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Die Entdeckung eines großen Getreidemagazins in Lundenburg am 21. Juli hatte günstige Folgen, da man den Mannschaften der Division nun täglich je zwei Pfund gutes Weißbrot und Weizenmehl zur Bereitung einer Abendsuppe verabfolgen konnte. „Diesen Maßregeln“, so schreibt das Tagebuch der 2. Garde-InfanterieDivision, dürfte es vorzugsweise zu danken sein, daß Cholera und Durchfälle nie ein geringes Maß überschritten und bald ganz aufhörten." Während des Aufenthalts der Division in und bei Prag vom 19. bis 28. August hatten auch die Truppen wieder unter der dort stark herrschenden Cholera zu leiden. Das Regiment wurde hiervon nicht betroffen, da es Prag sofort verließ, um nach Dresden weiterzufahren.

Von den 59 Mann, die im Regiment während des Feldzuges 1866 infolge von Krankheit starben, kamen etwa 50 auf Rechnung der Cholera.

9. Das Ersatz-Bataillon des Regiments während des Feldzuges 1866.

Das Ersatz, Bataillon des

Bei der Zusammensetzung des Ersay-Bataillons im Jahre 1864 hatten sich, wie erwähnt, manche Uebelstände ergeben, auf deren Vermeidung bei der Aufstellung Regiments wäh im Jahre 1866 Bedacht genommen werden konnte.

Am 11. Mai wurde mit der Bildung des Bataillons begonnen. Das Offizierkorps war aus Offizieren des Regiments, aus kommandirten Offizieren der Linie und aus Landwehroffizieren zusammengesetzt. *) An Mannschaften gab das Regiment ab: 10 Unteroffiziere und 150 Mann; dazu traten sodann Reservisten, Landwehrleute und Dreijährig-Freiwillige, so daß Ende Mai das Bataillon eine Stärke von 61 Unteroffizieren, 16 Spielleuten und 387 Mann erreichte. Das Bataillon wurde der stellvertretenden 21. Infanterie-Brigade unterstellt.

Am 5. Juni ging ein Kommando von 5 Unteroffizieren, 2 Spielleuten und 77 Mann unter Führung des Lieutenants Patrunky zur Bewachung der Strafanstalt nach Striegau ab, woselbst es bis zum 29. Juni blieb.

Am Abend des 17. Juni berührten die mobilen Bataillone des Regiments, aus der Lausitz kommend, mit der Eisenbahn Breslau, um in der Gegend von Brieg untergebracht zu werden. Diese Gelegenheit benutzte man, um 6 Unteroffiziere, 2 Spielleute und 134 Mann des Ersatz-Bataillons in die mobilen Bataillone übertreten zu lassen, wogegen dem Ersteren Kranke, Schwache u. s. w. überwiesen wurden.

Rekruten erhielt das Bataillon am 28. Juni; außerdem aber traten fortwährend Einjährig-Freiwillige ein, so daß nunmehr eine große Regsamkeit begann. Das Bataillon erreichte im Ganzen eine Stärke von 14 Offizieren, 67 Unteroffizieren und 1143 Mann, darunter 150 Einjährig-Freiwillige. Die unterstellte Handwerker-Abtheilung hatte die Stärke von 1 Offizier, 20 Unteroffizieren und 258 Mann. Vorgreifend möge hier noch angeführt werden, daß dem Bataillon während der letzten Zeit des Feldzuges 1866 noch 1800 Mann (Rekonvaleszenten, Passanten u. s. w.) der Zweiten Armee unterstellt waren.

*) Vergl. „Offizierstammliste“ des Regiments, Seite 216, oberer Absay und Anlagen 4C und 4D vorliegender Geschichte.

rend des Feldzuges 1866.

Das IV.Bataillon während des

Eine wesentliche Veränderung wurde durch die A. K. O. vom 18. Juni herbeigeführt, durch welche die Aufstellung und Mobilmachung von vierten Bataillonen, hauptsächlich durch Ergänzung aus den Ersaß-Bataillonen, angeordnet wurde; ein besonderer Abschnitt wird diese wichtige Neubildung behandeln.

Trotz der so bedeutenden Abgabe verstärkte sich der zurückgebliebene Theil des Ersatz-Bataillons durch Reserven u. s. w. bald wieder auf 10 Offiziere, 72 Unteroffiziere, 15 Spielleute und 888 Mann und widmete sich der Ausbildung der Retruten, die Anfang August vorgestellt und in die Kompagnien eingestellt wurden. Vom 9. September ab begann die Entlassung der aus dem Beurlaubtenstande eingezogenen Mannschaften. Am 18. September bildeten 200 Mann des Bataillons auf dem Ring Spalier bei Gelegenheit des feierlichen Siegeseinzuges der Truppen in Breslau, an deren Spize Seine Majestät der König und Seine Königliche Hoheit der Kronprinz einritten. Am 21. September 1866 traf das Ersatz-Bataillon beim Regiment in Dresden ein.

10. Das IV. Bataillon des 3. Garde-Grenadier-Regiments Königin Elisabeth im Feldzuge 1866.

Wie im vorhergehenden Abschnitte angeführt, ließ eine A. K. O. vom Feldzuges 1866. 18. Juni, „betreffend weitere Kriegsrüstungen", aus den Stämmen der Ersat= Bataillone eine Neubildung entstehen, nämlich die vierten Bataillone einer Anzahl von Infanterie-Regimentern. Die Ersatz-Bataillone sollten sich durch Einziehung von Reserven und Wehrleuten derart ergänzen, daß sie auf 1002 gediente Leute kämen. Aus diesen Truppenkörpern sollten dann Feld-Bataillone mit einem Etat von je 802 Köpfen aufgestellt werden. Die Ausführungsbestimmungen des Königlichen Kriegsministeriums wiesen unter Anderem die Ersatz-Bataillone an, sich wegen zutheilung von Offizieren und Unteroffizieren mit den Regimentern in Verbindung zu setzen; das Kommando unseres mobilen Regiments beschied indessen die bezüglichen Anträge um Zuweisung von Offizieren und Unteroffizieren abschlägig. Hinsichtlich der Bekleidung und Ausrüstung mußte auf die Bestände der Ersatz-Bataillone zurückgegriffen werden. Das einzige Fahrzeug, mit dem das IV. Bataillon des Regiments Elisabeth ausrückte, war der Patronenwagen.

Am 6. Juli übernahm Major Neander von Petershaiden (früher im 27. Regiment) das Kommando des Bataillons, das die Stärke von 8 Offizieren*) 49 Unteroffizieren, 16 Spielleuten und 701 Gemeinen erreicht hatte. Die Mannschaften gehörten den verschiedensten Altersklassen an. An Wehrleuten 2. Aufgebots waren 264, an eben erst ausgebildeten Einjährig-Freiwilligen 86 in den vier Kompagnien vorhanden.

Nachdem der 7. und 8. Juli zum Einkleiden und zum Eintheilen der Kompagnien benutzt worden waren, traf am Abend des 8. noch der Befehl vom stell

*) Vergleiche „Offizier - Stammliste" des Regiments, Seite 216, unterer Absah und Anlage 4E vorliegender Geschichte.

vertretenden Generalkommando des VI. Armeekorps ein, schon am 9. mit der Eisenbahn nach Frankenstein zu fahren und demnächst in angemessenen Märschen über Glaz, Dobruska, Hohenbrück nach Pardubiß zu marschiren. In Reinerz wurde am 12. Juli ein Ruhetag gemacht, der von den Kompagnien zum Einüben der nothwendigsten Exerzirbewegungen und des Ladens benutzt wurde. Es war dies um so nothwendiger, als ein Theil der Mannschaft gar nicht mit dem Zündnadelgewehr ausgebildet war. In demselben Marschquartier gelang es auch, die Trainsoldaten des Bataillons auszurüsten und zu bewaffnen, und zwar mit Gegenständen, die in der dortigen Gegend aufgefunden waren.

Ueber Opocna und Sezemitz führte der Marsch nach Pardubiß, wo das Bataillon am 15. eintraf und für vier Tage zum Wachtdienst und zum Besetzen. der Etappenstraße verwandt wurde. In Opocna - zwei Meilen von Josephstadt hatte man die Nacht infolge von eingegangenen Nachrichten in der Erwartung zugebracht, daß von der Festung aus, die nach dieser Seite nicht eingeschlossen war, eine Unternehmung gegen das vereinzelte Bataillon gemacht werde. Man sicherte sich durch Vorposten und traf Maßregeln, um nicht durch die in Opocna befindlichen 300 österreichischen Verwundeten bezw. Rekonvaleszenten belästigt zu werden. Außer einem Verwundetentransport, dessen Begleitmannschaften sich zurückzogen, war indessen vom Feinde nichts bemerkt worden.

Am 24. traf das Bataillon in Brünn ein. Der Gesundheitszustand war durch die nasse Witterung ein sehr schlechter geworden. Am 25. zählte man 3 Unteroffiziere, 2 Spielleute und 110 Mann an Kranken, namentlich herrschten Durchfälle und dann die Cholera, an der 20 Mann starben.

Bis zum 5. August verblieb das Bataillon in Brünn, that Wachtdienst

und gab Kommandos zu Gefangenentransporten.

Am 30. Juli hatte dasselbe die Ehre, bei Ankunft Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen und am 3. August bei Ankunft Seiner Majestät des Königs Ehrenwachen zu stellen.

In Brünn erfuhr das Kommando durch Mittheilung des Oberquartiermeisters der Zweiten Armee, daß der ganze Marsch des Bataillons nach Böhmen auf einem Versehen beruht hätte, daß dasselbe in Leipzig bei der Aufstellung der Zweiten Reserve-Armee erwartet worden war, und daß Seine Majestät der König den Hauptmann Müller vom 6. Jäger-Bataillon zum Kommandeur ernannt hätte. So kam es, daß die ganzen Ressortverhältnisse des Bataillons gar nicht geordnet waren, und erst am 20. August traf der Befehl des Oberkommandos ein, der das Bataillon der 3. Garde-Infanterie-Brigade unterstellte. Es waren namentlich in Fällen der höheren Gerichtsbarkeit aus dem ungeordneten Verhältnisse Unzuträglichkeiten entstanden.

Die Märsche von Brünn nach Prag dauerten vom 5. bis 21. August. Beim Einrücken in lettere Stadt marschirte das Bataillon vor Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen August von Württemberg vorüber, der die Haltung der Truppen lobte. Von Prag aus begab sich das Bataillon am 23. August mittelst der Eisenbahn nach Dresden, woselbst Garnisondienst gethan wurde.

Nachdem schon am 7. September die Wehrleute 2. Aufgebots entlassen waren, erfolgte am 17. die Auflösung des IV. Bataillons. Alle Mannschaften bis einschließlich Jahrgang 1862 wurden entlassen, der Rest dem Regiment überwiesen. Kurz vorher war noch die Nachricht eingegangen, daß die Feldfahrzeuge sich vollständig bespannt und ausgerüstet in Breslau befänden.

Abschluß des

Krieges 1866.

9. September 1866 Demobil. machung.

Einzug in Berlin am 21. September 1866.

11. Abschluß des Krieges 1866.

Nach dem Einrücken des Regiments in Dresden stellten zunächst Gerüchte und dann bestimmte Befehle dem Regiment einen längeren Aufenthalt in Aussicht. So begann dort der Friedensdienst.

Das am 23. August in Dresden eingetroffene IV. Bataillon des Regiments trat ebenfalls in den Verband der 3. Garde-Infanterie-Brigade.

Am 9. September erfolgten die Allerhöchsten Befehle betreffs der Demobilmachung. Die Bataillone hatten sich auf je 802 Köpfe zu verringern und entließen deshalb die Reserven in die Heimath.

Am 19. September verließ das ganze Regiment, allerdings nur auf wenige Tage, Dresden, um auf Befehl Seiner Majestät des Königs an dem feierlichen Siegeseinzug der heimkehrenden Truppen in Berlin theilzunehmen.

Der Regimentsstab kam am 19. September nach Groß-Beeren, das I. Bataillon nach Klein-Machnow und Stahnsdorf, das II. nach Diedersdorf und Klein-Beeren, das Füsilier-Bataillon nach Ruhlsdorf und Groß-Beeren. Am 20. marschirten die Bataillone nach Wilmersdorf, Zehlendorf, Steglig und Schmargendorf.

Hier erhielten dieselben die Bänder zum Feldzugskreuz, ferner die an Offiziere und Mannschaften verliehenen Orden und Ehrenzeichen, die sämmtlich zum Einzug angelegt werden sollten.

Nachdem das Regiment am 21. September auf dem Königsplate mit in der Parade gestanden hatte, nahm dasselbe an dem Siegeseinzug in die Hauptstadt theil.

Seine Majestät der König war von den in der Parade stehenden Truppen mit dreimaligem Hurrah begrüßt worden. Dann ritt der Allerhöchste Kriegsherr an der Spize der Truppen durch das Brandenburger Thor, unter Vorantritt des Dreigestirns Bismarck, Moltke, Roon und der Chefs der Ersten und Zweiten Armee, des Generallieutenants v. Voigts-Rhez und des Generalmajors v. Blumenthal. Hinter dem König folgten die Prinzen, kommandirenden Generale und dann in unabsehbarer Reihe die Truppen. Am Blücher-Standbild ließ Seine Majestät die Infanterie in Kompagniefronten, die Kavallerie in halben Eskadrons und die Artillerie in Zügen vorbeimarschiren.

Ein Erlaß des kommandirenden Generals Prinzen August von Württem= berg machte den Truppen die in gnädigster Weise kundgethane Allerhöchste Zufriedenheit bekannt:

"

Eurer Ausdauer ist es gelungen, stets rechtzeitig auf dem Kampfplatz zu erscheinen, und Eurer Tapferkeit ist es zu danken, daß das Korps nur Siege aufzuweisen hat. Jeder that seine Pflicht, Viele zeichneten sich aus und Viele besiegelten ihre Treue gegen König und Vaterland mit dem Tode. Möge für immer im Korps dieser Geist herrschen, der es so herrliche Thaten vollbringen ließ. Es lebe der König!"

Auch nach den großen Feierlichkeiten konnte der Tag im kleinen Kreise festlich begangen werden, denn die Stadt Berlin hatte reichliche Zulagen, für den Unteroffizier 3 und für den Mann 1,50 Mark bewilligt.

Das Regiment blieb am 22. September noch in Berlin und fuhr erst Rückkehr nach am 23. nach Dresden zurück.

Durch die Auflösung des Ersatz-Bataillons und die Einstellung der Mannschaften desselben in die drei Bataillone des Regiments fonnten am 25. September nochmals Reserven entlassen werden. Um die Bataillone auf 802 Mann Stärke zu belassen, mußten aber 103 Mann des Frühjahrsersages 1863 und 398 Mann des Herbstersages 1863 zurückbehalten werden.

Zu derselben Zeit trafen auch die während des Feldzuges vom Regiment abkommandirt gewesenen Offiziere in Dresden ein.

Bald vereinigte Alle wieder ein reger Friedensdienst.

Dresden am 23. September

1866.

Der Friede mit Desterreich war am 26. Juli 1866 zu Nikolsburg geschlossen worden. Preußen hatte Großes erreicht. Hannover, Hessen, Nassau, Frankfurt a. M., Schleswig und Holstein waren dem preußischen Staate einverleibt und Oesterreich-Ungarn aus Deutschland ausgeschieden. Der Norddeutsche Bund trat unter Anschlußz Süddeutschlands am 1. Juli 1867 ins Leben. Der König von Preußen stand als oberster Kriegsherr an der Spitze der deutschen Heere. Der erste Grundstein zur deutschen Einheit war gelegt und die Gründung des Deutschen Reiches wohl vorbereitet.

Politische

Erfolge 1866.

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