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Besetzung von

Dresden vom 21 August 1866 bis zum 27. Mai 1867.

Fünfter Abschnitt.

Friedenszeit vom Jahre 1866 bis zum Ausbruch des
Krieges 1870/71.

1. Beschung von Dresden vom 21. August 1866 bis zum 27. Mai 1867.

m 21. August 1866 rückte das Regiment in Dresden ein und übernahm mit anderen Truppen die Besetzung der Hauptstadt. Auch nach dem Friedensschluß und nach dem Einrücken der sächsischen Truppen blieb das Regiment in Dresden im Standort. Während der ersten Wochen der Besetzung Dresdens wurde eifrig an der Instandsetzung der Bekleidung, Ausrüstung und an einer sorgfältigen Einzelausbildung der aus dem Feldzug zurückgekehrten und der vom Ersatz-Bataillon überwiesenen Mannschaften gearbeitet. Die Standortverhältnisse gestalteten sich für das Regiment in dienstlicher Beziehung günstig, da dasselbe in der großen Infanteriekaserne der Neustadt untergebracht war, und diese auch nach Rückkehr der sächsischen Truppen behielt. Beschwerlich für Offiziere und Mannschaften wurde der Wachtdienst, namentlich durch Bewachung der während des Krieges um Dresden aufgeworfenen Schanzen. Eine Abwechselung in das Einerlei des Garnisonlebens brachte die Besetzung der Feste Königstein, in der sich je eine Kompagnie Elisabeth mit einer des Leib-Regiments monatweise ablöste. Die Festung war erst infolge des Friedens den preußischen Truppen übergeben worden.

Die Wahl des über die dortigen Zustände sehr genau unterrichteten preußischen Obersten 3. D. v. Gontard zum Kommandanten von Dresden und dessen Thätigkeit neben dem sächsischerseits am Tage des Einrückens der sächsischen Truppen zum Kommandanten ernannten Generals Frhr. v. Haussen, trug wesentlich dazu bei, ein gutes Einvernehmen zwischen den preußischen und sächsischen Truppen herbei

zuführen. Als Plazmajor wurde Lieutenant v. Bentheim II. vom Regiment zum preußischen Kommandanten abgegeben.

Im Februar 1867 traf Seine Majestät König Wilhelm I. in Dresden. ein. Am Bahnhof stand die 1. Kompagnie des Regiments als Ehrenwache. Da der Besuch den sächsischen Majestäten galt, so besichtigte der Allerhöchste Kriegsherr seine preußischen Truppen nur auf dem Hofe der großen Infanteriekaserne. Wie jede Begrüßung durch den König für die Truppen eine Quelle freudiger Erinnerung war, so auch diese Besichtigung in Dresden, bei der Seine Majestät*) wiederum hervorhob, daßz Allerhöchstderselbe unsere Bataillone als die ersten des Gardekorps auf dem Schlachtfelde von Königgrät begrüßt habe. Nach diesem Regimentsappell begaben sich die Majestäten zum sächsischen Infanterie-Lehr-Bataillon, das von Offizieren und Unteroffizieren der in Sachsen stehenden preußischen Truppen ausgebildet worden war. Seine Majestät der König von Sachsen bedachte dieses Ausbildungspersonal mit Ordensverleihungen, und auch König Wilhelm I. ließ demselben Seine Allerhöchste Zufriedenheit kundgeben.

Am 8. März 1867 konnte das Regiment eine Doppelfeier begehen: das Andenken an die Fcuertaufe bei Heisekro am 8. März 1864 und die Befestigung der für den siegreichen Feldzug 1866 verliehenen Fahnenbänder.**)

Obersten

Regiments

fommandeur.

Im Dienstbetrieb des Regiments brachte die am 30. Oktober 1866 erfolgte Ernennung des Allerhöchste Ernennung des Obersten v. Döring***) vom Generalstabe zum Regiments- v. Döring zum kommandeur wesentliche Veränderungen hervor. Oberst v. Döring beobachtete zunächst den Dienstbetrieb im Regiment und verschaffte sich dann durch eingehende Besichtigungen eine genaue Kenntniß der dienstlichen Leistungen. Für die Einzelausbildung trat er durch Ausbildung eines geeigneten Lehrpersonals ein. Außerdem verlangte er von den Bataillonskommandeuren eine erhöhte Selbständigkeit und hielt diese wie die Kompagniechefs zu einem erziehenden Einfluß auf die unterstellten Offiziere an. Die Kompagnieoffiziere wurden für die Ausbildung der ihnen anvertrauten Züge und Rekrutenabteilungen unter Anleitung der Kompagniechefs verantwortlich gemacht. Der Kriegszweck wurde das Endziel aller Ausbildung und demgemäß der Felddienst besonders gepflegt. Bereits im November 1866 fanden unter Leitung des Regimentskommandeurs Gefechtsübungen in größeren Verbänden statt, zu denen die Rekruten als Zuschauer mit ausrückten. Bei den Uebungen des Regiments erschienen meist Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Sachsen, Albert, der Prinz Georg und viele sächsische Offiziere. Auch den im Frühjahr 1867 stattfindenden Besichtigungen der Rekruten, Kompagnien und Bataillone wohnten die Königlich Sächsischen Prinzen in Begleitung einer großen Zahl ihrer Offiziere bei. Schon die Rekruten wurden im Gelände mit Gepäck, die Kompagnien und Bataillone aber in kriegsmäßiger Ausrüstung besichtigt. Anschließend daran fand jedesmal

*) Vergl. Seite 114, zweiter Absah von oben.

**) Zufolge A. K. D. vom 12. Dezember 1866.

***) Oberst v. Prizelwig wurde an demselben Tage zum Kommandeur der 42. Infanterie Brigade ernannt.

ein Gefecht statt, das nach einer vom Besichtigenden ausgegebenen Gefechtslage geführt wurde.

Die Persönlichkeit und die engeren Beziehungen des Regimentskommandeurs zu Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen, dem Besizer des schönen Schlosses Albrechtsberg bei Dresden, trugen viel dazu bei, dem Offizierkorps eine angesehene Stellung in der sächsischen Hauptstadt zu verschaffen. So erschien auch Prinz Albrecht auf dem ersten Hoffeste, zu dem das Offizierkorps von den sächsischen Majestäten befohlen worden war. Der Chef des Regiments, Jhre Majestät die Königin Wittwe Elisabeth, empfing den Oberst v. Döring wiederholt während ihres Dresdener Aufenthaltes bei Allerhöchstderen Zwillingsschwester, der regierenden Königin von Sachsen und erwies dem Offizierkorps am 24. März 1867 die Gnade, dasselbe zur Vorstellung nach dem Königlichen Schloß zu befehlen.

Sicher wurde von Seiner Majestät König Wilhelm I. bei Auswahl der Truppen für die Besetzung Dresdens in Erwägung gezogen, daß die innigen Beziehungen des Regimentschefs zur regierenden Königin von Sachsen wesentlich zu einem guten Einvernehmen der preußischen und fächsischen Offiziere beitragen würden, wie es auch in der That geschehen ist. Ein guter kameradschaftlicher Sinn bekundete sich besonders gelegentlich der am 22. März 1867 zur Feier des Geburtstages des Königs von Preußen befohlenen Galatafel bei Seiner Majestät König Johann von Sachsen und bei dem sich am 23. März anschließenden gemeinsamen großen Liebesmahl der Dresdener Offizierkorps. Wiederholte Zusammenkünfte preußischer und sächsischer Offiziere im sächsischen Kasino „Jägerhof“ hatten schon vor dieser allgemeinen Feier stattgefunden. Am 18. April 1867 nahm der Kronprinz von Sachsen auch an der Düppel-Feier des Offizierkorps theil.

Zum deutlichsten Ausdruck kam die zwischen preußischen und sächsischen Offizieren erzielte gute Kameradschaft, als am 17. Mai 1867 dem Offizierkorps von den sächsischen Kameraden anläßlich des nahe bevorstehenden Abmarsches des Regiments auf dem Belvedère ein großes Abschiedsfest gegeben wurde. Beim Abrücken des Regiments am 27. Mai 1867 geleiteten Kronprinz Albert und Prinz Georg an der Spize fast sämmtlicher berittener Offiziere Dresdens das Regiment weit über Schloß Albrechtsberg hinaus. Viele herzliche Abschiedsgrüße wurden hier zwischen den beiderseitigen Offizieren gewechselt, die sich noch vor Kurzem als Feinde gegenüber gestanden hatten und die nun bald dazu berufen werden sollten, im gemeinsamen Kampfe gegen den alten Erbfeind für die Einheit Deutschlands einzutreten.

2. Rückmarsch nach Breslau und Aufenthalt daselbst vom Frühjahr 1867 bis 1870. Da die Beziehungen zu Sachsen sich mehr und mehr gefestigt hatten und enthalt daselbst die Neubildung des sächsischen Heeres im Wesentlichen beendet war, erhielt das Dom Frühjahr Regiment Befehl, in seinen früheren Standort Breslau mittelst Fußmarsches zurück

Rückmarsch nach
Breslau und Auf.

1867 bis 1870.

zukehren.

Nachstehende Marschtafel zeigt diese Märsche unter Angabe der Stabs

quartiere.

Mai Regimentsstab I. Bataillon II. Bataillon Füsilier-Bataillon

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Das

Breslan.

Beim Einmarsch in Breslau wurde das Regiment eingeholt: durch die Empfang in Generalität, viele berittene Offiziere des Standorts, eine Abordnung des Magistrats, den Polizeipräsidenten und Abordnungen der in Breslau stehenden Truppentheile, die (lettere) an der Nicolai-Thorwache zur Begrüßung aufgestellt waren. Regiment gehörte zur Zeit von den dort stehenden Truppen am längsten dem Standort Breslau an und hatte sich im Laufe der Zeit in den Standortsanstalten u. s. w. nach Möglichkeit gut eingerichtet. Nach der Rückkehr vom Dresdener Kommando fand das Regiment nunmehr andere Truppentheile im Besige der früher innegehabten Kasernen, der Offizier-Speiseanstalt u. A. m. Es währte geraume Zeit, bis es gelang, in den alten Besißstand wieder eingesetzt zu werden.

Leben in

Breslau.

In dienstlicher Beziehung veranlaßte die Einwirkung des Obersten v. Doering Dienstliches eine rege Thätigkeit. Unablässig war das Streben des Kommandeurs darauf gerichtet, die kriegsmäßige Ausbildung des Regiments zu fördern. Die noch frischen Erfahrungen des Feldzuges 1866 gaben solchen Bestrebungen damals eine neue Richtung. Möglichste Steigerung der Leistungsfähigkeit der Truppe mit feldmarschmäßigem Gepäck und die Ausbildung im Felddienst waren die leitenden Gedanken einer Reihe von Einzelbestimmungen des Regimentskommandeurs. Der Einfluß dieses eisernen Mannes" wie gelegentlich der Aufstellung seiner Büste im

D. Altrock, Geschichte des Königin Elisabeth Garde Gren. Regts. Nr. 3.

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Feldmarschall-Saal des Kadettenkorps einer seiner Nachfolger ihn nannte - wirkte in allen Dienstzweigen fördernd. Willenskraft, Strenge und vollkommene Beherrschung der Formen sicherten ihm einen außerordentlichen Einfluß auf Offiziere und Mannschaften. Rechnet man hierzu eine glänzende jugendfrische Erscheinung, seltene Fertigkeit in den ritterlichen Künsten, vor Allem im Reiten, ferner gediegene militärwissenschaftliche Kenntnisse, so wird man die fortdauernde Verehrung für einen Kommandeur erklärlich finden, der wenige Wochen, nachdem er von seinem Regiment Abschied genommen hatte, seine Heldenlaufbahn*) auf dem Schlachtfelde von Bionville beschloß.

Oberst v. Doering legte in der Friedenszeit zwischen den großen Kriegen 1866 und 1870/71 den Grund für die späteren glänzenden Waffenthaten des Regiments. Unter seiner Leitung wurden die meisten Offiziere und Mannschaften des Regiments für den Feldzug gegen Frankreich geschult.

*) Vergl. Lebensbeschreibung des Obersten v. Doering, Anlage 2A, und Seite 158.

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