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Singspiele, darunter eines in drei und eines in zwei Acten, zu vollenden.

Die Sinfonien sind jene in B und D '). Die erstere scheint niemals zu öffentlicher Aufführung gelangt zu sein; von jener in D wurde der letzte Satz in einem Gesellschaftsconcert in Wien (am 2. Dec. 1860) als „sinfonisches Fragment" zuerst aufgeführt und erfreute in hohem Grade durch seine Originalität, Frische und Formvollendung 2).

Die Opern und Singspiele sind der Zeit der Entstehung nach folgende: „Der vierjährige Posten“ (Mai), Fernando" (Juli), „Claudine von Villabella (Juli und August) und „Die beiden Freunde von Salamanka (November und December). Auch „Der Spiegelritter", „Der Minnesänger") und „Adrast"

1) Die Sinfonie in B wurde, wie auf dem, in Händen des Herrn Dr. Schneider befindlichen Manuscript zu ersehen ist, am 10. December 1814 begonnen und am 24. März 1815 beendet. Sie besteht aus vier Säßen: Einem Largo †, als Einleitung zu einem Allegro vivace, einem Andante in Es, einem Menuet mit Trio in Es und dem Finale: Presto vivace in B-Dur ; die Sinfonie in D (mit dem Datum 24. Mai 1815 auf der Original - Partitur) hat ebenfalls vier Sätze: ein Adagio maestoso 3, ein Allegro con brio übergehend, ein Allegretto, einen Menuet mit Trio (Allegro vivace D-Dur 3) und das Finale (Presto vivace D-Dur g).

2) Die übrigen Fragmente bildeten: der erste und zweite Satz der tragischen Sinfonie in C-Moll (1816) und das Scherzo der sechsten in C (comp. 1818).

3) In C. M. v. Webers Biografie (von Max Weber) wird einer Operette gleichen Namens erwähnt.

(welche beide letteren sich aber bis jetzt nicht vorgefunden haben) dürften in eben diese Periode fallen.

„Der vierjährige Posten", Operette in einem Act von Theodor Körner, wurde am 13. Mai beendet'). Der Inhalt des Stückes ist folgender: Duval war als Feind mit seinem Regimente in ein deutsches Grenzdorf gekommen und hatte auf einem nahen Hügel die Wache bezogen. Als das Regiment weiter marschirte, vergaß man ihn abzulösen. Müde vom langen Wachstehen, steigt er Abends in das Dorf herab und vernimmt, daß seine Cameraden bereits fortgezogen seien. Er beschließt im Dorfe zu bleiben, lernt Käthchen, die Tochter des Dorfrichters Walther, kennen und heirathet sie. Der Zufall will, daß dasselbe Regiment nach vier Jahren wieder durch das Dorf marschirt- und damit beginnt das Stück. Duval befürchtend, daß er als Ausreißer vor ein Kriegsgericht gestellt werden könnte, ersinnt folgende List: Er stellt sich in seiner Uniform wieder auf jenen Posten, von welchem er nicht abgelöst worden war, und da der Hauptmann, der ihn erkennt, den Soldaten befiehlt, ihn als Deserteur gefangen zu nehmen, droht Duval, sich auf das Recht der Wache stüßend, jeden, der ihm nahe kommen würde, zu erschießen.

1) Die Original-Partitur ist im Besitz des Herrn Dr. Schneider. - Auf dem Titelblatt des Körner'schen Singspieles findet sich folgende Bemerkung: Die Absicht des Dichters war, daß dieses Singspiel durchgängig wie ein Finale componirt werden sollte. Auf diese Art ist es von Steinaker in Musik gesetzt und im Theater an der Wien aufgeführt worden." Steinaker (Carl), 1785 in Leipzig geboren, studirte in Wien und schrieb mehrere Operetten, darunter „Die Bedette". Er machte, wie Körner, den Befreiungskrieg mit und starb 1815.

Während dieses Wortwechsels mit dem Hauptmann und den Soldaten erscheint der General, der, von dem ganzen Hergang in Kenntniß gesezt, dem vierjährigen Posten Pardon ertheilt und ihm einen ehrenvollen Abschied ausstellen läßt.

Das Stück, zum Theil in Prosa, zum Theil in gereimten Versen verfaßt, enthält neun Scenen, und Schubert's Musik dazu, nebst der ziemlich umfangreichen (56 Seiten im Manuscript ausfüllenden) Ouverture, acht Nummern. Die Ouverture (comp. 13–16. Mai) beginnt mit einem Larghetto (D-Dur ) als Einleitung zu einem lebhaften Sat, welcher bis zum Schluß ohne Unterbrechung fortbraust. Die Introduction (Allegretto con moto B-Dur g, comp. 8. Mai) besteht aus einem Chor der Landleute, an welchem Käthe (Sopran), Duval (Tenor) und Walter (Baß) im Soloterzett theilnehmen. Auf diesen felgt ein Duett zwischen Duval und Käthchen; sodann ein Vocalterzett dieser beiden und Walthers, ein kurzes Recitativ Veit's und eine große Gebet- Arie Käthchens 1). Ein Marsch, aus der Ferne ertönend, und der damit zusammenhängende Soldatenchor (tempo di marcia B-Dur, begleitet von Oboe, Clarinette, Fagott, Horn und Trompeten), sodann ein Ensemble und der Schluß chor mit Soloquartett bilden die noch übrigen Musikstücke der Operette, in welcher der gesprochene Dialog eine bedeutende Rolle spielt.

1) Der erste Theil der Arie (Adagio Es-Dur ) ist von Clarinette, Horn und Fagott begleitet; in dem Allegro affettuoso (E-Moll ), welches mit den Worten beginnt: „Nein, das kannst du nicht gebieten“, tritt die volle Orchesterbegleitung ein. Die Arie liegt sehr hoch und ist schwierig auszuführen.

v. Kreißle, Franz Schubert.

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Zur Aufführung im Theater ist das Singspiel nie gelangt; der Soldatenchor, ein munteres, charakteristisches Musikstück, wurde im Jahre 1860 in einer Abendunterhaltung des Wiener Singvereins" mit Beifall zu Gehör gebracht1).

Zu Schubert's Convictgenossen zählte, wie bereits erwähnt worden, auch Albert Stadler, welcher nach des Ersteren Austritt aus der Anstalt noch in derselben verblieb und im Jahre 1815 das zweite Jahr der juridischen Studien absolvirte. Er kam mit dem damaligen Lichtenthaler Schulgehülfen öfters zusammen, und da dieser um jene Zeit von einer wahren Leidenschaft, Opern zu componiren, besessen war, und in der That auch eine Oper nach der andern in Angriff nahm, machte sich Stadler anheischig, für ihn ein kleines Drama zu verfassen, welches Anerbieten Schubert mit Freuden aufnahm. So entstand Fernando, ein Stück, in welchem (wie der Verfasser desselben jezt darüber urtheilt) ,,dem Blitz und Donner, Schmerz und Thränen, als Lieblingsvorwürfen schwärmerischer Jugend,“ eine Hauptrolle zugedacht ist. Die Musik dazu wurde innerhalb sechs Tagen componirt. Schubert erschien bei Stadler mit der fertigen Partitur 2), die sie denn auch sogleich durchnahmen.

') Das musikalische Detail der im Jahre 1815 componirten Singspiele ist mir, einige Musikstücke ausgenommen, nicht bekannt geworden. Die Operette: „Der vierjährige Posten“ ist auch von Reineke componirt.

2) Auf der Original-Partitur (im Besitz des Herrn Dr. Schneider) steht geschrieben:

Fernando,

ein Singspiel in Einem Aufzug von A.... St.... Die Musik ist von Franz Schubert, Schüler des Herrn Salieri. Den 3. Juli 1815 angefangen. den 9. Juli geendigt.

Dann ward die Arbeit bei Seite gelegt und weder Dichter noch Componist haben sich mehr darum bekümmert.

Die in dem Singspiele (verfaßt im April 1815) vorkommenden Personen sind: Fernando de la Porta, Eleonore seine Gattin, Filipp deren zwölfjähriger Sohn, ein Bauer, ein Jäger und ein Köhler.

Die Handlung spielt in einer rauhen Gegend der Pyrenäen in der Nachtzeit und währt bis zum anbrechenden Morgen.

Der Inhalt des Stückes, in welchem übrigens der gesprochene Dialog ') einen viel größeren Raum einnimmt, als der gesangliche Theil, ist folgender: Fernando de la Porta hat den Bruder seines Weibes erschlagen, weil dieser ihn verläumderischer Weise eines Verbrechens angeklagt hatte, und ist nach Verübung dieser That entflohen. Das Inquisitionsgericht verurtheilte den Mörder zum Tod und setzte einen Preis auf seinen Kopf. Einflußreiche Freunde erwirkten später (nach Aufhebung der Inquisition) seine Begnadigung, wovon aber Fernando, der sich in die Pyrenäen zurückgezogen hat und dort als Eremit verkleidet lebt, keine Kunde zugekommen ist. Eleonore, die, überzeugt von der Unschuld ihres Gatten, ihm das an dem Bruder im Jähzorn verübte Verbrechen verziehen, macht sich mit ihrem Sohne auf, um Fernando zu suchen und ihn seiner Familie wiederzugeben. In der Nähe der Klausner-Hütte angelangt, werden sie von einem Gewitter überfallen; Filipp, im Dunkel sich verirrend, verliert seine Mutter aus den Augen und ruft wehklagend ihren

Das Textbuch umfaßt 42 vollgeschriebene Seiten.

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