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Niemand durfte solche Differenzen eigenmächtig selbst ausgleichen, sondern war strenge gehalten, das Ergebniss seiner Arbeit, mochte sie nun mit dem Nachbarn stimmen oder nicht, thatsächlich getreu als unverfälschten Behelf zur allgemeinen Zusammenstellung einzuliefern.

Unter der Direction des k. k. militärisch-geographischen Institutes in Wien, wohin nach beendeter Sommerfeldarbeit die Unterdirectoren, Trigonometer und Mappeure einberufen wurden, erfolgte nun diese Zusammenstellung des gewonnenen Materiales mit Berücksichtigung des verschiedenartigen Grades der Verlässlichkeit in der Weise, dass vorerst auf Grund der vollkommen gelungenen trigonometrischen Triangulirung die Coordinaten aller trigonometrischen Punkte auf die südliche Fortsetzung des Sectionsnetzes von Siebenbürgen berechnet und, daselbst eingetragen, als unumstösslich fest angesehen wurden.

Hierauf wurden in dasselbe Netz die graphischen Triangulirungen der Unterdirectoren eingeschaltet, von denen jedes Tischblatt nach Vorschrift eine erhebliche Anzahl identischer Punkte mit der trigonometrischen Triangulirung aufzuweisen hatte. Der Vergleich beider Arbeiten zeigte eine so befriedigende Übereinstimmung, dass selbe Jeden, der mit der Schwierigkeit des Gegenstandes vertraut ist, auf's Höchste überraschen, den Betheiligten aber zu nicht geringem Verdienste angerechnet werden muss.

Die wahrgenommenen Unterschiede zwischen der trigonometrischen und der graphischen Bestimmung identischer Punkte haben nämlich auch nicht ein einziges Mal jene Grenze überschritten, welche an und für sich durch die Abweichung der Kugeloberfläche der Erde von der vollkommenen Ebene des Tischbrettes, auf welcher graphisch triangulirt wurde, bei so grossen Strecken und dem kleinen Massstabe nothwendig bedingt wird. Der grösste dieser Unterschiede betrug 28 Klafter. Dabei war der graphische Triangulator vom Hochgebirge der südwestlichen Grenze von Siebenbürgen ausgegangen, hatte im Masse 1 Zoll = 2133 Klftr. = 1/153.600 der Natur gearbeitet, und die directe Entfernung von seiner Basis bis zu dem trigonometrischen Punkte Dealu Oltului bei Slatina, wo sich dieser Fehler zeigte, beträgt 47.000 Klafter, d. i. 11 Meilen.

Wird nun erwogen, dass der eben genannte Punkt durch die trigonometrische Bestimmung vollkommen sichergestellt, demnach die ermittelte Differenz bei Benützung der graphischen Triangulirung in Rechnung gezogen und allmählich nach rückwärts gegen die Basis der letzteren hin ausgeglichen wurde, so darf man wohl behaupten, dass die Genauigkeit, mit Hinblick auf die blos militärischen Anforderungen an eine Landesaufnahme, unter den obwaltenden Umständen nichts zu wünschen übrig lässt.

Der Fehler der trigonometrischen Triangulirung selbst betrag an der gemeinsamen Anstossseite der von West und Ost herkommenden Umfangsketten bei einer Seitenlänge von 11.000 Klafter nur 1/3 Klafter, demnach 1/33.000 der betreffenden Dreieckseite. Ein Ergebniss, welches mit Rücksicht auf die sonst allgemein geduldete grössere Fehlergrenze von 1/20.000 bis 1/18.000 als sehr befriedigend bezeichnet werden muss.

Aber auch die Detailaufnahmen der einzelnen Mappeure gaben, wie gesagt, für militärische Anforderungen vollkommen befriedigende Resultate, indem man zu ihrer Berichtigung, wenn sich solche nöthig zeigte, die trigonometrische oder graphische Triangu

lirung identischer Punkte in Anschlag brachte, was in Folge der getroffenen Einleitungen allenthalben geschehen konnte.

In einigen Fällen ergab sich zwar allerdings, dass der Mappeur in ein grösseres oder kleineres als das vorgeschriebene Mass von 800° auf einen Zoll gerathen war. Der Vergleich mit der graphischen Triangulirung des Unterdirectors nöthigte alsdann zur Verkleinerung oder Vergrösserung des geometrischen Bildes, je nach dem ermittelten Verhältnisse. Dadurch ward aber auch fast immer die genaue Übereinstimmung des Anstosses benachbarter Aufnahmsstrecken erzielt, ohne der Ähnlichkeit der Figur Abbruch zu thun.

Eigentliche Verzerrungen kamen nur in äusserst wenigen Fällen und nur in solchen Gegenden vor, wo der Unterschied von einigen Klaftern auf die Meile in militärischer Beziehung ganz ohne Belang ist.

Es war dies namentlich in der Ausdehnung einer einzelnen Quadratmeile, am Kreuzschnitte der Grenzen von vier Unterdirectionen, in der kleinen Walachei südlich von Strehaia der Fall, wo in grosser Entfernung von allen überhöhenden Punkten ganz flache, bewaldete und breite Landrücken bei völlig beschränkter Aussicht die Triangulirung in hohem Grade erschwerten, und nur das allmähliche Weiterarbeiten in den baumfreien Senkungen oder mit der Boussole durch Wälder gestatteten. Hier allein ereignete es sich, das die vier aneinander grenzenden Aufnahmsblätter nach vorgenommener Berichtigung ihres allgemeinen Masses an den Rändern des Anstosses noch eine unliebsame, doch, wie bereits gesagt, in militärischer Beziehung keineswegs erhebliche Verschiebung des Gerippes erleiden mussten, um die gleichnamigen Punkte vollkommen übereinstimmen zu machen.

Mit Ausnahme der Garde hatte jedes Armeecorps, ausser der Divisionsartillerie, eine Reserve von 4, 5, auch 6 Batterien zu 6 Geschützen. Obschon es in Folge der ungleichen Stärke der Divisionen nicht leicht möglich ist, genau zu bestimmen, wie viel Geschütze auf 1000 Mann kamen, so lässt sich doch annehmen, dass die in der französischen Armee bestehende Norm, nämlich 2 Geschütze, eingehalten war. Endlich war der Division als Reserve auch noch eine Cavalleriedivision oder mindestens eine Escadron beigegeben.

Der Stab des Armeecorps bestand aus einem Chef des Generalstabes (3 derselben waren Generale, 3 Oberste); einem Artilleriecommandanten (sämmtliche 6 Generale); einem Commandanten des Genie (3 waren Generale, 3 Oberste für die Garde, 1 Hauptmann); einem Intendanten und einem Profossen, Gendarmeriofficieren, einer grossen Zahl von Assistenten zumeist Officiere.

Die sardinische Organisation im Jahre 1859.

Die sardinische Armee bestand aus 5 Infanterie- und 1 Cavalleriedivision. Die Organisation der ersteren war in soweit analog mit jener in der französischen Armee, dass jede Division aus 2 Brigaden und die Brigade aus 2 Linienregimentern bestand; nur war die Formation der letzteren in etwas verschieden; überdies befand sich bei jeder Brigade ein Bataillon Bersaglieri, welches jedoch nur aus 4 statt aus 8 Compagnien bestand.

Die Linienregimenter bestanden aus 4 Bataillons zu 4 Compagnien; die 4 Bataillons, welche unter dem Commando des Oberstlieutenants, das Depôt zu bilden bestimmt waren, mussten diesmal mit in's Feld, und neue Depotbataillons wurden aufgestellt. Jede Compagnie hatte 1 Hauptmann, 3 Subalternofficiere und 160 Mann, wonach für das Bataillon 640 und das Regiment 2560 Mann sich ergaben. Die Linienregimenter hatten 1 Obersten, 1 Oberstlieutenant mit 3 Majors, 1 Regimentsadjutanten, 4 Bataillonsadjutanten (Lieutenants) und 4 Fähnriche. Das Verhältniss der Stabsofficiere zu den Hauptleuten war dasselbe wie in der französischen Armee; hiezu traten noch 78 Regimentsofficiere; es entfielen daher im Regimente 1 Officier auf 33 Mann; in den Compagnien auf 40. Das Verhältniss der Subalternofficiere zu den Hauptleuten war jedoch viel grösser, nämlich 3:1 statt 2:1.

Die Bersaglieri-Bataillons waren ähnlich formirt und 650 Mann stark.

Die Brigade hätte daher, da sie aus 2 Linienregimentern und einem Bersaglieribataillon bestand, 5770 und die Division 11.540 Mann stark gewesen sein müssen. (Die Divisionen waren jedoch nie complet. Obschon bei 30.000 Freiwillige in die Armee eingetreten waren, hatte doch die Armee einen Abgang ven 9000 bis 10.000 Mann.)

Der Brigadestab bestand aus 1 Generalmajor, 1 Hauptmann des Generalstabs, 1 dem Generalstab zugetheilten Subalternofficier und 1 Subintendanten. Der Divisionsstab mit einem Generallieutenant an der Spitze bestand aus einem Chef des Generalstabs, Oberst oder Oberstlieutenant, in einem Falle nur Major; zwei Hauptleuten des Generalstabs und 3 dem Generalstabe zugetheilten Officieren, 1 Major als Geniecommandanten, einem Intendanten mit 2 Subintendanten, Gendarmeriecommandanten u. s. w.

Dem Organisationsentwurfe gemäss, hätte jede Division 3 Batterien à 8 Geschütze besitzen sollen; es scheint jedoch, dass anfangs wenige Batterien mehr als 6 Geschütze bespannt hatten; ferner ein leichtes Cavallerieregiment à 4 Escadrons; eine Compagnie Sapeurs und Mineurs und 3 Sectionen Fuhrwesen. Die 1. Section fur den Artilleriepark; die 2. für den Sapeur-, Mineur- und Pontonierpark; die 3. für den Stab und die Ambulancen. Hiezu kamen noch 30 Bagagewägen für die 18 Bataillous und einige 60 gemiethete Wägen für das Commissariat, endlich noch 260 verschiedene Fahrzeuge für Ambulancen, chirurgische Instrumente u. s. w.

Der Kern der aus Freiwilligen, Urlaubern und Provincialsoldaten (eine Classe Conscribirter, die jährlich ausgehoben und nach einem 50tägigen Exerciren wieder mit Urlaub entlassen wurden und zur Completirung der Armee in Kriegszeiten bestimmt waren) ergänzten Armee bestand aus 5 Classen, die im Regimente von 1 bis 5 Jahre präsent waren. Im Laufe des Feldzuges zeigte es sich, dass ein grosser Theil der Provincialsoldaten und der älteren Urlauber, bevor noch ein Schuss erfolgte, in die Lazarethe gewandert war.

Man machte in diesem Feldzuge nebstbei noch die Erfahrung, dass die Bataillons zu 4 Compagnien und die dreigliederige Formation nicht entsprechen; man entschloss sich daher im Jahre 1862 zu einer neuen Organisation, nach welcher gegenwärtig die 3 Feldbataillons der Infanterieregimenter aus 6 Compagnien à 150 Mann sammt Officieren und einem Depot von 205 Mann bestehen. Die Bersaglieribataillons bleiben wie sie waren. Die Brigaden bestehen aus 2 Linienregimentern, die Divisionen aus 2 Brigaden; nur befindet sich in jeder Brigade ein leichtes Infanteriebataillon (Bersaglieri). Die 6 Armeecorps haben zwei oder drei, in einem Falle 4 Infanteriedivisionen.

Die österreichische Organisation im Jahre 1859.

Ein neuerer Schriftsteller hat den Grundsatz aufgestellt, dass die Formation der Truppen permanent, ihre Organisation dagegen veränderlich sein müsse. Bei der Organisation der österreichischen Armee scheint man von dem entgegengesetzten Grundsatze ausgegangen zu sein. Das Armee corps hatte eine regelmässige und permanente Organisation; die Unterabtheilungen jedoch bis hinah zum Bataillon und der Compagnie waren sehr unregelmässig und veränderlich zusammengestellt.

Das Armeecorps bestand gleichmässig aus zwei Divisionen. Von diesen zwei Divisionen hatte die eine drei, die andere zwei Brigaden. In Folge von Detachirungen gab es jedoch zwei oder drei Armee corps, in welchen jede Division nur aus zwei Brigaden bestand, was übrigens nur eine Ausnahme von der Regel war.

Die Brigade bestand aus 4 Bataillons Infanterie, 1 Bataillon Jäger oder Grenzinfanterie, 1 Batterie und in den meisten Fällen 1 Escadron Cavallerie. Weder in der Stärke noch in der Formation der Bataillone bestand eine Gleichförmigkeit; die letztere war noch überdies veränderlich.

Im Frieden bestand das Linien-Infanterieregiment aus 3 Feld- und 1 Depôtbataillon zu je 6 Compagnien. Die 1., 7., 13. und 19. Compagnie eines Regiments bestand aus Grenadieren.

Wurde das Regiment auf den Kriegsstand gebracht, so traten folgende Formationsveränderungen ein, nämlich: Die Grenadiercompagnien wurden von ihren Bataillons getrennt, und anstatt ihrer 4 neue Compagnien aufgestellt, das 4. Bataillon wurde auf den Kriegsstand versetzt und vorzugsweise zum Garnisonsdienste verwendet (in manchen Fällen bildete man eigene Feldbrigaden aus denselben), und fünfte, ja sogar sechste Bataillons wurden aufgestellt, um als Reserven und Depôts verwendet zu werden. Auf diese Weise geschah es, dass ein auf dem Friedensfusse befindliches Regiment von 4 Bataillons in allen Fällen in eines mit 6, und in vielen mit 7 Bataillons verwandelt wurde. Obschon dadurch sich sehr zahlreiche Beförderungen ergaben, so erfolgte dagegen hieraus der Nachtheil, dass kaum ein Bataillon mit seinen früheren Officieren in's Feld rückte; die Unterofficiere waren sowohl unter sich, als der Mannschaft gegenüber fremd, und da die Compagnien von 60, oder in Italien von 100 Mann auf 180 Mann gebracht worden sind, so befand sich die ganze Linieninfanterie nahezu in dem Verhältnisse einer erst neu aufgestellten und organisirten Truppe.

Das Verhältniss derjenigen Soldaten, welche unmittelbar vor dem Ausbruche des Krieges präsent waren und abgerichtet in's Feld rückten, dürfte kaum 40 Procent betragen haben; wovon 20 Procent zwei, die andern 20 Procent nur ein Jahr dienten; die übrigen 60 Procent bestanden aus / Urlaubern und 1 Recruten.

Zu diesen Übelständen gesellte sich noch die erst kürzlich, vor dem Beginne des Feldzuges, durchgeführte Bewaffnung mit neuen Präcisionsgewehren; den Urlaubern und Recruten war der Gebrauch derselben gänzlich fremd.

Die Formation der Jägerbataillons und der Artillerie blieb ungeändert. Die Zahl der neu einberufenen Urlauber und Recruten war bei beiden sehr gross. Die Jäger benahmen sich sehr gut; die Artillerie mit Bravour und Ausdauer. Die Cavallerie war, ohne eine Veränderung erfahren zu haben, in's Feld gerückt.

Die Stärke der Brigaden schwankte zwischen 5.000 und 5.400 Mann.

Das Verhältniss der Officiere, zumal der subalternen, zum Mannschaftsstande war offenbar zu gering. Die innere Organisation der Brigade war gleichfalls nicht entsprechend; von den 5 Bataillonen bildeten 4 einen administrativen Körper unter dem Obersten, das 5. einen getrennten unter einem Major. Es bestanden keine Halbbrigaden; der Oberst hatte als Führer keine bestimmte Function; die Brigade konnte nur als eine einzige Masse verwendet werden.

Die Truppendivision bestand nur nominell als das Aggregat von Brigaden ohne Zusammenhang.

Vor dem Kriege von 1859 wurde in England behauptet, dass der österreichische Generalstab der bestorganisirte in Europa wäre; nach dem Kriege gab man irriger Weise der entgegengesetzten Meinung Raum.

An Geschützen hatten die Österreicher in der ersten Linie nahezu die gleiche Zahl wie die Franzosen; im Ganzen jedoch 31⁄2 per Tausend Mann. Die Franzosen hatten bei Solferino und Magenta 40 bis 50 Geschütze ihrer Reserve- und Divisionsartillerie in eine Masse vereinigt, die mit grossem Erfolge wirkten; die Österreicher hatten fast nie 20 Geschütze zusammengestellt. Die Ursache davon kann nur der mangelhaften Organisation der Artilleriecommanden, und dem Umstand, dass man den Brigaden erforderlichen Falls die Batterien nicht wegnehmen durfte, zugeschrieben werden. Dje französische Division hatte einen Stabsofficier als Commandanten der 2 Batterien; das Armeecorps einen General der Artillerie mit dem erforderlichen Stabe als Commandanten der Reservebatterien. Ein Zusammenziehen der Divisions- und Reservegeschütze auf einem gegebenen Punkte konnte daher leicht vor sich gehen.

Die Genietruppen standen ausschliesslich dem Armeecommandanten zur Verfügung. In den Brigaden befanden sich Infanterieabtheilungen, welche nur nothdürftig im Pionnierdienste unterrichtet waren.

Seit dem Jahre 1859 sind in der österreichischen Armee grosse Veränderungen zum Bessern eingetreten; nur bleibt es bemerkenswerth, dass man die Truppendivision ganz abgeschafft hat. Es wird von nun an das Armeecorps eine blosse Zusammenstellung von Brigaden; die Armee wird daher mit Massen von nicht ganz 5000 Mann statt mit 10 bis 12.000, wie bei den Franzosen, operiren müssen.

Die preussische Organisation vor dem Jahre 1860.

Die preussische Organisation war von den meisten der vorhin angegebenen Mängel nicht frei. Die Organisation des Armeecorps ist permanent; jene der einzelnen Theile der Brigade

dagegen veränderlich. Die Ursache davon mag ausser anderen Ursachen zunächst die Ökonomie sein; die Divisionseintheilung erfordert zahlreichere Stäbe und kostet daher mehr.

Die preussische Garde war bisher nahezu wie die französische organisirt. Die 1. Brigade bestand aus: 1 Garde-Jägerbataillon; dem 1. Regimente Garden zu Fuss à 3 Bataillons; dem 1. Regimente Gardelandwehr, 3 Bataillons, zusammen 7 Bataillons; die 2. Brigade: 2 Regimenter Garden zu Fuss, 2 Regimenter Gardelandwehr, zusammen 6 Bataillons. Die 3. Brigade hatte 1 Garde-Schützenbataillon, das 1. Grenadier-, das 3. Garde-Landwehrregiment, zusammen 7 Bataillons. Die 4. Brigade bestand aus dem 2. Grenadier-, dem 4. Garde-Landwehrregiment, zusammen 6 Bataillons.

Die ersten zwei Brigaden formirten mit dem Reserve - Garderegiment zu 2 Bataillons die 1. Infanteriedivision; die letzteren zwei die zweite.

Jedes Armeecorps bestand aus 2 Infanteriedivisionen und 1 Cavalleriebrigade; die letztere regimenterweise jeder der erstern zugetheilt. Die Infanteriebrigade bestand aus 2 Linienregimentern und 1 Regiment Landwehr zu 3 Bataillons und einer Batterie von 8 Geschützen. Eine Brigade in jedem Corps hatte ein schwaches Jäger- oder Schützenbataillon, mithin bestand das Armeecorps aus 25 Bataillons.

Jedes Corps besass ausserdem noch eine Cavalleriebrigade (die Garde zwei) und 1 Artillerieregiment mit 12 Batterien. (Zieht man davon die in den Brigaden eingetheilten ab, so bleiben 48 bis 56 Geschütze für die Reserve übrig), ein Pionnierdetachement, ein Train von 166 Wägen für das Commissariat, 36 Sanitätswägen, 40 Wägen für den Artilleriepark, 40 Pontonwägen und 13 Regiments-Bagagewägen.

Die Divisionseintheilung ist nur nominell.

Die preussische Brigade ist zwar in Halbbrigaden eingetheilt, steht jedoch in jeder andern Beziehung der österreichischen nach.

Das Verhältniss der Officiere zur Mannschaft ist im Regimente 1:43, in den Compagnien nahezu 1:49.

In einem Armeecorps stellen sich kaum mehr als 3 Geschütze auf 1000 Mann heraus.

Der Brigadestab besteht in Preussen aus: 1 General, 1 Hauptmann des Generalstabs, 1 Adjutanteo, 1 Subalternofficier; der Divisionsstab aus: 1 General, 1 Hauptmann vom Generalstab, 1 Hauptmann, 1 Subalternofficier; der Stab des Generaladjutanten: 1 Unterintendant; GeneralQuartiermeisterstab: 1 Stabsofficier, 1 Hauptmann, 2 Lieutenants; zum Stabe des Generaladjutanten gehören noch: 1 Oberst, Regimentscommandant von der Artillerie, 1 Genie-Hauptmann, 1 Intendant.

Bei den Stäben ist in Preussen das Ersparungssystem auf die Spitze getrieben; das Avancement geht sehr langsam von Statten; die meisten Brigade- und Divisionscommandanten werden, selbst in Kriegszeiten, provisorisch von im Range niederer Gestellten eingenommen. In der Mehrzahl der deutschen Armeen wird eine Macht auf den Beinen gehalten, die mit den Hilfsquellen des bezüglichen Landes in keinem Verhältnisse steht. Die natürliche Folge davon ist: Ein hohes Budget, ein schlechtes Verhältniss der Officiere zum Mannschaftsstande, schlechte Beförderung, alte Officiere und trotz des grossen Standes bringen die deutschen Armeen im Kriegsfalle nicht mehr als 70 Procent in's Feld, weil die Erfahrung lehrt, dass in grossen Compagnien und Escadronen die Kampfunfähigen in einem grösseren Verhältnisse vorkommen als in kleinen.

Es hat den Anschein, als hegte die gesammte deutsche Nation die ungesunde Idee, die möglichst grosse Zahl halbabgerichteter und lose organisirter Truppen auf den Beinen zu halten. Dies kann nur zu Unfällen und Schwäche führen, was für England durchaus kein Gewinn ist. Der gegenwärtige König von Preussen, in richtiger Erkenntniss der Mängel des Landwehrsystems und der kurzen Dienstzeit, befahl bei der neuen Armeeorganisation die Ausschliessung der Landwehr vom Dienste im Felde, creirte an deren Stelle 32 neue Linienregimenter und setzte die 3jährige Dienstzeit fest.

Die englische Organisation.

Das englische Bataillonssystem schmiegt sich jeder Organisations form leicht an. Beim Beginne des Krimkrieges wurden Brigaden von 3 Bataillons in der Stärke von 2500 Mann unter dem Commando von Obersten gebildet; im Grunde genommen, waren es nur Halbbrigaden; zwei derselben vereinigten sich unter dem Commando eines Generallieutenants zu sogenannten Divisionen, während es in der That nur Brigaden waren. Seither zeigt sich jedoch in England, nach dem Vorbilde des von Österreich aufgelassenen Systems, das Streben, die Zahl der Bataillons in den Brigaden zu vermehren, was nach dem früher Gesagten nicht zu billigen ist.

Im Ganzen genommen ist die englische Organisation nicht schlechter, ja vielleicht noch besser als die mancher anderer Armeen; zu den schwächsten Punkten derselben gehören ein vernunft widriges Stabssystem und die Desertion. Schliesslich ergibt sich noch die Frage, ob jemand sich schon Rechenschaft abgelegt hat über die Zahl der erforderlichen Generale und Stabsofficiere der Freiwilligen, und woher sie zu nehmen sein werden.

Der britische Soldat.

Eine Schilderung des Lebens und der Verhältnisse des britischen Soldaten vom Zeitpunkte der Anwerbung bis zur Vollstreckung seiner 21jährigen Dienstzeit nach den Aufzeichnungen eines aus dem Mannschaftsstande vorgerückten Officiers.

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