Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Politische Ur sachen des Feld. zuges 1864.

[ocr errors]

Dritter Abschnitt.

Der Krieg gegen Dänemark 1864.*)

ie zu diesem Kriege führenden Ursachen**) lagen in den staatsrechtlichen Beziehungen Schleswigs zu Holstein, sowie in deren politischem Verhältniß zu Deutschland und Dänemark begründet. Als die bestehenden Verträge durch Dänemark gebrochen worden waren, erhoben die deutschen Staaten Einspruch. Alle auf eine friedliche Verständigung gerichteten Unterhandlungen scheiterten an 9. Juli 1863. dem Widerstande Dänemarks; daher beschloßz der Deutsche Bundestag am 9. Juli 1863 die Exekution". Auf Betreiben des Ministers Bismarck sollten Sachsen und Hannover in erster Linie vorgehen, Preußen und Oesterreich aber nur als Reserve dienen. 12000 Sachsen und Hannoveraner besezten demzufolge Holstein. Als sich 14. Januar 1864. der Deutsche Bund am 14. Januar 1864 weigerte, die Exekution auch auf Schleswig zu erstrecken, gingen nunmehr Preußen und Desterreich selbständig vor. Nachdem 16. Januar 1864. ihr Ultimatum am 16. Januar 1864 durch Dänemark abgelehnt worden war, 1. Februar 1864. begannen am 1. Februar 1864 die Feindseligkeiten. Bismarcks meisterhafter Politik gelang es, während dieser Verwickelungen und Kämpfe ein Gegenbündniß der Dänemark befreundeten Mächte zu verhindern, doch waren zahllose Schwierigkeiten zu überwinden, und die Rücksicht auf die Politik behinderte oft die Energie der Kriegführung.

Kriegsbereit schaft und Aus. marsch in die Mark im Novbr.

und Dezbr. 1863. 27. November 1863.

1. Kriegsbereitschaft und Ausmarsch in die Mark im November und Dezember 1863.

Mobilmachung des Regiments im Januar 1864.

Schon am 27. November 1863 wurden „die Grundzüge"***) für die wahrscheinliche Mobilmachung gegen Dänemark vom Kriegsministerium den General

*) Vergl. Uebersichtskarte I.

**) Nach dem Generalstabswerk 1864.

***) Bereits am 11. November 1863 vormittags fand in Gegenwart des Kriegsministers, Gen. Lts. v. Roon, des Chefs des Generalstabes der Armee, Gen. Lts. Frhr. v. Moltke, und des Gen. Adj., Gen. Lts. Frhr. v. Manteuffel, eine Besprechung bei Seiner Majestät dem Könige statt. Hier wurde beschlossen, die z. Z. außerhalb ihres Korpsbezirkes stehenden neuen Garde-Regimenter als Reserve für das Operationskorps nach der Mark heranzuziehen (3. u. 4. Garde-Regt. 3. F., 3. u. 4. Garde-Gren Regt.).

5. Dezember 1863.

kommandos mitgetheilt. Hiernach sollten auch die vier neuen Garde-Regimenter (3. und 4. Garde-Regiment zu Fuß, 3. und 4. Garde-Grenadier-Regiment) ausrücken und zunächst im Reserveverhältniß hinter der nach Holstein beorderten 6. und 13. Division verwendet werden. Somit hatte sich auch das ElisabethRegiment durch Einziehung der Reserven auf 802 Mann für jedes Bataillon zu ergänzen. Die A. K. O. vom 3. Dezember traf am 5. Dezember 1863 in Breslau 3. Dezember 1863. ein. Spätestens am 19. Dezember 1863 sollte hiernach das Regiment in den bis dahin geräumten Standorten der mobilen 11. JInfanterie-Brigade (Canstein) eintreffen. Das Regiment erhielt sämmtliche Reserven und Ordre-Urlauber der vier neuen Garde-Infanterie-Regimenter aus dem Bereiche des V. und VI. Armeekorps. Zwischen dem 14. und 16. Dezember 1863 waren die Bataillone vollzählig 14. und 16. De und die in Breslau verbleibende Abtheilung unter Befehl des Premierlieutenants v. Bentheim formirt. Zufolge des kriegsministeriellen Erlasses vom 12. Dezember 1863 hatte das Regiment am 18. Dezember 1863 aus Breslau abzurücken. Die Fahrzeuge (unbespannt), sowie die ganze Taschenmunition für die Ausrückestärke Patronenwagen gefüllt waren mitzunehmen. Die Kriegschargirung wurde am 15. und 16. Dezember vom Artilleriedepot Breslau empfangen.

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small]

Die Fahrt dauerte etwa 10 Stunden. Mittagspausen fanden in Kohlfurt, längere Aufenthalte in Sorau und Frankfurt a. D. statt.

zember 1863.

18. bis 19. De zember 1863.

Es erreichten am 18. Dezember 1863: 18. Dezember 1863: Regimentsstab und I. Bataillon mit der Bahn: Köpenick und Gegend; das Füsilier-Bataillon Fürstenwalde und Gegend; - am 19. Dezember 1863: Regiments stab und I. Bataillon durch Fußmarsch Alt-Landsberg und Werneuchen, das Füsilier-Bataillon von Fürstenwalde durch Fußmarsch Lichtenow und Gegend, das II. Bataillon mit der Bahn: Cüstrin; am 20. Dezember 1863: 20. Dezember Das II. Bataillon von Cüstrin durch Fußmarsch Bärwalde und Gegend, das Füsilier-Bataillon von Lichtenow durch Fußmarsch Straußberg und Gegend; - am 21. Dezember 1863: Das II. Bataillon von Bärwalde 21. Dezember durch Fußmarsch Königsberg i. N. M. und Gegend.

Somit waren untergebracht:

Regiments stab und I. Bataillon in Alt-Landsberg und Werneuchen, II. Bataillon in Königsberg i. N. M. und Gegend, Füsilier-Bataillon in Straußberg und Gegend.

Die Quartiere des in Alt-Landsberg und Werneuchen liegenden I. Bataillons waren infolge der Ueberfüllung wenig wohnlich und so kalt und ungünstig, daß die Leute sich nicht genügend erwärmen konnten. Zum Zudecken des Nachts dienten meist nur die Mäntel. 460 Mann hatten keine Decken und mußten die Dezember- und Januarnächte in meist ungeheizten Räumen verbringen. Das II. Bataillon war in Königsberg i. N. M. und Gegend gut, das Füsilier-Bataillon in dem ebenfalls überlegten Straußberg aber schlecht unter

1863.

1863.

gebracht. Zur vorläufigen Abhülfe bewilligte das Kriegsministerium dem Regiment 2. Januar 1864. am 2. Januar 1864 200 wollene Decken.

Mobilmachungs.
befehl für das
Regiment.
1. Mobil.

machungstag,

Der Dienstbetrieb in dieser Zeit bestand hauptsächlich in Uebungsmärschen und Felddienstübungen. Bei strenger Kälte oder Thauwetter wurde die Zeit ausgenußt, um die Truppe an Anstrengungen jeder Art zu gewöhnen und sachgemäß auf den voraussichtlich bald eintretenden Winterfeldzug vorzubereiten.

Am 16. Januar 1864 traf die A. K. O. (vom 15. Januar 1864) ein, der zufolge die vier neuen Garde-Regimenter ebenfalls mobil*) gemacht werden sollten. Erster Mobilmachungstag 16. Januar 1864! Die Kopfstärke von 16. Januar 1864. 802 Mann sollte jedoch auch bei den mobilen Bataillonen beibehalten werden. Es waren mithin nur noch die nöthigen Pferde**) auszuheben und das ErsatzBataillon mit 502 Mann Kopfstärke nebst zugehöriger Handwerker-Abtheilung zu bilden. Zur Abhaltung von Schießübungen mußten die Bataillone auf den Inhalt ihrer Patronenwagen zurückgreifen, deren Bestände im Laufe des Januar 1864 wieder ergänzt wurden.

26. Januar 1864.

Der Feldetat war mit dem 15. Januar 1864 ins Leben getreten.

Am 26. Januar 1864 war das Ersaß-Bataillon***) unter Kommando des Majors a. D. v. Willamowiß mit 9 Offizieren, 1 Zahlmeister, 35 Unteroffizieren, Marschtafeln.

[blocks in formation]

*) Vergleiche: Die,,Kriegs-Rangliste für 1864" in der,,Offizier-Stammliste" des Regiments, Seite 210, sowie in der Anlage 3 A vorliegender Geschichte.

[merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

***) Ersaz-Bat. und Handwerker-Abtheilung konnten erst allmählich auf die erforderliche Stärke gebracht werden. Rangliste des Ersag-Bats. vergl. „Offizier-Stammliste“ des Regiments, Seite 211 und Anlage 3 B. vorliegender Geschichte.

†) Dem II. Bat. wurde in Schwedt von den Offizieren der damals dort befindlichen Reitschule ein großartiges Fest gegeben. Jeder Offizier des Bataillons wurde von mehreren Kameraden der Reitschule zu Tisch geführt, und der Jubel, ein viel beneidetes, in den Krieg ziehendes Regiment bewirthen zu können, war ebenso groß, wie die Sehnsucht Aller, ihm bald folgen zu dürfen.

2 Spielleuten, 111 Mann und die Handwerker-Abtheilung mit 82 Köpfen formirt. Die Ergänzungsmannschaften des I. und Füsilier-Bataillons trafen am 29. Januar in Alt-Landsberg bezw. Strausberg, diejenigen des II. Bataillons 29. Januar 1861. in Königsberg i. N. M. ein. Am 27. Januar erhielt das Regiment den 27. Januar 1864. telegraphischen Befehl zur Fahrt nach Hamburg und zum Vormarsch nach Holstein. Am nächsten Tage bereits folgten die Marsch- und Fahrttafeln (vergl. Seite 30). Die Truppenbewegungen fanden entsprechend statt. Alle drei Bataillone hatten die Ehre, in Berlin von Seiner Majestät dem König besichtigt zu werden, und zwar das 1. Bataillon am 31. Januar 1864, 12 Uhr 30 Minuten 31. Januar 1864. mittags auf dem Plaze vor der Universität, das Füsilier-Bataillon am

1. Februar 1864, 9 Uhr früh auf dem Plage vor dem Hamburger Bahnhof, und 1. Februar 1864.
schließlich das II. Bataillon am 1. Februar 1864 um 3 Uhr 30 Minuten nach-
mittags auf dem Hamburger Bahnhof, zum Einsteigen bereit. Der Vorbeimarsch
des I. Bataillons erfolgte in langschäftigen Stiefeln, ein damals ungewohnter
Anblick. Diese soeben neu eingeführten Stiefel*) thaten dem Regiment im Schnee
und Schmuß des Winterfeldzuges gute Dienste. Sonderbar erschienen dagegen die
Strohumwickelungen anderer Truppentheile, die in Schleswig wegen ihrer unzu-
reichenden, kurzschäftigen Stiefel auf diese Weise ihre Beine und Beinkleider zu
schützen suchten. Als Seine Majestät der König das zuletzt abfahrende
II. Bataillon begrüßte, theilte er dem Offizierkorps mit, daß nach einer soeben
eingetroffenen Depesche der General-Feldmarschall Freiherr v. Wrangel die
Feindseligkeiten**) eröffnet habe, und sprach die Hoffnung aus, daß auch unser
Regiment den altbewährten Ruhm der preußischen Garden aufrecht erhalten werde.
In Hamburg trafen ein:

Regimentsstab u. I. Bataillon am 1. Febr. 1864 um 9 Uhr 33 Min. abends,
Füsilier-Bataillon

=

1.

=

1864 = 11 = 33

= 2.

=

=

1864 - 4 = 28 =

nachts,

früh.

II. Bataillon . . Das Auffinden der Quartiere mitten in der Nacht hatte in der fremden Stadt seine Schwierigkeiten. Indessen zeigte sich der einzelne Hamburger im Zurechtweisen entgegenkommend und liebenswürdig, während die große Menschenmasse, die insbesondere den ersten Zug erwartet hatte, die Truppen schweigend und mißtrauisch***) empfing.

*) Die Leute gaben diesen Stiefeln den Spißnamen: Pannemann, wohl in Gedankenverbindung mit dem allgemein auf die Dänen angewendeten Spottnamen Hannemann. **) Am 1. Februar 1864.

***) Das allgemeine Mißtrauen, das man damals in ganz Deutschland der Bismarckschen Politik entgegenbrachte, äußerte sich überall in den nicht zu vermeidenden politischen Gesprächen. Als überzeugter Vertreter dieser Richtung zeigte sich in Hamburg ein Barbier mit breitem schwarz-roth-goldenen Bande um die Brust. Während er die Offiziere mit Seifenschaum bearbeitete, schwang er drohend sein Messer in der Luft und rief feierlich: „Ihr Preußen seid gekommen, um die Truppen der Mittelstaaten aus Holstein zu verdrängen und um die Elb-Herzogthümer den Dänen wieder zu überliefern; aber die Revolution wird bald in ganz Preußen ausbrechen; Eure ganze Armee wird Gewehr bei Fuß nehmen, um den Augustenburger zu proklamiren!" Sprach's und kragte weiter.

Das war dieselbe Weisheit, mit der man im preußischen Abgeordnetenhause dem Ministerpräsidenten v. Bismarck „notorische Unfähigkeit in diplomatischen Dingen“ vorwarf.

Eröffnung der

Feindseligkeiten

am 1. Februar

1864.

1. Februar 1864.

2. februar 1864.

2. februar 1864.

Noch in der Nacht fand eine ausgedehnte Erkundung der Austernkeller statt. Am Nachmittag des 2. Februar 1864 begann der Ausmarsch des Regiments (Stab und I. Bataillon) nach dem Altonaer Bahnhof bei Wind und Schneeregen. Je mehr die Truppen nach Altona hineinkamen, desto größer und lebhafter wurde die sie begleitende Menge. An fast allen Häusern kamen Flaggen mit den Farben der Herzogthümer zum Vorschein. Frauen und Kinder winkten mit Tüchern, die Männer schrieen Hurrah; ein nicht endenwollender Jubelsturm brach schließlich los. Inschriften, wie: „Jungens haut scharf!“ kennzeichneten die Stimmung.

Die sehr mangelhaften Ein- und Ausladevorrichtungen in Altona und dem Bestimmungsort Rendsburg verursachten große Verzögerungen, so daß das 2. und 3. Februar I. Bataillon erst am 2. Februar 11 Uhr abends, das Füsilier-Bataillon am 3. Februar 4 Uhr früh und das II. Bataillon am 3. Februar 5 Uhr 30 Minuten früh dort eintrafen.

1864.

Marsch des Regiments vor

In Rendsburg wurde Oberst v. Winterfeld zum Kommandanten des dortigen Kronwerkes ernannt. Oberstlieutenant v. 3ychlinski übernahm die Führung des Regiments, Major v. Brandenstein diejenige des Füsilier-Bataillons. Dem Regiment waren als Alarmquartiere zugewiesen:

Regimentsstab und I. Bataillon: Sorgbrück, Heidbünge und

die Danewerke. Sorgwohld,

Ueberblick über die beiderseitigen

Streitkräfte

und Aufmarsch derselben.

II. Bataillon: Friedrichswiese, und

Füsilier-Bataillon: Feldscheide.

Auf schneebedeckter Straße zogen die Bataillone nach ihren neuen Bestimmungsorten. Während des ganzen Marsches war dumpfer Kanonendonner von den Danewerken her hörbar. Der Ernst des Krieges sollte bald noch greifbarer werden, als schon am 3. Februar eine Wagenkolonne mit österreichischen Verwundeten, darunter Leute vom Regiment Augusta, aus den Gefechten von Jagel und OberSelf die vom Regiment Elisabeth belegten Ortschaften durchzog.

2. Ueberblick über die beiderseitigen Streitkräfte und Aufmarsch derselben.

Das dänische Heer
bestand aus:

3 Infanterie-Divisionen zu je 12 Bataillonen, 3 Eskadrons, 2 Batterien, 1 Kavallerie-Division zu 27 Eskadrons, 1 Batterie,

[blocks in formation]
« ZurückWeiter »