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Vorschein und dann in tiefster Trauer. In den ersten Tagen fehlten sogar die Dienstmädchen am Brunnen.

Unsere Leute waren durch die sehr schwierigen Märsche, häufigen Erfundungen, Sonderaufträge und durch den fast beständigen Vorpostendienst sehr angestrengt worden.

Die bisher gelieferte Magazinverpflegung war gut gewesen, wurde aber hier auf jütländische Rechnung noch verbessert. Der Mann erhielt täglich ein Pfund schönes Fleisch, reichlich Reis, Schnaps, Cigarren und guten Kaffee; der Offizier eine Flasche Wein. Da unsere Feldbäckereien aber noch nicht hatten. folgen können, mußten jütische Bäckereien den Bedarf liefern; doch war das Brot schlecht, feucht und sauerer wie unser Kommißbrot, so daß es den Leuten schlecht bekam. Die Liebesgaben nüßten nicht viel, da sie meist unzweckmäßig ausgewählt wurden. Die Würste verdarben, der Kuchen vertrocknete, die Bouillontafeln verschimmelten, die Chokolade wurde nicht gekocht, sondern gegessen, u. s. w., so daß sich das Regiment veranlaßt sah, die öffentliche Aufmerksamkeit durch Zeitungsanzeigen auf geeignetere Dinge, wie Punschertrakt, Kaffee, feinen Rum und gute Cigarren zu richten. Der gut und reichlich gelieferte Schnaps sorgte für Erwärmung der durchnäßten und durchfrorenen Mannschaften.

Die Bekleidung reichte für den schweren Feldwachtdienst im Winter nicht aus. Der Stiefelersaß war unzulänglich, die alten Mäntel zu dünn, und Unterkleider lieferte nur die Privatwohlthätigkeit, wie z. B. Unterjacken, gestricte Unterbeinkleider, Strümpfe und Fußlappen aus Barchent. Lettere wurden von den Leuten am meisten gefordert. Die Posten erhielten lange, weiße Schafpelze, die sich sehr bewährten, obwohl sie einen für ein preußisches Auge eigenartigen Eindruck machten.

Der Gesundheitszustand war leidlich, obgleich das stürmische Wetter kein Feuer brennen ließ, und der tiefe Schnee sich in den Mittagsstunden oft in Schmutz verwandelte. Fast während des ganzen Koldinger Aufenthalts herrschte mildes Winterwetter, d. h. die Gegend verschneite tief, aber unter dem Schnee lag unergründlicher Schmuß. Die Kleider der Soldaten wurden daher kaum trocken und konnten doch nicht gewechselt werden. Dabei waren die Kompagnien auch während ihrer zwei Ruhetage, die mit zwei Vorpostentagen abwechselten, in der Stadt im anstrengenden Dienst in Alarmquartieren, da man auf Ueberfälle und Landungen gefaßt*) sein mußte. So war mancherlei Ursache zu Krankheiten vorhanden. Während der Märsche hatten die Erfrierungen überwogen, aus denen sich aber die Leute wenig machten. So fand der Regimentsarzt bei einer Fußbesichtigung in Kolding beim I. Bataillon noch durchschnittlich 20 Leute in jeder Kompagnie mit oberflächlich erfrorenen Füßen, also 10 pCt. Alle thaten jeden Dienst mit und wurden erst nach diesem Befund ärztlich behandelt. In weiterer Folge riefen aber die andauernde Nässe und das ungewohnte feuchte Brot gastrische

*) Aus demselben Grunde mußten die sämmtlichen Wagen der Truppentheile täglich vor Anbruch der Dunkelheit die Kolding-Aa überschritten haben und während der Nacht auf dem jüdlichen Ufer verbleiben.

Zustände hervor. Magendrücken, Kopfschmerz, Appetitlosigkeit, Gelbsucht u. s. w. veranlaßten einen beträchtlichen Ausfall durch Kranke. Die Feldwachen erhielten daher doppelte Kaffeeportionen und konnten sich so während der Nacht ausreichend am Kaffee erwärmen, was gute Folgen hatte.

Die Vereinigung der Offizierkorps der Garde-Husaren, des ElisabethRegiments und der Artillerie zeitigte ein heiteres kameradschaftliches Zusammenleben. Auch die Pioniere waren, besonders durch den wegen seiner geselligen Gaben allgemein beliebten Premierlieutenant Scheibert,*) würdig vertreten. Die nicht im Dienst befindlichen Offiziere trafen sich mittags und abends in den Wirthshäusern, um eng vereint im dichtesten Cigarrenqualm den Kriegserlebnissen der Garde-Husaren begierig zu lauschen, die sich fast täglich mit dänischen Dragonern herumhieben. Der Glanzpunkt dieses geselligen Zusammenlebens war der 24. Februar 1864, wo Seine Königliche Hoheit Prinz Albrecht, (Vater) an dem ge= meinschaftlichen Liebesmahl**) der Offizierkorps theilnahm. Wie in der Garnison schloß sich an das Mittagessen ein Tanzfest an, das der hohe Herr mit Oberst v. Bentheim, als seiner Dame, durch eine aus den wunderlichsten Touren zusammengesetzte Quadrille eröffnete.

Von dem begeisterten Hoch, das hier an den Nordmarken Deutschlands auf den Allerhöchsten Kriegsherrn erflang, brachte der Telegraph Meldung nach Berlin. Noch an demselben Abend erhielt Oberst v. Bentheim folgende Antwort:

"Ich danke den Offizieren der Avantgarde für ihr Gedenken ihres Kriegsherrn, der so gern unter ihnen wäre.“

Wilhelm R.

Vormarsch auf
Fredericia am

6. Vormarsch auf Fredericia.***)

Längere diplomatische Verhandlungen hatten Oesterreich endlich von der Noth8. März 1864. wendigkeit einer Besetzung Jütlands, die auch Generallieutenant v. Moltke dringend befürwortete, überzeugt. Am 6. März 1864, 6 Uhr 15 Minuten abends, lief ein Telegramm Seiner Majestät des Königs ein, wonach der Vormarsch gestattet wurde. Das Oberkommando verfügte hierauf, daß das III. Korps sich am 8. März von Kolding gegen Fredericia zu wenden habe, während das zwischen Taps und Hadersleben versammelte II. Korps den bei Veile stehenden Gegner angreifen sollte.

*) Pr. Lt. Scheibert war auch dienstlich als „Fachmann“ viel geschäftig und hatte u. A. auf der äußersten Spiße der Hafenmole ein Blockhaus mit Eisenbahnschienen bombensicher eingedeckt. Ein starker Infanterieposten konnte von dort den Koldinger Fjord und die Straße nach Fredericia unter Feuer halten.

**) Ein Theilnehmer an jenem Feste schreibt: „Es ging in Svensens Hotel dabei so lustig zu, daß es noch heute unerklärlich erscheint, wie das Haus stehen geblieben ist.“

***) Vergl. Plan 3.

Vom III. Korps*) standen am 8. März 1864 zum Vormarsch bereit: Die Avantgarde um 4 Uhr früh etwa 3,5 km nördlich Kolding auf der Chauffee nach Beile, die rechte Seitenabtheilung um 6 Uhr früh am Nordostausgang von Kolding auf der Chaussee nach Fredericia. Leßtere sollte über den vom Feinde besetzten Engweg von Gudsö auf Fredericia vorgehen, die Hauptkolonne mit Avantgarde und Gros über Alminde, Mosevraa, Landerupgaard, Höirup-Kro nach dem ebenfalls vom Feinde besetzten Elbodal-Uebergang von Havreballegaard marschiren. Lettere Marschrichtung mußte durch Bedrohung der Rückzugslinie des Feindes eine schnellere Entscheidung herbeiführen. An Befehlen waren am 7. März, nachmittags 4 Uhr, ausgegeben:

Disposition. *)

Die Avantgarde steht um 4 Uhr morgen früh auf der Chaussee nach Veile, mit der Tete an dem Gehöfte, wo heute am Tage die Kavallerieseldwache steht, und marschirt um diese Zeit gegen Veile ab, den Brückentrain **) hinter dem zweiten Bataillon.

Das Gros und die Reserve folgen der Avantgarde unmittelbar.

Das rechte Seitendetachement steht um 6 Uhr auf der Chaussee nach Fredericia, bei der Stadt, mit der Tete noch im Thale. Dasselbe marschirt um diese Zeit nach Gudsö vor.

Das Füsilier-Bataillon Augusta bleibt als Besagung von Kolding zurück. Nur die Patronenwagen, Munitionswagen und Medizinkarren werden von den Truppen mitgeführt, alle andere Bagage ohne Ausnahme bleibt im Park bei Kolding bis auf weiteren Befehl. Das Füsilier-Bataillon Augusta kommandirt einen Hauptmann und 1⁄2 Kompagnie zur Bagage, das Garde-HusarenRegiment 1 Unteroffizier, 10 Pferde.

Das Feldlazareth folgt den Reserven unmittelbar.

Ich marschire mit der Avantgarde und erwarte die Führer aller selbständigen Abtheilungen heute Abend um 7 Uhr in meinem Quartier.

v. der Mülbe.

*) Truppeneintheilung des III. Korps für den 8. März 1864:

Avantgarde: Oberst v. Bentheim.

Regiment Elisabeth,

2. u. 3. Eskadr. Garde-Hus. Regts.,

3/4 4 pfdge Garde-Battr.,

1. 6 pfdge Battr. Art. Brig. 3,
Brückentrain aus beigetriebenem Ma-
terial.**)

Gros: Generalmajor Graf v. d. Golk.
3. Garde-Regt. z. F.,

4.

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3/4 4. Eskadr. Garde-Hus. Rg 3.,
3. 6 pfdge Garde- Battr.

Reserve: Oberst v. Oppell.

II. Bat. 4. Garde-Gren. Regts.,
1/4 4. Eskadr. Garde-Hus. Regts.,
4. 12 pfdge Battr. Art. Brig. 3,
Leichtes Feldlazareth des III. Korps.

Rechte Seitenabtheilung: Major v. Beeren.
I. Bat. 4. Garde-Gren. Regts.,

1. Eskadr. Garde-Hus. Regts.,

1/4 4 pfdge Garde-Battr.

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(Das Füs. Bat. 4. Garde Gren. Regts. blieb unter Major v. Burghoff zur Besagung von Kolding zurück).

**) Durch Lt. v. Wolff vom Regiment Elisabeth zusammengestellt.

Feuertaufe des Regiments ant 8. März 1864.

Oberst v. Bentheim erließ folgenden

Avantgardenbefehl.

Zu der vom Korps befohlenen Zeit ist die Avantgarde, wie folgt, formirt:
Vortrupp: Oberstlieutenant v. Kerssenbrock,

zwei Eskadrons Garde-Husaren,
Füsilier-Bataillon Elisabeth,
drei 4pfdge Geschüße mit Bedeckung.

Haupttrupp: Oberst v. Winterfeld,

II. Bataillon Elisabeth,

Brückentrain (Lieutenant v. Wolff),

drei Kompagnien I. Bataillons Elisabeth,
drei 4pfdge Geschütze,

eine Kompagnie I./Elisabeth.

Noch am 7. März 7 Uhr abends wurden die Truppen der Avantgarde infolge unrichtiger Meldungen über den Anmarsch feindlicher Kolonnen gegen den diesseitigen rechten Flügel alarmirt. Nachdem starke Patrouillen vorgeschickt waren, kehrten unsere Leute erst nach 10 Uhr abends in die Quartiere zurück.

Am frühen Morgen des 8. März sammelte sich das Regiment an den befohlenen Punkten. Während des Antretens und des ganzen ersten Theiles des Marsches herrschte eine tiefe Finsterniß. Das Einfügen der Truppen in die Marschkolonne war daher äußerst schwierig. Infanterie, Kavallerie, Artillerie, der Brückentrain, Medizinkarren u. s. w. marschirten auf der Chaussee bunt durcheinander. Obwohl jede Kompagnie zwei Laternen an Bajonetten bei sich führte, war es in dem Wirrwar von schreienden Menschen und schnaubenden Pferden geradezu lebensgefährlich. Der Tag begann erst zu grauen, als die Avantgarde schon Alminde erreicht hatte. Unter diesen Umständen war es unserer 1. und 4. Kompagnie, die man erst um 3 Uhr früh von den Vorposten des rechten Flügels abgelöst hatte, nicht möglich, die ihnen in der Marschkolonne angewiesenen Stellen rechtzeitig zu. erreichen. Sie konnten sich erst nach dem ersten großen Halt in die Marschordnung einfügen.

7. Gefecht bei Fredericia, (Heise-Kro und Stovstrup).*)

Feuertaufe des Regiments.

Beim Weitermarsch auf der Straße von Alminde über Landerupgaard, Höirup-Kro auf Fredericia erhielt die Husarenspiße bei Höirup-Kro Feuer. Dänische Dragonerpatrouillen wichen über den sumpfigen Elbodal-Abschnitt zurück. Die Fahnen wurden enthüllt und das Füsilier-Bataillon gegen den von etwa einer dänischen Kompagnie besetzten Uebergang bei Havreballegaard ent

*) Vergl. Plan 3.

wickelt. Das II. Bataillon hatte dem Füsilier-Bataillon zu folgen, während das I. Bataillon später in südlicher Richtung eingesetzt wurde.

Oberstlieutenant v. Zychlinski, der Führer des Füsilier-Bataillons, entwickelte sofort die 12. Kompagnie rechts und die 9. Kompagnie links des nach dem Uebergang bei Havreballegaard führenden Weges. Die 10. und 11. Kompagnie gingen dicht hintereinander aufgeschlossen auf demselben vor. Die 12. und 9. Kompagnie ließen ihre „Schüßenzüge“ schwärmen und folgten mit den übrigen beiden Zügen geschlossen. In ununterbrochenem Vorgehen erreichten die Schüßen der 12. und 9. Kompagnie den Elbodal-Grund und traten hier in ein lebhaftes Feuergefecht mit dem Feinde. Nach kurzer Pause ging sodann die 10. Kompagnie, gefolgt von der 11. Kompagnie, zum geschlossenen Angriff auf die den Weg sperrende Barrikade vor. Gleichzeitig griffen die Schüßen der 12. und 9. Kompagnie den Feind zu beiden Seiten des Weges mit Hurrah an. Premierlieutenant v. Haugwig von der 12. Kompagnie sprang hierbei als Erster in die sumpfige Nebel-Aa. Er, wie Lieutenant v. Görne, der Führer des Schüßenzuges der 9. Kompagnie, ferner der Einjährig-Freiwillige Kasuth und der Füsilter Förster waren die Ersten am anderen Ufer und halfen den im Sumpf versinkenden Kameraden an das feste Land. Die feindlichen Schützen wichen eilig vor dem Angriff unserer Füsiliere, der so schnell und schneidig erfolgte, daß die dem Vortrupp zugetheilten drei vierpfündigen Geschütze nicht mehr zu Schuß kommen konnten. So wurde der jenseitige Thalrand des Elbodal-Grundes im ersten Anlauf genommen. Von der Höhe sah man den Feind in kleinen Trupps abziehen. Die 9. und 11. Kompagnie, bei der die Fahne des Bataillons verblieb, verfolgten den Feind von Knick zu Knick in Richtung auf den Heise-Kro, während die 10. und 12. Kompagnie einer stärkeren feindlichen Abtheilung folgten, die rechts in Richtung auf Taarup zurückgegangen war.

Da das Füsilier-Bataillon auf diese Weise sich sehr zerstreut hatte, wurde nun das II. Bataillon in erster Linie gegen den Heise-Kro vorgenommen, doch waren auch Theile der 11., 9. und 12. Kompagnie später beim Angriff auf den Heise-Kro betheiligt.

Vom Füsilier-Bataillon starb der Füsilier Otto 11. Kompagnie als erster Soldat des Regiments den Heldentod für König und Vaterland.

Das II. Bataillon hatte beim Beginn des Gefechts auf dem westlichen Elbodal-Ufer Befehl erhalten, die 5. Kompagnie zur Deckung der rechten Flanke gegen Höirup zu entsenden. Diese Kompagnie traf erst später am Heise-Kro wieder beim Bataillon ein. Nach Empfang des Angriffsbefehls ging das II. Bataillon sofort mit zwei Kompagnien in erster Linie und zwar mit der 6. auf dem rechten und der 7. auf dem linken Flügel gegen den Heise-Kro vor. Die 8. Kompagnie folgte geschlossen und wurde später mit der wieder beim Bataillon eintreffenden 5. Kompagnie dazu verwendet, um die in der Nähe des Heise-Kro liegenden Gehöfte abzusuchen, wobei beide Kompagnien eine Anzahl von Gefangenen machten.

Die Dänen räumten nach kurzem Feuergefecht gegen die 6., 7. Kompagnie und die vorher genannten Theile des Füsilier-Bataillons den Heise-Kro und gingen in Richtung nach Fredericia auf Sönderbygaard und Stovstrup zurück. Zwischen den genannten Gehöften und dem Heise-Kro verstärkte sich der Feind, sezte

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