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Bei Tage genügten einzelne Posten, und nur bei Nacht mußten stärkere Wachen aufziehen und Verbindung unterhalten.

Belagerung vom

1864.

Die Belagerung hatte unterdessen ihren Fortgang genommen. Am 8. April fortgang der war die technische Leitung derselben an den General v. Hindersin übergegangen. 8. bis 17. April In der Nacht vom 10. zum 11. April wurde auf 400 bis 450 m von den Schanzen die zweite Parallele ausgehoben und in der Nacht vom 12. zum 13. April alle Erweiterungsarbeiten fertig gestellt. Da aus dieser Parallele am 14. April der Sturm erfolgen sollte, wurde derselbe am 13. April durch ein lebhaftes Feuer von 104 Geschüßen (14 hatten außer diesen eine anderweitige Bestimmung) vorbereitet. Das überlegene Feuer des Angreifers hatte schon seit Tagen die feindlichen Geschütze zum Schweigen gebracht; nur die Batterien auf Alsen feuerten noch. In Schanze I waren sämmtliche Geschütze kampfunfähig und in Schanze VI nur drei brauchbar. Am Tage des Sturmes besaßen die Dänen im Ganzen nur noch 85 kampffähige Geschüße. Das Innere der Werke war von den Geschossen meist völlig durchwühlt, so daß ein Auswechseln der beschädigten Geschütze kaum ausführbar erschien. Da bombensichere Unterkunftsräume überall fehlten, und die Blockhäuser in den Schanzen meist in Trümmern lagen, war der Aufenthalt in den Werken eine Höllenqual. Alle Truppenbewegungen hinter den Schanzen mußten im Feuer des Angreifers unter erheblichen Verlusten ausgeführt werden. Man kann den Dänen für ihr Ausharren in dieser Lage nur aufrichtige Bewunderung zollen. Vom 10. bis 17. April wurden täglich durchschnittlich etwas über 4000 Schuß gegen die Schanzen abgegeben. Am 13. April steigerte sich diese Zahl auf 7400 und wuchs am 18. April, dem Tage des Sturmes, auf über 8000 Schuß.

In der Nacht vom 12. zum 13. April erfolgte eine Allerhöchste Willensäußerung betreffs Verschiebung des Sturmes und Anlage einer dritten Parallele, von der dann der Sturm erfolgen sollte. Demzufolge wurden in der Nacht vom 13. zum 14. April die Vorposten vorgeschoben, in der Nacht vom 14. zum 15. April die dritte Parallele auf nur 220 bis 300 m von den Schanzen entfernt ausgehoben und bis zum 17. April für alle Anforderungen des aus ihr beabsichtigten Sturmes ausgebaut.

Die 2. und 4. Kompagnie Regiments Elisabeth hatten, an letterer Arbeit betheiligt, hierbei einen Verlust von drei Verwundeten.

13. Der Sturm auf die Düppeler Schanzen.
(Siehe Plan 4.)

„Die gesammten für den Kampf*) bestimmten Kräfte bestanden aus:
den Vorposten: 23 Bataillone,

Der Sturm auf die Düppeler Schanzen am

den Sturm-kolonnen: 111⁄2 Bataillone, 5 Pionier-Kompagnien, 18. April 1864

144 Mann Festungsartillerie,

der Hauptreserve: den Brigaden Canstein und Raven mit 61⁄4 Ba=
taillonen, 3 Jäger-Kompagnien, 4 Batterien mit 27 Geschüßen.

*) Entnommen aus: „Der Deutsch Dänische Krieg 1864" vom Königlich Preußischen Großen Generalstabe.

Ferner:

Vorbereitungen für den Düppel. sturm.

der Brigade Roeder: 411⁄2 Bataillone,
der Brigade Schmid: 3 Bataillone,

der Garde-Division: 5 Bataillone, 5 Eskadrons, einer reitenden
Abtheilung: 5 Batterien mit 20 Geschüßen.

Somit standen vor den Düppeler Schanzen:

331⁄4 Bataillone, 3 Jäger-Kompagnien, 5 Eskadrons, 47 Feldgeschüße, 5 Pionier-Kompagnien,

bei Satrupholz: 5 Bataillone, 4 Jäger-Kompagnien, 20 Feldgeschüße, 211⁄2 Pionier-Kompagnien;

im Ganzen: 381⁄41⁄4 Bataillone, 7 Jäger-Kompagnien, 5 Eskadrons, 67 Feldgeschüße, 7 Pionier-Kompagnien, in Summa 37000 Mann." Die Aufstellung obiger Truppen für den Sturm ist aus nebenstehender Skizze ersichtlich.

Die für die Sturmkolonnen ausgelosten Kompagnien waren im Beseitigen und Ueberwinden von Hindernissen vorgeübt worden. Bei Schmöllehn hatte man nach dem Muster der dänischen Schanzen eine Befestigungsanlage hergerichtet, an der auch die zu den Sturmkolonnen bestimmte 1., 3. und 5. Kompagnie Regiments Elisabeth eingeübt wurden. Bei diesen Proben, die im Sturmanzuge Mütze, ohne Gepäck ausgeführt wurden, ging es sehr vergnügt zu. Unter vielem Lachen über die Ungeschickten wurde das Ueberwinden der Hindernisse im schnellen Vorgehen kompagnieweise eingeübt und den Leuten gezeigt, wie man sich mit den Schanzenhindernissen, den Eggen, Palisaden, Sturmpfählen, Wolfsgruben, Cäsarpfählchen, Drahthindernissen und anderen Freundlichkeiten abzufinden habe. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz verweilte bei diesen Uebungen mit der kurzen Feldpfeife mitten unter den Soldaten und plauderte mit vielen derselben in ungezwungenster Weise.

Hauptmann v. Stwolinski, der seit mehreren Tagen an äußerst heftigen ruhrartigen Anfällen schwer erkrankt war, hatte sich auf einem Strohwagen seiner 3. Kompagnie hierher nachfahren lassen. Er wollte seine Kompagnie selbst gegen die Schanzen führen, wenn er nur noch ein Glied rühren könne". Hauptmann v. Stwolinski besaß in hohem Grade die Liebe und Verehrung seiner Kameraden und Untergebenen. Als er am 18. April den Heldentod gestorben war, fanden Schmerz und Wehmuth ihren Ausdruck in der Stimmung der Grenadiere seiner Kompagnie. Oft konnte man aus ihren Reihen die Worte hören: „Ach unser Hauptmann!"

Die aus Kompagnien aller Truppen zusammengestellten Sturmkolonnen 1 bis 6 hatten jede die ihrer Nummer entsprechende Schanze anzugreifen. Die Garde-Division hatte die Sturmkolonnen 1 und 6 zu bilden. Von jeder Kolonne sollte die vorderste Kompagnie als Schützenschwarm gegen die betreffende Schanze vorbrechen und das Feuer der Besaßung niederhalten, die nachfolgende Arbeiter-Kompagnie mit den Pionieren die Hindernisse beseitigen und dann die auf etwa 80 m folgenden Sturm-Kompagnien die Brustwehr ersteigen. Die Reserve-Kompagnien hatten auf 120 m zu folgen.

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Sturmfolonne 1, -5. Kompagnie

Das Regiment Elisabeth war mit seiner 5. Kompagnie der Sturmkolonne 1 und mit der 1. und 3. Kompagnie der Sturmkolonne 6 zugetheilt. Der Rest stand während des Sturmes mit der Garde-Division bei Wester-Satrup in Reserve, um mit dieser nach 10 Uhr früh auf Düppel nachzurücken.

In der Nacht vom 17. zum 18. April marschirten die Sturm-Kompagnien aus Nübel ab, wo sie sich gesammelt hatten, und begaben sich auf ihre Pläge in der dritten Parallele, die Sturmkolonne 1 auf den äußersten rechten und Sturmkolonne 6 auf den äußersten linken Flügel.

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Unterwegs empfingen hier die Kompagnien das in der zweiten Parallele niedergelegte Ausrüstungszeug für den Sturm. Die 3. und 5. Kompagnie Elisabeth erhielten als Reserve-Kompagnien leere Säcke, die vor dem Sturm halb mit Sand zu füllen waren. Die 1. Kompagnie Elisabeth empfing als Arbeiter-Kompagnie 80 Sturmsäcke, 10 Beile, 10 Hippen, 10 Klinkbretter und 10 Leitern.

Um etwa 2 Uhr früh waren alle in der dritten Parallele versammelt und suchten sich die Zeit bis zum Beginn des Sturmes, 10 Uhr früh, so gut wie möglich zu verkürzen. Um 4 Uhr früh begann das Feuer unserer Belagerungsartillerie, die in den sechs Stunden bis zum Sturm, ohne die Feldartillerie, etwa 7900 Geschosse gegen Düppel und Alsen schleuderte und von 7 Uhr früh ab im Schnellfeuer stand. Obwohl die Dänen den Sturm erwarteten, mußten sie infolge dieses Feuers ihre Schanzenbesaßungen und Reserven in Deckungen zurückziehen, so daß sie beim Sturm zum Theil zu spät kamen.

Die preußischen Geschosse sausten scheinbar dicht über den Köpfen der versammelten Truppen hinweg. Zuerst war man infolge des Luftdruckes versucht, sich fortwährend zu bücken, bis man sich schließlich daran gewöhnte. Die Vorsteckvolzen unserer Granaten flogen in Menge umher und verleßten mehrere Leute. Ein betäubender Donner rollte nah und fern und ließ den Erdboden erzittern. In den Lüften aber schien die Hölle entfesselt zu sein. Das beständige Brausen, Zischen, Heulen und Krachen wirkte wahrhaft nervenerschütternd.

Am Morgen des 18. April schien die Sonne vom unbewölkten Himmel. Der Geschüßdampf stieg senkrecht in die Höhe. Die Luft war durchsichtig klar, so daß man die feindliche Stellung deutlich erkennen konnte. Punkt 10 Uhr früh verstummte plötzlich das Feuer der Geschüße, und die Sturmkolonnen stürzten sich, zuerst schweigend, dann unter brausendem Hurrah, vorwärts. Von der 2. Parallele her schmetterten die Musikkorps von vier Regimentern die Klänge des Yorckschen Marsches, unter denen einst die Fahnen unseres Regiments ihre Weihe empfangen hatten.

Die Sturmkolonne Nr. 1*) legte ihren 550 m langen Weg im feindElisabeth. lichen Feuer längs Schanze II und den südlichen Verbindungsgräben im Laufschritt

*) Führer: Major v. Conta, vom 4. Garde-Regt. 3. F.

4.

Schüßen-Kompagnie:

Hptm. v. Reinhardt,

3. Garde-Regts. 3. F.'

zurück und pflanzte nach sechs Minuten ihre schwarz-weiße Sturmfahne das Zeichen des Sieges - auf Schanze I auf.

Die ihr als Reserve zugetheilte 5. Kompagnie Elisabeth verlor beim Vorstürmen einige Verwundete durch Kartätsch- und Infanteriefeuer. Hauptmann v. Hahnke führte seine 5. Kompagnie an der bereits genommenen Schanze I vorbei gegen die nach dem Strande zu führende Vertheidigungslinie. Hier nahm die Kompagnie im Nahkampf mit der dänischen Besatzung zwei Espignolen, *) so= genannte Amüsetten, und hatte dabei zwei Verwundungen. Hauptmann v. Hahnke jammelte hier seine beim Vorgehen über die Hindernisse etwas auseinandergekommenen Leute und führte dieselben über die Verbindungsgräben am Strande hinweg etwa 500 m gegen die zweite Linie der Dänen vor, als er Befehl erhielt, zur Besaßung von Schanze I unter Befehl des Hauptmanns v. Stülpnagel vom 4. GardeRegiment zu Fuß zu treten. Wenn auch der Feind keinen Versuch zur Wiedergewinnung der Schanze machte, so erschien doch das gefürchtete dänische Panzerschiff „Rolf Krake“ **) und warf einige Bomben in die Schanze, ohne aber Schaden anzurichten. Das Feuer der Schanze aus dänischen Geschüßen und die Wirkung unserer schweren gezogenen Geschüße zwangen das Panzerschiff bald zum Rückzug.

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Festungs-Art. Abtheil. von der Art. Brig. Nr. 7, Sek. Lt. Schmölder.

Eine aus acht Flintenläufen zusammengestellte Waffe, die mittelst Zündschnur zur

Entladung gebracht wurde und geringen Werth hatte.

**) Der „Rolf Krake“, ein Panzer-Kuppelschiff, war im Herbst 1863 von England nach Kopenhagen überführt und erst am 7. Februar 1864 zum Auslaufen fertig gemacht worden. Es spielte während der Belagerung eine große Rolle, erschien oft unvermuthet im Wenningbund, beschoß von der Flanke her die Belagerungsanlagen und verursachte häufig erhebliche Verluste. Unsere Leute kannten ihn genau und nannten ihn „Rolf Racker". Am 18. April erschien er etwa um 101⁄2 Uhr früh im Wenningbund, als der Besiz der zweiten Linie der Befestigungen für uns bereits gesichert war, und beschoß die Schanzen I bis VI. Er wurde sofort aus den gezogenen 12- und 24 Pfdern der Gammelmark-Batterien und den Batterien 28 und 31 derart unter Feuer genommen, daß er bedeutende Beschädigungen erlitt und den dritten Theil seiner Besaßung verlor. Außerdem gerieth er mit der Schraube in die für ihn im Wenningbund ausgespannten Neße, so daß er nur mit Mühe freikam und nach einer Stunde ziemlich erfolglosen Feuerns wieder abdampfte. Am 29. Juni 1864 beim Uebergang nach Alsen versagte der „Rolf Krake“ vollständig, da er es versäumte, rücksichtslos in die überseyenden preußischen Staffeln hineinzufahren, und später vor dem überlegenen Feuer der preußischen Strand-Batterien bald das Weite suchen mußte.

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