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und dem General-Feldmarschall vorbei, neben welchen die mit den Ehrenzeichen Geschmückten sich aufstellen durften. An demselben Tage wurde nachstehender Befehl bekannt gemacht:

Ich bedaure, daß bei der so ehrenvollen Vertheilung der Allerhöchst verliehenen Ehrenzeichen durch Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen nicht alle diejenigen haben berücksichtigt werden können, welche außer den Dekorirten von ihren Vorgeseßten in Anerkennung ihrer vortrefflichen Haltung vor dem Feinde gleichfalls in Vorschlag gebracht waren. Ich nehme deshalb Gelegenheit, dem pp. Feldwebel Gebauer, Sergeant Josef Zeit. Unteroffizier Hermann Dalpke vom Grenadier-Regiment Königin Augusta hierdurch mein Lob und meinen Beifall öffentlich auszusprechen.

Der Generallieutenant.
v. der Mülbe."

Infolge der Ermächtigung, welche der Feldmarschall am 6. März aus Berlin erhielt, mit den in Nordschleswig versammelten Theilen der verbündeten Armee in Jütland weiter vorzurücken, wurden Vorbereitungen getroffen, um mit dem 8. März diese Bewegungen in der Richtung auf Fredericia und auf Veile beginnen zu können.

Am 7. März, mittags 12 Uhr, traf beim Regiment der Befehl ein, daß alle Truppen des III. Korps sich nachmittags 5 Uhr in und um Kolding bezw. bei Seeft und Harte zu versammeln hätten, da das Korps laut Anordnung des Oberkommandos am 8. März auf Fredericia vorgehen und den Feind hinter dessen Wälle zurückwerfen sollte.

Regimentsstab und Füsilier-Bataillon rückten demzufolge zur befohlenen Zeit in Kolding ein, wo letteres in Alarmhäuser untergebracht wurde. Der Abmarsch des II. Bataillons verzögerte sich bis gegen 4 Uhr abends, weil gerade bei Ankunft

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