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16. Juli 1870, 1. Cag.

17. Juli 1870, 2. Tag.

18. Juli 1870, 3. Cag.

19. Juli 1870,

4. Tag.

20. Juli 1870, 5. Tag.

12. Kompagnie:

Chef: Hauptm. v. Wedelstaedt.
Pr. Lt. v. Ziemiezky (als Führer zur

9 Komp. des Regts).

Sek. Lt. v. Paczensky u. Tenczin I.,
komdrt. zur Kriegsschule in Cassel (zum
Ersatz-Bat.).

Sek. Lt. v. Bockum-Dolffs (zur 2. Komp.

des Regts.).

Sek. Lt. v. Sperling.

Port. Fähnr. Frhr. v. Rheinbaben (zur

11. Komp. des Regts.).

Chef: Hauptm. v. Wedelstaedt.

Set. Lt. Radler (aus der Res. des
Regts.).

Sek. Lt. v. Sperling.

Sek. Lt. Rodewald (aus der Res. des
Regts.).

Schon am 16. Juli hatte sich zur Paroleausgabe der größte Theil der vorstehend aufgeführten Reserveoffiziere eingefunden. Bei dem gemeinsamen Mittagsmahl des fast vollzähligen kriegsstarken Offizierkorps gab Oberstlieutenant v. Zaluskowski der hochgehenden Stimmung durch den kurzen Zuruf Ausdruck: Meine Herren, heute nur ein Wort: Seine Majestät der König: Hurrah!“ In der Zeit vom 16. bis 27. Juli erfolgte die Mobilisirung des Regiments in der für die Armee planmäßig vorgesehenen Weise, wie folgt:

"

Eintreffen des Mobilmachungsbefehls.

Bekanntmachung der Kriegs-Rangliste, vorbehaltlich höherer Genehmigung. Feststellung des Bedarfs an Ergänzungsmannschaften (155 Unteroffiziere, 1441 Mann), an Trainsoldaten (71), an Pferden (121), an scharfen Patronen (278 520).

Abgaben für den Stamm des Ersaß-Bataillons, für die KrankenträgerKompagnie und die Eisenbahn-Abtheilung werden bestimmt, fünf Reserve-Abholungskommandos gebildet.

Rückberufung aller Beurlaubten (Offiziere telegraphisch) und Dispositions

urlauber.

Beginn der kriegsmäßigen Einkleidung und Instandseßung der Fahrzeuge.
Anlage der Kriegstagebücher u. s. w.

Telegramm geht ein: „Die Garde-Landwehr-Bataillone werden in Stärke von 802 Mann mobil. Abgabe von Offizieren und Unteroffizieren hat planmäßig zu erfolgen."

Vertheilung der ersten Mobilmachungspferde.

Abgang der fünf Reserve-Abholungskommandos nach Görlig, Striegau, Münsterberg, Rosenberg, Gleiwit.

Anwerbung von Marketendern u. s. w.

Empfang der Ergänzungswaffen für die Feld-Bataillone im Burgfeld

Zeughaus.

Fortsetzung der Bekleidungs- und Ausrüstungsmaßregeln.
Eintreffen der ersten Reserven (211 Mann).

Von nun an täglich zweimalige Vertheilung an die Bataillone.

Anforderung von 107 Schneidern und 48 Schuhmachern für die beim ErsayBataillon zu bildende Handwerker-Abtheilung.

Ankauf der Mobilmachungspferde auf 90 Stück gebracht.

Empfang der Kriegschargirung.

Abgang der zur Garde-Landwehr kommandirten Offiziere*) und Mannschaften.
Zusammentritt des Erjat-Bataillons.

Einstellung von 250 Freiwilligen bei demselben.

Vertheilung der letzten Mobilmachungspferde.

Beginn des Feldgeldetats für das mobile Regiment (71⁄2 Sgr. pro Mann und Tag).

Eintreffen der Kabinets-Ordre vom 18. Juli, wonach: „Gardekorps nach erfolgtem Abmarsch in den Verband der Zweiten Armee (Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl von Preußen, Königliche Hoheit) treten wird.

Eingang der vollständigen Ordre de Bataille

auf 31 Unteroffiziere, 434 Mann gedeckt.

Bedarf an Ergänzung bis

21. Juli 1870, 6. Tag.

22. Juli 1870,

7. Tag.

Beginn kriegsgemäßer Schießübungen im Salven- und Schnellfeuer (laut 23. Juli 1870,

kriegsministerieller Verfügung vom 16. Juli).

Eintreffen der letzten Reserven.

Das Regiment erreicht den Kriegsetat.

Ueberschuß von 100 Köpfen für Abgabe an das Ersatz-Bataillon vorhanden.**)

Die Ausrückestärke an Mannschaften betrug 3074, an Offizieren 47 Köpfe. Es fehlten sonach gegen die Sollstärke (69) 22 Offiziere, was sich dadurch erklärt, daß aus dem aktiven Dienststand von 5 Stabsoffizieren, 12 Hauptleuten, 40 Lieutenants an Ersatz-Bataillon, Garde-Landwehr, höhere Adjutantur 1 Stabsoffizier, 6 Hauptleute, 16 Lieutenants abzugeben waren und dafür aus der Reserve nur 13 Sekondlieutenants eingestellt wurden. Sechs Portepeefähnriche: v. Rohrscheidt

v. François, Schalscha v. Ehrenfeld, Freiherr v. Lüttwig, Freiherr v. Rheinbaben und Freiherr v. Zedlig - Neukirch; ferner fünf Vizefeldwebel aus der Reserve: Grundmann, Kirsch, v. Glan, Dalibor und Kober; endlich die Feldwebel: Becker, Teichmann, Schuster, Sowade, Schoenfeld, Jahn, Lesseng, Freitag und Sergeant Biedermann 9. Kompagnie, wurden mit den unbeseßten Zugführerstellen betraut und erhielten die Offizierdienstzulage.

Hinzuzufügen ist, daß drei Avantageure, Graf Schwerin, v. Koppy und v. Rohrscheidt, mit ins Feld rückten; daß ferner bei der Kadettenvertheilung vom

*) Siehe das namentliche Verzeichniß in Anlage 5 B.

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**) Die Friedens-Jststärke des Regiments am 15. Juli 1870 betrug 57 Offiziere, 1573 Köpfe, die Ausrückestärke des mobilen Regiments = 28. 1870 : 47 = 3074 Zieht man von dieser leyteren Stärke die für die Ergänzung erforderlichen 1596 Köpfe ab, so folgt hieraus da von der Friedensstärke die Abgaben an das Ersay-Bataillon und die GardeLandwehr abgehen daß das mobile Regiment sich aus etwa 1480 aktiv Dienenden und etwa 1590 Reservisten bezw. Dispositionŝurlaubern zusammensezte, also nur zum kleineren Theil aus aktiv dienenden Leuten bestand. (Das Regiment zog bis zum Ausrücken in Summe 198 Dispositionsurlauber, 2099 Reservisten, 124 Landwehrleute ein und gab an das Ersay-Bataillon 872 (darunter auch Reservisten u. s. w.), an andere Formationen 56 Köpfe ab.)

8. und letzter Cag.

Beendigung der
Mobilmachung;

tungen.

Abfahrt aus

2. August zwei Fähnriche, v. Düring und Freiherr v. Schlotheim, dem Regiment zugewiesen wurden, indeß vorläufig zum Ersaß-Bataillon traten.

Lezteres, das Ersag-Bataillon,*) wies laut Frontrapport am 24. Juli eine Stärke von 14 Offizieren, 711 Mann auf. Die demnach noch fehlenden 233 Köpfe wurden durch Einstellungen aus der Reserve und Landwehr und weiteren Eintritt von Kriegsfreiwilligen in den folgenden Tagen ergänzt und über den Etat vermehrt.

Am 24. Juli, also am neunten Tage nach Eingang der Mobilmachungsordre, legte Dorberei. fonnte telegraphisch nach Berlin gemeldet werden: „das Regiment ist marschbereit“. Die Bekleidung mit neuen Montirungsstücken, die Ausrüstung der Fahrzeuge u. s. w. war, dank der rastlosen Thätigkeit des Regimentszahlmeisters Schlothauer, ohne Stockung vor sich gegangen. Der nach dem Ausschiffungspunkt mitzuführende fünftägige Verpflegungsvorrath wurde am 25. Juli beschafft.

Breslau.

Schon am Tage vorher ging seitens der Division dem Regiment die Weisung zu, sich wegen der Abfahrtszeit u.s.w. direkt an das Generalfommando VI. Armeekorps zu wenden. Zufolge eines beigefügten Auszuges aus der Eisenbahnfahrtliste sollte der Transport auf Linie C nach Homburg in der Pfalz gehen. Quartiermacher waren den Truppen um zwei Tage vorauszuschicken. Dementsprechend sette das Regiment am 26. Juli ein Fourierkommando von 3 Offizieren, 85 Mann unter Führung des Lieutenants v. Düring über Berlin in Marsch. Am 27. Juli wurde telegraphisch ebendahin gemeldet, daß das Regiment am 28., also am 13. Mobilmachungstage, von Breslau abfahren werde.

Die der Fahrt vorangehenden Tage vom 24. bis 27. Juli wurden, außer zu Schieß- und Marschübungen, auch zu anderweitigen Vorbereitungen für den Feldzug benutzt. So erhielt das Regiment eine im großen Generalstab verfaßte „Instruktion über französische Taktik“, welche die Fechtart der feindlichen Armee schilderte. Schon vorher hatte Oberstlieutenant v. 3aluskowski den Offizieren eine von ihm niedergeschriebene Arbeit zugehen lassen, die unter dem Titel: „Praktische Regeln für den Krieg", Anweisungen enthielt, wie der Marsch- und Sicherheitsdienst sowie die taktischen Formen gehandhabt werden sollten. Für das Gefecht wurde empfohlen: „starke Schüßenschwärme, Soutiens dahinter in Halbzüge oder Sektionen abgebrochen, oder zugweise in Reihen gesezt“. „Diese lettere Formation", so äußerte das Regiment in einem nach beendigtem Feldzug eingereichten Bericht, - „hat sowohl in der Schlacht bei St. Privat wie bei der Erstürmung von Le Bourget ganz entschieden zu den verhältnißmäßig geringen Verlusten beigetragen".

Der letzte Tag, den das Regiment in Breslau zubrachte, war der von Seiner Majestät dem Könige zum allgemeinen Buß- und Bettag bestimmte 27. Juli. Militärischer Gottesdienst vereinigte die evangelischen Offiziere und Mannschaften in der Barbara-, bezüglich die Katholiken in der Kreuz-Kirche.

Am folgenden Morgen fand die Verladung in der Art statt, daß die Abfahrt für das I. Bataillon um 6 Uhr 51 Minuten, II. (mit Regimentsstab) um

*) Rangliste siehe Anlage 5 B.

7 Uhr 51 Minuten, für das Füsilier-Bataillon um 8 Uhr 51 Minuten früh erfolgen konnte.

In den Morgenstunden des 28. Juli verließ sonach das Regiment (vom Niederschlesischen Bahnhof aus), geleitet von Glück- und Segenswünschen Angehöriger und Bekannter, seinen bisherigen Aufenthalt, an welchen zehnjährige Gewohnheit sowie gesellige und persönliche Beziehungen Offiziere und Mannschaften meist Schlesier fesselten, um in den Standort Breslau nicht wieder zurückzukehren.

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2. Eisenbahnfahrt. Eintritt in den Kriegsverband. Märsche durch die Pfalz und Lothringen bis zum 18. Auguft.

(Hierzu Uebersichtskarte 8.)

Der am 28. Juli beginnende dreitägige Eisenbahntransport fand bei drücken

Eisenbahn. transport vom

der Hiße statt und würde sich noch fühlbarer gemacht haben, wenn nicht der 28. bis 31. Juli Empfang, den die Truppen auf der Fahrt durch Deutschland allenthalben fanden, 1870. für Stärkung von Geist und Körper gesorgt hätte. Unserem Regiment dürften in dieser Richtung Marburg und Frankfurt a. M. in besonders guter Erinnerung sein.*)

Am frühen Morgen des 29. Juli, etwa gegen 42 Uhr, erreichte das Regiment über Kohlfurt Berlin, das ein Armeebefehl zum Etappenanfangsort des Gardekorps für den weiteren Verlauf des Feldzuges bestimmte, während Worms als Etappenhauptort und die nachstehend näher bezeichnete Linie C als Eisenbahntransportlinie zugewiesen wurden. Von Berlin ging die Fahrt über Wittenberg nach Halle, von da für das I. und Füsilier-Bataillon über Erfurt — nur hier wurde warme Kost verabreicht, Bebra, Cassel, Marburg, Gießen (Kaffeestation) nach Frankfurt a. M. Leyteren Ort erreichte das II. Bataillon auf der Linie über Nordhausen (warme Kost), Göttingen (Kaffeestation), Cassel und Marburg.**)

Von Frankfurt a. M. fuhr das Regiment nicht, wie anfänglich bestimmt, nach Homburg, sondern nur bis Mannheim, wo in der Nacht vom 30. zum 31. Juli nach einer 65 stündigen Fahrt das II. Bataillon um 11 Uhr, das I. Bataillon um 122, die Füsiliere um 21⁄2 Uhr ausgeladen und in der Stadt untergebracht wurden (vergl. zur Bahnfahrt die Nebenskizze auf Uebersichtskarte 8).

Ueber die strategischen Gründe, welche zur Aufgabe des ursprünglich in Aussicht genommenen linksrheinischen Ausschiffungspunktes Homburg führten, äußert das Generalstabswerk: „Dagegen“ (im Gegensaß zu der bei Saarlouis— Merzig zu versammelnden Ersten und der bei Landau zu vereinigenden Dritten Armee)

Für Wohlbefinden des Offizierkorps während der Fahrt hatte unter Anderen der Weinhändler Julius Koenig aus Breslau in uneigennüßiger Weise Sorge getragen.

**) Zwischen Göttingen und Cassel lag der Zug des II. Bats. von abends 11 Uhr bis gegen 6 Uhr morgens auf freiem Felde, weil durch das Entgleisen eines Militärzuges des III. Armeekorps Verkehrsstörungen eingetreten waren.

31. Juli 1870. Erster Marsch. tag.

„konnten bei der Zweiten Armee die aus den entferntesten Theilen des Landes auf der Eisenbahn heranzuführenden Armeekorps nicht angesichts eines, wenn auch immobilen, so doch zahlreichen Gegners ausgeladen werden. Demnach wurde der im Memoire des Generalstabs vorgesehene Aufmarsch der Zweiten Armee näher am Rhein von Seiner Majestät dem König befohlen. Das Garde- und IV. Korps erhielten Weisung, bei Mannheim auszuschiffen und in der dortigen Gegend zu kantonniren u. s. w.“*)

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Da Mannheim für die stetig nachfolgenden Truppen freigehalten werden mußte, so brach das Regiment nach einer Nachtruhe von wenigen Stunden — und auch diese wurden den Mannschaften nicht überall zu Theil, weil dieselben, besonders beim Füsilier-Bataillon, ihre Quartiere infolge Eintheilung der Stadt Mannheim in Littera" nicht mehr fanden - am 31. Juli früh 6 Uhr auf, überschritt auf der großen Mannheimer Brücke den Rhein, den der größte Theil der schlesischen Mannschaft zum ersten Mal erblickte und der unter den obwaltenden Umständen mit Absingung der „Wacht am Rhein“ begrüßt wurde, und marschirte auf dem linken pfälzischen Ufer zunächst in nördlicher Richtung auf Worms über Frankenthal weiter. (Siehe Uebersichtskarte 8.)

Hatte schon in den vorangegangenen Tagen eine drückende Hiße geherrscht, so steigerte sich dieselbe während dieses ersten Marsches noch und fand erst abends in einem Gewitter Abkühlung.

Bei Dirmstein rasteten die infolge der großen Hiße äußerst ermatteten Truppen einige Minuten und wurden von den Bewohnern so gut wie möglich erquickt. Beim Weitermarsch gegen Obersülzen führte der Weg zunächst zwischen Gartenmauern entlang und dann bei starker Steigung der Straße durch einen Hohlweg. Hier, wo sich kein Lüftchen regte, machte sich die Hiße im höchsten Maße geltend, so daß viele der Leute umsanken und zur Rast und Erholung in den Straßengräben niedergelegt wurden, wo sich Aerzte und Lazarethgehülfen um sie bemühten. Wenn auch die Meisten wieder zu sich kamen und der Truppe nachfolgen konnten, so waren doch Verluste unvermeidlich, da Verpflegung und Nachtruhe während des Eisenbahntransportes ungenügend gewesen, da ferner vielen Leuten durch die Bahnfahrt die Füße so angeschwollen waren, daß sie die Stiefel nicht anziehen konnten, da endlich ein Marsch von über drei Meilen in baumloser Gegend zurückgelegt werden mußte. Beim I. Bataillon starben während des Marsches am Hitschlage bei der 1., 2., 3. Kompagnie je ein Mann (Grenadier Noware, Einjährig-Freiwilliger Jahns, Grenadier Gerlitschke), ein erkrankter Grenadier der 5. Kompagnie (Michel) starb an demselben Tage. Achtzehn Mann des Regiments erkrankten derart, daß die Ueberweisung in Lazarethe erfolgen mußte. 76 Mann waren am Abend marschunfähig, wenngleich dieselben nach ein bis zwei Tagen Schonung wieder Dienst thun konnten.

*) Der mit Leitung der Ausschiffung in Mannheim betraute Generalstabsoffizier war Hauptm. Frhr. v. Huene, der von 1860 bis 1867 im Regiment gestanden hatte (vergl. das Vorwort).

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