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auch Rücksichten auf die dem Kaiserstaate befreundeten deutschen Regierungen nehmen zu müssen, deren Allianz im Kriegsfalle allem Anscheine nach nur dann gesichert war, wenn Österreich nicht als der angreifende

Theil erschien.

Um der hunderttausend Mann willen, welche diese Regierungen unter obiger Voraussetzung zu Gunsten Österreichs in die Wagschale des Krieges legen konnten, zumeist aber aus Rücksicht auf die Erhaltung des Friedens überhaupt, sollten die Rüstungen nur in dem Masse geschehen, als dieselben bei den beiden Gegnern fortschritten.

Das Bedenkliche eines solchen Vorganges, der grosse Gefahren in sich barg und wohl schon manchen Feldzug Österreichs im Keime hatte verunglücken lassen, ward zwar nicht verkannt, und namentlich war es FML. Baron Henikstein, der bei der besseren Organisation und bei weitem rascheren Mobilisirbarkeit der preussischen Armee auf die Beschleunigung der Aufstellung der eigenen Armee wiederholt Nachdruck legte.

Es blieben jedoch die diplomatischen und finanziellen Motive die massgebenderen, und es wurden somit zwar alle nöthigen Anstalten zur seinerzeitigen raschen Mobilisirung der Armee getroffen, diese selbst aber ward, bis auf einige kleine Truppenbewegungen, möglichst lange hinausgeschoben 1).

Der Minister des Äussern, FML. Graf Mensdorff, äusserte sich noch am 20. April mit Bezug auf ein ihm von Seiner Majestät dem Kaiser übergebenes militärisches Memoire, welches die Nothwendigkeit der Rüstungsbeschleunigung betonte, „dass er viel zu sehr Militär sei, um das Begründete dieser Anschauung nicht einzusehen, und dass die von dem kaiserlichen Cabinete ein„geschlagene Richtung allerdings etwas Gewagtes hätte, dass aber auch die „durch eine Aufstellung der Armee herbeigeführte Situation nicht ohne Ge„fahren sein würde. Alles, was bisher diplomatisch geschehen, wäre darauf „gerichtet gewesen, Preussen die Handhabe zur Aggression aus der Hand zu ,,winden. Gelänge dieses, so würde Österreich sich damit politisch und ,,finanziell besser stellen."

Der Minister war daher dafür, den Eindruck seiner letzten nach Berlin und Paris gerichteten Depeschen noch abzuwarten.

1) Vom k. k. Kriegs-Ministerium wurden alle Entwürfe derart vorbereitet, dass die Mobilisirung und Ausrüstung der ganzen Armee (Einberufung der Urlauber, Ankauf der Pferde, Betheilung der Truppen mit denselben und mit Fuhrwerken etc. etc.) binnen 7 Wochen beendet, und die Truppen und Anstalten innerhalb derselben Zeit an ihren Concentrirungs- oder sonstigen Bestimmungsorten eingetroffen sein konnten.

Die Rüstungen Italiens waren indessen so drohend geworden, dass schon am 21. April zur Mobilisirung der Süd-Armee und bald auch zu jener der Nord-Armee geschritten werden musste.

Was die Frage anbelangt, wo die Nord-Armee ihren ersten Aufmarsch zu vollziehen hätte, so äusserte sich der Generalstabs - Chef der Armee schon in der Conferenz-Sitzung am 14. März dahin, dass der günstigste Sammelpunkt für diese Armee die Gegend bei Olmütz wäre, entgegen allen sonstigen für einen ähnlichen Kriegsfall verfassten Entwürfen, welche den strategischen Aufmarsch der Armee in Böhmen wollten.

Wir werden auf diesen Gedanken später noch, wenn wir auf den Kriegsplan näher einzugehen Gelegenheit finden, zurückkommen.

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Vorläufig sei nur erwähnt, dass FML. Baron Henikstein bei seinem Vorschlage, die Nord-Armee in Mähren statt in Böhmen aufzustellen, zunächst von der Voraussetzung ausging, dass die preussische Armee in überlegener Zahl viel früher ihre Mobilisirung beendet haben würde, als die österreichische dies bei dem ihren Rüstungen zu Grunde liegenden diplomatischen Gedanken erreichen könnte, und dass dann der Aufmarsch der letzteren in Böhmen -- sei es, dass die preussische Armee in Böhmen oder in Mähren einbräche sich nicht mehr würde bewerkstelligen lassen. Die erste Versammlung der Nord-Armee hatte demnach bei Olmütz zu geschehen, mit Ausnahme des ersten Armee-Corps, das schon in Böhmen stand, und einer leichten Cavallerie-Division, die gleichfalls dort zusammengezogen werden sollte. Diese beiden Armee-Abtheilungen sollten beim Ausbruche des Krieges die königlich sächsische Armee in Böhmen aufnehmen und sich dann mit dieser, nach Ermessen des Armee-Commandanten, näher gegen die Haupt-Armee ziehen.

Was die Armeen der süddeutschen Staaten betrifft, so ward in der Conferenz-Sitzung vom 13. Mai der Gedanke ausgesprochen, dass die bayerische Armee gegen Hof und Erfurt vorzuschieben sein würde, um sich dann im weiteren Verlaufe der Operationen an der mittleren Elbe mit der kaiserlichen Armee zu vereinigen.

Das 8. Bundes-Armee-Corps sollte Mainz als Sammel- und Stützpunkt betrachten und die Linie Frankfurt-Mainz schützen.

Obwohl alle Voreinleitungen des kaiserlichen Kriegsministeriums immer darauf abgezielt hatten, die Mobilisirung der ganzen Armee mit Einem Male in's Werk zu setzen, so erfolgte diese Mobilisirung doch nach der jeweiligen diplomatischen Situation in verschiedenen Zeiträumen.

In der langen sechswöchentlichen 1. Periode, vom 2. März bis 12. April, welche preussischerseits als eine Zeit beständiger militärischer

Herausforderungen zu Gegenrüstungen bezeichnet ward, ergingen nur unwesentliche Anordnungen und fanden nur geringfügige Truppenbewegungen statt. Es wurden unbedeutende Dislocationsveränderungen bei einzelnen Truppenabtheilungen vorgenommen, die Ausfassung der Bagagekarren und Munitionswagen bei mehreren Truppenkörpern, dann die Erhöhung des Standes an Mann und Pferden bei einigen Batterien angeordnet.

Die II. Pe iode (13. bis 25. April) umfasste die Completirung der gesammten Feld-Artillerie an Mannschaft, den Befehl zum Beginne des Pferdeankaufes, die Aufstellung der Cadres bei den Fuhrwesen-Abtheilungen, die gänzliche Mobilisirung der Süd-Armee, die Completirung des grössten Theiles der Grenz-Regimenter, dann der Depôt-Körper bei den italienischen Infanterie-Regimentern und Jäger-Bataillons, des Kaiser-JägerDepôt-Bataillons, endlich die Einberufung aller Urlauber, Reservisten und Recruten aus den italienischen Ergänzungs-Bezirken.

In der III. Periode (25. April bis 7. Mai) erfolgten die Befehle zur vollständigen Mobilisirung der Nord-Armee, zur Absendung der Besatzungen in die Festungen des nördlichen Kriegsschauplatzes, und Versetzung der Depôt-Körper aller Truppen auf den vollen Kriegsstand.

In die IV. Periode (Anfangs Mai bis Ende Juni) fielen endlich jene Anordnungen, welche die möglichste Verstärkung der beiden operirenden Armeen zum Zwecke hatten: Aufstellung der 5. Infanterie-Bataillons und der Jäger-Depôt-Divisionen, Errichtung von 20 combinirten Infanterie- und 5 combinirten Jäger-Bataillons, Formirung von 3 neuen Brigaden, Vornahme einer zweiten Recruten-Aushebung.

Am 2. März erging vom Kriegsministerium der Befehl, die HuszarenRegimenter Nr. 2 und 7 (in Galizien), die Uhlanen-Regimenter Nr. 3, 6, 9 und 10 und die Batterien Nr. 3 und 4 des 12. und Nr. 1, 2, 4, 8 des 10. Artillerie-Regiments (in Siebenbürgen und im Banate) marschfertig zu machen.

Am 14. März wurden die Huszaren-Regimenter Nr. 5 und 8 aus Oberösterreich, das Infanterie-Regiment Nr. 18 von Pest, und die Brigade General-Major Ringelsheim von Krakau nach Böhmen; die 4. Bataillons der Regimenter Nr. 20, 40 und 57, und das Infanterie-Regiment Nr. 37 (von Lemberg) nach Krakau; die Huszaren - Regimenter Nr. 2 und 7 gegen Krakau; die früher genannten 4 Uhlanen-Regimenter gegen Wien, endlich die Batterien aus dem Banate und aus Siebenbürgen, dann die in Croatien befindlichen Batterien Nr. 5, 6 und 8 des 6. Artillerie-Regiments zu ihren Regimentern beordert 1).

1) Das Huszaren - Regiment Nr. 5 langte vom 4. bis 12. April in Melnik und Umgebung, Nr. 8. vom 6. bis 11. April in Lobositz an.

Das Regiment Nr. 18 ging am 15. und 16. mittelst Eisenbahn ab und wurde mit 2 Bataillons nach Josephstadt, mit 1 Bataillon nach Königgrätz verlegt.

Am 16. März wurden die ersten Festungs-Compagnien des 2. und 4. Artillerie-Regiments von Wien mittelst Eisenbahn nach Josephstadt und Königgrätz, am 20. das 30. Jäger-Bataillon von Wien nach Teschen abgesendet; das 24. Jäger-Bataillon und die Infanterie-Regimenter Nr. 71 und 74 (deren Ausscheidung aus dem Verbande der Armee in Italien schon im Monate Februar, gelegentlich des unter friedlichen Verhältnissen für das Frühjahr beabsichtigten Dislocationswechsels, angeordnet war) wurden am 17. unter Commando des GM. Grafen Rothkirch mittelst Eisenbahn nach Wien beordert, und trafen diese Truppen vom 29. bis 31. März hier ein.

Am 24. März wurden die beiden Huszaren - Regimenter Nr. 6 und 14 von Bochnia und Rzeszow nach Mähren bestimmt 1).

Die Brigade General - Major Ringelsheim traf auf der Eisenbahn vom 24. bis 27. März in Theresienstadt ein, wo der Stab und 2 Bataillons des Infanterie-Regiments Nr. 42 blieben; das 26. Jäger-Bataillon wurde nach Bürgstein und Haida, das 3. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 42 nach Leitmeritz, das Infanterie-Regiment Nr. 73 nach Auscha, Grabern, Neuschloss und Böhmisch-Leipa verlegt.

Die drei vierten Bataillons und das Infanterie-Regiment Nr. 37 kamen vom 22. bis 24. März in Krakau an. Zum Ersatz derselben wurden das 1. und 2. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 67 (aus Stanislau) und das Infanterie-Regiment Nr. 68 (aus Zalesczyki, Tarnopol und Czernowitz) nach Lemberg gezogen, wo sie Ende März und Anfangs April eintrafen.

Die Uhlanen - Regimenter und die Batterien aus Siebenbürgen konnten der grossen Entfernungen wegen erst von Mitte April bis Mitte Mai in Nieder-Österreich, die Batterien in Pest einlangen.

Für die vier Uhlanen-Regimenter waren folgende Dislocationen bestimmt: Uhlanen - Regiment Nr. 3 nach Stockerau und Concurrenz (traf zwischen dem 6. und 14. Mai ein),

Uhlanen-Regiment Nr. 7 nach Bruck a. d. Leitha und Concurrenz (traf zwischen dem 14. und 18. April ein),

Uhlanen - Regiment Nr. 9 nach Himberg und Concurrenz (traf zwischen dem 9. und 12. April hier ein),

Uhlanen - Regiment Nr. 10 nach Gross - Enzersdorf (traf zwischen dem 11. und 16. Mai ein).

Das Huszaren-Regiment Nr. 2 traf vom 9. bis 11. April in der Dislocation Bochnia und Concurrenz, das Huszaren - Regiment Nr. 7 vom 3. bis 7. April in der Dislocation Rzeszow und Concurrenz ein.

Vom Huszaren-Regimente Nr. 2 wurde der Regiments-Stab am 11. April nach Krakau, die 4. Escadron am 17. April nach Myslenice, die 5. Escadron nach Wadowice translocirt.

Die Batterien des 6. Artillerie-Regiments trafen zwischen dem 6. und 11. April in Wiener-Neustadt, jene des 12. zur selben Zeit in Comorn ein.

') Dieselben brachen vom 29. März bis 3. April èscadronsweise aus ihren Stationen auf. Das Huszaren-Regiment Nr. 6 rückte vom 12. bis 18. April in MährischNeustadt und Concurrenz, das Huszaren-Regiment Nr. 14 vom 19. bis 24. April in den Rayon von Weisskirchen, der Regimentsstab am 21. in Olmütz ein.

Am selben Tage befahl das Kriegsministerium:

die Batterien Nr. 2, 4, 5, 6 des 1.) Artillerie-Regiments (zu Bri2. gade-Batterien des I., II. u. IV.

1, 2, 3, 4

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1, 2, 3, 4

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4. Armee-Corps bestimmt),

2, 3, 4, 5, 6, 11. Artillerie-Regiments (für die 1. u.

2. leichte Cavallerie-Division bestimmt) successive mit Mann und Pferd auf jenen höhern Stand zu setzen, von welchem dieselben eventuell unter Beiziehung von 405 Stück schweren Zugpferden von den FriedenstransportsEscadrons sich in der kürzesten Zeit auf den Kriegsstand an Pferden bringen und marschbereit machen konnten.

Am 14. April befahl das Kriegs-Ministerium, die Batterien sämmtlicher 12 Feld-Artillerie-Regimenter (mit Ausnahme der Batterie Nr. 1/I in Mainz) auf den Kriegsstand an Mannschaft zu setzen.

Die Pferde-Assent-Commissionen: Prag mit dem Filiale Budweis, Warasdin, Radautz als Filiale von Drohobycze, Gratz, Brünn und Hatschein waren sofort zu activiren, und hatte bei denselben, sowie bei den in Wien, Pesth, Drohobycze, Olchowce, Krakau und Nimburg bereits bestehenden Assent-Commissionen der Pferde-Ankauf unverzüglich zu beginnen.

Mit aller Energie sollte dahin gewirkt werden, dass die Artillerie-Regimenter binnen 14 Tagen ihren Pferdebedarf an sich zögen.

Am 18. April ordnete das Kriegs-Ministerium die Aufstellung der Cadres für die Fuhrwesen - Abtheilungen, ferner jene des ArmeePark-Bespannungs-Commando's sammt den zugehörigen FuhrwesenFeld-Inspectionen und den 19 Armee-Park-Bespannungs-Escadrons an.

Die Friedens-Transports-Escadrons wurden angewiesen, ihre schweren Zugpferde nach der hinausgegebenen Repartition, und nach Mass, als sie Ersatz an leichten Zugpferden bekommen würden, successive an die ArtillerieRegimenter abzugeben.

Die für die nördlichen Festungen designirten Génieund Festungs-Artillerie-Compagnien (jedoch ausschliesslich der noch nicht aufgestellten 5. Festungs-Compagnien) wurden am 13. April dahin beordert und trafen bis 1. Mai an ihren Bestimmungsorten ein ').

Alle früher erwähnten Infanterie- und Cavallerie-Körper, die in Galizien liegenden 5 leichten Cavallerie-Regimenter, alle Cavallerie-Regimenter des Ofner Generalats, alle Infanterie-Körper des Prager und Brünner Generalats, das Infanterie-Regiment Nr. 10 und das 12. und 16. Jäger-Bataillon (letztere 3 in Siebenbürgen), das DragonerRegiment Nr. 1 und das Huszaren - Regiment Nr. 1, welche am 13. und 14. April zur Armee in Italien abmarschirten, dann Nr. 10, 5, 8, endlich alle Truppen der SüdArmee hatten ihren Feldbedarf an Fuhrwerken an sich zu ziehen.

1) Da nach dem Abmarsch der für die nördlichen Festungen bestimmten Festungs-Artillerie-Compagnien nur die 1. und 2. Festungs-Compagnie des 6. Artillerie

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