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Kavallerie und Artillerie vermochten keinen Antheil zu nehmen, sie blieben vorläufig noch unbeschäftigt.

Die Brücke über die Aupa ist durch eine Barrikade gesperrt. Man hat Hausthüren und Bohnenstangen, Fässer und Gartengitter durcheinander geworfen, aber für dergleichen Dinge sind die Pioniere bei der Hand; mit raschen Griffen wird das Hinderniß beseitigt.

Eine Compagnie Vorsichtig dringen General von Bonin,

Unterdessen sind Detachements um die Stadt herumgeschickt, von allen Seiten ziehen die Pickelhauben oder Käppis der preußischen Jäger heran. des 1. Regimentes (Kronprinz) naht sich von rechts der Stadt. die Plänkler in die Straße - aber es ist kein Feind zu sehen. welcher sich bei der Vorhut befindet, giebt Befehl, mit dem Vorschreiten inne zu halten. Die Häuser und Läden sind geschlossen, die Vorhänge an den großen Gebäuden der reichen Fabrikbesizer niedergelassen. Nach und nach lassen sich Menschen sehen, die Behörden erscheinen und da man schon in Libau gehört hatte, daß die Einwohner Trautenau's gegen die Preußen gut gesinnt seien, ward eine höfliche, fast freundliche Unterredung mit den versammelten Behörden und Bürgern geführt. Die Hauptfrage war: „Befindet sich österreichisches Militär in der Stadt?" Die Leute von Trautenau verneinten dies auf das Entschiedenste. Obwohl von preußischen Soldaten behauptet wird, daß bei der Barrikade an der Aupa-Brücke schon abgesessene österreichische Dragoner bemerkt worden seien, scheint diese Annahme bei den kommandirenden doch keinen Glauben gefunden zu haben, den Zusicherungen der städtischen Behörden trauend ward der Befehl zum Vormarsch gegeben. Schnell schieben sich die Têten der Avantgarde vor. Voran die litthauischen Dragoner (Nr. 1), ganz gewaltig stramme Burschen mit breiten Schultern, Kerle, die fest im Sattel sizen, als wären sie eingewachsen.

Es sind die Burschen, die dem York'schen Namen alle Ehre machen werden, in denen der Geist zu leben scheint, der ihre Vorfahren einst beseelte in vielen blutigen Treffen. Möckern und der vom Heckenfeuer der Franzosen vertheidigte Graben daselbst hat dieses ausgezeichnete Regiment dereinst nicht aufhalten können heut sollen die Enkel jener Helden sich zeigen und sie werden eine harte Probe bestehen, denn die Dragoner von Windischgräß stehen ihnen gegenüber, ein Feind, mit dem zu kämpfen schon eine Ehre ist.

Die 3. und 5. Schwadron Litthauer haben sich an die Tête gesezt, ihre Hufschläge klirren auf dem Steinpflaster von Trautenau, vorwärts gehts durch die Stadt, denn dort unten steht der Feind — oben auf den Höhen oben auf den Höhen im Thale im Kornfelde überall.

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Nun dringen die Preußen, dicht aneinandergeschlossen, von zwei Seiten in die Stadt, Musik ertönt, aus den Häusern kommen Leute, man bringt den Truppen

Gastfreundschaft in Trautenau.

Speisen und Wein. Jetzt geht es lang-
sam weiter bis zum Markte. Plöglich
fnattert es von allen Seiten, aus den
Fenstern fallen Schüsse. Das erste Feuer
wird aus dem Hause gegenüber der Ka-
pelle an der Aupa abgegeben, man sieht
die Gestalten österreichischer Soldaten
hinter den Fenstern der Häuser huschen,
vom Thurme herab pfeifen sogar Kugeln,
die Bevölkerung läßt, wie es scheint,
die Maske fallen, sie betheiligt sich bei
dem Angriffe gegen die Preußen.
„Ra Ra Rasch zurück!" tönt das

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Signal. Die Vordersten gehen rück

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wärts. Aufgeschlossen!" im Nu sind die Schützenzüge formirt und dringen gegen die Querstraßen vor. „Verrath, nieder mit den Mordbrennern!" hallt es aus dem Munde der erbitterten Preußen; die Häuser werden erbrochen, man dringt in die Gassen ein, häufig genug erhalten die Stürmenden Feuer und Steinwürfe. Der Gastwirth Stark hatte die Musiker der Preußen in sein Gastzimmer gerufen, und während diese sich mit Speise und Trank erquickten, knatterte durch die Fenster plötzlich das Feuer der Desterreicher. Dieser Vorfall lieferte den Beweis, daß in der That noch österreichische Soldaten in der Stadt gewesen sind *). Während der Straßenkampf sich fortsett, eilen die Truppen des Gros durch die Stadt, gegen den Feind, der schon beginnt, sein Feuer auf die sich entwickelnde Infanterie zu richten.

Die preußischen Soldaten, welche innerhalb Trautenau's gegen die Schüßen aus den Häusern vorgehen, haben den Bürgermeister Roth verhaftet, mit ihm den Gastwirth und verschiedene Andere, die verdächtig waren. Freilich hat die Erbitterung so manches vergrößert, Unschuldige haben mit den Schuldigen leiden müssen. Man entgegnete den wüthenden Preußen, daß Gesindel sich in österreichische Uniformen gesteckt und aus den Fenstern gefeuert habe

man beklagt sich über hartes Verfahren und die Erregung

*) Es ist die Nachricht verbreitet worden: Ein preußischer Unterofficier habe die Leute, welche sich nicht durch Signale oder Rufe herbeiholen ließen, dadurch zum Sammelplay gebracht, daß er in das Fenster gefeuert habe. Eine Annahme, die jedem, der die Disciplin des preußischen Soldaten kennt, lächerlich erscheinen muß.

der erbitterten Preußen mag hie und da wohl Manchen geschädigt haben, der es weniger verdiente, doch jetzt hat man zum Untersuchen keine Zeit, die Schüsse von draußen her

fallen immer schneller und dichter auf einander, darum nur schnell die Stadt säubern und die Häuser von Feinden reinigen. „Jedes Haus, aus welchem geschossen wird, schlagt ein!" rufen die Officiere; der Befehl wird befolgt, denn in der That strecken sich Flintenläufe aus den Jalousien der nächstliegenden Häuser hervor, das Soutien auf dem Markte deckt sich in den Gängen der Lauben vor den Gebäuden, bald schweigt das Feuer in der Stadt, es ist schon längst von dem Donner draußen übertönt worden. Hinter Trautenau war es bereits zum blutigsten Zusammenstoße gekommen. Sobald die Avantgarde des General-Lieutenants von Großmann durch Trautenau gekommen war, ließ der Führer

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seine Kolonne zum Angriff entwickeln. Regiment Kronprinz (Nr. 7), die Ostpreußen, Regiment Nr. 41 und das 1. Jäger-Bataillon werfen sich vorwärts. Die Lisière von Trautenau wird gehalten, immer schärfer und schneller wird das Feuer. Die Anhöhen zunächst der Stadt sind mit dichten Kornfeldern bestanden, aus dem Getreide hervor sausen die Kugeln der feindlichen Jäger. Ringsum auf den höher gelegenen Kuppen beginnt die Artillerie aufzufahren. Es ist die österreichische Brigade Mondel. GeneralLieutenant von Gablenz ist in der Nähe, ein Mann, auf den die Soldaten des Kaisers große Hoffnung sehen. Oben von dem Kapellenberge herab blißt es, prasselnd schlagen die Granaten zwischen die Reihen der andringenden Preußen; ein furchtbares Geschützfeuer beginnt von allen Seiten, der Feind entwickelt seine ganze Kraft in diesem für ihn so überaus günstigen Terrain. Während der rechte Flügel der Avantgarde gegen den Kapellenberg vordringt, wendet sich das Gros unter General von Clausewitz von Parschnig aus gegen die rechte Flanke des Feindes, der aus weiter Entfernung sein vernichtendes Geschoß den Preußen zuschleuderte.

Die Jäger des Feindes im Korn suchen dem Vorschreiten durch ein wohlgezieltes Feuer Halt zu gebieten, es wird aber dennoch durch Eingreifen der Batterie Preiniger ermöglicht. Ein Hagel von Geschossen schmettert in das Kornfeld und streckt die graugrünen Schüßen darnieder zwischen die wallenden Aehren, gleich darauf ein zweiter

verderblicher Schauer von Eisen; er bringt sie vollends zum Weichen. Die preußischen Tirailleurs dringen vor, die Kolonnen folgen ihnen. Leider vermag die Artillerie in dem schwierigen Terrain nicht ihr gewichtiges Wort mitzusprechen und gegen die sich entwickelnden Infanteriemassen führt Gablenz seine Windischgrät - Dragoner. Im Sturm sausen sie heran, um die Infanterie der Avantgarde zu zerstreuen, aber schon sind die durch Trautenau vorgedrungenen litthauischen Dragoner bei der Hand. Die 3. und 5. Schwadron hat sich hinter der Stadt mit drei Zügen der 1. Escadron ihres Regimentes, die von der rechten Seite herbeikommen, vereint. Rittmeister Hagen und Major von Jastrzembski sezen sich an die Spige ihrer Reiter und nun „Hurrah“ mit Galopp in den rasend herbeieilenden Feind. Die Linien sind wirr und wild zusammengelaufen, die Hiebe rasseln, zuweilen knallt aus dem Haufen ein Pistolenschuß, schon liegen am Boden die blutenden Reiter, Pferde jagen über die hügelige Ebene. Zwei berühmte Regimenter ringen hier zum ersten Male gegen einander welches wird weichen? Mit verzweifelter Bravour haut die österreichische Reiterei in den Feind, aber gegen diese eisernen litthauischen Reiter, die fest zusammengeschlossen bleiben, vermag die stürmische Attacke der österreichischen Reiter nicht Stand zu halten; Pferd an Pferd, unter vernichtenden Hieben wirft das litthauische Reitergeschwader den tapfern Feind zurück, mit einer gewaltigen Schwenkung wenden die Windischgrät - Dragoner sich vom Gefechte ab, hinter drein jagt jetzt die Schaar der litthauischen Dragoner, nicht achtend des rechts und links wogenden Kampfes, aber der Feuercifer hat zu weit geführt, aus den Büschen und Feldern krachen Salven der österreichischen Jäger, das Feuer kreuzt sich, von zwei Seiten kommend, in den Reihen der Verfolgenden, so mancher brave Bursche sinkt aus dem Sattel, noch sind die Vordersten dicht hinter dem fliehenden Feinde, in den Knäuel feuern die Jäger hinein, aber schon sind auch die Têten der preußischen Infanterie da und unter dem Feuer derselben ziehen sich die Litthauer zurück. Sie haben ihren alten Ruhm behauptet, aber auch mancher der Ihrigen liegt stumm auf der Wahlstatt.

Indessen ist die Entwicklung der Infanterie geschehen, Generallieutenant von Großmann muß die verderbenspeienden Höhen nehmen. Oberst von Koblinski mit zwei Bataillonen des Regimentes Nr. 41 (Kronprinz) schicken sich an in todesmuthiger Hast den furchtbaren Gang da oben hinauf zu unternehmen. Die Schüsse der Feinde sind häufig genug ihres Zieles sicher, denn die Schüßen stehen hinter den Bäumen und das Schußfeld bot für diejenigen, welche die Höhen ersteigen sollten, nicht die geringste Deckung. Von hier aus sahen die Oesterreicher mit größter Ruhe den anstürmenden Preußen entgegen. Kaum ist der Angriff der Windischgrätz - Dragoner zurückgeschlagen, so wimmelt auch der Aupagrund von Pickelhauben; sie wogen im Nebel des Pulverdampfes wie die Wellen eines breiten Flusses, die Rufe und die Signale übertönen das Knattern des Feuers, welches jezt auf allen Punkten, so weit das Auge

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