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Hier ist heiliger Boden, hier sollte man die Schuhe ausziehen, wenn man spazieren geht . . . Hier links ist die Terrasse der Feuillants; dort rechts, wo sich jezt die Nue Rivoli hinzicht, hielt der Klub der Jakobiner seine Sizungen . . . Hier vor uns, im Tuileriengebäude, donnerte der Konvent, die Titanenversammlung, wogegen Bonaparte mit seinem Blitvogel nur wie ein kleiner Supiter erscheint . . . dort gegenüber grüßt uns die Place Louis XVI., wo das große Exempel statuiert wurde

Und zwischen beiden, zwischen Schloss und Richtplatz, zwischen Feuillants und Jakobinerklub, in der Mitte, der heilige Wald, wo jeder Baum ein blühender Freiheitsbaum

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An diesen alten Kastanienbäumen in dem Tuiferiengarten sind aber mitunter sehr morsche Äste, und eben in dem Augenblicke, wo Börne die obige Phrase schließen wollte, brach mit lautem Gekrach ein Ast jener Bäume, und mit voller Wucht aus bedeutender Höhe herunterstürzend, hätte er uns Beide schier zerschmettert, wenn wir nicht hastig zur Seite sprangen. Börne, welcher nicht so schnell wie ich sich rettete, ward von einem Zweige des fallenden Astes an der Hand verlegt, und brummte verdrießlich: „Ein böses Zeichen!"

Viertes Buch.

Heine's Werke. Bb. XII.

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Und dennoch beurkundete das Fest von Hambach einen großen Fortschritt, zumal wenn man es mit jenem anderen Feste vergleicht, das einst ebenfalls zur Verherrlichung gemeinsamer Volksinteressen auf der Wartburg stattfand. Nur in AuBendingen, in Zufälligkeiten, sind sich beide Bergfeier sehr ähnlich; keineswegs ihrem tieferen Wesen nach. Der Geist, der sich auf Hambach aussprach, ist grundverschieden von dem Geiste, oder vielmehr von dem Gespenste, das auf der Wartburg seinen Spuk trieb. Dort, auf Hambach, jubelte die moderne Zeit ihre Sonnenaufgangslieder und mit der ganzen Menschheit ward Brüderschaft getrunken; hier aber, auf der Wartburg, frächzte die Vergangenheit ihren obskuren Rabengesang, und bei Fackellicht wurden Dummheiten gesagt und gethan, die

des blödsinnigsten Mittelalters würdig waren! Auf Hambach hielt der französische Liberalismus seine trunkensten Bergpredigten, und sprach man auch viel Unvernünftiges, so ward doch die Vernunft selber anerkannt als jene höchste Autorität, die da bindet und löset und den Geseßen ihre Geseße vorschreibt; auf der Wartburg hingegen herrschte jener beschränkte Teutomanismus, der Viel von Liebe und Glaube greinte, dessen Liebe aber nichts Anders war, als Hass des Fremden, und dessen Glaube nur in der Unvernunft bestand, und der in seiner Unwisfenheit nichts Besseres zu erfinden wusste, als Bücher zu verbrennen! Ich sage: Unwissenheit, denn in dieser Beziehung war jene frühere Opposition, die wir unter dem Namen „die Altdeutschen" kennen, noch großartiger als die neuere Opposition, obgleich diese nicht gar besonders durch Gelehrsamkeit glänzt. Eben Derjenige, welcher das Bücherverbrennen auf der Wartburg in Vorschlag brachte, war auch zugleich das unwissendste Geschöpf, das je auf Erden turnte und altdeutsche Lesarten herausgabwahrhaftig, dieses Subjekt hätte auch Bröder's lateinische Grammatik ins Feuer werfen sollen!

Sonderbar! trog ihrer Unwissenheit hatten die sogenannten Altdeutschen von der deutschen Gelahrtheit einen gewissen Pedantismus geborgt, der eben

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