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haftem, aber erfolglosem Feuer dem Bajonettkampfe aus und überließ den Kirchhof der 9. und 12. Kompagnie, die denselben nebst den in der Nähe liegenden Gehöften besetzten. Der Feind,*) etwa 2 Infanterie- und 1 Jäger-Kompagnie, wandte sich nun nach dem 500 m nördlich des Kirchhofes gelegenen Waldrande und eröffnete von dort das Feuer auf das Halbbataillon v. Hackewiz.

Da ein Frontalangriff über das 500 m breite, völlig freie Vorfeld der feindlichen Stellung sehr verlustreich geworden wäre, befahl Premierlieutenant v. Hackewiß auf Anordnung des Majors v. Polczynski den beiden geschlossenen Zügen der 9. Kompagnie, einen nach der linken Flanke des Feindes führenden Hohlweg zur gedeckten Annäherung zu benutzen, um dann die feindliche Stellung unter Flankenfeuer zu nehmen. Sobald diese Bewegung ausgeführt worden war, gingen die übrigen Theile des Halbbataillons im Laufschritt den Kirchhof-Berg hinab und zum frontalen Angriff vor. Der Feind empfing die Füsiliere mit lebhaftem, aber schlecht gezieltem Feuer und zog kurz vor dem Zusammenstoßz schleunigst ab. Die 9. Kompagnie machte hierbei 1 Offizier und 12 Mann zu Gefangenen, die 12. Kompagnie hatte einen Schwerverwundeten und einige Leichtverlette. Nunmehr wurde auf höheren Befehl die Verfolgung eingestellt, da keine „Soutiens“ mehr vorhanden waren.

Das II. Bataillon hatte, wie erwähnt, nördlich der Waldzone zwischen Alt- und Neu- Rogniß Halt gemacht. Auf Befehl des Oberstlieutenants v. Pannewiß rückte jezt dasselbe mit der ebenfalls hier eingetroffenen 9. und 12. Kompagnie nach Neu-Rogniß, um dort auf dem Schlachtfelde der 1. GardeInfanterie-Division zu biwakiren. Auf dem Marsche dorthin bildete die 9. Kompagnie den Nachtrupp.

Die 1. und 3. Kompagnie hatten sich nach dem Angriff auf Alt-Rogniß, etwa 800 m südlich der Kirche von Alt-Rogniß, bei einem Gehöfte gesammelt. Dort befand sich auch Oberst v. Prizelwiß, der als Führer der Reserve das Regiment an diesem Tage zwar nicht unmittelbar führte, aber während des ganzen Gefechts die 1. und 3. Kompagnie begleitet hatte, meist mit den vordersten Schüßen reitend: „weil er ja das erste Mal in seinem Leben ein Gefecht mitmache“. Oberst v. Prizelwitz schloß sich dann dem nach Neu-Rogniß rückenden II. und Füsilier-Bataillon an.

Die 3. Kompagnie war beauftragt worden, einen Seiteneingang des Dorfes Alt-Rogniß in der Nähe der Kirche zu besetzen. Auf ihrem Wege durch die Dorfstraße machte sie noch eine Anzahl von Gefangenen, da sich noch immer Desterreicher in den Häusern befanden, aus den Fenstern feuerten und sich erst ergaben, als die Thore eingeschlagen wurden. Schließlich sammelte Major v. Zaluskowski das Halbbataillon an der Stelle, wo die Dörfer Alt-Rogniz und Rudersdorf zusammenstoßen. Die Verbindung mit den anderen Theilen des Regiments war gänzlich verloren gegangen; der Adjutant, Lieutenant Freiherr v. Firds, wurde daher zum Befehlsempfang nach Trautenau geschickt, das man als Ziel der Division kannte. Da die waldige Gegend vom Feinde noch nicht

*) Nach dem österreichischen Generalstabswerk über 1866.

gesäubert war, konnte Lieutenant Freiherr v. Fircs nicht durchkommen und brachte erst nach geraumer Zeit vom Oberst v. Prizelwit den Befehl, nach Hohenbruck zu rücken.

Während dieses Abwartens erschienen das I. und II. Bataillon Regiments Franz von Rudersdorf her. Die beiden Führer, Major v. Böhn und Hauptmann v. der Golz, erbaten Mannschaften, um die vielen halb verdursteten Verwundeten in die Nähe des Baches hinuntertragen zu lassen. Major v. Zaluskowski erwiderte, daß er seinen völlig erschöpften Leuten den Befehl hierzu nicht ertheilen fönne, aber Freiwillige aufrufen wolle. Von dem vortrefflichen Geiste unserer Leute zeugte es, daß bald Hunderte den Major umringten, aus denen dann 50 Mann ausgewählt wurden.

Major v. Zaluskowski ließ alsdann aufbrechen. Auf der Chauffee begegnete ihm eine Ulanenordonnanz, die einen Zettel mit dem Befehl für den Oberst v. Prizelwig hatte, demzufolge die Reserve nordöstlich von Trautenau biwakiren sollte. Gegen 9 Uhr abends vereinigten sich dort an der Straße nach Parschnitz die 1., 3. und 4. Kompagnie Elisabeth.

4. Kompagnie am 28. Juni 1866.

Die 4. Kompagnie war durch Oberst v. Prizelwig von Eipel dem Gros Erlebnisse der nachgezogen worden. Etwa 600 m westlich von Ober-Raatsch verließ sie die Straße und folgte der Richtung, aus der man feuern hörte“. Am alten Steinbruch (1000 m nordwestlich Staudenz) schloß sich ihr eine Anzahl von Versprengten des Garde-Füsilier- und 3. Garde-Regiments an. Auf dem weiteren Marsche erfuhr sie durch Lieutenant v. Trotha vom 2. Garde-Dragoner-Regiment, daß er unweit der Chaussee, nahe Trautenau, zwei feindliche Kompagnien gesehen. hätte, die sich augenscheinlich zwischen Hohenbruck und dem Galgen-Berg durchschlagen wollten. Hauptmann v. Cranach ließ infolgedessen die Kompagnie links ausbiegen, um dem Feind den Rückzug zu verlegen. Im Verein mit einer Abtheilung des Franz-Regiments wurden hier etwa 5 Offiziere, 450 Mann zu Gefangenen gemacht. Hierauf rückte die 4. Kompagnie zu dem nordöstlich Trautenau biwakirenden I. Bataillon. Unterwegs hatte sie noch 20 Mann gefangen genommen. Die Verpflegung im Biwak war ausgezeichnet, da das reiche Trautenau alles Wünschenswerthe hergab.

Das Gros der 2. Garde-Infanterie-Division biwakirte bei Trautenau mit Vorposten gegen Pilnikau. Vom Regiment biwakirten: I. Bataillon (ohne 2. Kompagnie und einen Zug*) der 3. Kompagnie) bei Trautenau; II., FüsilierBataillon und ein Zug*) der 3. Kompagnie bei Neu-Rogniß auf dem dortigen Schlachtfelde, das einen furchtbaren Anblick bot.

Leichen, todte Pferde, Wagen, Waffen, Ausrüstungsgegenstände, besonders Tornister, lagen dicht gedrängt umher. Aus den Häusern drang das Schmerzensgestöhn der verwundeten Desterreicher. Unsere zu tiefstem Mitleid erregten Mannschaften theilten gern ihre sehr geringen Vorräthe an Schnaps mit den verwundeten Feinden. Ein erbeuteter österreichischer Wagen mit Brot und Wein war die einzige Verpflegung zur Stillung des brennenden Hungers unserer Leute. Aus den umher

*) Zug des Lts. v. Trotha; vergl. Seite 105 und 106, ferner Anmerkung 3, Seite 105.

Nachtgefecht bei Neu-Rognit

liegenden Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken wählten die Mannschaften sich Stiefeln und andere Bekleidungsstücke aus. Fast während der ganzen Nacht scheuchten Gewehrschüsse österreichischer Versprengter, die sich durchzuschlagen versuchten, um sich so der Gefangennahme zu entziehen, die Schläfer auf.

Um 121⁄2 Uhr nachts traf auch die nach Schwadowig entsandte 10. und 11. Kompagnie beim Füsilier-Bataillon ein.

In der Frühe des 29. Juni, gegen 3 Uhr, wurde das Biwak bei Neu

am 29. Juni 1866. Rogniß durch Gewehrfeuer alarmirt. Eine feindliche Abtheilung beschoß die

Rückblick auf das
Gefecht von

Alt-Rognitz.

Brandwache des II. Bataillons. Ein Zug der 7. Kompagnie griff unter Lieutenant v. Johnston den Feind sofort an und nahm 16 Mann vom Regiment Ajroldi und 16. österreichischen Jäger-Bataillon gefangen. Heftig verfolgt, wurde der Gegner von einer stärkeren feindlichen Abtheilung aufgenommen, gegen die sich die 7. Kompagnie nunmehr entwickelte. Der Feind versuchte zwischen NeuRognit und Burkersdorf hindurch in westlicher Richtung zu entkommen, wurde aber auch aus dem Lager bei Burkersdorf durch Truppen der 1. GardeInfanterie-Division angegriffen. Hauptmann v. Jena führte die 7. Kompagnie trog heftigen Gewehrfeuers sofort bis auf 100 Schritt an den Feind heran, worauf sich hier 16 Offiziere 394 Mann ergaben. Die 7. Kompagnie allein nahm hiervon 1 Oberst, 1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 41 Mann gefangen und hatte 4 Verwundete, während der Feind etwa 20 Mann liegen ließ.

an.

Die große Hiße des Tages, die Länge und Beschwerlichkeit des Marsches und der Mangel an Lebensmitteln machten den Tag von Soor und Alt-Rogniz zu einem äußerst anstrengenden. Um 5 Uhr früh war die Division alarmirt worden, und erst nach ungefähr 11 Stunden griffen Theile des Regiments Alt-Rogniz Eine Marschkreuzung mit der 1. Garde-Infanterie-Division bei Sichrau kostete 3 Stunden Aufenthalt. Der Marsch durch den tief eingeschnittenen Engweg von Eipel, der mit Wagen zum Theil völlig verfahren war, fand in glühender Sonnenhite unter fortwährenden ermüdenden Stockungen statt. Zwar waren die Tornister auf Wagen verladen, doch sah infolge dieser Maßregel die Truppe ihre Tornister für 10 Tage nicht wieder, da die bei der Spinnerei von Eipel zurückgelassenen Tornisterwagen erst am 7. Juli bei Alt-Holesowiß das Regiment erreichten. Auch die Bagage mußte die Truppe für 4 bis 6 Tage entbehren, denn erst am 30. Juni und 1. Juli traf die 2. Kompagnie in zwei Etappen mit den Bagagen und Trains wieder ein und wurde von ihrem so überaus mühseligen und undankbaren Kommando abgelöst.

Beim Vorgehen von Ober-Raatsch gegen Alt-Rogniß waren die Leute durch das bergige, waldige Gelände in der schwebenden Sonnengluth bald so erschöpft, daß ein weiterer Vormarsch nur durch eine kurze Ruhe und durch das erwähnte, in diesem Angenblick niedergehende Gewitter mit eintretender Kühle ermöglicht wurde. Allerdings war der Feind mindestens ebenso erschöpft und mit seinem Vorderladergewehr unseren Schüßen stets unterlegen. In dem sich entwickelnden Waldgefecht wurde aber die Gefechtsleitung derart schwierig, daß die Kompagnien, in Halbbataillone zusammengefaßt, bald nach eigenem Ermessen handeln mußten und ein bedeutender Theil des Regiments völlig links abkam.

Konnte man auch den Gefechtsverlust des Regiments nicht bedeutend nennen, so war doch der durch die außergewöhnliche Zähigkeit unserer Leute herbeigeführte Erfolg sehr erheblich. Eine große Zahl von Gefangenen und eine Fahne wurden eingebracht, die feindliche Brigade Grivicic aber völlig versprengt.

Der Verlust des Gegners*) gegen das Gardekorps betrug am 28. Juni: 123 Offiziere, 3696 Mann. Hiervon wurden 1 Brigadekommandeur (Grivicic) 2 Regimentskommandeure und gegen 3000 Mann gefangen genommen, ferner 1 Fahne, 8 Geschütze und eine Kriegskasse mit 10 000 Gulden erobert.

Das österreichische 10. Korps war zum Rückzug hinter die Elbe gezwungen und dem preußischen 1. Korps der Engweg aus dem Gebirge wieder geöffnet worden.

Die Lage der beiderseitigen Armeen am 28. Juni zeigt nachstehende Skizze.

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Am 29. Juni sollte das Gardekorps Königinhof besetzen. Da die erwähnte Rückwärtsbewegung der 2. Garde Infanterie Division von Staudenz auf Trauten au sie am 28. Juni hinter die 1. Garde-InfanterieDivision gebracht hatte, kam letztere am 29. Juni bei Königinhof allein zum Gefecht und beseßte die Stadt. Die 2. Garde-Infanterie-Division blieb leider bis zur Schlacht von Königgräß in zweiter Linie, so daß auch an diesem Tage

*) Nach dem österreichischen Generalstabswerk über 1866.

Vormarsch am Komar, dafelbft Ruhe bis zum

29. Juni bis

2. Juli 1866.

Das Lager bei
Komar vom

29. Juni bis

Schlacht bei Königgrätz am

die Ernte des Sieges der 1. Garde - Infanterie Division hauptsächlich anheimfiel.

Am 29. Juni kochte die 2. Garde-Infanterie-Division ab und brach dann auf. Das Füsilier-Bataillon Elisabeth war zur Avantgarde getreten. und deckte mit dieser beim Vormarsch bis Komar die rechte Flanke der Division, während lettere bei Rettendorf Halt machte und erst gegen Abend nach Komar nachrückte, um dort Biwaks zu beziehen.

Beim Marsch über die Schlachtfelder von Trautenau und Soor konnte man allenthalben bemerken, wie sehr die Oesterreicher am 28. Juni durch das Gardekorps überrascht worden waren; Gewehre, in Stich gelassene Wagen und an einer Stelle sogar die zurückgelassenen, ordnungsmäßig abgelegten Tornister einer ganzen Brigade gaben Zeugniß davon.

Der Nachmittag war sehr heiß. Um den Mannschaften während des Marsches eine Erfrischung zu verschaffen, wurden die Einwohner der zu durchschreitenden Ortschaften veranlaßt, den Vorbeimarsschirenden frisches Wasser zu reichen. Die Leute mußten hierbei im Gehen trinken, ohne zu halten. Diese Maßregel erwies sich als sehr zweckmäßig, da der Genuß des Wassers auf diese Weise unschädlich war. Nach den bisher geltenden Anschauungen hatte man die Truppen auf dem Marsche niemals trinken lassen.

Jm Biwak bei Komar verblieben die Truppen bis zum 3. Juli.

Der Biwaksplat bot bald den Anblick einer kleinen Barackenstadt, zu der ein dicht beim Lager befindlicher Wald das Baumaterial lieferte. Auf den Lichtungen des Waldes wurde während dieser Tage des Abwartens wiederholt Feldgottesdienst für beide Bekenntnisse abgehalten.

Am 2. Juli trat eine veränderte Ordre de Bataille in Kraft, der zufolge die beiden Regimenter Alexander und Elisabeth unter dem General v. Budrizki das Gros bildeten, mit Ausnahme des Füsilier-Bataillons Alexander, das mit den Füsilieren von Franz und den Garde-Schüßen unter Befehl des Obersten v. Prißelwig in die Avantgarde kam.

Oberst v. Prigelwig kommandirte den Premierlieutenant Frhrn. v. Ende zu sich als Adjutanten, so daß Lieutenant v. Wurmb stellvertretender Regimentsadjutant bei dem Führer des Regiments, Oberstlieutenant v. Pannewiß, wurde.

3. Juli 1866. Bistrit

Ueberblick,

4. Schlacht bei Königgräß am 3. Juli 1866.*)

Das österreichische Heer hatte sich am 1. und 2. Juli zwischen Elbe und Front gegen die lettere vor Königgräß versammelt. König Wilhelm faßte den Entschluß zur Entscheidungsschlacht und beorderte die ElbArmee gegen den feindlichen linken Flügel in Richtung auf Nechaniß, die Erste Armee gegen die feindliche Front in Richtung auf Sadowa und die Zweite Armee gegen den rechten Flügel des Feindes derart, daß sie, zwischen Bistriß und

Vergl. Plan Nr. 7 und nebenstehende Skizze.

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